Reichskleinodien

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Die Reichskleinodien wurden in der Freien Reichsstadt Nürnberg als des Deutschen Reiches Schatzkästlein aufbewahrt.

Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik, Blatt 18 recto
© Wikimedia Commons
Cadolzburg: Ars Vivendi, 2000

Zum Begriff

Die Reichskleinodien, [1] auch die Reichsinsignien oder der Reichsschatz genannt, sind die Herrschaftszeichen der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches. Die wichtigsten Teile sind die Reichskrone, der Reichsapfel, das Zepter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz, die Heilige Lanze und das Krönungsornat. Die Originale werden in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt. Im Nürnberger Rathaus werden seit 1990 Kopien ausgestellt.

Übergabe der Reichskleinodien 1946 durch die Amerikaner in Wien. Quelle: National Archives Washington DC, veröffentlicht in Kubin „Die Reichskleinodien“
© Wikimedia Commons

Zur Geschichte

Kaiser Sigismund (1368-1437) bestimmte die Freie Reichsstadt Nürnberg ab 1423 zur alleinigen Aufbewahrungsstätte der Reichskleinodien zu ewiger Verwahrung. Sie wurden in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufbewahrt. Diesen Aufbewahrungsort verließen sie nur für die Heiltumsweisungen und zu Krönungen. Seit die Reichskleinodien 1424 in Nürnberg aufbewahrt wurden, kam es zu einem erheblichen Zustrom von Menschen in die Stadt.

Die Reichskleinodien blieben von 1424 bis 1796 in Nürnberg aufbewahrt. Das NS-Regime ließ die Reichsinsignien 1938 auf persönliche Weisung Adolf Hitlers abermals nach Nürnberg holen. Dort wurden sie in der Katharinenkirche ausgestellt. 1945 fanden US-Soldaten den Reichsschatz in einem Bunker, und er wurde 1946 nach Wien gebracht, wo er seitdem in der Hofburg ausgestellt ist.

Die Altstadtfreunde Nürnberg erreichten mit Unterstützung von Julius Lincke (1909–1991), des ehemaligen Leiters des Amtes für Denkmalpflege der Stadt Nürnberg, die Herstellung einer Kopie der drei wertvollsten Stücke der Reichskleinodien für Nürnberg. Die Nachbildungen wurden von der Stadtsparkasse und der Bayerischen Landesbank finanziert. Die Altstadtfreunde haben diese Nachbildungen der Stadt Nürnberg als unbefristete Leihgabe zur Verfügung gestellt. Sie sind im Nürnberger Rathaus ausgestellt. [2]

Literatur

  • Julius von Schlosser: Die deutschen Reichskleinodien. Wien: Schroll, 1920, 80 S.
  • Fritz Traugott Schulz: Die deutschen Reichskleinodien. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1934, 60 S. (Meyers bunte Bändchen; 5); 2. Auflage, 1938
  • Heinrich Kohlhaußen: Die Reichskleinodien. Bremen, Berlin: Angelsachsen-Verlag, o.J. [1939], 15 S., 26 Tafeln, davon 6 in Farbe, lose Blätter in Flügelmappe (Deutsche Kunst-Sonderhefte)
  • Franz Bauer: Die Reichskleinodien der Deutschen. Nürnberg: W. Tümmels Buchdruckerei, 1939, 120 S. mit 1 Tafel und mehreren Textabbildungen [Die Tafel zeigt, wie der Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel dem „Führer“ Adolf Hitler eine Nachbildung des alten Reichsschwertes überreicht.]
  • Julia Schnelbögl: Die Reichskleinodien in Nürnberg 1424-1523. Zugleich: Universität Erlangen, Philosophische Fakultät, Dissertation vom 15. Oktober 1962. Nürnberg: [Spindler], Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, [1963], S. 78-159 (Auch im Buchhandel als: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 51, 1962)
  • Wilhelm Schwemmer: Die Reichskleinodien in Nürnberg 1938-1945. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 65, 1978, S. 397-413 - MVGN
  • Ernst Kubin: Die Reichskleinodien. Ihr tausendjähriger Weg. Wien und München: Amalthea, 1991, 332 S., ISBN 3-85002-304-4
  • Klemens Gsell: Die Rechtsstreitigkeiten um den Reichsschatz. Das Rechtsproblem aus rechtshistorischer und aktueller Sicht. Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation 2001, 1999, XXVI, 206 S.
  • Rudolf Endres: Nürnberg - die heimliche Hauptstadt des Reiches. In: Oscar Schneider: Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus. Hrsg. von Oscar Schneider. Cadolzburg: Ars Vivendi, 2000, 285 S., ISBN 3-89716-119-2 (Anthologie); hier: S. 92-110
  • Peter Heigl: Der Reichsschatz im Nazibunker = The imperial regalia in the Nazi bunker. Übersetzung ins Engl.: Wayne Lempke. Nürnberg: Edition mola-mola, 2005, 80 S., ISBN 3-9810269-1-8 (Text dt. und engl.)
  • Irmgard Fees, Universität München: Bibliographie zu den Reichskleinodien. In: Bibliographische Datenbank Historische Grundwissenschaften - [schlagwort_ID=8470 hgw-online.net]

Presse

  • Harald Lamprecht: Eine Kopie zum Trost. Die „Rückkehr“ der Reichskleinodien. In: Nürnberg Heute, Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 49, Dezember 1990, S. 38-41
  • Gustav Roeder: Vom Umgang mit des Reiches Herrlichkeit. Eine Kugel mit fester Harzmasse gefüllt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 149 vom 28. Juni 2008, S. 18 - Serie „Roeders Rätselnuß“ - NZ
  • Wolfgang Heilig-Achneck: Altstadtfreunde zeigten Reichskleinodien. Von der Kaiserkrone zum alten «Siechkobel». In: Nürnberger Nachrichten vom 10. August 2009 - NN
  • André Fischer: Konzept der Bildungsachse. Reichskleinodien sollen im Fembohaus präsentiert werden. In: Nürnberger Zeitung Nr. 272 vom 25. November 2014, S. 9 - [NZ]
  • Isabel Lauer: Die goldenen Ausweise der Macht. Altstadtfreunde erinnerten an Reichskleinodien. Unterhaltsame Bildung haben rund 750 Menschen am Samstag beim 190. Spaziergang der Altstadtfreunde genossen. Der handelte von einem nichtsnutzigen König, der eine schmutzige Legende hinterließ, und von einem Schatz, für den Nürnberg im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit riesige Berühmtheit genoss. In: Nürnberger Zeitung vom 20. Juni 2011 - NZ („Ich wiederhole: Wer die Reichskleinodien hatte, hatte die Macht“, sagt Bernhard Reichelt öfter und berichtet vom übermenschlichen Bewachungsaufwand während der fast vier Jahrhunderte, die der Schatz in Nürnberg lagerte (1424–1796).)

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Maria Grüttner: Die Krone des Reiches - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Das Kleinod, „kostbares Schmuckstück“, übertragen: „Kostbarkeit“. Der Plural „Kleinodien“ kam im 16. Jh. auf.
  2. * Gustav Roeder: Vom Umgang mit des Reiches Herrlichkeit. Eine Kugel mit fester Harzmasse gefüllt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 149 vom 28. Juni 2008, S. 18 - Serie „Roeders Rätselnuß“ - NZ
    * Kurt Müller: Ein besonderes Grabdenkmal. Die letzte Ruhestätte von Heinrich Schwabe (1846-1924) und Julius Lincke (1909 – 1991) auf dem St. Johannisfriedhof. In: Mitteilungen des Bürgervereins St. Johannis, Heft 51, 2002, S. 16-19 - im Netz

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