Günter Stössel (Sprachschlampereien)

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Der Artikel Günter Stössel (Sprachschlampereien) enthält einen Beitrag von Günter Stössel für die Sprachpflegeausschuß-Sitzung des Pegnesischen Blumenordens.

„Alles zur Ehre des Himmels
Die Blumgenossenschafft“

Siegel des Blumenordens von 1644

Zum Hintergrund des Beitrags

Für Günter Stössel ist die Bewahrung der deutschen Sprache ein persönliches Anliegen. Deshalb war er im Pegnesischen Blumenorden tätig. Einmal war er verhindert und bat den Präses Werner Kügel, seinen Betrag vorzulesen. Dies geschah jedoch nur auszugsweise. Deswegen wird dieses zeitschichtliche Dokument mit Einverständnis Günter Stössels hier vollständig wiedergegeben.

„Sprache ist halt ständig im Fluss …“

Wie soll / wie kann Sprachpflege aussehen?

Aus Niederschrift der Ausschussssitzung am 23. 11. 2011, Zitat Werner Kügel:
Wenn der Orden anstelle seiner zeitweise angestrebten Akademie-Struktur heute einen Sprach(pflege)ausschuss hat, der mit Anteilnahme und Ruhe einen weiten Überblick zu bewahren versucht und sich gelegentlich mit Bedenken zu gewissen Vorgängen in beschränktem Rahmen äußert, ist das schon viel. Die Sprachpflege wird hier nicht in der Weise und in dem Ausmass betrieben, wie sich Außenstehende das vorzustellen belieben. Doch hat er einige Mitglieder, die ausgewiesene Fachleute sind. Herr Paulwitz erwähnt, daß er als Herausgeber der Deutschen Sprachwelt gelegentlich Anfragen oder Beanstandungen zu beantworten hat (...).

Zu sprachpflegerischen Auswirkungen referiert Herr Kügel kurz über den Unterschied zwischen dem System Sprache, dessen Überschreitung zu sprachpflegerischen Bemühungen führe, und der Rede oder Schreibe in täglicher zwischenmenschlicher Praxis, deren Gelingen nicht nur mit sprachlicher Korrektheit zu tun habe.

„Absichtliche Fehler sind so lange harmlos, wie sie noch witzig wirken.“ Gedanklich falsch sind sie aber allemal: „Da jagt jetzt eine Krisensitzung die nächste - oder: „Wir machen jetzt konsequent einen Schritt nach dem nächsten“:

Das hört und liest man oft und öfter und fragt sich, wie das gehen soll: Eine Krisensitzung kann nur die vorangegangene verjagen, ebensowenig kann man einen Schritt nach dem darauffolgenden tun. [Richtig muß es wohl lauten: einen Schritt nach dem anderen.]

„Wir kommen unserem Planziel nicht mehr hinterher“.
Wenn man aber irgend etwas oder irgend jemandem „nicht mehr hinterherkommt“, dann hat man doch schon gleichgezogen oder gar schon überholt!?
Da wird etwas verwechselt, nämlich:
Wenn man ein Ziel verfolgt, dann muss man natürlich hinterher sein – sonst kommt man nicht mehr nach.

Ob diese eindeutig gedanklichen Fehler auf die Allgemeinheit noch witzig wirken, kann ich nicht sagen, auf jeden Fall sind sie gedanklich falsch, vermutlich aber nicht absichtlich, sondern einfach nur„schlampig gedacht“ (W.Gast)

Mittlerweile gilt: „Rettet dem Dativ!“

Ein weiterer Punkt meiner Sprachbeobachtungen betrifft das Verschwinden des angestammten Dativs im Sprachgebrauch der Printmedien und des Rundfunks/Fernsehens.
Hier hat Bastian Sick mit seinem Büchlein Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod offenbar einen zu durchschlagenden Erfolg erzielt:
Seitdem liest man in der Zeitung – und hört im Fernsehen soetwas:

„Das Neue Museum befindet sich nahe des Rathauses.“
Die Präposition nahe regiert aber den Dativ. Sonst müsste man ja in einem Liebesbrief schreiben: „Herzallerliebste – in Gedanken bin ich Deiner so nahe!“ – oder:
„Wir sind nahe des Ziels!“ – Na denn!
Gleiches gilt für andere Präpositionen, z.B. „gegenüber“: „Wie wollen Sie denn gegenüber Ihres Chefs argumentieren?“ anstatt richtig „ ... gegenüber Ihrem Chef...“
„Ich hätte gern noch etwas dieses Salates“
hörte ich unlängst, statt „noch etwas von diesem Salat.“
Früher gingen wir „dem (oder den) Waldrand entlang“, heute – angeblich –:
entlang des Waldrands".

Im DUDEN steht mittlerweile ärgerlicherweise neben „Wir sind wegen des schlechten Wetters nicht gekommen “ gleichrangig neben „...wegen dem schlechten Wetter“, das nur als Gegenbeispiel!

Ja, dann ist es halt doch so, wie manche Gelehrte sagen: „Wissen Sie – Sprache ist halt ständig im Fluss.“
Um im Bilde zu bleiben, kann man allerdings auch sagen, dass „alles den Bach runtergeht“.
Zu den vormals von mir schon aufgespießten Quatschwörtern wie unkaputtbar (ich plädiere für unzerstörbar), unplattbar (für undurchstechbar) und unsinkbar (unversenkbar) habe ich mich schon eingelassen, ich führe sie hier nur der Vollständigkeit halber auf.
Die von Beobachtung von häufiger werdenden Passiv-Satzkonstruktionen und:
Sätze ohne greifbares Subjekt

Es ist sich in den Arm genommen und um den Hals gefallen worden“ – oder „Mit diesem Problem ist sich zu wenig befasst worden“ ist von Gelehrten des Blumenordens für nicht gerade schön anzuhören, aber grammatisch zulässig befunden worden, was mich zwar verwundert, aber in diesem Punkt doch zum Verstummen bringt.

Stichwort „Sprachästhetik“

„Schwierigkeiten, die bereits früher versucht worden sind zu lösen…“
Anstatt: Schwierigkeiten, die man bereits früher zu lösen versucht hat…

Herr Kügel fragt, ob selbst das Unpersönlichkeitswörtchen man nicht mehr gefragt sei, weil gewisse Kreise sofort frau einmahnen würden?

Schließlich will ich noch einige Merkwürdigkeiten wiedergeben, die ich an manchen (immer häufigeren) Agenturberichten z. B. in meiner Zeitung mache, nämlich eine sich einschleichende Schwäche im Gebrauch von Reflexifpronomina: „Er verursachte einen Unfall, weil er nicht auf den Verkehr hinter ihm geachtet hatte.“
„Nach kurzer Bewusstlosigkeit kam der Verunfallte wieder zu ihm.“

Eine andere, immer häufiger anzutreffende Marotte:
„Es ist der richtige Zeitpunkt, um das jetzt zu tun.“
Was soll das eingeschobene um an dieser Stelle?

„Unhelfbares“ Deutsch

Unkaputtbar!“ – so preist ein ambulanter Händler seine Ware an.
Ich als Leser denke mir: Systemgerecht abgeleitet soll das wohl heißen, dass man das Ding nicht kaputten kann. Der Haken: das Verb kaputten gibt es nicht. Wie wär’s mit unzerstörbar“?

Unplattbar!“ – so wirbt ein anderer für seine Fahrzeugreifen.
Aha – fährt es mir durch den Kopf – einen solchen Reifen kann man anscheinend nicht platten. Allerdings habe ich das Verb platten noch nie gehört. Vorschlag: „nicht durchstechbar“.

Unsinkbar!“ – heißt es in der Werbung für Schiffe, die (angeblich) niemals untergehen können. Dazu meine ich: Wenn ein schwimmfähiges Objekt partout nicht zum Absaufen gebracht werden kann, dann ist es für mich unversenkbar.


Liebe (mit mir) sprachpflegende Kollegen: Diese drei Beispiele für Unhelfbares Deutsch“ stören mich mehr als eingestreute Anglizismen oder ähnliches – hier geht es an das Eingemachte unserer Sprache.


Günter Stössel, im Oktober 2015

Kommentar

Es handelt sich um ulkige Sprachschnitzer, die Günter Stössel, ähnlich wie Bastian Sick und Ulrich Werner, aus Zeitungen und dem Rundfunk sammelte.[1]

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Kontakt

Günter Stössel
Harrichstraße 9
90408 Nürnberg
Tel. 0911 35 92 03
Guenter-Stoessel(ät)t-online.de

Literatur

  • Friedrich Roemheld: Die Schrift ist nicht zum Schreiben da. Vom Wesen der deutschen Rechtschreiblehre, 2. Auflage, Ahlhorn 1981 (1. Auflage, Eschwege 1969)
  • Manfred H. Grieb: Rechtschreibreform und Sprache. Vortrag in der Loge „Hain zur Erkenntnis“ am 20. März 2006 - PDF druiden-orden.de und: blumenorden.de

Presse

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Anmerkung: Leider hat Günter Stössel wie auch Bastian Sick seine Quellen bzw. Fundstellen nicht bibliographisch notiert. Ulrich Werner hingegen schrieb Leserbriefe an große Tageszeitungen und hielt Sprachschlampern mit persönlichen Briefen, später per Netzpost, seinen Sprachspiegel vor und registrierte dies in seiner Netzseite. Manfred Riebe, 01.10.2016

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