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Wolfgang Ritter, Nürnberg
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Im November gab es erneute Demonstrationen von Milchbauern in Brüssel. Sie kommen mit den ihnen gezahlten Milchpreisen nicht zurecht. 40 Cents bräuchten sie mindestens, um überleben zu können. Vor etwa zwei Jahren hatten sie schon einmal mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Darauf hin näherte sich der Durchschnittspreis pro Liter mit 38 Cents ihren Forderungen an; in diesem Jahr fiel er wieder auf 32 Cents zurück.
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Nun gibt es Stimmen, die sich auf die Marktgesetze berufen: Wenn der Preis für ein Gut sinkt, dann wird eine zu große Menge angeboten. Auch manche Verbraucher denken so: Warum soll ich einen kleinen Bauern mit 30 oder 40 Milchkühen durch einen erhöhten Milchpreis subventionieren? Wer nicht wettbewerbsfähig ist, soll fusionieren oder aufgeben (so gehört in Bayern 2 am 28.11.2012). Die Fusion (Zusammenschluss) von Kleinbauern stelle ich mir schwierig vor; ihr ungebremstes, durch Uneinsichtigkeit gefördertes weiteres Verschwinden wäre fatal.
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So segensreich der Wettbewerb ist – er sorgt für neue Produkte, in guter Qualität, ausreichender Menge, zu günstigen Preisen -, er hat den Nachteil des ruinösen Wettbewerbs und des Preisdiktats durch Oligopolisten oder Monopolisten. Jedenfalls für die Landwirtschaft sollte der  Nachteil des Preisdiktats durch Weiterverarbeiter und Handelsketten ausgeschaltet werden. Der Landwirt muss für seine Produkte den Preis erhalten, der ihm langfristig ein Überleben garantiert.  Er erzeugt die für uns notwendigen Nahrungsmittel, sorgt für Diversität und pflegt unsere Landschaft. Was wir aus der Region an Nahrung kaufen können, braucht nicht von weit entfernt herangeschafft zu werden, belastet also die Umwelt wenig durch vermiedene lange Transporte.
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Mit der Tendenz zum Agrargroßbetrieb wird die Artenvielfalt weiter eingeschränkt, die Erde durch den Einsatz großer Landbearbeitungsmaschinen weiter verdichtet und die Umwelt noch stärker belastet. Bienen und andere wichtige Bestäuber werden ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Wir sollten das nicht zulassen! Wie könnte man zum richtigen Preis für Milch und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse kommen, ohne dass die Landwirte mit ihren Traktoren nach Brüssel fahren oder ihre Milch vor 's Kanzleramt schütten müssen?
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In einer Einrichtung der Lebensmittelbranche müssten sich alle Marktteilnehmer treffen können, also Vertreter der Landwirte (z.B. Milcherzeugerverband), Vertreter der Verarbeitung (z.B. Molkereiverband), Vertreter des Handels und der Verbraucher. Eine solche Einrichtung könnte man eine Assoziation nennen. In ihr könnten die Vertreter der Landwirte, der Verarbeitung und des Handels ihre Kalkulationen beispielhaft für ein Grundnahrungsmittel (z.B. die Milch) offen legen und dann den Richtwert für den endgültigen Verkaufspreis verabreden. Hier wäre auch der Ort über Mengen und Qualitäten zu sprechen. Vielleicht würde hier mancher Erzeuger auch Ideen und Produktionsmotivationen für andere Produkte erhalten. Die Vertreter der Verbraucher könnten die Kalkulation veröffentlichen und für Verständnis bei den Verbrauchern werben. Wenn auf diese Weise für wichtige Grundnahrungsmittel der Preis für z.B. ein Jahr verabredet würde, erhielten alle am Wirtschaftsprozess Beteiligten Planungssicherheit; den Marktgesetzen würde das für alle Beteiligten so wichtige Element der Verlässlichkeit hinzugefügt.
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Der Bio-Verbraucher e.V. strebt an, Partner der Bio-Erzeuger- und Handelsverbände in einer zu bildenden Bio-Assoziation zu werden.

Version vom 22. Dezember 2012, 20:35 Uhr

Bio-Assoziationen notwendig

Wolfgang Ritter, Nürnberg

Im November gab es erneute Demonstrationen von Milchbauern in Brüssel. Sie kommen mit den ihnen gezahlten Milchpreisen nicht zurecht. 40 Cents bräuchten sie mindestens, um überleben zu können. Vor etwa zwei Jahren hatten sie schon einmal mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Darauf hin näherte sich der Durchschnittspreis pro Liter mit 38 Cents ihren Forderungen an; in diesem Jahr fiel er wieder auf 32 Cents zurück.

Nun gibt es Stimmen, die sich auf die Marktgesetze berufen: Wenn der Preis für ein Gut sinkt, dann wird eine zu große Menge angeboten. Auch manche Verbraucher denken so: Warum soll ich einen kleinen Bauern mit 30 oder 40 Milchkühen durch einen erhöhten Milchpreis subventionieren? Wer nicht wettbewerbsfähig ist, soll fusionieren oder aufgeben (so gehört in Bayern 2 am 28.11.2012). Die Fusion (Zusammenschluss) von Kleinbauern stelle ich mir schwierig vor; ihr ungebremstes, durch Uneinsichtigkeit gefördertes weiteres Verschwinden wäre fatal.

So segensreich der Wettbewerb ist – er sorgt für neue Produkte, in guter Qualität, ausreichender Menge, zu günstigen Preisen -, er hat den Nachteil des ruinösen Wettbewerbs und des Preisdiktats durch Oligopolisten oder Monopolisten. Jedenfalls für die Landwirtschaft sollte der Nachteil des Preisdiktats durch Weiterverarbeiter und Handelsketten ausgeschaltet werden. Der Landwirt muss für seine Produkte den Preis erhalten, der ihm langfristig ein Überleben garantiert. Er erzeugt die für uns notwendigen Nahrungsmittel, sorgt für Diversität und pflegt unsere Landschaft. Was wir aus der Region an Nahrung kaufen können, braucht nicht von weit entfernt herangeschafft zu werden, belastet also die Umwelt wenig durch vermiedene lange Transporte.

Mit der Tendenz zum Agrargroßbetrieb wird die Artenvielfalt weiter eingeschränkt, die Erde durch den Einsatz großer Landbearbeitungsmaschinen weiter verdichtet und die Umwelt noch stärker belastet. Bienen und andere wichtige Bestäuber werden ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Wir sollten das nicht zulassen! Wie könnte man zum richtigen Preis für Milch und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse kommen, ohne dass die Landwirte mit ihren Traktoren nach Brüssel fahren oder ihre Milch vor 's Kanzleramt schütten müssen?

In einer Einrichtung der Lebensmittelbranche müssten sich alle Marktteilnehmer treffen können, also Vertreter der Landwirte (z.B. Milcherzeugerverband), Vertreter der Verarbeitung (z.B. Molkereiverband), Vertreter des Handels und der Verbraucher. Eine solche Einrichtung könnte man eine Assoziation nennen. In ihr könnten die Vertreter der Landwirte, der Verarbeitung und des Handels ihre Kalkulationen beispielhaft für ein Grundnahrungsmittel (z.B. die Milch) offen legen und dann den Richtwert für den endgültigen Verkaufspreis verabreden. Hier wäre auch der Ort über Mengen und Qualitäten zu sprechen. Vielleicht würde hier mancher Erzeuger auch Ideen und Produktionsmotivationen für andere Produkte erhalten. Die Vertreter der Verbraucher könnten die Kalkulation veröffentlichen und für Verständnis bei den Verbrauchern werben. Wenn auf diese Weise für wichtige Grundnahrungsmittel der Preis für z.B. ein Jahr verabredet würde, erhielten alle am Wirtschaftsprozess Beteiligten Planungssicherheit; den Marktgesetzen würde das für alle Beteiligten so wichtige Element der Verlässlichkeit hinzugefügt.

Der Bio-Verbraucher e.V. strebt an, Partner der Bio-Erzeuger- und Handelsverbände in einer zu bildenden Bio-Assoziation zu werden.