Aufwendig / aufwändig

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Version vom 5. Oktober 2010, 08:24 Uhr von Manfred Riebe (Diskussion | Beiträge) (Neu: Aufwendig / aufwändig)

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Der Artikel über die Schreibweise des Adjektivs (Eigenschaftsworts) aufwendig / aufwändig dient der Information und Aufklärung über den Schreibgebrauch (Usus).

Zur Problematik

Anhänger der Rechtschreibreform ändern in Texten „aufwendig“ in „aufwändig“. Doch Bearbeitungen des Artikels sollen eine Verbesserung bringen. Die Änderung von „aufwendig“ in „aufwändig“ bringt aber keine Verbesserung.

1. Im Duden 2000 heißt es in der „Vergleichenden Gegenüberstellung ‚alter’ und neuer Schreibungen“: „aufwendig“ – auch: „aufwändig“. Die Reformer nennen zuerst als Hauptform die bewährte Schreibweise „aufwendig“ und dann als Variante bzw. Nebenform eine neue Schreibweise: „aufwändig“. Damit wollen sie schreibschwachen Schülern entgegenkommen, stiften damit aber nur Verwirrung, wie man hier sieht.

2. Im Duden 2000 heißt es z.B. auch nicht „aufwänden, Aufwändung“, sondern weiterhin „aufwenden, Aufwendung“. Man geht gewöhnlich von dem Tätigkeitswort aus: aufwenden, daher aufwendig. „aufwändig“ ist eine Art Verlegenheitsschreibung, die ermöglichen soll, daß schreibschwachen Kindern kein Fehler angerechnet wird.

Schreibvarianten „aufwendig / aufwändig“

Außerhalb der Schulen kann jeder weiterhin die traditionelle Orthographie verwenden und „aufwendig“ schreiben, auch die Zeitungen; denn es gibt kein Rechtschreibgesetz. Die meisten Zeitungen haben sich jedoch freiwillig der Schulschreibung von 1996 unterworfen und eine eigene Presseorthographie und darüber hinaus eigene Hausorthographien eingeführt. Dabei haben sie sich oft ohne Not die - manchen „progressiv“ erscheinende - neue Variante „aufwändig“ ausgesucht. Manch eine Zeitung tritt als Korrektor auf und verändert eigenmächtig die herkömmliche Schreibweise „aufwendig“ in Artikeln und Leserbriefen in ihre neue Variante „aufwändig“.

Sprechvarianten / Phonetik

„Kakophone“ Schreibweise bezieht sich auf die Phonetik bzw. die Aussprache und somit auch auf die Betonung. „Kakophone“ Schreibweise bedeutet, daß die Schreibweise der neuen Schulschreibung nicht mit der Aussprache übereinstimmt, sondern diese entstellt bzw. sogar verhunzt. Dies stellt man bei Fernsehansagern fest, die nicht mehr dem Sprachgebrauch folgen, sondern sich krampfhaft an die neuen kakophonen Schreibweisen halten.

Zur Wortgeschichte (Etymologie)

[1]

Zur lexikographischen Erfassung

Duden

Wikipedia

Erfassung des Schreibgebrauchs

Ein Google-Test kann zur Erfassung des Usus hilfreich sein:

  • Ergebnisse ungefähr 1.450.000 für „aufwendig“.
  • Ergebnisse ungefähr 1.110.000 für „aufwändig“.

Und das, obwohl viele Druckerzeugnisse in vorauseilendem Gehorsam auf den Neuschrieb umgestellt haben.

Pädagogische Beurteilung

Vermeidungsschreibung „kostspielig“

Verunsicherte wollen sich oft keine Blöße geben und flüchten in die Vermeidungsschreibung „kostspielig“. Seit der Rechtschreibreform hat sich der Trend zur Vermeidungsschreibung verstärkt. Auf diese Weise kann man unerwünschten Schreibungen ausweichen. An die Stelle einer Schreibfreiheit ist ein Schreibzwang getreten. Diesem Zwang weicht man durch Wahl alternativer Wörter aus.

Sprachberatung unter dem Aspekt der Sprachkultur

Das Nebeneinander von traditioneller Erwachsenenorthographie und Kinderrechtschreibung in der Rechtschreibreform hat zur allgemeinen Schreibverwirrung und einer Beliebigkeitsschreibung beigetragen.

Letztlich führt das Durcheinander auch in den Zeitungsredaktionen zu einer gewissen Gleichgültigkeit und Wurstigkeit. Hinzu kommt, daß man die Korrektoren entlassen hat, die Schreibfehlern auf der Spur waren.

Weder die Zeitungen noch die Schüler brauchen sich an die reformierten Schreibweisen zu halten. Sie können die traditionelle Orthographie verwenden. „Das wäre ein Beitrag zur Sprachkultur“ (Theodor Ickler).

Auch der ehemalige Rechtschreibreformer Horst Haider Munske empfiehlt den Lehrern: „Alles Rotgedruckte ist falsch! Man vermeide die roten Giftpilze im Duden!“

Der Duden reagierte schon: In der 25. Auflage, 2009, verzichtete er auf die bisherige Rotmarkierung der Neuschreibungen.

Literatur

Querverweise

Netzverweise

  • Interferenzen und Ranschburgsche Hemmung - VRS-Forum

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Am weitesten war der Reformer Gerhard Augst 1985 gegangen, als er einen ganzen Katalog von Änderungen vorsah. Davon ist eine Zufallsauswahl von <ä>-Schreibungen durchgesetzt worden: aufwendig (Variante), behende, belemmert, Bendel, Gemse, Stengel, überschwenglich; bleuen, Greuel, greulich, schneuzen.
    Theodor Ickler kommentiert diese Änderungen in seinem Kritischen Kommentar (1997) und nennt eine kleine Auswahl von Wörtern, die man ebenfalls ändern könnte:
    heften (wegen haften), prellen (prallen), schellen (schallen), wecken (wachen) und andere Kausative, dazu fertig (Fahrt), Mensch (Mann), Geschlecht (Schlag), fest (fast), Krempe (Krampe), gerben (gar), Henne (Hahn), kentern (Kante), sperren (Sparren), Wels (Waller), Eltern (alt).