Fränkischer Reichskreis

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Der Fränkische Reichskreis wurde im Jahr 1500 von Kaiser Maximilian I. als einer von zehn deutschen Reichskreisen geschaffen, die endgültig 1512 etabliert wurden und zu einem konstituierenden Element in der Verfassung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation wurden. Neben diesem Reichskreis gab es noch die Kantone der Fränkischen Reichsritterschaft.

Geographische Lage

Franken lag in der Mitte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Umgeben von sechs Reichskreisen und dem Königreich Böhmen bildete Franken das Zentrum des Reiches.

Politische Zugehörigkeit

Im Vergleich zu den Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken gehörten zum Reichskreis noch nicht die Region um Aschaffenburg mit Aschaffenburg, damals Kurfürstentum Mainz, und die Region um Coburg. Dagegen war Eichstätt im fränkischen Reichskreis vertreten. Eichstätt ist seit 1972 Teil des Regierungsbezirks Oberbayern.

Dazu gehörte auch noch Sachsen Meiningen. Siehe Karte in wikipedia

Das Parlament des Fränkischen Reichskreises

Sitzordnung „Geistliche Fürsten“

  • Hochstift Bamberg
  • Hochstift Würzburg
  • Hochstift Eichstätt
  • Ballei Franken des Deutschen Ordens

Sitzordnung „Weltliche Fürsten“

  • Markgrafentum Brandenburg-Ansbach
  • Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach bzw. Brandenburg-Bayreuth
  • Grafschaft des gefürsteten Hauses Hennberg
bis 1782/92 gehörte noch dazu:
  • Grafschaft des gefürsteten Hauses Schwarzenberg
  • Grafschaft des gefürsteten Hauses Löwenstein-Wertheim
  • Grafschaft des gefürsteten Hauses Hohenlohe-Waldenburg

Sitzordnung „Grafen und Herren“

  • Grafschaft Castell
  • Grafschaft Erbach
  • Grafschaft Hohenlohe
  • Herrschaft Limpurg
  • Herrschaft Reichelsberg
  • Grafschaft Rieneck
  • Herrschaft Schwarzenberg
  • Grafschaft Wertheim
Bis 1782/1792 gehörte dazu
  • Herrschaft Hausen
  • Herrschaft Seinsheim
  • Herrschaft Welzheim
  • Herrschaft Wiesentheid

Sitzordnung „Reichsstädte“

  • Reichsstadt Nürnberg
  • Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber
  • Reichsstadt Schweinfurt
  • Reichsstadt Weißenburg
  • Reichsstadt Windsheim

Aufgaben

Die Reichskreise hatten wichtige Aufgaben innerhalb der stark zersplitterten Herrschaftsgebiete zu lösen: Finanzkrisen, Hungersnöte, verkehrs- und wirtschaftspolitische Erfordernisse konnten zunehmend nur in einem größeren Rahmen bewältigt werden.

Franken setzte sich aus bis zu 27 Territorien zusammen. Auch hier waren es die Finanzkrisen, die schweren Hungersnöte von 1570/75, drängende soziale Probleme, das Gesundheitswesen wegen der unbeherrschbaren Seuchen und der für eine florierende Wirtschaft unabdingbare Ausbau der Verkehrswege zu Land und zu Wasser.

Der Fränkische Reichskreis konnte nur funktionieren, wenn es gelang, eine Balance herzustellen. Der Fränkische Reichskreis mußte versuchen, die politischen, wirtschaftlichen, konfessionellen Interessen der bis zu 43 im Kreistag vertretenen Landesherren auszugleichen, um die Konflikte lösen und durchsetzbare Entscheidungen treffen zu können. Die ausgewogene Zusammensetzung des Kreistags, die zeremoniell anmutenden Sitzungsabläufe und komplizierten Organisationsstrukturen erinnern an gegenwärtige politische Strukturen.

Aktivitäten

In der Zeit seines 300jährigen Bestehens tagte der Fränkische Reichskreis 322 mal, nicht mitgerechnet die zahlreichen Deputationstage. Er war eine Art immerwährender Kreistag. Welches Gewicht die Kreise als Institution gewannen, ist auch daraus zu ersehen, daß sie im Dreißigjährigen Krieg bestehen blieben. Die Kreise hatten das Heer aufzustellen und waren daher ein wichtiger Machtfaktor und konnten eine eigene Bündnispolitik verfolgen.

Am erfolgreichsten war der Fränkische Reichskreis in der Ausbildung eines eigenen Wirtschaftsraums, in dem Zollfreiheit herrschte und das Münzwesen vereinheitlicht wurde: freier Warenverkehr, „Währungsstabilität“, starke Regionen, die mit einem eigenständigen und wirkungsmächtigen Instrumentarium Problemlösungen fanden, ohne die größere Einheit aus den Augen zu verlieren.

Der Fränkische Reichskreis war für die verschiedenen Herrschaftsgebiete ein Bindeglied, das zunehmend identitätsstiftend wirkte. [1]

Literatur

  • Ernst Deuerlein: Frankens territorialer und staatswirtschaftlicher Beitrag zur Entstehung des modernen Bayern. I. Teil: Der Eintritt des Kurfürstentums Pfalzbayern in den fränkischen Kreis 1802/03. Habilitationsschrift, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, 1963, 492 S. (Maschinenschrift, ungebundene lose Blätter)
  • Rudolf Endres: Zur Geschichte des fränkischen Reichskreises. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 29, 1967, S. 168-183
  • Rudolf Endres: Fränkischer Reichskreis und fränkische Reichsstädte. In: 8. Heimatkundliches Seminar des Frankenbundes, Würzburg, 1968, S. 6-12
  • Bernhard Sicken: Der Fränkische Reichskreis. Seine Ämter und Einrichtungen im 18. Jahrhundert. Diss., Univ. Würzburg. Würzburg: Schöningh, 1970, 352 S. (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte: Fotodruckreihe ; Band 1)
  • Winfried Dotzauer: Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des alten Reiches und ihr Eigenleben (1500 - 1806). Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, [Abt. Verl.], 1989, 380 S., ISBN 3-534-04139-9
  • Bernhard Ebneth, Rudolf Endres: Der Fränkische Reichskreis im 16. und 17. Jh.. In: Peter Claus Hartmann (Hrsg.): Regionen in der Frühen Neuzeit, Reichskreise im deutschen Raum. Berlin 1994, S. 61-78 (Zeitschrift für Historische Forschung Beiheft 17)
  • Winfried Dotzauer: Die deutschen Reichskreise (1383 - 1806). Geschichte und Aktenedition. Stuttgart: Steiner, 1998, 687 S., ISBN 3-515-07146-6
  • Rudolf Endres: Der Fränkische Reichskreis. Haus der Bayerischen Geschichte. [Redaktion: Evamaria Brockhoff; Wolfgang Jahn]. Augsburg: Haus der Bayerischen Geschichte, 2003, 48 S., ISBN 3-927233-89-7 (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur Band 29)
    • Heft 1: Rudolf Endres: Der Fränkische Reichskreis, Teil 1 - PDF-Datei
    • Heft 2: Rudolf Endres: Der Fränkische Reichskreis, Teil 2 - PDF-Datei
      • UN [= Robert Unterburger ]: Erinnerung an einen „immer währenden Kreistag“. Der Band 29 der Reihe „Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur“ widmet sich dem im Juli 1500 gegründeten Fränkischen Reichskreis. Am 2. Juli 1500 wurde der so genannte Fränkische Reichskreis gegründet. Zur Erinnerung an dieses historische Datum stellte das Haus der Bayerischen Geschichte zusammen mit dem Haus fränkischer Geschichte auf Burg Abenberg, auf den Tag genau 503 Jahre später, den Band 29 der Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur vor. In: Nordbayern.de vom 10. Juli 2003 - nordbayern.de
  • Wolfgang Wüst (Hrsg.): Die „gute“ Policey im Reichskreis: Zur frühmodernen Normensetzung in den Kernregionen des Alten Reiches. Berlin: Akad.-Verl..
    • Band 2: Wolfgang Wüst: Die „gute“ Policey im Fränkischen Reichskreis. Berlin: Akademie-Verlag 2003, 871 S., ISBN 3-05-003651-6 (Die „gute“ Policey im Reichskreis; Band 2: Der Fränkische Reichskreis)

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise

  1. Der Fränkische Reichskreis - HdbG