Gotthard Jasper

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Gotthard Jasper (* 24. September 1934 in Bethel bei Bielefeld) ist ein Historiker und Politikwissenschaftler. Er war von 1990 bis 2002 Rektor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Gotthard Jasper

Zum Leben und Wirken

Ausbildung und wissenschaftliche Karriere

Gotthard Jasper studierte von 1954 bis 1961 Geschichte, Politische Wissenschaft, Geographie und Lateinische Philologie in Tübingen, wo er 1960 mit Studien über den Republikschutz in der Weimarer Republik bei Prof. Hans Rothfels promoviert wurde. Im Jahr 1961 legte Jasper das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen ab. Anschließend war er bis zum Jahr 1966 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Politische Wissenschaft in Erlangen, ehe er als Akademischer Rat und Leiter der Abteilung Politikwissenschaft am Zentrum für Bildungsforschung an die Universität Konstanz wechselte. 1969 wurde Jasper auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Abteilung Münster der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe berufen.

Mit der Familie in Uttenreuth

Gotthard Jasper ist verheiratet. Er wohnt mit seiner Frau Martina in Uttenreuth bei Erlangen. Der handwerklich begabte Sozialwissenschaftler erholt sich ab und zu auch in seinem Ferienhaus am Staffelsee bei Murnau.

Hochschulpolitisches Engagement

Bis zu seiner Berufung nach Erlangen im Jahr 1974 war Jasper bereits an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe zwei Jahre lang Rektor. Auch an der Universität Erlangen-Nürnberg widmete sich der Politikwissenschaftler hochschulpolitischen Fragestellungen: Ab 1975 war er Mitglied der Ständigen Kommission für Hochschulplanung, 1984 und 1985 deren stellvertretender Vorsitzender, ab 1986 deren Vorsitzender. Von 1981 bis 1983 war er Dekan der Philosophischen Fakultät I, von 1986 bis 1990 Vizepräsident der Universität Erlangen-Nürnberg. Von 1990 bis 2002 stand er der zweitgrößten bayerischen Universität als Rektor vor.

Sein Nachfolger ist Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske, der unter Jasper vier Jahre lang Prorektor war.

Wirken als Rektor

In Jaspers Zeit als Rektor fiel die Abrundung der 1966 gegründeten Technischen Fakultät, die er mit Beharrlichkeit verfolgte. Auch die verschiedenen Vorhaben zur baulichen Erneuerung des Universitätsklinikums trieb er entscheidend voran. Nachhaltig setzte er sich für die Internationalisierung der Universität ein. So förderte er den Abschluss von Forschungskooperationen sowie den Studentenaustausch und die Einrichtung neuer, international ausgerichteter Studiengänge. Intensiv unterstützt und gefördert wurden von ihm unter anderem die Umsetzung der High-Tech-Offensive der bayerischen Staatsregierung, das Modell "Duale Berufsbildung und Fachhochschulreife", eine Kooperation zwischen der Berufsschule und der Universität Erlangen-Nürnberg, oder das Pilotprojekt "Islamischer Religionsunterricht in deutscher Sprache".

Darüber hinaus engagierte sich Jasper in zahlreichen Gremien außerhalb der Universität Erlangen-Nürnberg. So war er seit 1990 Mitglied und seit 1993 stellvertretender Vorsitzender des Beirates der ZVS in Dortmund. Von 1992 an war er Mitglied der Ständigen Kommission für Planung und Organisation der Hochschulrektorenkonferenz, von 1996 bis 2002 Vorsitzender der Bayerischen Rektorenkonferenz (Vorgänger des Universität Bayern e. V.) sowie von 2000 bis 2002 Gründungspräsident der Virtuellen Hochschule Bayern in Hof.

Wenig Freunde machte sich Jasper unter den Studenten, als er in seiner letzten Amtszeit die traditonellen Erlanger "Bergferien" während der Bergkirchweih abschaffte und die Vorlesungszeiten an die der übrigen acht staatlichen Universitäten in Bayern anpasste. Während anfangs Professoren noch zahlreiche Lehrveranstaltungen ausfallen ließen, ist dies heute bei der neuen Studentengeneration nicht mehr üblich. Nur der "Bergdienstag" am Tag nach dem Pfingsmontag bleibt weiterhin frei.

Zeit nach seiner Emeritierung

Für Aufregung sorgte Gotthard Jasper im Jahr 2006 mit einem Gutachten zum verstorbenen evangelischen Landesbischof Hans Meiser. Der Nürnberger Stadtrat hatte dies in Auftrag gegeben, weil über die Umbenennung der Bischof-Meiser-Straße diskutiert worden war.

Nach seiner Zeit als Rektor setzte Jasper seine wissenschaftlichen Forschungsarbeiten fort: Neben einer kurzen Tätigkeit in der Lehre am Institut für Politische Wissenschaft verfasst er eine Biografie über den Erlanger Theologen Paul Althaus. Dazu begibt sich Jasper regelmäßig in das Büro für Emeriti in der alten Universitätsbibliothek an der Erlanger Schuhstraße.

In hochschulpolitische Fragen mischt er sich nach seiner Emeritierung im Gegensatz zu seinem Vorgänger Prof. Nikolaus Fiebiger nicht mehr ein.

Auszeichnungen

  • 1995 Bundesverdienstkreuz Erster Klasse
  • 1997 Bayerischer Verdienstorden
  • 2002 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 2003 Ehrensenator der FernUniversität in Hagen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Der Schutz der Republik. Studien zur staatlichen Sicherung der Demokratie in der Weimarer Republik 1922-1930. Tübingen, Phil. Fak, Diss. vom 6. April 1960. Tübingen, 1960, IV, 443 gez. Bl. [Maschinenschrift]
  • Der Schutz der Republik. Studien zur staatlichen Sicherung der Demokratie in der Weimarer Republik 1922-1930. Dissertation Universität Tübingen. Tübingen: Mohr (Siebeck), 1963, VIII, 337 S. (Tübinger Studien zur Geschichte und Politik; Nr. 16)
  • Waldemar Besson; Gotthard Jasper: Das Leitbild der modernen Demokratie. Bauelemente einer freiheitlichen Staatsordnung. München; Frankfurt; Berlin; Hamburg; Essen: List, 1965, 95 S.
  • (Hrsg.): Von Weimar zu Hitler, 1930 - 1933. Köln; Berlin: Kiepenheuer u. Witsch, 1968, 527 S. (Neue wissenschaftliche Bibliothek; 25 : Geschichte)
  • Die gescheiterte Zähmung. Wege zur Machtergreifung Hitlers 1930–1934. Frankfurt am Main: edition suhrkamp, 1986, ISBN 3-518-11270-8 (edition suhrkamp 1270, neue folge 270)

Aufsätze

  • Über die Ursachen des Zweiten Weltkriegs. Zu den Büchern von A. J. P. Taylor und David L. Hoggan. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 10, 1962, S. 311-340
  • Die verfassungs- und machtpolitische Problematik des Reichspräsidentenamtes in der Weimarer Republik. Die Praxis der Reichspräsidenten Ebert und Hindenburg im Vergleich. In: Friedrich Ebert und seine Zeit. Bilanz und Perspektiven der Forschung, hrsg. von Rudolf König, Hartmut Soell und Hermann Weber im Auftrag der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Oldenbourg, München, 1990, S. 147-159, ISBN 3-486-55811-0
  • Die Universität Erlangen-Nürnberg und der Fall Schneider/Schwerte. In: Ein Germanist und seine Wissenschaft. Der Fall Schneider/Schwerte. Einführung. Vorträge zum Symposium vom 15. Feb. 1996, Dokumente (Erlanger Universitätsreden Nr. 53/1996, 3. Folge)
  • Gutachten zu Landesbischof D. Hans Meiser, Uttenreuth, 10. Juli 2006, 36 S. (zur Frage der Straßenumbenennung in Nürnberg) - PDF-Datei

Literatur

  • Verabschiedung des Präsidenten Dr. rer. nat. Nikolaus Fiebiger und Amtsübergabe an den Rektor Prof. Dr. phil. Gotthard Jasper- 18. Mai 1990. Hrsg.: Der Rektor der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg. Erlangen, Nürnberg: Rektor der Friedrich-Alexander-Universität, 1990, 52 S. (Erlanger Universitätsreden / Universität Erlangen-Nürnberg; Folge 3, Nr. 30)
  • Versammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Prof. Jasper für vier weitere Jahre als Rektor bestätigt. In: Mediendienst AKTUELL Nr. 1584 vom 27. November 1997 - online
  • Everhard Holtmann (Hrsg.): Erkenntnis durch Erinnern. Aufsätze und Reden / Gotthard Jasper. Aus Anlaß der Vollendung des 65. Lebensjahres hrsg. und eingeleitet von Everhard Holtmann. Erlangen; Jena: Palm und Enke, 1999, 321 S., ISBN 3-7896-0596-4
  • Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. Gotthard Jasper. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (idw), 23. Juli 2002. In: uni-protokolle.de - online
  • Feierliche Rektoratsübergabe - Verabschiedung von Rektor Prof. Dr. Phil. Gotthard Jasper und Amtsübergabe an Rektor Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske am 18. April 2002 in Erlangen, Reden und Ansprachen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Hrsg.: Der Rektor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Redaktion: Sachgebiet für Öffentlichkeitsarbeit. Erlangen: Rektor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2002, 51 S. (Erlanger Universitätsreden / Universität Erlangen-Nürnberg; Folge 3, Nr. 62)
  • Empfang der Universität für ehemaligen Rektor. Prof. Dr. Gotthard Jasper zum 70. Geburtstag. In: Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 3801 vom 21. September 2004 - online
  • pm: «Überwältigt» von den guten Wünschen. Empfang für Prof. Gotthard Jasper geriet zum geistreichen Laudatoren-Feuerwerk. In: Erlanger Nachrichten vom 25. September 2009 - EN
  • mk: Er setzte auf Einvernehmen. Ex-Uni-Rektor Prof. Jasper wurde 75. In: Nürnberger Zeitung Nr. 222 vom 25. September 2009, S. 15 - NZ
  • FAU gratuliert Altrektor zum 80.. In: FAU aktuell vom 24. September 2014 - blogs.fau.de

Querverweise

Netzverweise

  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - online

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