Die Aura der Wörter

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In seiner Denkschrift Die Aura der Wörter berichtet der Schriftsteller Reiner Kunze 2002 über seine Erfahrungen mit der Schulschreibreform von 1996.

Kunze Aura der Woerter.jpg
Die Aura der Wörter.
Denkschrift zur Rechtschreibreform. Neuausgabe mit Zwischenbilanz, 2004
Mediengattung Sachbuch / Denkschrift
Autor Reiner Kunze
Seitenzahl 60 S. / 78 S.
Einband / Preis fest geb. / 16,- Euro
Erschienen September 2002 / 2004
Auflage 1. Auflage: Exemplare;
2. Auflage:
ISBN 3-87173-243-5 / 3-87173-303-2
Verlag Radius-Verlag GmbH
Anschrift Alexanderstraße 162
70180 Stuttgart
Telefon +49 (0)711 607 66 66
Telefax +49 (0)711 607 55 55
Netzpost info@radius-verlag.de
Netzseite http://www.radius-verlag.de

Einführung

Reiner Kunze gehört zu den Kritikern der Rechtschreibreform, seit deren Inhalte bekannt wurden. In seiner Denkschrift hat er das ganze Elend, bestehend aus der Ignoranz und Inkompetenz der Ämter und der »Fachleute« beschrieben und mit Zitaten von Kronzeugen untermauert. Die Reaktionen auf seine Schrift und die weitere Entwicklung der »Reform« bilden die Erweiterung dieser Neuausgabe.

Rechtschreibung

Der Band ist in der bewährten klassischen Qualitätsorthographie verfaßt.

„Die Aura der Wörter“

Reiner Kunze erzählt:
„Er gehörte zu den Exoten unter den Bundespolitikern: Er las Gedichte und suchte das Gespräch mit den Autoren. Deshalb hatte ich die Frage, was mir denn so sehr mißfalle an der neuen Rechtschreibung, von ihm nicht erwartet. Er wußte doch Bescheid. Was ihm also antworten, ohne ihm zu sagen, was er selbst wußte?

»Wissen Sie«, sagte ich, »wenn ich in einer Festrede von Günter de Bruyn von »schön gefärbten Verlautbarungen«, im »Spiegel« eine Orthographie wie »weit gehend kontrollieren« oder in der Süddeutschen Zeitung die Überschrift »Anders Denkende« lesen muß, obwohl der Beitrag Andersdenkende betrifft, dann tut mir das einfach weh.

»Übertreiben Sie da nicht?« fragte er.

Darauf sagte ich: Das Wort besitzt eine Aura, die aus seinem Schriftbild, seinem Klang und den Assoziationen besteht, die es in uns hervorruft, und je wichtiger und gebräuchlicher ein Wort ist, desto intensiver und prägender ist diese Aura. Wer sie zerstört, zerstört etwas in uns, er tastet den Fundus unseres Unbewußten an. Wird man also ständig mit Wörtern konfrontiert, deren Aura zerstört ist, weil sie zerschnitten sind (»weit gehend« statt »weitgehend«), weil sie so, wie sie jetzt geschrieben werden, anders klingen (»Anders Denkende« statt »Andersdenkende«) oder weil man ihnen eine Packung von drei »s« verpaßt und ihnen dann eine Spreizstange eingezogen hat (»Fluss-Senke«), dann ist die Wahrnehmung dieser Zerstörung jedesmal ein Mikrotrauma, eine winzige psychische Läsion, was auf die Dauer entweder zu Sprachdesensibilisierung, Abstumpfung und Resignation oder zu zunehmend unfreundlicheren Gefühlen denen gegenüber führt, die das alles ohne Not verursacht haben.

Ob ich annähme, daß die Kultusminister darüber jemals nachgedacht haben, fragte er.

Friedrich Denk aus Weilheim hat ihnen die Beispiele seitenweise aufgeschrieben, sagte ich, und zwar lange vor Inkrafttreten der Reform. Aber auch der liebe Gott hätte keine Chance gehabt, die Kultusminister zu bekehren. Ihr Glück, daß es nur Friedrich Denk und nicht der liebe Gott gewesen ist, sonst kämen sie zur Strafe alle in die Hölle. Mit ihnen die Ministerpräsidenten, der damalige Bundesinnenminister [Manfred Kanther] und die gesamte federführende Ministerialbürokratie. In der Hölle träfen sie dann auf die Rechtschreibkommission.

Er lachte. Dann kam er auf die Eingangsfrage zurück und sagte: »Aber ist das denn wirklich so wichtig?«“ [1]

Inhalt

Das knappe Inhaltsverzeichnis soll erst noch durch Stichwörter untergliedert werden, um den Inhalt herauszuarbeiten.

  • Reiner Kunze 4

Die Aura der Wörter 7

Anhang 35

  • Dank 36
  • Anmerkungen und Quellen 37
  • Resumees 49

Zwischenbilanz 57

Personenverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Veröffentlichungen

  • Reiner Kunze: Die Aura der Wörter. Denkschrift zur Rechtschreibreform. Neuausgabe mit Zwischenbilanz. Stuttgart: Radius, 2004, 78 S., ISBN 3-87173-303-2

Rezensionen

  • Wolfgang Scheuermann: Der Sinn des Büchleins ... von Reiner Kunze ist, daß es existiert. In: Das neue Gästebuch vom 29.10.2002 09.15 - nachrichtenbrett.de
  • Karl Corino: Die Lämmer sind zu bedauern. Unbeugsam: Reiner Kunze und das Elend der Rechtschreibreform. In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Januar 2003 - im Netz

Literatur

  • Wolfgang Illauer: Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung. Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer. In: FAZ vom 5. Oktober 2000, Seite 10 - Wiederabdruck in der FAZ-Broschüre: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung. Frankfurt am Main, Oktober 2000, S. 95-101

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Reiner Kunze: Die Aura der Wörter, S. 29-31, http://forschungsgruppe.free.fr/kunze.htm. Kunze hatte auf Befragen die Identität seines nicht namentlich genannten Gesprächspartners geheimgehalten. Auf Grund verschiedener Merkmale und der Zeit der Veröffentlichung handelt es sich um Kulturminister Michael Naumann 14.02.2012, Manfred Riebe