Gustav-Adolf-Gedächtniskirche

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Die Gustav-Adolf-Gedächtniskirche ist eine evangelische Kirche in Nürnberg im Stadtteil Lichtenhof.

Gustav-Adolf-Gedächtniskirche
Die Kirche mitten in der Südstadt
Bekenntnis evangelisch-lutherisch
Kirchentyp Konzert- und Oratorienkirche
Namensgeber Gustav II. Adolf von Schweden
Erbaut 1927-1930
Weihe 1930
Architekt German Bestelmeyer
Baustil Moderne / monumentalistischer Stil
Architektur monumentaler Backsteinbau
mit archaisierenden Formen
(Reiterstandbild, Säulen am Eingang),
erinnert an romanische Basiliken
Besonderheiten am Südostturm Reiterstandbild von
König Gustav II. Adolf von Schweden
Pfarramt Evang.-Luth. Kirchengemeinde
Nürnberg-Lichtenhof

Gustav-Adolf-Gedächtniskirche
Allersberger Straße 116
90461 Nürnberg
Telefon: 0911 - 44 60 06
Telefax: 0911 - 44 44 36
pfarramt@lichtenhof.de
http://www.gustavadolfgedaechtniskirche.de

Geschichte

Die im Zuge der Industrialisierung stark gewachsene Südstadt benötigte in den 1920er Jahren ein großes Gotteshaus; es sollte zugleich die großen Konzertkirchen in der Altstadt entlasten, die Lorenzkirche und die Sebalduskirche.

Namensgeber

Am Südostturm befindet sich das Reiterstandbild des Namensgebers, König Gustav II. Adolf von Schweden (1611-1632). Die Kirche erhielt ihren Namen zur Erinnerung daran, daß der Schwedenkönig hier beim Herrensitz Lichtenhof 1632 sein verschanztes Lager aufgeschlagen hatte.

Gustav II. Adolf während der Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631
© Wikimedia Commons
Reiterstandbild:
Gustav Adolf im Gebet
Foto: baukunst-nuernberg.de

Gustav Adolf griff im Jahre 1630 in den Dreißigjährigen Krieg ein, da die Katholiken eine Vormachtstellung auf dem Festland erlangt hatten und er darin eine Bedrohung für das protestantische Schweden sah. Er schlug zwei siegreiche Schlachten (1631 bei Breitenfeld und 1632 am Lech) und drang bis nach München vor, also bis an die Grenze „habsburgischer Erblande“. Im protestantischen Nürnberg wurde er bei seiner Ankunft wie ein Befreier gefeiert. Er fiel im Jahre 1632 in der Schlacht bei Lützen.

Kirchengemeinde und Kirchenbauverein

Die Gemeinde Nürnberg-Lichtenhof war zum 1. Januar 1920 zunächst als Tochtergemeinde aus der weit über 50.000 Seelen fassenden Pfarrei St. Peter im Nürnberger Stadtsüden abgetrennt worden und bildete - seit dem 15. Februar 1922 selbständig - eine Zeitlang mit fast 30.000 Gemeindegliedern die größte evangelische Gemeinde Bayerns. Ihr erster Pfarrer wurde am 1. September 1923 Georg Schönweiß, damals Vereinsgeistlicher für die Innere Mission in Nürnberg (Stadtmission).

Der 1901 gegründete Kirchenbauverein Lichtenhof-Hummelstein betrieb unter seiner Leitung den Bau der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, die, 1927 begonnen, rechtzeitig im Jubiläumsjahr der Confessio Augustana 1930 geweiht werden konnte.

Architekt und Architektur

Der Bau erfolgte nach Entwürfen von German Bestelmeyer, der auch die Friedenskirche erbaute. Ganz der Tradition der südstädtischen Industriekultur verpflichtet, wurde die Kirche in schlichter Klinkerbauweise ausgeführt. Die riesige Gustav-Adolf-Kirche ist ein typischer Bestelmeyer-Bau, bei dem wieder die archaisierenden Formen (Reiterstandbild, Säulen am Eingang) auftreten. Ihr Äußeres erinnert an eine romanische Basilika. Am Ostchor stehen zwei monumentale Türme, die schon von Weitem auf die Kirche aufmerksam machen.

Sie war nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1930 mit 2.500 Sitzplätzen die größte evangelische Kirche Bayerns.

Zerstörung und Wiederaufbau

Nach der Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg im Jahre 1944 wurde sie 1949 wiederaufgebaut. Ab 1951 wurde sie bis zur Fertigstellung der Meistersingerhalle im Jahre 1963 als „Oratorienkirche“ genutzt.

Einbau eines Gemeindehauses

Wegen rückläufiger Besucherzahlen in der Gemeinde wurde in den Jahren 1988 bis 1990 in das Kirchenschiff als Haus-in-Haus-Lösung ein modernes viergeschossiges Gemeindehaus gebaut, das einen Pfarrsaal und Mehrzweckbereiche enthält. Die Pläne dafür stammten von den Münchner Architekten Udo Gräfe und Theo Steinhauser. Der Innenraum faßt auch heute noch 800 Menschen, obwohl er durch den Einbau des Gemeindezentrums verkleinert wurde.

Kirchenmusik

Seit 1993 leitet Markus Nickel die Lichtenhofer Kantorei (Kirchenchor) und den Gospelchor „Glory-Land-Singers“. [1] Er komponiert und arrangiert Stücke [2] und hat kirchenmusikalisch einiges in Bewegung gesetzt. Einmal in der Woche probt der Kirchenchor Kirchenmusik aus allen Epochen, auch viele der Eigenkompositionen von Dekanatskantor und Kirchenmusikdirektor Markus Nickel.

Außerdem gibt es eine Stubenmusi, einen Posaunenchor und Flötengruppen. Bayernweit eine Besonderheit in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche ist der Handglockenchor bzw. der „First English Handbell Choir“ unter Leitung von Tom Keeton, einem pensionierten Oberstleutnant der US-Armee.

Beim Weihnachtskonzert am Sonntag, den 13. Dezember 2009, in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche waren z.B. Ausführende die Stubenmusi, der Handglockenchor, die Lichtenhofer Kantorei, die „Glory-Land-Singers“ und an der Orgel Dr. Ekkehart Nickel. [3]

Am Samstag, den 27. Februar 2010, wird der Pfarrer und Liedermacher Wolfgang Buck zum ersten Mal ein Soloprogramm präsentieren: „Asu wird des nix“.

Literatur

  • Festschrift zur Einweihung der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche Nürnberg-Lichtenhof, 29. Juni 1930. Hrsg.: Pfarramt Lichtenhof. Nürnberg-Lichtenhof: Pfarramt, 1930, 111 S.
  • Gustav-Adolf-Gedächtniskirche Nürnberg-Lichtenhof. In: Horst Schwebel, Matthias Ludwig (Hrsg.): Kirchen in der Stadt. Band 2: Beispiele und Modelle. Marburg / Lahn: Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart, 1996, 171 Seiten, ISBN 3-8185-0159-9 (Schriften des Instituts für Kirchenbau und Kirchliche Kunst der Gegenwart: A ; 2); hier: S. 59-74
  • Geschichtsführer, Weltgeschichte in Bildern, Daten, Fakten, Christian Zentner, Delphin Verlag GmbH, München, 1980
  • Bayerns beste Andacht im Lokalradio. Nürnberger Pfarrer gewinnt Medienpreis. In: EPD, Evangelischer Pressedienst, 21. Juni 2005 - EPD
  • Ngoc Nguyen: Im Frühjahr 2009. Ein Fest gegen Nazis und für die Demokratie. In: Nürnberger Zeitung vom 24. Dezember 2008 - NZ
  • Ulrike Lefherz: Aufstand der Gemeinden. Die fränkische Basis macht mobil gegen die Kirchenleitung in München. In: Evangelische Perspektiven, BR-online, Bayern2 vom Sonntag, 16. August 2009 - PDF-Datei
  • Christine Anneser: Einbau neuer Glockenstühle dringend nötig. Der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche: beiden Türme werden saniert. In: Nürnberger Nachrichten vom 9. September 2009 - NN
  • Ausstellung über Geschichte evangelischer Frauen. Fromm und politisch: 100 Jahre Kirchengeschichte. In: Nordbayerische Nachrichten für Herzogenaurach / Höchstadt (A.) vom 16. September 2009 - NN Herzogenaurach / Höchstadt (A.)

Querverweise

Netzverweise

  • Gustav-Adolf-Gedächtniskirche - im Netz
  • Gustav-Adolf-Gedächtniskirche - Bayern-Online
  • Gustav-Adolf-Gedächtniskirche - Baukunst
  • Gustav II. Adolf von Schweden - Wikipedia
  • Gustav-Adolf-Gedächtnis-Kirche (Nürnberg) - Wikimapia
  • Amazing Grace (arr.: Markus Nickel) by Harmónia Furulyaegyüttes, Budapest, Szüret u. 20. September 2008 - im Netz
  • Markus Nickel: Der Orgelwurm auf großer Fahrt. Geschichte für Orgel (Bassxylophon, Holzblock), Erzähler und Kinder - PDF-Datei
  • Markus Nickel: Das ist meines Herzens Freude - PDF-Datei
  • Markus Nickel: Lass dir an meiner Gnade genügen - PDF-Datei
  • Markus Nickel: Verlass dich auf den Herrn - PDF-Datei

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Heinrich Götz: Gospel als missionarisches Instrument. Immer mehr Chöre beleben Gottesdienste der Gemeinden. In: Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern, Heft 20, 2003 - im Netz
  2. Werkverzeichnis von Markus Nickel - PDF-Datei
  3. Kirchenmusik in Lichtenhof, Gustav-Adolf-Gedächtniskirche: Programm des Weihnachtskonzerts vom Sonntag, 13. Dezember 2009, 17 Uhr

Anmerkungen:

  • Kirchenmusikdirektor i.R. Dr. Ekkehart Nickel war zuvor Bezirkskantor und landeskirchlicher Beauftragter für Kirchenmusik im Kirchenkreis Nürnberg. Er ist der Vater von Markus Nickel.
  • Es gibt zahlreiche Gustav-Adolf-Kirchen, darunter auch mehrere Gustav-Adolf-Gedächtniskirchen, z.B. in Breslau-Zimpel, Meuchen bei Lützen und Schweinfurt.