Dutzendteich

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Der Große und der Kleine Dutzendteich sind die beiden größten Gewässer einer Weiherlandschaft im Südosten Nürnbergs. Sie gehören zum Naherholungsgebiet „Volkspark Dutzendteich“.

Großer Dutzendteich mit Kongreßhalle
Foto: © Oliver Acker, digitale-luftbilder.de

Namensherkunft

Lange Zeit wurde angenommen, daß der Name „Dutzendteich“ von einer ehemals vorhandenen Gruppe von exakt zwölf (ein Dutzend) Weihern herrühre. Historische Karten zeigen hingegen, daß dies zu keinem Zeitpunkt der Fall war. Heute wird vermutet, daß sich der Name von „dutze“ (= Schilfrohrkolben) ableite. Tatsächlich neigen die Böden in der Gegend zu Staunässe, die Sumpfland und Röhricht begünstigt.

Geschichte

Der Dutzendteich wurde künstlich angelegt. Wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert wurde der Langwasser und weitere kleinere Bäche für den Dutzendteich und seine Nebenweiher aufgestaut, nachgewiesen ist dies ab 1430. Die ältesten Quellen zeigen die Patrizierfamilie Waldstromer als Eigentümer. Die Weiher dienten ihr als Wasserspeicher und zur Fischzucht, gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam die Nutzung durch zwei Hammermühlen dazu.

1495 wurde der Dutzendteich vom städtischen Rat erworben, um die Stadt besser mit Wasser und Energie zu versorgen. Dafür wurden weitere Bäche umgeleitet und die staufähige Wassermenge vergrößert.
Bereits im 17. Jahrhundert war das Gewässer ein beliebtes Ausflugsziel zum Spazierengehen, Baden und Bootfahren. 1638 wurde die erste Schankerlaubnis erteilt. 1713 ließ der Stadtrat ein steinernes Gasthaus am Nordwestufer errichten, das „Wirtshaus am Dutzendteich“.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts drohte den Weihern die Verlandung. Weil in der Nürnberger Kasse das Geld fehlte, wurde es versäumt, die entstehenden Inseln aus Schlamm und Schwemmsand auszuheben. Der Große Dutzendteich war bereits zu einem Drittel verschilft, als entschieden wurde, die Weiher zu verpachten. [1] Trotz finanzkräftigerer Eigentümer gingen im Laufe des 19. Jahrhunderts einige weniger wichtige Becken wie der Stockweiher und der Weiße See verloren. Dies bedeutete eine Schrumpfung der Seefläche um die Hälfte.

Nach dem Verkauf des Geländes wurde 1823 die „Dutzendteich-Park-Actiengesellschaft“ gegründet. Ziel war es, den Dutzendteich als Stätte der Erholung und des Vergnügens zu erhalten und zu verschönern. Investitionen in die Lauben und den Gesundbrunnen ließen die Besucherzahlen steigen. Weitere Gastronomie siedelte sich an, ab 1896 gab es eine Straßenbahnanbindung. 1899 wurde das von der Stadt erbaute „Wirtshaus am Dutzendteich“ durch das beliebte „Park-Café Wanner“ ersetzt.

Die Industrialisierung brachte neuen Aufschwung an den Dutzendteich. 1825 gründeten die Gebrüder Spaeth am Ausfluß des Fischbachs ihre spätere Maschinenfabrik, die in ihrer Blütezeit 825 Arbeiter beschäftigte.
1906 wurde das Dutzendteichgelände Schauplatz der Bayrischen Landesausstellung für Gewerbe, Industrie und Kunst. Im Zuge dessen wurde die Parklandschaft Luitpoldhain angelegt und am Südufer entstand ein Leuchtturm, der als Aussichtsturm konzipiert wurde.

Mit dem Bau des Reichsparteitagsgeländes wurde die Landschaft von den Nationalsozialisten radikal umgestaltet. 1935 wurde der Leuchtturm gesprengt, um Platz für die Kongreßhalle zu schaffen.
Der Große Dutzendteich wurde verkleinert. Durch den Bau der Großen Straße wurden der Große und der Kleine Dutzendteich getrennt. Im Zuge der Bauarbeiten entstand auch ein weiteres Gewässer, der Silbersee – die mit Grundwasser vollgelaufene Baugrube des „Deutschen Stadions“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Dutzendteichgelände wieder zu einem Naherholungsgebiet.
Bis 1951 wurden im Silbersee Abfälle, Sondermüll und Trümmerschutt abgeladen und die Hochdeponie Bauernfeindstraße, der heutige Silberbuck, errichtet. 1962 wurde der 356 m hohe Berg begrünt. Silbersee und Silberbuck wurden Teil des Volksparks. Der Silbersee ist jedoch noch immer toxisch belastet (Schwefelwasserstoff), es herrscht Badeverbot. [2]

Heutige Nutzung

Heute gibt es sechs Gewässer: Den Großen und den Kleinen Dutzendteich, den Flachweiher, den Silbersee und die zwei Nummernweiher.
Der Dutzendteich gilt als einer der wichtigsten Naherholungsorte Nürnbergs und wird von Joggern, Spaziergängern, Radfahrern und Skatern genutzt. Auch den Bootsbetrieb gibt es noch, allerdings in kleinerem Umfang. Es können Ruder- und Tretboote angemietet werden. Der Yacht- und Segelclub Nürnberg hat dort sein Club- und Bootshaus. Der Mittelfränkische Fischereiverband fischt die Weiher jährlich ab.
Der Große Dutzendteich wird jeden Herbst komplett abgelassen.

Das Volksparkareal steht unter Denkmalschutz und gilt als Stadtbiotop. Es dient als Schutzzone für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der sogenannten Roten Liste. Ein Rundweg mit 15 Stationen bietet Informationen über die dortige Flora und Fauna.

Die Kongreßhalle beheimatet heute das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Ein vom Dokuzentrum mit Hinweistafeln ausgestatteter Weg führt rund um den Dutzendteich.

Literatur

  • Hartmut Heller: Der Nürnberger Dutzendteich. Reichsstädtische, bayrische und deutsche Vergangenheit. Nürnberg: Carl, 1983 1955, 80 S.
  • Pascal Metzger: Die Dutzendteich-Park Aktiengesellschaft (1823-1940). Ein 'patriotischer' Verein zwischen Gewinnstreben und Wohltätigkeit. In: MVGN - Inhalt Band 92 (2005)
  • Dr. Gerhard Brunner, Markus Gierisch, Günther Raß: Natur am Dutzendteich. Ein Rundweg. Nürnberg: Preußler, 2006, 76 S.

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise

  1. Hartmut Heller: Der Nürnberger Dutzendteich. Reichsstädtische, bayrische und deutsche Vergangenheit. Nürnberg: Carl, 1983 1955, S. 43
  2. Dr. Gerhard Brunner, Markus Gierisch, Günther Raß: Natur am Dutzendteich. Ein Rundweg. Nürnberg: Preußler, 2006, S. 48f