Günter Stössel (Sprachschlampereien)

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Der Artikel Günter Stössel (Sprachschlampereien) enthält einen Beitrag von Günter Stössel für die Sprachpflegeausschuß-Sitzung des Pegnesischen Blumenordens.

Zum Hintergrund des Beitrags

Für Günter Stössel ist die Bewahrung der deutschen Sprache ein persönliches Anliegen. Deshalb war er im Pegnesischen Blumenorden tätig. Einmal war er verhindert und bat den Präses, seinen Betrag vorzulesen. Dies geschah nur auszugsweise.

Sprache ist halt ständig im Fluss…=

Wie soll/wie kann Sprachpflege aussehen?

Aus Niederschrift der Ausschußsitzung am 23. 11. 2011: Zitat W. Kügel: Wenn der Orden anstelle seiner zeitweise angestrebten Akademie-Struktur heute einen Sprach(pflege)ausschuss hat, der mit Anteil- nahme und Ruhe einen weiten Überblick zu bewahren versucht und sich gelegentlich mit Bedenken zu gewissen Vorgängen in beschränktem Rahmen äußert, ist das schon viel. Die Sprachpflege wird hier nicht in der Weise und in dem Ausmaß betrieben, wie sich Außenstehende das vorzustellen belieben. Doch hat er einige Mitglieder, die ausgewiesene Fachleute sind. Herr Paulwitz erwähnt, daß er als Herausgeber der Deutschen Sprachwelt gelegentlich Anfragen oder Beanstandungen zu beantworten hat(…).


Zu sprachpflegerischen Auswirkungen referiert Herr Kügel kurz über den Unterschied zwischen dem System Sprache, dessen Überschreitung zu sprachpflegerischen Bemühungen führe, und der Rede oder Schreibe in täglicher zwischenmenschlicher Praxis, deren Gelingen nicht nur mit Korrektheit zu tun habe.

„Absichtliche Fehler sind  so lange harmlos, wie sie noch witzig wirken." 

Gedanklich falsch" – sind sie aber allemal:

"Da jagt jetzt eine Krisensitzung die n ä c h s t e" - oder:
"wir machen jetzt konsequent einen Schritt nach dem  n ä c h s t e n":

Das hört und liest man oft und öfter und fragt sich wie das gehen soll: Eine Krisensitzung kann nur die v o r a n g e g a n g e n e verjagen, ebenso wenig kann man einen Schritt n a c h dem daraffolgenden tun.

"Wir kommen unserem Planziel nicht mehr  „h i n t e r h e r". 

Wenn man aber irgendetwas oder irgend jemandem „nicht mehr hinterherkommt“, dann hat man doch schon gleichgezogen oder gar schon überholt!? Da wird etwas verwechselt, nämlich: Wenn man ein Ziel verfolgt, dann muss man natürlich h i n t e r h e r s e i n – sonst kommt man nicht mehr n a c h.

Ob diese eindeutig gedanklichen Fehler auf die Allgemeinheit noch witzig wirken, kann ich nicht sagen, auf jeden Fall sind sie gedanklich falsch, vermutlich aber nicht absichtlich, sondern einfach nur„schlampig gedacht“ (W.Gast)

Mittlerweile gilt: „Rettet dem Dativ!

Ein weiterer Punkt meiner Sprachbeobachtungen betrifft das Verschwinden des angestammten Dativs im Sprachgebrauch der Printmedien und des Rundfunks/Fernsehens. Hier hat Bastian Sick mit seinem Büchlein "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" offenbar durchschlagenden Erfolg erzielt: Seitdem liest man in der Zeitung – und hört im Fernsehen so etwas:

"Das Neue Museum befindet sich nahe d e s Rathauses. Die Präposition "nahe" regiert aber den Dativ. Sonst müsste man ja in einem Liebesbrief schreiben: " Herzallerliebste - in Gedanken bin ich so nahe Deiner!" - oder:

"Wir sind nahe  d e s  Ziels!"  -  Na denn! 

Gleiches gilt für andere Präpositionen, z. B. "gegenüber": "Wie wollen Sie denn gegenüber I h r e s Chefs argumentieren?" anstatt richtig "...gegenüber I h r e m Chef..." "Ich hätte gern noch etwas d i e s e s Salats" hörte ich unlängst, statt "noch etwas v o n d i e s e m Salat." Früher gingen wir "dem (oder den) Waldrand entlang" - heute - angeblich: entlang d e s Waldrands".


Im D U D E N steht mittlerweile ärgerlicherweise neben "Wir sind nicht gekommen wegen des schlechten Wetters" gleichrangig "...wegen dem schlechten Wetter", das nur als Gegenbeispiel!

Ja, dann ist es halt doch so, wie manche Gelehrte sagen: "Wissen Sie - Sprache ist halt ständig im Fluss." So kann man es auch sagen, dass "alles den Bach runtergeht".

Zu den vormals von mir schon aufgespießten Quatschwörtern wie "unkaputtbar" (ich plädiere für "unzerstörbar"), "unplattbar" (für undurchstechbar) und "unsinkbar"( unversenkbar) habe ich mich schon eingelassen, ich führe sie hier nur der Vollständigkeit halber auf.

Die von Beobachtung von häufiger werdenden Passiv-Satzkonstruktionen und: Sätze ohne greifbares Subjekt

E s i s t s i c h in den Arm genommen und um den Hals gefallen worden" - oder "Mit diesem Problem i s t s i c h zu wenig befasst worden" ist von Gelehrten des Blumenordens für nicht gerade schön anzuhören, aber grammatisch zulässig befunden worden, was mich zwar verwundert, aber in diesem Punkt doch zum Verstummen bringt. Stichwort „Sprachästhetik“.

„Schwierigkeiten, die bereits früher versucht worden sind zu lösen…“

Anstatt: Schwierigkeiten, die man bereits früher zu lösen versucht hat…

Herr Kügel fragt, ob selbst das Unpersönlichkeitswörtchen „man“ nicht mehr gefragt sei, weil gewisse Kreise sofort „frau“ einmahnen würden?


Schließlich will ich noch einige Merkwürdigkeiten wiedergeben, die ich an manchen (immer häufigeren) Agenturberichten z. B. in meiner Zeitung mache, nämlich eine sich einschleichende Schwäche im Gebrauch von Reflexifpronomina: „Er verursachte einen Unfall, weil er nicht auf den Verkehr hinter i h m geachtet hatte. Nach kurzer Bewusstlosigkeit kam der Verunfallte wieder zu i h m .

Eine andere, immer häufiger anzutreffende Marotte:

„Es ist der richtige Zeitpunkt, u m das jetzt zu tun.“

Was soll das eingeschobene „u m“ an dieser Stelle?


„Unhelfbares“ Deutsch

„Unkaputtbar!“ – so preist ein ambulanter Händler seine Ware an.

Ich als Leser denke mir: Systemgerecht abgeleitet soll das wohl heißen, dass man das Ding nicht kaputten kann. Der Haken: das Verb „kaputten“ gibt es nicht. Wie wär’s mit „unzerstörbar“ ?

„Unplattbar!“ – so wirbt ein anderer für seine Fahrzeugreifen.

Aha – fährt es mir durch den Kopf – einen solchen Reifen kann man anscheinend nicht platten. Allerdings habe ich das Verb „platten“ noch nie gehört. Vorschlag: „nicht durchstechbar“.

„Unsinkbar!“ – heißt es in der Werbung für Schiffe, die (angeblich) niemals untergehen können.

Dazu meine ich: Wenn ein schwimmfähiges Objekt partout nicht zum Absaufen gebracht werden kann, dann ist es für mich „unversenkbar“.

Liebe (mit mir) sprachpflegende Kollegen: Diese drei Beispiele für „Unhelfbares Deutsch“ stören mich mehr als eingestreute Anglizismen oder Ähnliches – hier geht es an das Eingemachte unserer Sprache.

Günter Stössel 10/2015

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Literatur

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