Feuersturm in Hamburg 1943 überlebt (Martin Gremmel)

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An der Operation „Gomorrha“ war auch die US-Luftwaffe beteiligt.

Im Artikel Feuersturm in Hamburg 1943 überlebt (Martin Gremmel) berichtet Martin Gremmel, wie er und seine Familie den Bombenangriff auf Hamburg im Juni 1943 mit Brandwunden verletzt überlebten.

Hamburg nach dem Luftangriff

Einführung

In seiner Facebookseite hatte Martin Gremmel unter „Info“ – „Details über Martin“ kurz notiert: „den Feuersturm von Hamburg 1943 überlebt“. Auf Nachfrage erzählte er von diesem Feuersturm, der die ganze Familie traumatisiert und deren Schicksal bestimmt hatte. Als sein Vater einen Film über das Bombardement und den Feuersturm sah, habe er seine Tränen nicht zurückhalten können. Die Olgastraße in Hamburg existiert nicht mehr. Die Familie gehörte zu den vielen Ausgebombten, die kein Zuhause mehr hatten.
Martin Gremmel war damals ein Kleinkind. Erst durch die Erzählungen seiner Eltern kamen bei ihm die verschütteten Bilder wieder hoch. Seine Kinder hatten ihn wiederholt vergeblich gebeten, dieses verdrängte, schmerzhafte Kapitel aufzuzeichnen.
Daß man sich Verdrängtes von der Seele schreiben kann, sieht man in der Schreibwerkstatt „Blaue Feder“ von Ingeborg Höverkamp. Aber trotz der Tatsache, daß sich auf Grund der Schulschreibreform eine Beliebigkeitsschreibung ausgebreitet hat, beugt Ingeborg Höverkamp sich dem Diktat des Verlags, anstatt souverän die Schreibweise der jeweiligen Autoren beizubehalten. Siehe dazu die Aufsätze

Bericht

Am 27. Februar 1942 wurde ich als zweiter Sohn in Hamburg-Wilhelmsburg, Olgastraße 11, im dritten Stock geboren. Meine Eltern Grete und Walter Gremmel waren sich sehr zugetan, so daß im Februar 1943 ein dritter Sohn Olaf geboren wurde.
Fliegeralarm schreckte meine Mutter oft nachts auf und wenn sie übermüdet schlief, so weckte mein ein Jahr älterer Bruder Ulrich sie auf: "hule hule Mutti" Dann mußten wir schnell angezogen werden, und die Nachbarin half uns vom III. Stock in den Keller. wo sich die Hausbewohner vor den Bomben schützen wollten.
Walter Gremmel war bei der Flugabwehr in Wilhelmsburg stationiert und war überzeugt, daß die Bomber bei ihm nicht durchkommen. Deshalb ließ er seine Familie nicht verschicken. Meine Mutter wollte auch lieber in der Nähe ihres Mannes bleiben. Auch als die Alliierten Altona in eine Trümmerwüste verwandelten, fand kein Umdenken statt. So bahnte sich die Katastrophe im Juni 1943 an.

Hoch über der Reichweite der FlaK, die auf Metall geeicht war, flogen Flugzeuge ein und warfen Lametta ab, das sich langsam im Schußfeld der Flugabwehr ausbreitete. Danach kamen die Bomber und warfen Phosphorbomben ab, die die Dächer der Wohnhäuser durchschlugen. Dort wurden die Kohlen, die im Keller keinen Platz mehr hatten, in Brand gesetzt, und so fraß sich das Feuer von Geschoß zu Geschoß nach unten, wo in den Kellern die Menschen saßen.

Wie nun Wilhelmsburg brannte und die Flak nichts ausrichten konnte, durfte Walter Gremmel seinen Posten verlassen und nach seiner Familie sehen. Das Haus brannte lichterloh und er konnte nur durch das Nachbarhaus in den Keller. Die halbsteinige Trennwand mußte er durchbrechen, um zu seiner Familie zu kommen. Olaf und ich saßen in der Karre und der Keller wurde immer heißer. Nun wollte er das Kellerfenster öffnen, da wollten ihn die Bewohner lynchen, weil Qualm und heiße Luft von außen eindrang. Als jedoch die glühenden Kohlen die nächste Holzdecke mit Gepolter durchbrachen, ließen sie von ihm ab, und er brach eine Öffnung zur Straße hin auf, so daß wir den Keller verlassen konnten.

Der Feuersturm erfaßte uns und die Perlonstrümpfe verbrannten an den Beinen meiner Mutter. Mein Bruder Ulrich mußte an der Hand laufen und seine Beine brannten ringförmig zwischen Strumpf und Träningshose. Seine Hände und seine Stirn wurden ebenfalls vom Feuer belastet ebenso wie die seines Vaters. Wir überquerten die Straße und fanden nach ca. 200 m Schutz hinter einer Mauerecke, die einen freien Platz eingrenzte. Dort konnte uns der Sturm nicht mehr erreichen und am nächsten Tag, nachdem sich der Sturm gelegt hatte, wurden wir von Rettungskräften auf einen LKW geladen und nach Wintermoor in ein Lazarett gebracht. Auf der Fahrt im offenen Lastwagen sah ich die im Asphalt auf die halbe Länge verschmorten Leichen.

Meine Mutter erlitt Verbrennungen III. Grades und konnte Olaf nicht mehr stillen. Er war drei Monate alt, und die Umstellung auf Zitrettenmilch überlebte er nicht. Grete blieb ca. eineinhalb Jahre im Lazarett. Walter erkrankte an Gürtelrose, die damals unheilbar war. Seine Soldatenmarke wurde zerbrochen und er wurde in die Totenkammer gebracht. Nach einigen Tagen erholte er sich und wurde wieder zum Militär eingezogen. Nachdem unsere Brandwunden ausgeheilt waren, wurden Ulrich und ich von unseren Großeltern nach Greifswald abgeholt. Im Dezember holten sie auch unsere Mutter.

In Greifswald waren die fünf Töchter der Großeltern mit den sechs Enkeln versammelt, als dann 1945 die Russen Greifswald einnahmen. Unsere Großmutter wußte uns alle zu schützen, und am Ende des Krieges flüchteten meine Eltern mit uns nach Northeim bei Göttingen, wo uns die Stadt einen halben Dachboden zuwies. Den bewohnten wir 10 Jahre, bis wir in ein Einfamilienhaus einziehen konnten.

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen. Auch die Gemeinde Schwaig bei Nürnberg gehört zu den Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewährt deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte „5 € auf Eintritt in das Schwaiger Kulturprogramm“.

Kontakt

Dr.-Ing. Martin Gremmel
Laufer Straße 55
90571 Schwaig bei Nürnberg, Behringersdorf
Tel. 0911 507 41 25, 507 42 79

Veröffentlichungen

Literatur

  • Bettina Lenner und Thomas Luerweg, NDR.de: Feuersturm vernichtet Hamburg. In: NDR vom 2. August 2013 10:54 Uhr - Lesezeit: ca.10 Min. - ndr.de

Presse

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

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