Peterlesboum

Aus NürnbergWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Peterlesboum waren Willi Händel und Karl Vogt, ein sehr erfolgreiches Nürnberger Mundartgesangs- und Gitarren-Duo, das zu den Stars der Humoristenszene nicht nur in Franken gehörte.

links: Karl Vogt, rechts: Willi Händel
1980, Textillustrationen: Volker Hahn

Zum Namen

„Peterlesboum“, auch „Poiterlesboum“, ist eine andere Schreibweise für den Mundartausdruck Bäiderlasbou, ein bekannter Spitzname für einen gebürtigen Nürnberger. Hochdeutsch bedeutet er „Petersilienknabe“.

Geschichte

Willi Händel (* 7. April 1930 in Nürnberg), ein Versicherungskaufmann, Musiker, Gitarrist und Sänger, hatte bereits Bühnenerfahrung bei dem Nachkriegs-Ensemble „Junge Bühne“ gesammelt. Karl Vogt (* 18. Mai 1926, † 1988), ein Angestellter, Musiker, Sänger, Humorist und Unterhaltungskünstler, sang als Tenor in dem Gesangsquartett „Pegnitz-Finken“.

1958 traten Willi Händel und Karl Vogt zum ersten Mal bei einer Veranstaltung der Faschingsgesellschaft Buchnesia mit ihren selbstgeschriebenen Mundarttexten zu bekannten Schlagermelodien auf. Ihr Konzept waren gängige Schlager, Ohrwürmer mit einem möglichst fröhlichen Text in Nürnberger Mundart versehen und für zwei Gitarren arrangiert. Mit einem Minimum an Maskerade und einem Maximum an Musikalität und Witz rissen die beiden ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Ihr erster Auftritt war so erfolgreich, daß die beiden schon bald in aller Munde waren. Sie traten jedes Jahr u.a. bei Fastnachtsveranstaltungen, beim Nürnberger Volksfest und bei den Bockbierfesten auf.

Bevorzugte Bühnen der Peterlesboum waren die Halle des Turn- und Sportvereins 1846 an der Oberen Turnstraße (inzwischen abgerissen), die Humboldtsäle (ausrangiert), der Bauernfeindsaal, das Gesellschaftshaus Gartenstadt und ihr einziger jährlicher „Auslandsauftritt“, wie sie die Reise über die Stadtgrenze selbst bezeichneten, beim Poculator-Starkbierfest im Fürther Geismannsaal, der auch längst abgerissen ist.

Rundfunk- und Fernsehauftritte sorgten dafür, daß die Peterlesboum zu einem Aushängeschild des fränkischen Humors wurden.

1963 produzierten sie ihre erste Schallplatte, unter anderem mit ihrem bekanntesten Lied „Däi Baa, däi Baa, däi Baa“ nach der Melodie „Der Mond hält seine Wacht“. Über einen Zeitraum von 25 Jahren brachten sie rund 300 Schlagerparodien in Nürnberger Mundart heraus. Die zehn Schallplatten und Kassetten der Peterlesboum sind nicht mehr auf dem Markt, ein 1980 erschienenes Textbuch ist immer noch im Handel.

1988 starb Karl Vogt. Willi Händel wollte sich keinen anderen Partner mehr suchen. Er zog sich ins Privatleben zurück. [1] Sein Sohn Bernd Händel trat allerdings in seine Fußstapfen und ist heute als Stimmenimitator und Bühnenkomiker erfolgreich.

Seit 1995 zieht eine von den Nürnberger Musikern Yogo Pausch und Conny Wagner ins Leben gerufene Peterlesboum Revival Band mit Budde Thiem, Uwe Kamolz und Norbert Meyer-Venus mit großer Resonanz durch die Kleinkunsttheater der Vorstädte. Sie erhält die Tradition des Duos aufrecht und verfaßt zum Teil auch neue Stücke im Peterlesboum-Stil . Erfolg mit diesem Konzept feiert auch die Nürnberger Formation „Wassd Scho Bassd Scho“.

Veröffentlichungen

Buch

  • Karl Vogt und Willi Händel: Die 2 Peterlesboum aus Nürnberg. Textillustrationen von Volker Hahn. Nürnberg: Verlag Albert Hofmann, 1980, 79 S.; 2. Auflage, 1983 (Inhalt u.a.: Schaut mich oo...; Wenn der Fasching kummt; Bam Kostümfest; u.v.a.)

Tonträger

  • Die 2 Peterlesboum aus Nürnberg, Nr. 1. LP (Vinyl), Parodietexte: K. Vogt; W. Händel, Aufnahme: Nürnberg, Bajuvator-Starkbierfest, 1968; 1977, Bestellnummer: Telefunken 621213 AF (Inhalt: Einzugsmarsch: Erzherzog-Albrecht-Marsch. Glei vur Nürnberg (So ein Tag, so wunderschön wie heute). Ganz käsweiß (Ganz in weiß). Die andern (Wir wandern). Oh lou mi göih (Aloha Oe). Knöischem sinn zum Rutschen da (Frauen sind zum Küssen da). Der Aberglaub'n (Volksmelodie). Wöi I su am Bohnhuf göih (Honeymoon in St. Tropez). Stöiht ein Elefant vur Dir (Sprich nicht darüber). Einzugsmarsch: Kaiserjäger-Marsch. Karl May, du hörst heit bloß nu Karl May (Vorbei, das ist längst schon vorbei). Mit 17 dou macht mer nur Faxn (Mit 17 hat man noch Träume). Der Herr Justizrat Blech hot af der Jagd viel Pech (Mitsou, Mitsou, Mitsou). Am Telefon, am Telefon, dou kannst di größte Frechheit song. Däi Baa, däi Baa, däi Baa (Der Mond hält seine Wacht). Ich kenn a Frau döi hat is Gsicht vull Faltn (Du hast so wunderschöne blaue Augen). A klana Pilln, döi mou ich nahma, sunst bin i in der Fröih scho krüppelkrumm (Der lachende Vagabund). Jede Frau aff der Straß, wär runzlert und blaß (Ich möcht gern dein Herz klopfen hörn). Fährst du heit besuffn aff der Straß, a Poli hält dich aaf (Memphis-Tennessee). Kummst vom Stammtisch recht spät ham (Ich weiß was).)
  • Die 2 Peterlesboum aus Nürnberg, Nr. 2. LP (Vinyl), Parodietexte: K. Vogt; W. Händel, 1969; 1977, Bestellnummer: Telefunken 621230 AF (Inhalt: Dou schreias alla zamm (Arrivederci Hans). Der Karton, am Budn drom im gröina Gros (O Pardon, sind Sie der Graf von Luxemburg). Der letzte Schmalzler von dir (Der letzte Walzer mit Dir). Waach dei Schnupftuch extra ei (Horch was kommt von draußen rein). Jedsmol wenn ich bsuffn bin (Diesmal muß es Liebe sein). Ay-ay-a ay (Blau wie das Meer). Ma möißert numol zwanzich sei (Man müßte nochmal 20 sein). Löiber vom Preßak a Stück (Lieber mal weinen im Glück). Aber heit, aber heit (Adelheid, Adelheid). Auszugsmarsch: Brucker-Lager-Marsch. Schaut mich oh, oho (Volare). Döi Sprouch von Nürnberg (Du läßt dich gehn). Wos kostn der Käskoung dort im Fenster (Was kostet das Hundchen). Des Lotto is a seltsames Spiel (Die Liebe ist ein seltsames Spiel). Die Kätl, a bildsaubers Madla (Zarina). Ham sie scho an Hosngockerer gseng? (Itsy Bitsy Teenie Weenie). Neili hockn mir zwaa in aner Wärdschaft allaa Der weiße Mond von Martonga). Mir kenna net boxn (I kann net Bügeln). Hast a Geld und willst an neia Anzug kaafn (Tiritomba). Warum schlächt af amol mei Puls a su schnell (Warum strahlen heut nacht die Sterne so hell) . Der Huber und sei Lena (Zwei kleine Italiener). Als ich ein Kind mit siebzehn war (Was kann schöner sein).)
  • Die 2 Peterlesboum aus Nürnberg. Parodietexte: Karl Vogt und Willi Händel, Schallplatte: 33 UpM; 30 cm. Hamburg: TELDEC, 1970, 1977
  • 2 Peterlesboum aus Nürnberg, Nr. 4, LP (Vinyl)
  • 2 Peterlesboum aus Nürnberg, Nr. 5 (Promo) LP (Vinyl)
  • Nürnberger Allerlei, Teldec, [1988?], 1 Schallplatte; 30 cm, Bestellnummer 6.26 514 AF

Die Schallplatten-Alben des Duos sind seit Jahren vergriffen. Bei ZYX erscheinen seit 21. Mai 2010 exklusiv nach und nach die ersten drei Alben der Peterlesboum als Audio CD. Den Anfang macht Vol. 1, Label: Zyx Music (ZYX). - ZYX

Literatur

  • Leo Loy: Mit „Die Baah“ von Erfolg zu Erfolg. Leo Loy stellt „Die Poiterlesboum“ vor, die seit 20 Jahren als Stimmungskanonen von Format auftreten. Die Hobby-Komiker Karl Vogt und Willi Händel kommen auf acht Langspielplatten auch „frei Haus“. In: Nürnberg Heute. Eine Halbjahreszeitschrift. Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 25, Dezember 1977, S. 33-34
  • Egon Helmhagen (Hrsg.): ... der allerschönste Dialekt. Nürnberger Mundartklassiker von Hans Sachs bis heute. Nürnberg: A. Hofmann, 1994, 131 S., ISBN 3-87191-194-4; hier: S. 98-100

Video

Querverweise

Netzverweise

  • Die Peterlesboum Revival Band. Ein fränkisches Musikkabarett - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Klaus Schamberger: Peterlesboum. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  2. Anmerkung: Im Wikipedia-Artikel fehlt ein Netzverweis auf das Franken-Wiki als Quelle. Versteckt in der Versionsgeschichte heißt es: „20:59, 2. Feb. 2008 84.57.116.200 (initialer Eintrag aus Franken-Wiki unter CC-License, www.franken-wiki.de)“.

Zur Diskussionsseite

Hier geht es zur Diskussion:Peterlesboum. An der Diskussion teilnehmen können - wie bei Leserbriefen üblich - nur mit Klarnamen angemeldete Benutzer.