Philipp Melanchthon

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Philipp Melanchthon (Schwarzerdt) (* 16. Februar 1497 in Bretten, Baden-Württemberg, † 19. April 1560 in Wittenberg) war ein Humanist und Reformator.

Philipp Melanchthon, 1526, Kupferstich von Albrecht Dürer
Philipp Melanchthon, Holzschnitt von Rudolf Rieß

Leben und Wirken

Herkunft und Familie

Philipp Melanchthons Vater war Georg Schwarzerdt († 1508), seine Mutter Barbara, geb. Reuter († 1529).

Philipp Melanchthon heiratete 1520 in Wittenberg Katharina Krapp (1497-1557), mit der er zwei Söhne und zwei Töchter hatte.

Ausbildung und Studium

Melanchthon, um dessen Ausbildung sein Großonkel Johannes Reuchlin besorgt war, studierte in Heidelberg (hier Baccalaureus artium) und in Tübingen (hier 1514 Magister artium).

Professur für Griechisch

Nach Lehrjahren an der Realistenburse in Tübingen erhielt Melanchthon 1518 auf Empfehlung Johannes Reuchlins die Professur für Griechisch in Wittenberg.

Mit nur anderthalb Metern Körpergröße und einem kleinen Sprachfehler schien er nicht der rechte Mann zu sein, um den Lehrstuhl für griechische Sprache an dieser bedeutenden Universität ausfüllen zu können. Doch mit seiner flammenden Antrittsrede am 28. August 1518 in der Schloßkirche von Wittenberg beeindruckte er seine Zuhörer. In den kommenden Jahren strömten die Studenten zu Hunderten in seine Vorlesungen, um ihn zu hören.

Reformation

1519 schloß Melanchthon sich der Reformation Martin Luthers an; er war bis zu Luthers Tod dessen engster und treuester Mitarbeiter. Melanchthon half entscheidend bei der Bibelübersetzung aus dem Griechischen ins Deutsche mit.

1521 veröffentlichte Melanchthon die erste systematische Darstellung der reformatorischen Theologie ('Loci communes rerum theologicarum seu hypotyposes theologicae').

Das auf ihn zurückgehende Augsburger Bekenntnis ('Confessio Augustana', 1530), die gegen die katholische 'Confutatio' gerichtete Apologie der Augustana (1530/31) und der 'Tractatus de potestate et primatu papae' (1537) zählen zu den grundlegenden Schriften der Reformation.

Egidiengymnasium in Nürnberg

1526 ging Melanchthon als Lehrer an das Egidiengymnasium in Nürnberg und führte Griechisch als wichtiges Fach in der vom Nürnberger Rat neu eingerichteten Schule ein. Als Rektor der „neuen christlichen Schule“ konnte man Melanchthon zwar damals nicht gewinnen, aber er verfaßte die „Schulordnung“ – also den Lehrplan, samt einer neuen humanistisch geprägten Unterrichtsphilosophie, und er vermittelte gute Freunde als qualifizierte Lehrer nach Nürnberg.

Albrecht Dürers Kupferstich

1526 zeichnete Albrecht Dürer den deutschlandweit berühmten Humanisten Philipp Melanchthon und bannte seine Züge zwecks Reproduktion auf eine Kupferplatte.

Das Antlitz des Philipp Melanchthon könne er wohl festhalten, den Geist des großen Reformators aber nicht, schrieb Albrecht Dürer ehrfurchtsvoll auf seinen Kupferstich.

Kirchen- und Schulwesen in Deutschland

Melanchthon war maßgebend an der Organisation und Ausgestaltung des entstehenden evangelischen Kirchen- und Schulwesens in Deutschland beteiligt (wichtig dabei u.a. sein 'Unterricht der Visitatoren', 1527) und wurde schon zu Lebzeiten als 'Praeceptor Germaniae' bezeichnet.

Er nahm an den Religionsgesprächen von Marburg (1529), Worms (1540) und Regensburg (1541) teil und wirkte bei vielen Gelegenheiten in vermittelnd-ökumenischem Sinn (u.a. bereits in den Auseinandersetzungen des Nürnberger Rats mit Caritas Pirckheimer). Melanchthon hat die Kirchenwerdung der Reformation auf das Ganze gesehen stärker bestimmt als Luther. [1]

Ehrungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Institutiones Graecae grammaticae, 1518
  • Loci communes rerum theologicarum seu hypotyposes theologicae, 1521
  • Confessio Augustana, 1530
  • Apologie des Augsburgischen Bekenntnisses, 1531
  • Tractatus de potestate et primatu papae, 1537
  • Miszelle. Ein bisher unbekannter Brief Melanchthons mitgeteilt von Karl Schornbaum. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 40, 1949, S. 240 - MVGN

Literatur

Pauli Melanchthon.jpg
  • Karl Schornbaum: Zum Briefwechsel Melanchthons In: MVGN 40, 1949, S. 240
  • Gerhard Pfeiffer: Die Vorbilder zu Albrecht Dürers „Vier Aposteln“. Melanchthon und sein Nürnberger Freundeskreis. Nürnberg: Melanchthon-Gymnasium, 1960, 29 S. (Jahresbericht des Melanchthon-Gymnasiums)
  • Wilhelm Maurer: Der junge Melanchthon zwischen Humanismus und Reformation. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht, 1996
    • Band 1: Der Humanist, 1967, 247 S.
    • Band 2: Der Theologe, 1969, 617 S.
  • Robert Stupperich: Philipp Melanchthon: Gelehrter und Politiker. Göttingen: Muster-Schmidt Verlag, 1996, 119 S., ISBN 3-7881-0147-4 (Persönlichkeit und Geschichte; 151)
  • Frank Pauli: Philippus. Ein Lehrer für Deutschland. Spuren und Wirkungen Philipp Melanchthons. Berlin: Wichern-Verlag, 1996, 314 S., ISBN 3-88981-097-7
  • Ulrike Fritz: Melanchthon-Zeitung 1497-1997. Hrsg.: Evang.-Luth. Dekanat Nürnberg: Amt für Gemeindedienst, 1997, 38 S.
  • Heinz Scheible: Melanchthon. Eine Biographie. München 1997
  • Ders. (Hrsg.): Melanchthon in seinen Schülern. Wiesbaden 1997
  • 500 Jahre Philipp Melanchthon (1497-1560). Akten des interdisziplinären Symposions vom 25. - 27. April 1997 im Nürnberger Melanchthon-Gymnasium. Hrsg. von Reinhold Friedrich .... - Wiesbaden: Harrassowitz, 1998, 184 S., ISBN 3-447-09107-X (Pirckheimer-Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung; 13)

Presse, Rundfunk

  • Alexander Jungkunz: Kleiner großer Lehrer. 2010 ist ein «Melanchthon-Jahr». In: Magazin am Wochenende vom 2./3. Januar 2010, S. 3 - Wochenmagazin
  • Steffi Illinger: „Philipp Melanchthons Obere Schul' zu Nürnberg“. Das erste deutsche Gymnasium. In: BR-Online 14. März 2010 - im Netz
  • Steffen Marklein: Melanchthon. Medien- und Literaturliste. Hrsg.: Religionspädagogisches Institut Loccum, Stand 15. März 2010 - PDF-Datei
  • „Melanchthon und Nürnberg“ heißt die lokale Ergänzung zur Wanderausstellung „Grenzen überwinden. Die Bedeutung Philipp Melanchthons für Europa“, die vom 16. April bis 7. Mai 2010 in St. Egidien am Egidienplatz gezeigt wird. - im Netz
  • Doris Hutter: Reformator, Humanist, Lehrer Europas: Veranstaltungen in Nürnberg zum 450. Todestag Philipp Melanchthons. In: Siebenbürgische Zeitung vom 9. April 2010 - im Netz
  • Petra Buch, dpa: Luthers bester Freund starb vor 450 Jahren. Philipp Melanchthon war einer der wichtigsten Reformatoren. In: Nürnberger Nachrichten vom 14. April 2010 - NN
  • Ute Wolf: Kleiner Mann – ganz groß. Altstadtfreunde-Spaziergang zum Melanchthonjahr. In: Nürnberger Zeitung Nr. 95 vom 26. April 2010, S. 8 - NZ

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Franz Machilek: Melanchthon (Schwarzerdt), Philipp. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

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