Steinbühl (Nürnberg)

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Steinbühl ist ein Stadtteil von Nürnberg.

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Lage

Steinbühl liegt in der Nürnberger Südstadt, d.h. südlich der Lorenzer Altstadt und der Bahnlinie.

Geschichte

Namengebend für das Stadtviertel Steinbühl war ein wohl schon in der Mitte des 13. Jahrhundert auf einer kleinen Erhebung erbauter befestigter Sitz der Herren von Stein (Breitenstein), der aber bereits im 18. Jahrhundert abging.

Ein weiterer, nach den Zerstörungen im Markgrafenkrieg 1552 wiederaufgebauter Herrensitz, als Wasserburg noch bis in die 1880er Jahre von einem Wassergraben umgeben, stand bis zu seiner Zerstörung 1945 in der Wiesenstraße 19.

Das Hochgericht besaß die Reichsstadt Nürnberg (vom Ansbacher Oberamt Schwabach bestritten), zuständige Pfarrei war St. Lorenz.

Um 1790 umfaßte das Dorf 35 Anwesen. 1796 wurde Steinbühl preußisch (Justiz- und Kammeramt Schwabach), 1806 bayerisch (Landgericht Nürnberg) und bildete seit 1808 mit Tafelhof einen Steuerdistrikt und 1818 die Gemeinde Steinbühl.

Schon in reichstädtischer Zeit war Steinbühl infolge der Nürnberger Konzessionsbeschränkungen durch stärkere Gewerbeansiedlung geprägt. Die Anlage der Zeltnerschen Ultramarinfabrik 1838 und der Bahnlinie nach Bamberg sowie der nahegelegene Kanalhafen (1845) beschleunigten diese Entwicklung.

So galt Steinbühl bei seiner Eingemeindung nach Nürnberg am 1.1.1865 bereits als das gewerbereichste Dorf Bayerns und als der bedeutendste Fabrikvorort Nürnbergs. Ein wesentlicher Vorteil Steinbühls für die nun verstärkt einsetzende Industrieansiedlung waren die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Süden.

Prägend für den neuen Stadtteil wurde die Verlegung des Betriebs von Sigmund Schuckert zunächst in die Schloßäckerstraße (1878); ab 1889 entstanden die großen Werksbauten im Bereich der Landgraben-, Gugel- und Humboldtstraße.

Die rasche Industrialisierung mit dem nachfolgenden Bevölkerungswachstum durch Nahwanderung vom Land führten zur raschen und durchgreifenden Urbanisierung Steinbühls mit erheblichen Wohnungs-, Verkehrs- und Versorgungsproblemen bei teilweise „überhasteter Bautätigkeit“ ab 1890.

Die ursprünglich als Südgrenze Nürnbergs gedachte Landgrabenstraße wurde zur wichtigsten Ost-West-Verbindung in der Südstadt. 1910 wurden 40.000 Einwohner gezählt - 374 Einwohner je Hektar. Bis zum Zweiten Weltkrieg galt Steinbühl als Nürnbergs dichtestbesiedeltes Viertel mit dem höchsten Arbeiteranteil. Heute hat sich die Bevölkerungsstruktur dem Stadtdurchschnitt angenähert.

Als erster Nürnberger Kirchenneubau des Industriezeitalters entstand 1893/94 die Christuskirche. 1876 wurde das Schulhaus in der Wiesenstraße erbaut und 15 Jahre später wesentlich erweitert, 1892 entstand die im Krieg zerstörte Schule in der Landgrabenstraße 99. Als Prachtpalast wurde 1898-1900 das Melanchthonschulhaus am gleichnamigen Platz im Grenzbereich von Gibitzenhof und Steinbühl erbaut.

Durch die starken Kriegszerstörungen Steinbühls sind nur Teile der alten Bebauung der Gründerzeit erhalten geblieben. Die Tafelfeldstraße konnte nach 1945 ihre alte Bedeutung als Geschäftsstraße nicht wiedererlangen. Die Statistischen Bezirke 15 (Gugelstraße) und 16 (Steinbühl) zählten am 31.12.1997 7.720 bzw. 11.837 Einwohner.[1]

Literatur

  • Hermann Rusam: Untersuchung der alten Dorfkerne im städtisch überbauten Bereich Nürnbergs. Zugleich: Universität Erlangen-Nürnberg, Fachbereich Geowiss., Dissertation, 1978. Nürnberg: Stadtarchiv, 1979, 419 S., ISBN 3-87432-063-4 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 27)
  • Kennen Sie Steinbühl? Ein Stadtteilspaziergang in die Vergangenheit, nach Erzählungen von Bewohnern aus Steinbühl und Rabus. Hrsg.: Stadt Nürnberg, Amt für Kulturelle Freizeitgestaltung. Nürnberg, 1984, 50 S.
  • Kennen Sie Steinbühl? 2 Das Alltagsleben in einer Straße Steinbühls bis 1945 - erzählt von ihren Bewohnern. Hrsg.: Stadt Nürnberg, Amt für kulturelle Freizeitgestaltung. Nürnberg, 1985, 39 S.
  • Helmut Beer: Grüße aus Nürnberg 1: Nürnberg in Ansichtskarten um 1900. Auf dem Weg zur Großstadt. Nürnberg 1992 (Ausstellungskatalog des Stadtarchivs Nürnberg 7)
  • 100 Jahre Christuskirche Nürnberg - Steinbühl 1894 - 1994. Festschrift zum Jubiläum 1994, 58 Seiten
  • Helmut Beer: Nürnberger Erinnerungen 9. Bilder, Daten und Ereignisse in Nürnberg. 100 Jahre Stadtgeschichte in Fotografien. Nürnberg 1997
  • Helmut Beer: Nürnberger Erinnerungen 10: Rund um die Altstadt - Nürnbergs Vorstädte. Nürnberg 1998

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Der Artikel beruht hauptsächlich auf Helmut Beer: Steinbühl. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

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