Willy Liebel

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Willy Liebel (* 31. August 1897 in Nürnberg, † 20. April 1945 in Nürnberg) war Reichstagsabgeordneter der NSDAP und von 1933 bis 1945 Oberbürgermeister der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg.

Willy Liebel, etwa 1942
Wikimedia Commons

Leben und Wirken

Ausbildung und Kriegsdienst

Willy Liebel besuchte die Volksschule und das Gymnasium. Anschließend absolvierte er im väterlichen Betrieb, der Druckerei Fr. Monninger, eine Lehre. Bei Kriegsausbruch meldete er sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Als Leutnant der Reserve war er 1917/18 Adjutant in der Unteroffiziersschule Fürstenfeldbruck. 1918 wurde er aus dem Heeresdienst entlassen.

Beruf

Danach arbeitete er wieder in der väterlichen Druckerei Fr. Monninger. 1921 wurde er Teilhaber und 1927 Alleininhaber. In Liebels „Verlag Panzerfaust“ erschien bereits 1924 völkisches Schrifttum, ab 1933 druckte Monninger die Mitteilungen der NSDAP-Ortsgruppe Nürnberg und zeitweise auch den „Stürmer“. Indirekt war er damit Wegbereiter für den Untergang seiner Druckerei am Maxplatz 42/44. Die Druckerei wurde 1945 bei einem Luftangriff zerstört. [1]

Aktivität in politischen Organisationen

Liebel war Mitglied der „Reichsflagge“, gründete 1923 die „Altreichsflagge“ und war gleichzeitig Leiter von Erich Ludendorffs „Tannenbergbund“ in Mittel- und Oberfranken. Am 5. November 1925 trat er in die NSDAP ein, am 27. März 1926 wieder aus, um sich im Oktober 1928 erneut der NSDAP anzuschließen. Liebel war SA-Mitglied und stieg bis zum Obergruppenführer auf.

Politische Ämter

Liebel wurde 1929 Stadtrat in Nürnberg. Ab 1930 war er Vorsitzender der NSDAP-Stadtratsfraktion.

Zwei Tage vor der Verhaftung des Nürnberger Oberbürgermeisters Hermann Luppe beauftragte der Staatskommissar für das bayerische Innenministerium am 18. März 1933 Liebel mit den Geschäften des ersten Bürgermeisters der Stadt Nürnberg. Da im Nürnberger Stadtrat die NSDAP nach den Gleichschaltungsgesetzen die Mehrheit hatte, wurde Liebel in der konstituierenden Sitzung vom 27. April 1933 in seinem Amt als Oberbürgermeister bestätigt.

In der 10. Wahlperiode (1936) und der 11. Wahlperiode (1938) war er Reichstagsabgeordneter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

1942 holte Albert Speer Willy Liebel als Leiter des Zentralamts des Rüstungsministeriums nach Berlin. Liebel blieb aber trotz seiner hauptberuflichen Tätigkeit in Berlin Nürnberger Oberbürgermeister. 1944 wurde er Mitglied in Speers Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte.

Tod

Liebel beging in Nürnberg im Palmenhofbunker Selbstmord durch Kopfschuß. Seine Leiche wurde am 25. April 1945 entdeckt. [2]

Veröffentlichungen

  • Kampfspielausschuß (Hrsg.): Festbuch für die Deutschen Kampfspiele und das Bayerische Turnfest Nürnberg 1934. Mit Geleitworten und Portraittafeln (Fotos) der NS-Größen: Reichssportführer v. Tschammer-Osten, Frankenführer Julius Streicher, OBB Willy Liebel. Nürnberg: Selbstverlag, 1934, 114 S. mit Abb., Tabellen und 17 meist ganzseitige Fotos. Programm u. zugleich Festschrift.
  • Festschrift anläßlich der Wiedereröffnung des Nürnberger Opernhauses September 1935. Hrsg. im Auftrag des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg von Stadtrat Dr. Dr. Robert Plank. Nürnberg: Volkhardt & Wilbert, 1935, 72 Seiten (sehr viele z.T. ganzseitige Foto-Abbildungen, Illustrationen und Faksimiles; mit Geleitworten von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels, Gauleiter Julius Streicher, Staatssekretär Walter Funk und Oberbürgermeister Willy Liebel; Mit Textbeiträgen von Robert Plank, Stadtrat Emil Stahl, Stadtrat Beyer, Generalintendant Dr. Johannes Maurach und Bühnenbildner Benno von Arent)
  • Die Stadt der Reichsparteitage Nürnberg. Nürnberg, 1938, ohne Seitenzählung, etwa 100 S. (Bildband in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache)
  • Nürnberger Faschingszug 1938. Geleitwort Willy Liebel. Nürnberg: Weisersmüller, 1938, 10 S.
  • Fünf Jahre Stadt der Reichsparteitage Nürnberg. Ein Bericht über die nationalsozialistische Aufbauarbeit in der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg. Hrsg. von Willy Liebel. Nürnberg: Statistisches Amt der Stadt der Reichsparteitage, Ausführung: Ulrich & Co., 1938, 169 S.
  • Nürnberger Schau. Weihnachtsgabe der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg. Hrsg: Willy Liebel. Nürnberg: Spandel, 1939, 36 S. (Texte u.a. von Karl Bröger: Weiße Zeit- Nürnberg im Schnee; Franz Bauer: Gouti Freind und Kamerad'n! und Fritz Merk: Wie steht's im Nürnberger Sport?)
  • Willy Liebel (Hrsg.): Nürnberger Schau. Monatsschrift der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg, herausgegeben von Oberbürgermeister Willy Liebel. Nürnberg: Erich Spandel, 1941, Hefte Nr. 1-12

Literatur

Bücher

  • Liebel (Nürnberg), Willy. In: Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten. Basis: Parlamentsalmanache/Reichstagshandbücher 1867–1938 - im Netz
  • Willy Liebel. In: Manfred Krapf: Oberbürgermeister. In: Historisches Lexikon Bayerns - HLB
  • Die Oberste SA.-Führung (Hrsg.): Der SA-Führer. Zeitschrift der SA.-Führer der NSDAP. München, Hauptstadt der Bewegung, Zentralverlag der NSDAP. Franz Eher Nachf., Heft 6 Juni 1939, 4. Jahrgang, 56 Seiten, mit vielen Fotoabbildungen auf Kunstdruckpapier.
  • Franz Bauer: Die Reichskleinodien der Deutschen. Nürnberg: W. Tümmels Buchdruckerei, 1939, 120 S. mit 1 Tafel und mehreren Textabbildungen [Die Tafel zeigt, wie der Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel dem „Führer“ Adolf Hitler eine Nachbildung des alten Reichsschwertes überreicht.]
  • Franken-Kalender 1941, Nürnberg, 1941, 116 S. (Darin: Oberbürgermeister Willy Liebel, Stadt der Reichsparteitage Nürnberg, in SA-Uniform, mit Amtskette)
  • Rainer Hambrecht: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925-1933). Nürnberg: Stadtarchiv, 1976, XI, 612 SS. (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 17)
  • Siegfried Zelnhefer: Willy Liebel, Oberbürgermeister der „Stadt der Reichsparteitage Nürnberg“. Eine biographische Skizze. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung (JffL), 60, 2000, S. 660
  • Matthias Klaus Braun: Die Verwaltung der Stadt Nürnberg im Nationalsozialismus 1933-1945. Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten im totalitären Staat. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 96, 2009, S. 293-319
  • Matthias Klaus Braun: Hitlers liebster Bürgermeister. Willy Liebel (1897-1945). Neustadt an der Aisch: Schmidt, Philipp, 2012, 1048 S., ISBN 978-3-87707-852-5 (Stadtarchiv Nürnberg: Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte, Band 71)
    • André Fischer: Die Geschichte Nürnbergs missbraucht. Buch über OB Willy Liebel arbeitet dessen Rolle im Nationalsozialismus heraus. In: Nürnberger Zeitung Nr. 288 vom 12. Dezember 2012, S. 9 - NZ

Presse

  • Marco Puschner: Nürnbergs Nazi-Oberbürgermeister Willy Liebel. In Hitlers Gunst und Streichers Schatten. In: Nürnberger Zeitung Nr. 48 vom 27. Februar 2010, S. 11 - NZ
  • Daniela Ramsauer: Nazi-OB empfahl dem Führer Nürnberg als Bühne. Willy Liebel wurde ohne die damals übliche Qualifikation ins Amt gehoben. In: Nürnberger Nachrichten vom 6. März 2010 - NN

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Walter Gebhardt: Fr. Monninger. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  2. Siegfried Zelnhefer: Liebel, Willy. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8