Erich Stephany (Nürnberger Rede)

Aus NürnbergWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Artikel Erich Stephany (Nürnberger Rede) enthält die Rede von Erich Stephany, dem Mitorganisator und Vertreter des „Menschenrechtsforums Gustl Mollath“ bei der Großkundgebung „EMPÖRT EUCH – Recht und Freiheit für Gustl Mollath“ am 27. Juli 2013 in Nürnberg.

Erich Stephany
C. Bertelsmann, 2015

Einführung

Erich Stephany ist ein Mitorganisator und einer der Vertreter des „Menschenrechtsforums Gustl Mollath“ für die Kundgebung am 27. Juli 2013 in Nürnberg für Gustl Mollath. Im Mittelpunkt seiner Rede steht die Interessenkollision, in der sich der Chefarzt der Bayreuther Forensik, Dr. med. Klaus Leipziger, befindet.

Rede

Seite 1

Sehr geehrte Frau Rödel, sehr geehrte Redner!
Liebe Nürnberger, liebe Franken und Altbayern, liebe Mitbürger!

Es ist mir eine Ehre, für den sehr ehrenhaften und unschuldigen Herrn Gustl Mollath sprechen zu können!

Ich darf mich kurz vorstellen: Mein Name ist Erich Stephany, ich habe als Sozialberater gearbeitet, und es liegt mir als Christ und Humanist am Herzen, Menschen davor zu bewahren, wegen Unrecht und Unmenschlichkeit zu verzweifeln und daran zu zerbrechen oder gebrochen zu werden. Deswegen macht mich das unfaßbar unmenschliche Vorgehen gegen Herrn Mollath zutiefst betroffen.

Der friedensliebende Gustl Mollath wünscht sich eine absolut friedliche Protest-Kundgebung! Herr Mollath, der Veranstalter und das Menschenrechtsforum Gustl Mollath distanzieren sich von jeglicher Gewalt und extremen Aktivitäten.

Herr Mollath wurde zu Unrecht sieben Jahre seines Lebens beraubt! Zuerst war er über drei Jahre in der Hochsicherheitsforensik im fernen Straubing. Für w e n und w a r u m war der wahrhaftige Gustl Mollath ein H o c h sicherheitsrisiko?
Herr Mollath muß bei o f f e n e r Tür mit Schwerstkriminellen und gefährlichen Geisteskranken schlafen.
Er findet seit sieben Jahren keinen lebenswichtigen Tiefschlaf, weil mehrmals nachts sein Zimmer schikanös ausgeleuchtet wird. Dies ist Schlafentzug.

Der Fern- und Falschgutachter, der die Zwangsunterbringung zu verantworten hat, ist gleichzeitig Chefarzt der Forensik in Bayreuth in dessen Machtbereich Herr Mollath festgehalten wird. Der, der Herrn Mollath seine Freiheit genommen hat, läßt ihn nicht wieder frei! Dr. Leipziger hat nur ein Interesse, daß sein verantwortungsloses Falschgutachten aufrechterhalten bleibt.
In dieser nicht neutralen Doppelfunktion war Dr. Leipziger von Anfang in schwerwiegender Weise befangen. Diese fatale Konstellation der Unterbringung hat zu einer extrem destruktiven Gruppendynamik und einer Herrn Mollath schwerbelastenden, inhumanen „double bind“-Situation (psychologischen Zwickmühle) geführt.

Auch das ignorante Festhalten am Falsch- und Ferngutachten und am Unrechtsurteil von 2006 hat dazu geführt, daß die Gerichte und Dr. Leipziger sich verantwortungslos jeweils auf die falschen Beurteilungen des anderen beziehen, dies ist ein Unrechtskreisel! Auch deshalb hat sich der Justizskandal weder menschlich noch juristisch auflösen lassen!

Seite 2

Die Ablehnung der zwei Anträge auf Wiederaufnahme verletzt die Rechtsstaatlichkeit in Bayern in schwerster Weise.

Es wird gefordert, Herrn Dr. Leipziger als Chefarzt abzulösen.

Die Forensik soll laut Gesetz der Heilung und Rehabilitation dienen. Tatsächlich wurde Herrn Mollath schwerster existentieller Schaden zugefügt!

Die für die Forensik zuständige S o z i a l ministerin, Frau Haderthauer und der verantwortliche Bezirkstagspräsident von Oberfranken, Herr Dr. Denzler, sind über die Mißstände bei der Unterbringung von Herrn Mollath und anderen Untergebrachten informiert, und sie haben die Mißstände nicht beseitigt! Frau Haderthauer, wie auch die Justizministerin, Frau Merk, wurden ihres Staatsamtes nicht gerecht, und ihr Rücktritt ist einzufordern.

Jedem anständigen Bürger kann in einer Konfliktsituation so übel und grausam mitgespielt werden! Deshalb rufen wir

„Wir sind alle Mollath!“

Bürger Bayerns fragen sich entsetzt, weshalb ist Herr Mollath noch immer nicht frei?

Das Menschenrechtsforum Gustl Mollath fordert alle Parteien auf, umgehend tiefgreifende Reformen der Justiz, Voraussetzungen für eine tatsächliche Unabhängigkeit der Justiz zu schaffen und die sehr dringenden Reformen der Psychiatrie, der Forensik einzuleiten. Unmenschliche Ferngutachten sind zu ächten. An die Christlich-Soziale Union wird appelliert, zu den christlichen Wurzeln zurückzukehren.

Alle, die sich hier für die Freiheit, Rehabilitation von Gustl Mollath einsetzen, sind auch

für ein ehrliches Franken,
für ein anständiges Bayern,
für ein menschliches Deutschland.

Herzliche und solidarische Grüße an Herrn Gustl Mollath!

Kontakt

Erich Stephany, München
firdous@web.de

Literatur

Presse

  • dw: Mollaths Unterstützer. Montags-Demo für Mollath in Schwabing – doch es gibt noch mehr Unterstützungsaktionen. Zwei Aktivisten aus München planen für den 27. Juli am Kornmarkt in der Nürnberger Innenstadt eine Großkundgebung: Erich Stephany, der sich als „Menschenrechtler und Sozialberater“ vorstellt, sowie der Theaterpädagoge Fritz Letsch wollen dabei vor allem die Gutachten des Bayreuther Forensikers Dr. Klaus Leipziger anprangern. In: Oberbayerisches Volksblatt vom 11. Juli 2013 - ovb-online.de
  • Marcus Klöckner: Fall Gustl Mollath. „Wenn nötig, gehen wir vor den Europäischen Gerichtshof“. Am Mittwoch hat das Landgericht Regensburg die Wiederaufnahme des Verfahrens von Gustl Mollath abgewiesen. Dessen Rechtsanwältin Erika Lorenz-Löblein gibt sich im FOCUS-Online-Interview aber kämpferisch – und nährt zugleich Zweifel. In: FOCUS, Samstag, 27. Juli 2013 - focus.de
  • brk: Nürnberger Demonstranten solidarisieren sich mit Mollath. Zahlreiche Menschen fanden sich am Kornmarkt zusammen und forderten Freilassung. Am Samstagnachmittag trotzten einige Parteien und Gruppierungen vor dem Nürnberger Gewerkschaftshaus der Gluthitze und demonstrierten für den seit Jahren in der Psychiatrie sitzenden Gustl Mollath. In: Nordbayern.de vom 27. Juli 2013 - nordbayern.de (Es war nicht vor dem Gewerkschaftshaus, sondern am Tor zur Straße der Menschenrechte.)
  • Uwe Ritzer: Demonstration für Gustl Mollath. „Seine Freiheit ist auch unsere Freiheit“. In Nürnberg fordern 500 Demonstranten die Rehabilitierung von Gustl Mollath. Während zwei Politiker einen neuen Untersuchungsausschuss im Landtag anstreben, mischen sich unter die Unterstützer auch Sektierer - und Rechtsextremisten. In: Süddeutsche Zeitung vom 28. Juli 2013 - sueddeutsche.de
  • C[lemens] Helldörfer: Solidaritätskundgebung für Gustl Mollath. „Da tun sich Abgründe auf“. In: Nürnberger Zeitung Nr. 173 vom 29. Juli 2013, S. 13 - [ NZ]
  • Andreas Franke (Nürnberger Nachrichten): 500 Teilnehmer bei Mollath-Kundgebung in Nürnberg. Oppositionspolitiker fordern, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. In: Nürnberger Nachrichten Nr. 173 vom 29. Juli 2013, S. 9 - NN (Papierausgabe: „Gustl Mollath und Beate Merk müssen sofort entlassen werden.“ 500 Teilnehmer bei Kundgebung auf dem Kornmarkt)
  • Ursula Prem: Demonstration am 27. Juli 2013 in Nürnberg - Dankschreiben von Gustl Mollath. In: Autorenblog ein-buch-lesen.de, Mittwoch, 31. Juli 2013 - ein-buch-lesen.de

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Justiz- und Psychiatrieopfer

Netzverweise

  • Großkundgebung „Recht und Freiheit für Gustl Mollath“ - Facebook

Einzelnachweise und Anmerkungen

Zur Diskussionsseite

Hier geht es zur Diskussion:Erich Stephany (Nürnberger Rede). An der Diskussion teilnehmen können - wie bei Leserbriefen üblich - nur mit Klarnamen angemeldete Benutzer.