Rudolf-Steiner-Schule (Wolfgang Ritter)

Aus NürnbergWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Artikel Rudolf-Steiner-Schule (Wolfgang Ritter) erläutert den Sinn und Zweck der Waldorfpädagogik.

Einführung

Wolfgang Ritter, ein pensionierter Lehrer einer Berufsschule der Stadt Nürnberg, erläutert, warum er als Schüler gerne die Rudolf-Steiner-Schule besuchte und später als Vater auch seine Kinder in der Rudolf-Steiner-Schule Nürnberg erziehen und ausbilden ließ. Dabei geht er auf die Elemente der Waldorfpädagogik als Reformpädagogik ein.

Rudolf-Steiner-Schule und Waldorfpädagogik

Warum ich gerne zur Schule ging und meine Kinder in der Rudolf-Steiner-Schule Nürnberg ausbilden ließ - Elemente der Waldorfpädagogik

Wolfgang Ritter, Januar 2013

Die auf Rudolf Steiners (1861 – 1925) Menschenkunde basierende Reformpädagogik rechnet mit allen vier Wesensgliedern des Menschen: physischer Leib, Äther- oder Lebensleib, Astral- oder Seelenleib und Ich. Diese Wesensglieder werden in Sieben-Jahres-Rhythmen ausgebildet. In den ersten sieben Jahren seines Lebens bildet der Mensch den physischen Leib, die Sinne und Organe aus. Er lebt jetzt in der Phase der Nachahmung. In der Kindergartenpädagogik wird durch eine sich von Woche zu Woche wiederholende Tätigkeit (z.B. montags Malen, dienstags Backen) diese Leibesbildung unterstützt.

In den zweiten sieben Jahren entwickelt der Mensch den Lebenskräfteleib (Ätherleib). Die Kräfte, die bisher für die Organbildung gebraucht wurden, sind nun frei für die Ausbildung des Denkens. Im Ätherleib speichern wir Gedanken und Erfahrungen. Die Pädagogik unterstützt diese Vorgänge durch die Ausbildung der Phantasie. Bilder, Beispiele und Ideale werden vom Menschen gerne angenommen und man folgt willig einem guten Vorbild, denn es ist die Zeit der Wertebildung.

Im dritten Jahrsiebt werden die Empfindungen ausgebildet; man erwirbt die Fähigkeit, sich selbst bewußt zu werden und seine Gefühle intensiv zu erleben. Die intellektuellen Kräfte bilden sich aus, man gelangt nach und nach zu einem eigenen Urteil. In der Pädagogik geht es jetzt um Wahrhaftigkeit, Sachlichkeit und Genauigkeit - wichtige Elemente für das Leben in der Erwachsenenwelt.

Während der ersten drei Schuljahre beachtet man in der Waldorfpädagogik die unterschiedlichen Temperamente (Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker, Choleriker). Rudolf Steiner empfahl, gleiche Temperamente nebeneinander zu setzen, damit sie sich aneinander reiben, sich selber überdrüssig und dadurch ausgeglichener würden.

In der Waldorfpädagogik gilt immer das Prinzip der Koedukation: Jungen und Mädchen bilden eine Klassengemeinschaft. Auch ein Prinzip ist, daß ein Klassenlehrer seine Klasse von der ersten bis zur achten Klasse führt und fast alle Fächer selber unterrichtet. Ein drittes Prinzip ist der Epochenunterricht: viele wissenschaftliche Fächer (z. B. Deutsch, Mathematik, Geometrie, Geschichte, Erdkunde, Physik, Chemie, Biologie) werden in zwei- bis vierwöchigen Epochen unterrichtet. Das heißt, in den ersten beiden Stunden des Unterrichtstages steht für einige Wochen immer dasselbe Fach auf dem Stundenplan. Dann folgen die anderen Fächer, z.B. die Sprachen (Englisch und Französisch ab der ersten Klasse), Musik, Handarbeit, Sport, Religion, Eurythmie (eine von Rudolf Steiner angeregte Bewegungskunst).

Im handwerklichen Unterricht, z.B. Gartenbau, Töpfern, Schnitzen, Kupfertreiben, Spinnen, Weben, Nähen, Buchbinden, Feldmessen wird der junge Mensch in die jeweiligen Tätigkeiten eingeführt und erlangt erste Fähigkeiten auf all' diesen Gebieten. Er durchläuft damit auch noch einmal die Entwicklung der Menschheit. In den achten und zwölften Klassen werden Schauspiele einstudiert und zur Aufführung gebracht. Das fördert u.a. die Fähigkeit im Team zusammenzuarbeiten. Durch mehrere Praktika, die jeder Schüler in der Oberstufe zu absolvieren hat, lernt er die Wirklichkeit außerhalb der Schule kennen. Durch ein Projekt, daß er selbständig zu entwickeln und vorzustellen hat, lernt er u.a. seine Kenntnisse im Alltag anzuwenden.

Das breite Fächerangebot und die angedeuteten Aktivitäten und Projekte erlauben dem jungen Menschen und seinen Lehrern Fähigkeiten und Neigungen zu erkennen, zu fördern und auszubilden ohne schon eine zu frühe Spezialisierung zu bewirken. Auf diese Weise bleiben schlummernde Talente nicht unentdeckt, aber ein vielseitiges Interesse wird weiterhin aufrechterhalten. Die Schulzeit wird als interessant und förderlich erlebt und Studien- oder Berufswahl fällt oft leicht.

Die Rudolf-Steiner-Schule Nürnberg bietet etwas Besonderes: Ab der 10. Klasse kann der Schüler in schuleigenen Werkstätten eine Berufsausbildung beginnen (Metallbau, Schreiner, Hauswirtschaft). Er besucht nach wie vor den Hauptunterricht in seinem Klassenverband von 8.00–10.00 Uhr; dann hat er Fachunterricht und fachpraktische Ausbildung in seiner Werkstatt. Auch die Sprachen Englisch und Französisch werden weiter gepflegt. Nach drei Jahren wird die Berufsausbildung mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. Danach kann man in zwei weiteren Jahren das Abitur machen.

Querverweise

Netzverweise

  • Rudolf-Steiner-Schule Nürnberg - im Netz
  • Ehemalige der Rudolf-Steiner-Schule Nürnberg - im Netz