Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik Nürnberg

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Das Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik Nürnberg half, wenn Kindern das Lesen und Schreiben schwerfiel.

Lehrinstitut für Orthographie
und Schreibtechnik Nürnberg
Institutstyp Förderschule für lese- und rechtschreibschwache Schüler
Sitz Nürnberg
Bundesland Bayern
Land Deutschland
Institutsleiter Thomas Hauf
Anschrift Willy-Brandt-Platz 4

90402 Nürnberg

Webseite http://www.losdirekt.de
Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik Nürnberg.jpg

Problematik

Viele Kinder und Jugendliche haben Probleme beim Lesen und Schreiben. Doch wer nicht richtig lesen und schreiben kann, ist benachteiligt und hat im Berufsleben geringere Chancen. Die Schwierigkeiten reichen vom mangelnden Textverständnis bis hin zu schweren Störungen beim Schriftspracherwerb, der Legasthenie. Davon betroffen sind Schüler aller sozialen Schichten in allen Schulformen – von der Grundschule bis hin zum Gymnasium. Da kaum ein Schulfach ohne Lesen und Schreiben zu bewältigen ist, bleiben lese-/rechtschreibschwache Schüler nicht nur im Fach Deutsch hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Ursachen

Fehlende Ausbildung der Lehrer

In der Ausbildung von Berufschullehrern konnte man die Schwachstelle des Referendiats erkennen: Die Absolventen sollten Deutsch und Sozialkunde unterrichten, ohne in diesen Fächern ausgebildet worden zu sein. Das gleiche traf auf das Fach „Ethik“ zu. Es gab weder einen Lehrplan noch Fachbücher. In Sozialkunde konnten sich die jungen Lehrer wenigstens mit Hilfe von Sozialkunde-Büchern und Lösungsheften schlaumachen, die allerdings politisch auf die CSU-Linie getrimmt waren. Aber im Fach Deutsch klaffte selbst bei Abiturienten eine große Bildungslücke. Die meisten Berufsschullehrer hatte weder am Gymnasium noch an Abendschulen gelernt, im Duden nachzuschlagen, und es gab unter anderen auch noch einen Grammatikduden. Beide Nachschlagewerke waren Mangelware im Deutschunterricht an Berufsschulen, obwohl sie für Übungen unerläßlich waren. Auch schon die Gymnasiallehrer mit Germanistik-Vollstudium waren in Grammatik nicht ausgebildet worden. Sprachstudenten zeigten Bildungslücken in Rechtschreibung auf. Und solche Lehrer wurden auf die Schüler losgelassen. Etliche Berufsschullehrer drückten sich um den Deutschunterricht, indem sie diesen mit einem Deutschliebhaber-Kollegen gegen Ausruhfächer wie Buchführung oder Rechnen tauschten, in dem die Schüler üben mußten, wohingegen der Lehrer sich ausruhend kontrollierend herumging. Die schlimmere Variante war, daß der Deutschunterricht zweckentfremdet für andere Fächer verwendet wurde, weil die Lehrpläne überfrachtet waren und man den Stoff nicht schaffte.

„Deutsch als Unterrichtsprinzip“ auch in allen anderen Unterrichtsfächern hatte man eigentlich im Kulturministerium vorgesehen. Aber in der Praxis waren die Fachlehrer überfordert und nahmen sich nicht die Zeit, mit preußischer Genauigkeit Fehler zu ermitteln und zu korrigieren oder sich gar fortzubilden.

Berufsschullehrer, die dieses Defizit erkannt hatten, besuchten deshalb Deutsch-Fortbildungsseminare an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen an der Donau. Die Absolventen erwarben damit nach Klausuren und bestandener Abschlußprüfung eine „Lehrbefähigung für das höhere Lehramt an kaufmännischen und beruflichen Schulen im Fach Deutsch“.[1]

Bildungsrückbau

Noch schlimmer wurde die Situation an den Schulen, als eine Hotelfachfrau Kultusministerin wurde und der Lehrstoff an den Gymnasien statt in 9 (G 9) in nur 8 Jahren (G 8) geschafft werden mußte. Sparkommissar Edmund Stoiber hatte zu starken Einfluß, und man muß der schönen Landrätin Gabriele Pauli dankbar sein, daß sie gegen dieses quasi-autoritäre Regiment auftrat, über das Wilhelm Schlötterer in seinen Büchern berichtete und berichtet, zum Beispiel in „Macht und Mißbrauch“. Den intellektuellen Bildungsrückbau kann man derzeit bei Bewerbern für den Polizeidienst feststellen, die durch die Prüfungen in Lesen und Schreiben durchfallen müßten, weil schon vorher Lehrer an Volksschulen, Realschulen und Gymnasien die Bewertungsmaßstäbe locker handhabten. Die Kollegin Kristina Kause hat dies alles in Nürnberg erlebt und dokumentiert.

Die sogenannte Rechtschreibreform, die Schülern mit Schreib- und Leseproblemen helfen sollte, führte zu noch mehr Verwirrung, so daß die Nachhilfeinstitute über Schülermangel nicht klagen konnten, so zum Beispiel das Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik Nürnberg, das es auch in anderen Städten gab und gibt.

Ziele und Aufgaben

Das Nürnberger Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik förderte Kinder, die von einer Lese-/Rechtschreibschwäche betroffen sind. Nach einer pädagogischen Diagnose erfolgte eine Therapie der Lese-/Rechtschreibschwäche. Ziel war, daß die Schüler ihre Schwierigkeiten überwinden und den ihrer Neigung und Begabung entsprechenden Schulabschluß erreichten.

LOS-Institute in Franken

Nicht nur in Nürnberg, sondern auch im übrigen Franken gab und gibt es weitere Lehrinstitute für Orthographie und Sprachkompetenz. Die LOS in Aschaffenburg, Bamberg, und Würzburg bieten Förderung im Lesen und Schreiben an, früher gab es zudem weitere Institute in Coburg, Erlangen, Fürth, Lauf an der Pegnitz und Schweinfurt.

Zur Geschichte

Literatur

  • Ursula Prem: PISA-Studie für Erwachsene rehabilitiert Kinder – die Freitagskolumne von Ursula Prem. In: Autorenblog ein-buch-lesen.de, Freitag, 11. Oktober 2013 - ein-buch-lesen.de

Presse

  • afp: Schüler scheitern vor Bundesverwaltungsgericht. Abizeugnisse: Rechtschreibschwäche darf vermerkt werden. In: RP-Online vom 29. Juli 2015 - rp-online.de
  • red: Sehfehler statt Legasthenie. Verpassen Kinder in der Schule den Anschluss, kann das viele Ursachen haben. Eine Erklärung ist eine bestehende Legasthenie, eine andere ist eine unentdeckte Fehlsichtigkeit. In: Wiesbadener Tagblatt vom 24. Februar 2016 - wiesbadener-tagblatt.de

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * Anmerkungen: Damit konnten sich die Lehrer um eine der seltenen Funktionsstellen als Fachbetreuer für das Fach Deutsch bewerben, was den Aufstieg zum Studiendirektor ermöglicht hätte. Das war das Hauptmotiv für viele Seminarteilnehmer. Sie wurden außerdem zu den vierteljährlichen Seminarterminen vom Unterricht freigestellt, den andere Kollegen oder Springer übernehmen mußten. Eine Verwaltung des Mangels an städtischen und staatlichen Schulen. Manfred Riebe, 03.05.2018

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