Heinrich G. Merkel

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Heinrich G. Merkel (* 12. Februar 1900 in Trebnitz, Schlesien; † 15. Oktober 1985 in Nürnberg) war Zeitungs- und Buchverleger, Herausgeber der „Main-Post“, Mitgesellschafter und Mitherausgeber der „Nürnberger Nachrichten“ und Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsche Nachrichten AG, Frankfurt am Main.

Heinrich G. Merkel
Foto: Nürnberger Zeitung
Datei:Heinrich G Merkel.jpg
Heinrich G. Merkel
Bronze-Büste von Martin Mayer

Leben und Wirken

Herkunft, Jugend, Familiäres

Heinrich Georg Merkels Eltern sind George Merkel und Gertrud Esbach. [1] Aus Merkels Jugend stammte seine „Begeisterung für den ‚Wandervogel’, für eine Jugend, die ihren Idealen folgen und eigene Lebensformen entwickeln wollte“. [2]

Merkel heiratete 1952 Theda Franke. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Er ließ sich von dem Architekten Sep Ruf (1908-1982), [3] zwei Wohnhäuser bauen.

  • in Nürnberg, Gneisenaustraße 15, Ausführung: 1954, Anbau: 1956,
  • in Gmund am Tegernsee, Ackerberg 10, Ausführung: 1954-1956. Das kleine Ferienhaus wurde später als Wohnhaus für die Familie ausgebaut. Erweiterung: 1965. [4]

Ausbildung und Studium

Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Heinrich G. Merkel an der Universität Breslau Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Eine Zeitlang war er in Breslau auch Schüler von Otto Mueller, einem der „Brücke“-Maler in der Hochblüte des deutschen Expressionismus.

Berufstätigkeit

Geschäftsführer

Nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte, war Heinrich G. Merkel in der Zeit von 1923 bis 1933 Geschäftsführer der „Darlehenskasse der deutschen Studentenschaft“ und der „Wirtschaftshilfe“, Vorläufern des Deutschen Studentenwerks. Später war er im Bankwesen, in der Industrie und im Verlagswesen tätig.

Herausgeber der „Main-Post“ und Mitgesellschafter der „Nürnberger Nachrichten

1945 erhielt Heinrich G. Merkel von der amerikanischen Besatzungsmacht die Lizenz für die Herausgabe der „Main-Post“ in Würzburg. Am 1. Januar 1949 holte ihn Dr. Joseph E. Drexel als Mitherausgeber und Mitgesellschafter zu den „Nürnberger Nachrichten“. Dort betreute Merkel den verlegerischen und kaufmännischen Bereich. 1952 heiratete er Theda Franke. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Mitbegründer des Verbandes Bayerischer Zeitungsverleger

Als aus den drei westlichen Besatzungszonen 1949 die Bundesrepublik Deutschland entstand, wurden nach und nach die Lizenzpflicht und Pressekontrolle aufgehoben. Nun traten auch die Altverleger in den Wettbewerb ein, die bis dahin keine Lizenz erhalten hatten. In dieser Situation trug Heinrich G. Merkel entscheidend dazu bei, daß sich Lizenzträger und Altverleger – die sich in verschiedenen Gremien organisiert hatten - in einem Verband zusammenschlossen.

Merkel war Mitbegründer des Verbandes Bayerischer Zeitungsverleger, München, von 1945 bis 1951 dessen Vorstandsmitglied, von 1951 bis 1965 Vorsitzender und anschließend Ehrenvorsitzender.

Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender in Presseverbänden

Von 1953 bis 1969 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Nachrichten AG und von 1951 bis 1968 Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur. Als am 7. Juli 1958 die Pressevereinigung für neue Publikationsmittel e.V. gegründet wurde, um die Interessen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDVZ), seiner Landesverbände und von Teilen der Verleger zu koordinieren, übernahm Heinrich G. Merkel bis 1979 das Amt des Vorstandsvorsitzenden. „Aufgabe der Pressevereinigung war es, die Rundfunk- und Medienlandschaft zu beobachten und eine privatwirtschaftliche Beteiligung der Verleger auf diesen Feldern zu propagieren und zu erreichen. Die Pressevereinigung arbeitete rege mit dem BDZV und anderen Verbänden des Pressewesens zusammen.“[5] Seit 1968 war Merkel Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Bad Godesberg.

Zukunftsvisionen 1958

Heinrich G. Merkel hatte im Frühjahr 1958 als Vorsitzender des „Ausschusses für Rundfunk und Fernsehen“ im „Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger“ rund fünfzig Zeitungsverleger zu einem Treffen nach Frankfurt am Main eingeladen. „Die Zeitung ist technisch im Zeitalter Gutenbergs stehengeblieben“, sagte Merkel. „Die Frage, ob wir unsere Zeitungen weiterhin nach alten Methoden herstellen können, wird ganz automatisch auf uns zukommen, wenn wir eines Tages in dem Wettlauf mit der Schnelligkeit und Aktualität des Funks und des Fernsehens nicht mehr mithalten können.“ Es wäre sogar heute schon möglich, erklärte Merkel, die „gefunkte Zeitung“ in Deutschland einzuführen. [6]

Ehrenamtliches Engagement im Hochschulwesen

Merkel unterstützte und förderte auch nach 1945 Studierende zum einen durch seine ehrenamtliche Mitarbeit beim Studentenwerk Nürnberg und zum anderen auch in der „Carl-Duisberg-Gesellschaft“ und in der „Studienstiftung des deutschen Volkes“. Weil er sich auch um die Entwicklung der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg verdient gemacht hatte, wurde er zu deren Ehrensenator ernannt.

Treue zur schlesischen Heimat

Kunst, Kultur und Geschichte seiner schlesischen Heimat hatten in Heinrich G. Merkel einen treuen Bewahrer. So erschien im „Verlag Nürnberger Presse“ das Organ der Freunde und Förderer der Stiftung Kulturwerk Schlesien: „Schlesien - Eine Vierteljahresschrift für Kunst, Wissenschaft und Volkstum. Niederschlesien, Oberschlesien, Sudetenschlesien“.

In Breslau war Heinrich G. Merkel Schüler von Otto Mueller, einem der „Brücke“-Maler in der Hochblüte des deutschen Expressionismus. Auf Grund dieser seiner Liebe zur Kunst übernahm Merkel den Vorsitz der 1980 gegründeten „Gesellschaft der Freunde der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg“. Die Akademie ernannte ihn später zu ihrem Ehrenmitglied.

Ehrungen

  • 1955 Ehrensenator der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg
  • 1964 Großes Bundesverdienstkreuz
  • 1966 Bayerischer Verdienstorden
  • 1976 Eichendorff-Medaille
  • 1978 Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft
  • 1980 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Veröffentlichungen

  • Reinhold Schairer; Heinrich Merkel: Handbuch für die Arbeit der Zweigstellen der „Darlehnskasse der Deutschen Studentenschaft e. V.“. Bearbeitet von der Geschäftsführung. Dresden A 24, Kaitzer Str. 2: Selbstverlag der Darlehnskasse
  • Darlehnskassen für Studierende in aller Welt. Eine Studie über neue Wege der Finanzierung im Stipendienwesen verschiedener Länder. Unter Mitarbeit von Karl Epting. Hrsg. vom Weltstudentenwerk, Abteilung der studentischen Selbsthilfe und Gemeinschaftsarbeit, Genf. - Berlin; Leipzig: de Gruyter, 1932, VI, 85 S.
  • Joseph E. Drexel und Heinrich G. Merkel (Hrsg.): Baukunst und Werkform vereinigt mit der Zeitschrift „die neue Stadt“. Eine Monatszeitschrift für alle Gebiete der Gestaltung, begründet von Alfons Leitl. Nürnberg: Verlag Nürnberger Presse, 1959 f.
  • Heinrich Georg Merkel: Menschen und Begegnungen. Anstelle eines Vorworts. In: Lotte Foth; Ludwig Baer; Heinrich Sperl: Menschen und Begegnungen. Dr. Joseph E. Drexel zum 60. Geburtstag. Nürnberg: Selbstverlag der Herausgeber, 1956, 106 S., hier: S. 7 f.
  • Heinrich G. Merkel (Hrsg.): Gertrud Merkel, geb. Esbach, 1871 - 1963. Erinnerungen. Mit Abbildungen auf Tafeln und 1 ausklappbaren Ahnentafel. Privatdruck, Druckhaus Nürnberg, 1966, 94 S. (Auflage 50 St.)

Literatur

  • TECHNIK. Die gefunkte Zeitung. In: DER SPIEGEL Nr. 12 vom 19. März 1958, S. 59 - spiegel.de
  • MERKEL, Heinrich G.. In: Wer ist wer? Das deutsche Who’s who, 1969/70, S. 839
  • Merkel, Heinrich G.. In: Neue Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 17 (Melander - Moller), Berlin: Duncker & Humblot, 1994, S. 151 f.
  • Wolfgang von Eichborn (Hrsg.): Schlesiens Vermächtnis. Ein Lesebuch aus 700 Jahren. Heinrich G. Merkel zum 60. Geburtstag gewidmet. Köln und Berlin, Kiepenheuer & Witsch, (1960), 503 S.
  • Schöpferisches Schlesien. Literatur - Bildende Kunst - Musik. Heinrich G. Merkel zum 70. Geburtstag. Zusammengestellt von Karl Schodrok. Nürnberg: Verlag Hans Carl, 1970. 273 S. (Die Beiträge sind Nachdrucke aus der „Vierteljahresschrift Schlesien“...)
  • Edgar Scholz (Hrsg.): Anmerkungen zum Rundfunkwesen. 2. Eine Auswahl 1963 -1969 [von Rundschreiben und Artikeln im Rahmen der Pressevereinigung für Neue Publikationsmittel e. V.]. [Hergestellt aus Anlaß des 70. Geburtstages von H. G. Merkel] Privatdruck. Nürnberg: Druckhaus Nürnberg, 1970, 256 S.

Querverweise

Netzverweise

  • Stiftung Kulturwerk Schlesien - online
  • Geschichte der „Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg“ - online

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Heinrich G. Merkel (Hrsg.): Gertrud Merkel, geb. Esbach, 1871 - 1963. Erinnerungen. Mit Abbildungen auf Tafeln und 1 ausklappbaren Ahnentafel. Privatdruck, Druckhaus Nürnberg, 1966, 94 S. (Auflage 50 St.)
  2. * Bruno Schnell: Ein Leben für die freie Presse. Heinrich G. Merkel zum Gedenken. In: Nürnberger Nachrichten vom 16. Oktober 1985, S. 3
  3. Christian Koch: Ruf, Sep. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999; 2., verbesserte Auflage, 2000, 1247 S., ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  4. * Sep Ruf: Werkliste von 1953-1982 - http://www.sep-ruf.com/41312.html
  5. Pressevereinigung für neue Publikationsmittel e. V. - bundesarchiv.de
  6. TECHNIK. Die gefunkte Zeitung. In: DER SPIEGEL Nr. 12 vom 19. März 1958, S. 59 - http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41760983.html

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