Lydia Bayer

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Lydia Bayer (* 22. Mai 1929 in Würzburg, † 3. Juni 2000 in Nürnberg) war Kunsthandwerkerin, promovierte Kunsthistorikerin, Gründerin und erste Direktorin des Spielzeugmuseums der Stadt Nürnberg.

Lydia Bayer
Foto: Spielzeugmuseum Nürnberg
Lydia Bayer, Nürnberg, 1978, Geleitwort von Hermann Glaser

Leben und Wirken

Herkunft und Familie

Lydia Bayer war die Tochter von Dipl.-Ing. Paul Bayer (1896-1982), Direktor des Städtischen Elektrizitätswerks und der Straßenbahn in Würzburg, und seiner Ehefrau Lydia, geb. Bauer (1897-1961). Ihr Elternhaus war geprägt von der Sammelleidenschaft ihrer Mutter für historisches Spielzeug, religiöse Volkskunst und unterschiedliche Sparten des Kunstgewerbes. Im Alter von vier Jahren kam sie infolge der Berufung ihres Vaters zum Generaldirektor der Städtischen Werke 1933 nach Nürnberg. Von Kindheit an vermittelte ihre Mutter ihr und ihrem drei Jahre älteren Bruder Paul (1926-1943) die Liebe zur Kunst, indem sie den Kindern den Besuch von Museen, Vorträgen, Antiquariaten, Antiquitätengeschäften und Werkstätten verschiedenster Kunsthandwerker ermöglichte. Bei einem der zahlreichen Luftangriffe auf Nürnberg während des Zweiten Weltkriegs kam ihr Bruder Paul 1943 als Luftwaffenhelfer mit 17 Jahren ums Leben. Die Wohnung der Familie in der Nunnenbeckstraße wurde 1944 mehrfach beschädigt und 1945 zerstört. Der größte Teil der Sammlung und des Hausrats konnte jedoch durch rechtzeitige Verlagerungen gerettet werden.

Schulen

In Nürnberg besuchte sie von 1935 bis 1939 die Volksschule. Anschließend trat sie in die städtische Mädchenoberschule an der Labenwolfstraße über und verblieb dort bis Anfang 1945. Nach Wiederaufnahme des Schulunterrichts im Februar 1946 besuchte Lydia wieder die städtische Oberschule für Mädchen und wechselte dann im selben Jahr zur Textilwerkstätte an der Nürnberger Städtischen Frauenfachschule, die sie nach zweijähriger Ausbildung 1948 als Kunsthandwerkerin auf dem Textilgebiet verließ. Anschließend erfolgte noch einmal der Besuch einer Mädchenoberrealschule, die sie im Juli 1949 mit dem Abitur beendete.

Kunstgewerblerin

Nach Kriegsende fertigte Lydia Bayer zunächst Scherenschnitte und andere kunstgewerbliche Arbeiten, um mit deren Verkauf zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.

Studium

Zum Wintersemester 1949 immatrikulierte sich Lydia Bayer an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen zunächst mit den Studienfächern Christliche Archäologie, Theologie und Kunstgeschichte, wechselte dann nach zwei Semestern infolge Rückkehr ihres Vaters 1950 als Direktor der Stadtwerke Würzburg an die dortige Julius-Maximilians-Universität. In Würzburg widmete sie sich dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Volkskunde und der Vor- und Frühgeschichte. Angeregt durch die zahlreichen Puppenstuben und -küchen in der Sammlung ihrer Mutter, promovierte Lydia Bayer 1962 bei Professor Kurt Gerstenberg mit einer kunsthistorischen Dissertation über "Das europäische Puppenhaus von 1550-1800".

Privates Spielzeugmuseum in Würzburg

In den 1950er Jahren stand bei der Familie Bayer weiterhin das Sammeln von Spielzeug, aber auch von Objekten der Volksfrömmigkeit im Vordergrund. Erste Ausstellungen in namhaften Museen, wie 1955 im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart und 1956 im Museum am Ostwall in Dortmund, machten die Spielzeugsammlung in der Öffentlichkeit bekannt. Nachdem Lydia Bayer senior 1961 verstorben war, gründete die Tochter Lydia Bayer junior zusammen mit ihrem Vater 1962 in der Würzburger Innenstadt ein privates Spielzeugmuseum im Erdgeschoß des neu errichteten Wohnhauses Neubaustraße 64 A und benannte es im Gedenken an die Sammlerin nach ihrer Mutter. Von der Eröffnung am 8. Dezember 1962 bis zur Schließung am 31. Dezember 1965 fanden im „Museum Lydia Bayer“ unter Leitung der Tochter sieben Sonderausstellungen statt.

Direktorin des Spielzeugmuseums der Stadt Nürnberg

Mit dem Amtsantritt des Nürnberger Kulturreferenten Dr. Hermann Glaser stand unter anderem bereits 1964 die Errichtung eines Spielzeugmuseums in der Stadt auf der Agenda. In Verhandlungen mit dem Würzburger "Museum Lydia Bayer" wurde 1965 beschlossen, die Spielzeugsammlung Bayer für Nürnberg zu erwerben und im historischen Gebäude Karlstraße 13 zu etablieren, das zu diesem Zweck in der Folgezeit umgebaut wurde. Damit war das erste, sich in öffentlicher Hand befindliche Spielzeugmuseum der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die Leitung der neuen Institution übernahm Dr. Lydia Bayer ab 1. Januar 1966. Bis zum Einzug in das Museumsgebäude veranstaltete sie mit Unterstützung städtischer Kollegen mehrere Ausstellungen, wie "Kind und Spiel" 1966 in der Fränkischen Galerie (Kunsthalle) und "Allerlei Spielzeug" 1967 im Altstadtmuseum Fembohaus. Im Ausland beteiligte sie sich an Ausstellungen 1967 in Wien und Amsterdam. Es folgte 1969 eine Puppen- und Spielzeugausstellung des Nürnberger Spielzeugmuseums in Lyon. Am 5. Februar 1971 war es dann soweit: Das Spielzeugmuseum der Stadt Nürnberg wurde eröffnet. Bereits nach einem Jahr verzeichnete das Museum den hunderttausendsten Besucher. 1984 konnte schon der zweimillionste Besucher begrüßt werden. Mit zahlreichen Sonderausstellungen im Haus und besonders im Ausland, wie 1982 in Krakau und 1986 in New York, konnte Lydia Bayer zum guten Ruf des Spielzeugmuseums und der Stadt Nürnberg beitragen. In ihre Tätigkeit fällt auch die Erweiterung des Museums 1989 mit einem Anbau in der Karlstraße 15, wodurch nunmehr eine Nutzfläche von insgesamt circa 1000 Quadratmetern zur Verfügung stand. Bis zu ihrer Pensionierung 1994 verzeichnete das Museum durch ihre rege Sammeltätigkeit einen immensen Zuwachs der Bestände und hervorragende Besucherzahlen. Rund 3,4 Millionen Personen haben in ihrer Amtszeit das Spielzeugmuseum besucht.

Auszeichnungen

Für ihr Lebenswerk, den Auf- und Ausbau des Spielzeugmuseums, sowie für ihre Verdienste für das Museumswesen und die Stadt Nürnberg erhielt Lydia Bayer Ehrungen und Preise:

  • 1978 Sonderpreis im Journalistenwettbewerb "Entdeckt die Welt des Spiels" der Arbeitsgemeinschaft Spielzeug e.V. In Bamberg
  • 1978 Presse-Ente "Nora", Wanderpreis der Nürnberger Journalisten für den pressefreundlichsten Beamten/Beamtin der Stadt
  • 1993 Medaille "Pro Meritis" des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
  • 1999 Kulturpreis des Frankenbunds
  • 2000 Bürgermedaille der Stadt Nürnberg

Fotogalerie

Kontakt

Spielzeugmuseum Nürnberg
(Museum Lydia Bayer)
Karlstraße 13-15
90403 Nürnberg
Tel. 0911 - 231 - 32 60
Fax: 0911 - 231 - 27 10

Verwaltung: Irrerstraße 21
Tel. 0911 - 231 - 32 60

Veröffentlichungen

Dissertation

  • Lydia Bayer: Das europäische Puppenhaus von 1550-1800. Geschichte und Formen, ein Spiegelbild der gleichzeitigen Wohnkultur. Julius-Maximilians-Universität, Philosophische Fakultät, Würzburg 1962, Teildruck: Würzburg 1964, 149 S.

Monographien

  • Lydia Bayer: Das Spielzeugmuseum der Stadt Nürnberg. Mit einem Geleitwort von Hermann Glaser. Nürnberg 1978 (1. Aufl.), 1979 (2. Aufl.), 1982 (3. Aufl.), 1985 (4. Aufl.), 1991 (5. Aufl.), 90 S.
  • Lydia Bayer: City of Nuremberg Toy Museum. With a foreword by Hermann Glaser. Stadt Nürnberg 1978 (1. Aufl.), 1985 (2. Aufl.), 1993 (3. Aufl.), 90 S.

Aufsätze

  • Lydia Bayer: Puppen und Puppenstuben. Eine Würzburger Sammlung. In: Spielzeug aus vergangenen Zeiten. Hrsg. von Leonie Reygers. Ausstellungskatalog Museum am Ostwall, Dortmund 1956, S. 24-31
  • Lydia Bayer: Faltblätter zu Ausstellungen im "Museum Lydia Bayer", Würzburg: Im Puppenreich. Frau Lydia Bayer und ihre Sammlung (Dezember 1962-Herbst 1963) / Holzspielzeug unterm Weihnachtsbaum (2. Advent 1963-Ende Februar 1964) / Puppe und Mode einst und jetzt (Ostern 1964-Mitte Oktober 1964) / Allerlei aus Zinn (1. Advent 1964-21. Februar 1965) / Zerbrechliche kleine Welt von einst und jetzt (Ostern 1965-Ende September 1965) / Buchi Buchi. Kinderbücher und Bilderbücher aus drei Jahrhunderten (20. November 1965-2. Januar 1965)
  • Lydia Bayer: Allerlei Spielzeug. Geschenke und Leihgaben. Ausstellungsbroschüre Altstadtmuseum Fembohaus, Nürnberg 1967
  • Lydia Bayer: Altes Spielzeug. In: Keysers Kunst- und Antiquitätenbuch, Band III, München 1967, S. 329-355
  • Lydia Bayer: Altes Spielzeug und was es uns erzählt. In: Hilde Rubinstein/Lydia Bayer: Nachdenken über Spielsachen. Nürnberg 1973, S. 33-43
  • Lydia Bayer: Puppenstube und Dampfmaschine. In: Industriekultur in Nürnberg. Hrsg. von Hermann Glaser/Wolfgang Ruppert/Norbert Neudecker/. München 1980, S. 266-271
  • Lydia Bayer: Woher stammt der Nürnberger Rauschgoldengel? In: Nürnberger Altstadtberichte. Hrsg. von den Altstadtfreunden Nürnberg e.V., 1983, Nr. 8, S. 67-82
  • Lydia Bayer: Liebenswerte Welt des Spiels. In: Katholischer Volks- und Hauskalender. Ostfildern 1986, S. 43-47
  • Lydia Bayer/Marion Faber: Toys from the Nuremberg Spielzeug-Museum. Ausstellungsfaltblatt Cooper-Hewitt Museum, New York 1986
  • Lydia Bayer: Miniaturgeschirr. Aus den Beständen des Spielzeugmuseums Nürnberg. In: Weltkunst 60, 1990, Nr. 23, S. 4085-4088
  • Barbara Narr-Liedek/Lydia Bayer: Puppenstuben aus zwei Jahrhunderten. Ausstellungskatalog Neckarwerke Esslingen 1991
  • Lydia Bayer (posthum): Die Spielzeugsammlung Lydia Bayer. Vom Hobby zum Museum. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 111, 2002, S. 181-188
  • Ferner von Lydia Bayer kleine Berichte über Ausstellungen und Exponate des Spielzeugmuseums in: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege, 1964, H. 1, S. 1-5, H. 12, S. 263; 1966, H. 2, S. 29-31; 1971, H. 12, S. 254-256; 1975, H. 12, S. 299-302, 322-326; 1977, H. 12, S. 139-141; 1985, H. 9, S. 290-292; 1991, H. 8, S. 325-330

Literatur

  • Marion Faber: So spielt das Leben. Die Sammlung Bayer in Nürnberg. In: Sammler Journal 16, 1987, Nr. 11, S. 1340-1345
  • Manfred Bachmann: Lydia Bayer zum 65. Geburtstag. In: Bayerische Blätter für Volkskunde 21, 1994, S. 106-107
  • Heidrun Alzheimer: Frauen in der Volkskunde. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte. In: Volkskultur - Geschichte - Region. Festschrift für Wolfgang Brückner zum 60. Geburtstag. Würzburg 1990, S. 257-285, hier S. 276 f.
  • Hartmut Heller: "Letzter Frankenbund-Kulturpreis" dieses Jahrhunderts für die Gründerin des Nürnberger Spielzeugmuseums Dr. Lydia Bayer. In: Frankenland, 1999, H. 5, S. 394-398
  • Helmut Schwarz: Lydia Bayer 22.5.1929-3.6.2000. In: Bayerische Blätter für Volkskunde. Neue Folge 27, 2000, H. 1, S. 50-52
  • Helmut Schwarz: Zum Gedenken an Dr. Lydia Bayer. In: Frankenland, H. 4, 2000, S. 295-297
  • Helmut Schwarz/Marion Faber: Geschichte des Museums. In: Spielzeugmuseum Nürnberg. Museumsführer Museen der Stadt Nürnberg, 2003, S. 6 f.
  • Bärbel Kleindorfer-Marx: Ehrenamt und Hingabe. Frauenarbeit im Museum des frühen 20. Jahrhunderts. In: Maß nehmen - Maß halten. Frauen im Fach Volkskunde. Hrsg. von Elsbeth Wallnöfer. Wien 2008, S. 203-223, hier S. 207
  • Helmut Schwarz/Marion Faber: Spielräume. Von der Sammlung Bayer zum Spielzeugmuseum Nürnberg. Nürnberg 2019. Schriftenreihe der Museen der Stadt Nürnberg, Bd. 18, 396 S.

Presse

  • Helmut Schwarz: Zum Gedenken: Dr. Lydia Bayer, Gründerin des Spielzeugmuseums, würde am 22. Mai 2009 80 Jahre alt. In: Stadt Nürnberg, Nachrichten aus dem Rathaus, Nr. 492 vom 20. Mai 2009 - nuernberg.de

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

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