Richard J. Bing

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Richard J. Bing (* 12. Oktober 1909 in Nürnberg, gest. 8. November 2010 in La Cañada Flintridge, Kalifornien/USA) war jahrzehntelang einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Herzforschung. Neben seiner medizinischen Karriere war er aber auch als Komponist und Buchautor aktiv.

Richard J. Bing

Leben und Werk

Richard John Bing stammte aus einer alteingesessenen Nürnberger Familie und war ein Großneffe von Adolph Bing, dem Mitbegründer der Bing-Werke. Er besuchte in Nürnberg das Gymnasium und begann zuerst ein erfolgreiches Musik-Studium am Konservatorium. Er begegnete dabei u.a. Carl Orff und Richard Strauss. Statt seine musikalische Laufbahn weiter zu verfolgen, studierte er aber anschließend Medizin in Berlin, München und Wien.

Sein musikalisches Schaffen blieb aber auch schon in frühen Jahren nicht ohne Resonanz: Bereits 1927 wurde in der Nürnberger Katharinenkirche ein frühes Streichquartett von ihm aufgeführt.

In den 1920er Jahren kam es zu einer folgenreichen Begegnung mit dem Flugpionier Charles A. Lindbergh in Dänemark, der sich ebenso wie Bing mit dem frühkindlichen Herzen auseinandersetzte. Daraus ergab sich eine Zusammenarbeit, aus der etliche gemeinsame Publikationen entstanden. Lindbergh half in späteren Jahren Bing auch bei seiner Karriere in den USA.

Wegen der politischen Verhältnisse in Deutschland emigrierte Bing 1934 nach seiner Promotion. Über Bern und Kopenhagen gelangte er schließlich in die USA. An vielen verschiedenen Universitäten entstanden dort in den folgenden Jahrzehnten Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die Bings Ruhm begründeten. Ziel seiner Bemühungen war die Diagnose und Behandlung angeborener Herzfehler. Besondere Verdienste erwarb er sich in der Erforschung der Hypertonie, der Arteriosklerose und des Herzmetobolismus, was ihm auch den Ehrennamen „Vater des Herzmetabolismus“ einbrachte. Er wurde mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Von 1943 bis 1945 diente Bing in der US-Armee. Nach dem Ende des II. Weltkrieges arbeitete er am Wiederaufbau eines Herzforschungs-Programms in Deutschland mit.

Wissenschaftliche Erfolge

Zusammen mit Helen Taussig beschrieb Bing als erster das Taussig-Bing-Syndrom, eine in der frühen Kindheit auftretende Herzanomalie. Insgesamt veröffentlichte er rund 450 medizinische Fachartikel.

Musikalisches Schaffen

Bing verfaßte über 300 musikalische Kompositionen, darunter finden sich sowohl Orchesterwerke wie auch Kammermusik, eine Messe und ein Requiem. Als Höhepunkt seines musikalischen Lebens bezeichnete Bing die Aufführung seiner Messe im Wiener Stephansdom und die Aufführung seines Requiems 1998 in St. Florian in Linz. Dieses Werk hatte er nach dem Tod seiner Tochter geschrieben.

Belletristik

Richard J. Bing besaß auch literarisches Talent. So veröffentlichte er u.a. die Kurzgeschichten-Sammlungen „The Wind of Time and other Stories“, „The Bisquit Principle“ sowie „Fifteen Lives and a Cat's Story“.

Ehrungen

Richard J. Bing erhielt u.a. den Ehrendoktortitel der Universität Bologna und ist Ehrenmitglied zahlreicher medizinischer Gesellschaften.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Richard J. Bing: Herzstoffwechsel. Das medizinische Prisma [Mehrteiliges Werk], Teil 5. Ingelheim am Rhein: C. H. Boehringer Sohn, 1967, 28 S.
  • R. J. Bing and M. Stauch [Hrsg.]: Ischemic heart disease and heart failure. Advances in treatment with molsidomine. International Symposium on Molsidomine 1984. Munich; Vienna; Baltimore: Urban und Schwarzenberg, 1986, 174 S., ISBN 3-541-11531-9 (Dt. Ausgabe u.d. Titel: Pharmakologische Grundlagen und klinische Anwendung von Molsidomin - eine internationale Bilanz) - Inhaltsverzeichnis

Tonträger (Auswahl)

  • My search for the romantic unknown. Missa. Richard J. Bing, [Interpret]. [S.l.]: Werk-Verlag Banaschewski, [1983?], 1 Schallpl.; 30 cm, Nr. ASWV 023 (Die Stimme des Arztes)

Literatur

  • Prof. Dr. Richard J. Bing, Herzspezialist und Komponist wurde mit Welturaufführung gefeiert. In: Medical Tribune 31. Jahrgang, Nr. 50-52, 17. Dezember 1999, S. 30 - PDF extranet.medical-tribune.de
  • Christiane Limberg: Kardiologe und Komponist Richard Bing feiert 100. Geburtstag. Pressemitteilung, Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V., Informationsdienst Wissenschaft (IDW) vom 10. Oktober 2009 - im Netz
  • Jens Voskamp: Der fabelhafte Mr. Bing. 100-jähriger amerikanischer Kardiologe und Komponist stammt aus Nürnberg. In: Nürnberger Nachrichten vom 19. Oktober 2009 - NN
  • Peter Löw: Medizinisch-musikalisches Multitalent. Richard J. Bing: Herzspezialist, Komponist und Schriftsteller. In: Nürnberger Zeitung Nr. 243 vom 21. Oktober 2009, Nürnberg plus, S. + 1 - NZ
  • William Grimes: Richard Bing, Pioneering Heart Researcher, Dies at 101. Dr. Richard J. Bing, a pioneering cardiologist whose research led to new understandings of blood flow, congenital heart disease and the mechanics of the heart, died on Monday at his home in La Cañada. In: The New York Times, 13. November 2010 - nytimes.com

Querverweise

Netzverweise

  • Richard John Bing, German-American surgeon (Chirurg), born 1909 - Whonamedit.com (englisch)