Kaiserburg (Lauf an der Pegnitz)

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Die Kaiserburg in Lauf an der Pegnitz diente als kaiserliche Residenz, später als Pflegschloß der Reichsstadt Nürnberg.

Die Kaiserburg von Lauf, auch als „Wenzelschloß“ bekannt. © Stadtarchiv Lauf

Zur Geschichte

Im 12. und 13. Jahrhundert war Lauf ein Reichsgut der Staufer und wurde vom Laufer Reichsministerialen gehalten. Bereits vor 1275 kam die Burg an die Wittelsbacher. 1301 wurde sie zerstört.

Im Jahr 1353 erwarb Kaiser Karl IV. (1316-1378) entlang der „Goldenen Straße“ von Nürnberg nach Prag, einer der wichtigsten Handelsstraßen Europas, die Oberpfalz und Gebiete an der Pegnitz, pfälzische Orte, Ämter und Burgen, darunter auch Lauf. Die Erwerbungen standen in engem Zusammenhang mit der Schöpfung Neuböhmens.

In den Jahren 1356 bis 1360 ließ Kaiser Karl IV. in Lauf vor den Toren der Reichsstadt Nürnberg, des damaligen oberdeutschen Wirtschafts- und Finanzzentrums, an der Stelle der zerstörten Reichsburg auf der kleinen Pegnitz-Insel als kaiserliche Nebenresidenz eine neue Burg errichten. In der Folge wurde der Markt Lauf zur Stadt erhoben und mit weitreichenden, vor allem den Handel fördernden Privilegien ausgestattet.

Der Neubau der Burg in Lauf diente dem Kaiser als Rastplatz auf dem Wege von Nürnberg zur Kaiserresidenz in Prag. Auf der „Goldenen Straße“ reiste Kaiser Karl IV. während seiner 32 Regierungsjahre zwischen 60 und 74 mal durch Neuböhmen nach Nürnberg, Würzburg und Frankfurt. Die Verbindung Nürnberg - Prag sollte - so Kaiser Karl IV. - durch eine Straße hergestellt werden, die nur böhmisches Gebiet berührte. Daher wurde die Streckenführung genau festgelegt: Nürnberg - Behringersdorf - Lauf an der Pegnitz - Hersbruck - Sulzbach-Rosenberg - Hirschau - Kohlberg - Weiden in der Oberpfalz - Neustadt an der Waldnaab - Bärnau - Tachau - Haid - Mies - Pilsen - Karlstein - Prag. Um den Reisenden Sicherheit zu bieten, wurde entsprechender Geleitschutz eingesetzt.

Das Südtor der Burg besteht aus einem Torturm, dessen vordere Fassade von der Figur des böhmischen Nationalheiligen Wenzel geziert wird und der deshalb „Wenzelsturm“ genannt wurde. Kaiser Karl, der auf den Namen Wenzel getauft wurde, nannte die Burg „Wenzelschloß“. Bis zur Reformation hielt man jährlich am Wenzelstag, am 28. September, in der Kapelle der Kaiserburg zu Ehren des Heiligen eine Messe.

Bereits 1373 kam die noch nicht ganz fertiggestellte Burg wieder an die Wittelsbacher. 1504 wurde die Burg von der Reichsstadt Nürnberg erworben, die nach und nach Umbauten durchführen ließ. Von 1504 bis 1806 diente die Burg als Sitz des Nürnberger Landpflegers, danach war sie Sitz des Land- und Amtsgerichtes. Seit 1985 beherbergt die Burg eine Außenstelle der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg.

Der Wappensaal

Wandreliefs im Wappensaal der Burg
© Stadtarchiv Lauf
Altstadtfreunde Lauf‎: Die Wappen im Wappensaal der Kaiserburg in Lauf

Ein steinernes Zeugnis der Macht Kaiser Karls IV. stellt der Wappensaal im Ostflügel der Burg dar. Dort sind 114 farbig gefaßte Wappenschilder von böhmischen Adelsgeschlechtern in die Wand gemeißelt. Die Wappen stellen den gesamten Hofstaat von 1360 dar. Sie wurden von Steinmetzen kunstvoll in den Sandstein der Innenwände gehauen und ausgemalt. Die Wappenfriese zählen zu den Höchstleistungen der mittelalterlichen Heraldik und gehören zu den eindrucksvollsten Beispielen gotischer Innenraumkunst in Deutschland. Sie waren lange übertüncht und wurden 1934 von August Rebmann entdeckt.

Anschrift

Wenzelschloß
Schloßinsel 1
91207 Lauf an der Pegnitz
Tel. 09123 - 18 41 66

Literatur

Die Kaiserburg

  • Gerhard Pfeiffer: Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg. In: Jahrbuch für fränkische Landeskunde (JffL) 14 (1954), S. 160
  • Hans-Günter Richardi: Burgen in Bayern. Ein romantischer Wegweiser. Süddeutscher Verlag: München 1973, S. 110-112, ISBN 3-7991-5731-X
  • Fritz Schnelbögl: Das „Böhmische Salbüchlein“ Kaiser Karls IV. über die Nördliche Oberpfalz 1366/68. München-Wien 1973
  • Ferdinand Seibt: Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346–1378. München 1978
  • Gustav Voit: Der Adel an der Pegnitz 1100 bis 1400. Neustadt/Aisch 1979 (= Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken Band 20)
  • Barbara Schock-Werner: Die Burg Kaiser Karls IV. in Lauf. Residenz eines geplanten neuen Territoriums?. In: Bohemia, Band 39 (1998), S. 253-264
  • Volker Alberti, Lorenz Baumann, Horst Holz: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal Simmelsdorf-Hüttenbach, 1999 (Fränkische Adelssitze, 2)
  • Klaus Leidorf, Peter Ettel, Walter Irlinger, Joachim Zeune: Burgen in Bayern. 7000 Jahre Burgengeschichte im Luftbild. Stuttgart: Theiss, 1999, ISBN 3-8062-1364-X
  • Annekatrin Schulz: Die Burg Kaiser Karls IV. in Lauf an der Pegnitz. Eine Untersuchung ihrer ursprünglichen Bedeutung. In: Burgenbau im 13. Jahrhundert, 2002, S. 117-128
  • Ewald Glückert: Burgen, Schlösser, Herrensitze. Wehr- und Herrschaftsbauten im Stadtgebiet von Lauf a. d. Pegnitz. Lauf, 2005, S. 6-20 (= ZeitenLauf Band 5)
  • Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft - Ein historisches Handbuch nach Vorarbeiten von Dr. Gustav Voit. Lauf an der Pegnitz, Selbstverlag der Altnürnberger Landschaft e.V., 2006, ISBN 978-3-00-020677-1 - im Netz
  • Wartburg-Gesellschaft (Hrsg.); Mitherausgeber: Ulrich Großmann, Hans-Heinrich Häffner; Redaktion: Daniel Burger: Burg Lauf a.d. Pegnitz. Ein Bauwerk Kaiser Karls IV.Regensburg: Schnell & Steiner, 2006, 148 S., ISBN 978-3-7954-1824-3 (Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e.V.: Forschungen zu Burgen und Schlössern, Sonderband 2)

Der Wappensaal

  • Richard Klier: Neues über die Wappen des Laufer Schlosses. In: Mitteilungshefte derAltnürnberger Landschaft, Heft 3, 1962, S. 57-63
  • Wilhelm Schwemmer: Kaiser Karl IV. Burg und Wappensaal in Lauf. In: Schlesien. Eine Vierteljahrsschrift für Kunst, Wissenschaft und Volkstum. Organ des Kulturwerkes Schlesien e. V. und seiner Freunde Band 23, 1978, S. 133-137
  • Aleš Zelenka: Der Wappenfries aus dem Wappensaal zu Lauf. Passau: Verlag Passavia, 1976, 14 Bl., zahlr. Illustrationen, ISBN 3-8616-052-9
  • Aleš Zelenka: Der Wappenfries aus dem Wappensaal zu Lauf, zum 600. Todestag Karls IV. 1378/1978, dargestellt in maßstabsgerechten Zeichnungen und kommentiert von Aleš Zelenka
  • Vladimír Ruzek: Ceska znaková galérie na hrade Laufu u Norimberka z roku 1361. Príspevek ke skladbe královského dvora Karla IV [Die böhmische Wappengalerie auf der Burg Lauf bei Nürnberg aus dem Jahre 1361. Ein Beitrag zur Struktur des Königshofes Karls IV.]. In: Sborník archivních prací, Band 38, 1988, S. 37-311
  • Ewald Walter: Der Lilienschild des Breslauer Bistumswappens und das Wappen der Stadt Breslau im Wappensaal der Burg des Kaisers Karl IV. zu Lauf an der Pegnitz. In: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 50 (1992) 1993, S. 271-278
  • Vladimir Ruzek:Neue Erkenntnisse zum Laufer Wappensaal. Bemerkungen zur Steinmetzhütte, Datierung und zum Wappenprogramm. In: Wartburg-Gesellschaft (Hrsg.); Mitherausgeber: Ulrich Großmann, Hans-Heinrich Häffner; Redaktion: Daniel Burger: Burg Lauf a.d. Pegnitz. Ein Bauwerk Kaiser Karls IV.Regensburg: Schnell & Steiner, 2006, 148 S., ISBN 978-3-7954-1824-3 (Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e.V.: Forschungen zu Burgen und Schlössern, Sonderband 2), S. 71-79
  • Baldur Strobel: Die Wappen in der Burg zu Lauf an der Pegnitz. Eine Initiative der Altstadtfreunde Lauf zum 700. Geburtstag von Karl IV.. Hrsg.: Altstadtfreunde Lauf‎. Eigenverlag, Druckerei: PuK Pfeiffer und Krämmer, Hersbruck, 2015, 64 S.

Presse

  • Andreas Sichelstiel: Lauf fürchtet um die Zukunft seiner ersten historischen Adresse. Wird das Wenzelschloss verscherbelt? In: Nürnberger Zeitung Nr. 160 vom 15. Juli 2010, S. 15 - NZ
  • Andreas Sichelstiel: Wer kauft die Laufer Kaiserburg? In: Pegnitz-Zeitung vom 14. Juli 2010 - PZ
  • as: Steht die Laufer Burg nun leer? Verhandlungen laufen noch In: Pegnitz-Zeitung Nr. 25 vom 30. Januar 2013, S. 1 - [ PZ]
  • Clemens Fischer (Nürnberger Nachrichten): Laufer Wenzelschloss für Bürger wieder geöffnet. Nach 30 Jahren Sperre ist die Kaiserburg zugänglich. Wird das Laufer Wenzelschloss an reiche Investoren verkauft? Jahrelang waren die Laufer in Sorge, ihre Kaiserburg zu verlieren. Jetzt besagt ein Vertrag, dass es ein Schloss für die Bürger werden soll. In: Nürnberger Nachrichten vom 24. Juni 2014 - NN
  • Clemens Fischer: Hochzeit im Wappensaal. Erste offizielle Trauung in der Laufer Kaiserburg. In: Pegnitz-Zeitung vom 15. August 2014 - PZ
  • as (= Andreas Sichelstiel): Wegweiser durch Kaiser Karls Wappensaal. Ob geflügelter Hecht oder Lilie: Baldur Strobels neues Buch liefert Hintergründe. In: Pegnitz-Zeitung Nr. 120 vom 28. Mai 2015, S. 1

Querverweise

Netzverweise

  • Wenzelschloß, Lauf a.d. Pegnitz, Burgen und Schlösser in der Frankenalb, Tourist-Information Frankenalb - im Netz
  • Lauf, Kaiserburg, später reichsstädtisches Pflegschloß. In: Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft - Ein historisches Handbuch nach Vorarbeiten von Dr. Gustav Voit. Lauf an der Pegnitz, Selbstverlag der Altnürnberger Landschaft e.V., 2006 - im Netz
  • Christian Wirth: Wappensaal. Wasserschloss Lauf an der Pegnitz - im Netz

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