Schweden in Franken

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Der Artikel Schweden in Franken soll zum einen an die schwedische Periode des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1631 bis 1635 als prägendes Ereignis erinnern, soll aber zum anderen auch das danach folgende friedliche Zusammenleben mit Schweden in Franken umfassen.

Schwedische Fahne
© Tage Olsin, Hofres / Wikimedia Commons
Gustav II. Adolf während der Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631
© Wikimedia Commons

Zur Geschichte

Gustav II. Adolf von Schweden in Franken

Das Vorrücken der Schweden im Dreißigjährigen Krieg nach Franken wurde im Fränkischen Reichskreis von den Protestanten begrüßt, von den Katholiken abgelehnt. Gustav II. Adolf von Schweden wurde als Gegenspieler des kaiserlichen Generalissimus Wallenstein von den deutschen Protestanten als Vorkämpfer, Held und Retter des deutschen Protestantismus und „Löwe aus dem Norden“ verehrt.

Aus dieser Zeit haben sich einige Legenden erhalten, die auf einem historischen Kern beruhen.

Sagenhafte Rettung von Dinkelsbühl vor den Schweden

In den Jahren 1618 bis 1648 hatte der Dreißigjährige Krieg weite Teile Deutschlands verwüstet, während Dinkelsbühl verschont blieb. Die sagenhafte Rettung vor den protestantischen Schweden, die 1632 die Reichsstadt belagerten, hat Dinkelsbühl seinen Kindern zu verdanken: Während die katholischen Räte zögerten, sich dem Feind auszuliefern, zog die Türmerstochter Lore mit einer Kinderschar vor die Tore der Stadt und flehte den schwedischen Obristen um Gnade an. Um der Kinder willen verzichtete der Befehlshaber auf Brandschatzung und Plünderung.

Seit über hundert Jahren feiert Dinkelsbühl seine Errettung alljährlich mit einem ergreifenden Schauspiel, der Kinderzeche. Dann lagern wieder schwedische Truppen vor den Stadtmauern, das Wörnitztor wird von Stadtsoldaten bewacht und das Kinderzech‘-Festspiel läßt die dramatische Ratssitzung noch einmal aufleben.

Nach feierlicher Stadtübergabe und Einmarsch der Schweden beginnt ein großer Festzug der Dinkelsbühler in historiengetreuen Gewändern des 17. Jahrhunderts durch die engen Gassen der Stadt.

Friedensmahl im Nürnberger Rathaussaal

Das Friedensmahl im Nürnberger großen Rathaussaal am 25. September 1649
Wolfgang Kilian (1581-1663) nach Joachim Sandrart (1606-1688) / © Wikimedia Commons

Nach der Unterzeichnung des Interimsexekutionsrezesses vom 11./21. September 1649 veranstaltete der schwedische Vertreter und Thronfolger Pfalzgraf Karl Gustav v. Zweibrücken (König von Schweden 1654-60) im Rahmen des Friedensexekutionskongresses vom 15./25. September 1649 im großen Rathaussaal der Reichsstadt Nürnberg ein Friedensmahl. Das Fest wurde von Joachim v. Sandrart als Stich im 'Theatrum Europaeum' und als großes Gemälde festgehalten.

Die Oberleitung über die vier Musikchöre, die am 25. September 1649 das Friedensmahl (anläßlich des Westfälischen Friedens) im Nürnberger Rathaussaal musikalisch umrahmten, hatte Sigmund Theophil Staden (1607-1655). Zwölf der damals aufgeführten und von Staden komponierten Musikalischen Friedensgesänge sind erhalten geblieben (Musicalische Friedensgesänge, Nürnberg 1651).

Silvia von Schweden am 25. September 1999 in Nürnberg.
Foto: Scanpix
Silvia von Schweden mit Oberbürgermeister Ludwig Scholz.
Foto: Scanpix

In Anlehnung an dieses Nürnberger Friedensmahl, organisiert die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre zur Menschenrechtspreisverleihung eine Friedenstafel. Das „Friedensmahl“, oder die „Friedenstafel“, ist ein Bürgerfest, das Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringen soll. Es wird vom Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg organisiert. Am 25. September 1999, dem 350. Jahrestag, kam Silvia von Schweden zur Nürnberger Friedenstafel. Sie ließ es sich nicht nehmen, am Schönen Brunnen den Goldenen Ring zu drehen.

Schwedische Namen in Franken

In der Stadt Nürnberg und in anderen Städten gibt es eine Reihe von Straßen, die an die schwedische Anwesenheit erinnern, sowie Straßen, Brücken und Bauten, die nach schwedischen Persönlichkeiten benannt sind:

Straßen

Fürth

  • Gustavstraße, benannt nach dem Schwedenkönig Gustav Adolf, der dort im Grünen Baum gespeist haben soll.

Gerbrunn

  • Elsa-Brandström-Straße, genannt nach dem schwedischen „sibirischen Engel“ Elsa Brändström, der Krankenschwester, die sich nicht nur in Sibirien für kranke Menschen einsetzte.

Nürnberg
Am Schwedenbrunnen, Am Schwedengraben, An den Schwedenkreuzen, An der Schwedenschanze, Schwedenweg, Schanzäckerstraße, Schanzenstraße, Auf der Schanz, Bärenschanzstraße, Mainausteg.

Würzburg
Stockholmer Straße

Brücken, Gebäude

Schwedische Persönlichkeiten

Erlangen

  • Per Ulrik Kernell (* 9. April 1797 in Linköping, Schweden; † 30. März 1824 in Erlangen), schwedischer Schriftsteller der Romantik, jung verstorben und auf dem Neustädter Friedhof in Erlangen begraben. Das Grab ist erhalten und steht unter Denkmalschutz. Im Erlanger Stadtlexikon ist Kernell ein ausführlicher und interessanter Artikel gewidmet: Platen hat bei ihm Schwedisch gelernt. Ein Kreis von Freunden hielt Kernells Andenken in Ehren.

Fürth

Nürnberg

  • Gustav-Adolf-Straße im Stadtteil Schweinau
  • Linnéstraße im Stadtteil Gibitzenhof: Carl von Linné, schwedischer Botaniker
  • Bernhard Johannes Schacht (* in Malmö in Schweden), Gürtlergeselle, fertigte 1682 das Grabkästchen der Nürnberger Gürtlergesellen für die Grabstätte der Gürtlergesellen auf dem Nürnberger Johannisfriedhof. [1]

Röthenbach an der Pegnitz

Würzburg

Stipendiaten im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia

In Bamberg gibt es auch einige schwedische Stipendiaten im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia.

  • Fredrik Sjöberg (* 31.8.1958 in Västervik/Schweden), Literatur
  • Linda Tedsdotter (* 1975 in Arjeplog/Schweden), Bildende Kunst
  • Johan Zetterquist (* 13.4.1968 in Arvika/Schweden), Bildende Kunst

Schwedische Unternehmen

  • Electrolux
  • IKEA

Schwedische Partnerstädte

Schwedische Partnerhochschulen

Schwedenwoche

  • Die Universität Erlangen präsentiert eine Woche lang Schwedens Kultur.

Schwedische Freundschaftsvereine

  • Deutsch-Schwedische Gesellschaft Würzburg

Vorsitzende: Dr. Gunhild Brembs
Rebenstr. 38
97084 Würzburg
Tel: 0931/ 60701
Fax: 0931/ 60772
Gunhild@Brembs.net

  • Deutsch-schwedischer Stammtisch in Würzburg - Tysk-svenska stambordet i Würzburg - im Netz

Schwedisch-Studium

Trendwende – an schwedischen Gymnasien wird zunehmend mehr Deutsch unterrichtet. November 2008. Deutsch-Schwedische Handelskammer, Stockholm.

  • Schwedischer Schulverein in Nürnberg-Fürth e.V.

Svenska Skolföreningen i Nürnberg / Fürth e.V.
c/o Ingeli Holm
Valznerweiherstr. 86
90480 Nürnberg
Tel: 0911-54 25 04
E-Mail: holmfamily@t-online.de

  • Schwedischkurse an deutschen Sprachschulen
  • Lektorat für Schwedisch am Uni-Sprachenzentrum in Erlangen
  • Nordische Philologie, Universität Erlangen-Nürnberg - im Netz
  • Institut für Vergleichende Germanische Philologie und Skandinavistik
  • Prof. Dr. Alfred Holl, FH Nürnberg: Schwedisch Sprachkurse - im Netz
  • Bamberg: Kurs für Anfänger mit Vorkenntnissen Tel.: 0951/ 871108 und 871109 ab 9.30 Uhr - im Netz

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

  • Friedrich Rudolf von Rothenburg: Schlachten, Belagerungen und Gefechte in Deutschland und den angrenzenden Ländern 1618 bis 1629. 3. Auflage. Wien: von Hirschfeld’sche Buchdruckerey, 1835, 646 S. - im Netz
  • Dr. Donaubauer: Nürnberg in der Mitte des dreißigjährigen Krieges. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 10, 1893, S. 69-240 - MVGN
  • ss: Zwei Nürnberger Pokale im historischen Museum zu Stockholm. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 19, 1911, S. 246-248 - MVGN
  • Ludwig Eisen: Gustav Adolf und der große Krieg in Franken. Nürnberg-Zirndorf [,Nürnberger Str. 19/21]: Allgemeine Rundschau, 1932, 39 S.
  • Sven G. Sjöberg: Schwedische Studenten in Altdorf. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung (JffL), 44 (1984), S. 65-91
  • Per Daniel Atterbom: Zehn Tage in Nürnberg 1817 (28. November bis 8. Dezember). In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 72, 1985, S. 154-231 - MVGN
  • Peter Engerisser: Von Kronach nach Nördlingen. Der Dreißigjährige Krieg in Franken, Schwaben und der Oberpfalz 1631-1635. Weißenstadt: Verlag Heinz Späthling, September 2007, 752 Seiten, ISBN 978-3-926621-56-6 - im Netz - Inhalt
  • Christa Deinert: Die schwedische Epoche in Franken von 1631-1635, Universität Würzburg, Phil. Fakultät, Diss. v. 28. Nov. 1966. Würzburg, 1966, 310 S.
  • Kinderzeche. Die tapferen Kinder von Dinkelsbühl. Bayerischer Rundfunk, 16.07.2009 - BR-online
  • Christoph Schmerl: Neue Zuversicht für das leidgeprüfte Franken? Während seines Zugs durch Franken brachte Gustav II. Adolf Hoffnung, aber auch Vernichtung. In: Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern • Nr. 44 vom 4. 11. 2007, S. 7 - PDF-Datei
  • Das Nürnberger Friedensmahl am 25. September 1649. Joachim von Sandrart zum 300. Todestag am 14. Oktober 1988 - I. Christian Klemm: Joachim Sandrarts Gemälde. II. Hermann Harrassowitz: Die Festmusik. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 75, 1988, S. 77-90 - MVGN
  • Schlachtfeldarchäologie in Lützen – Das Schwedenlied. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - im Netz
  • Franz Willax: Die Befestigungsanlagen Gustav Adolfs von Schweden um Nürnberg 1632. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 82, 1995, S. 185-235 - MVGN
  • Anders Marell: Die Reform in Schweden. Wir sind die Sprache! In: Die deutsche Sprachverwirrung – Fehlkonzept Rechtschreibreform, Schweizer Monatshefte, Zürich, Heft 11, November 2003 - im Netz
  • Thomas Röder, Johann Joachim Agrell: Schweden kosten und erleben. In: Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 4990 vom 20.12.2006 - im Netz
  • Björn Kohlhepp: Das Schwedische Institut, ein Organ der auswärtigen Kulturpolitik Schwedens, und das Schwedenbild im Ausland. Magisterarbeit. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2008, 110 S. - im Netz
  • Klaus Koniarek: Gustav II. Adolf, König von Schweden - im Netz
  • Ulrich Wagner: Jens Person Lindahl, tragischer Gestalter des Würzburger Ringparks. In: Stadthistorische Streiflichter (26) - im Netz
  • Jo Seuß: Billy, Billy über alles. 30 Jahre Kult-Regal: Erste Filiale stand in der Marienstraße. In: Nürnberger Nachrichten vom 28. Oktober 2009 - NN
  • gs [= Gabi Eisenack]: Nürnberg einer der ersten deutschen Standorte. Ikea baut jetzt auch Häuser. In: Nürnberger Zeitung Nr. 12 vom 16. Januar 2010, S. 1 - NZ
  • Gabi Seitz: Nürnberg soll Standort werden. Ikea baut nun auch Reihenhäuser. In: Nürnberger Zeitung Nr. 12 vom 16. Januar 2010, S. 11 - NZ

Artikel im Stadtlexikon Nürnberg

  • Michael Diefenbacher: Bärenschanze; Beyerstedt: Dreißigjähriger Krieg; Diefenbacher: Friedensexekutionskongreß; Beyerstedt: Friedensmahl; Bach-Damaskinos: Gustav-Adolf-Gedächtniskirche; Diefenbacher: Heilbronner Bund; Walter Bauernfeind: Kaisertreue und Reichsbewußtsein; Helmut Beer: Lichtenhof; Helmut Beer, Gustav Voit: Petzenschloß; Weingärtner: Schanzen; Erich Mulzer: Schwedenhaus; Querverweise: Schwedenhof; Schwedenschanzen. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, Allersberger Straße 114, von German Bestelmeyer mit Reiterstandbild des Namenspatrons König Gustav II. Adolf von Schweden am Südostturm - Baukunst
  • Schweden in Deutschland - Schwedische Freundschaftsvereine - im Netz
  • Prof. Dr.phil. Alfred Holl - im Netz
  • Ann-Helena Schlüter, Pianistin und Schriftstellerin aus Würzburg, Diplom-Musikpädagogin, Hochschuldozentin für das Fach Klavier - im Netz
  • Reichsvereinigung Schweden-Deutschland - Wikipedia
  • Deutsch-schwedischer Stammtisch in Würzburg - Tysk-svenska stambordet i Würzburg - im Netz
  • Brännboll (deutsch: Brennball) - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Martin Kügler: Das Grabkästchen der Nürnberger Gürtlergesellen von 1682. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1999. Herausgeber: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

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