Historischer Rathaussaal Nürnberg (Werner Schultheiß)

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Der Artikel Historischer Rathaussaal Nürnberg (Werner Schultheiß) stammt aus dem Jahresheft 2014 des Fördervereins Kulturhistorisches Museum Nürnberg.

Historischer Rathaussaal Nürnberg
vor seiner Zerstörung am 2. Januar 1945
Foto: Stadtarchiv Nürnberg

Vorbemerkung

Dieser Schlüsselartikel stammt von Dr. Werner Schultheiß, dem Vorsitzenden des Fördervereins Kulturhistorisches Museum Nürnberg. Sein Aufsatz stand in den Jahresmitteilungen des Fördervereins vom Februar 2014.

Die im Text genannten Personen und Organisationen wurden mit weiterführenden Netzseiten verlinkt. Manfred Riebe

Wiederherstellung des Rathaussaals

Plädoyer für die vollständige Wiederherstellung des großen Rathaussaals in Nürnberg
Von Werner Schultheiß

Rathaussaal 1 bearbeitet-3.jpg

Der Nürnberger Rathaussaal in der bis 1945 existierenden Gestaltung mit Wandmalereien und prunkvoll geschmücktem Tonnengewölbe in einer Aufnahme aus dem Jahre 1936 (Bild: Stadtarchiv Nürnberg, A38-F-81-3)

An ernsthafter wissenschaftlicher Literatur zu diesem Thema liegt dem Verfasser das umfangreiche Werk von Matthias Mende „Das alte Rathaus Bd. 1, 1979, vor, das sich ausführlich mit der Baugeschichte und Ausstattung dieses Baukomplexes befaßt. Leider spielen Mendes Erkenntnisse in der derzeitigen Diskussion um die vollständige Rekonstruktion des Rathaussaals praktisch keine Rolle mehr. Sie werden schlichtweg ignoriert. Des weiteren hat sich jüngst Prof. Carsten-Peter Warncke aus Göttingen in seinem Beitrag „Dürers größtes Werk” in „Dürer und das Rathaus 2013 eingehend mit dem Gegenstand befaßt und plädiert nachdrücklich für eine Rekonstruktion aufgrund der außergewöhnlich guten Quellenlage. Von den Experten der Runde vom 7. Mai 2013 ist sonst keiner durch einschlägige Publikationen zum Thema hervorgetreten. Zum besseren Verständnis seien hier nochmals die geschichtlichen Basisdaten aufgeführt (ausführlich Mende S. 26 bis 98):

Rathaussaal 2 bearbeitet-4.jpg

Die im Jahr 1985 aufgenommene Fotografie gibt den heutigen Zustand des leeren Saales wieder. Schon 1989 wurde eine Neubemalung durch Michael Mathias Prechtl in Erwägung gezogen, jedoch als unpassend verworfen. (Bild: Stadtarchiv Nürnberg A40-L-4510-31)

Nach der Fertigstellung des Saalbaus 1340 erfolgte 1521 dessen Neuausstattung als Raumgesamtkunstwerk mit dem Bildprogramm Dürer/Pirckheimer, wovon sich zwei Originalentwurfszeichnungen Dürers, der „Triumphzug Kaiser Maximilians“ und „Die Verleumdung des Apelles“ in der Wiener Albertina, erhalten haben.
1613 bis 1621 erfolgte die Renovierung und Anpassung an den neuen Wolffschen Bau. „Dabei legte der Rat großen Wert darauf, daß auch bei der Neubemalung oder Kopie alle von Dürer entworfenen Szenen für die späteren Generationen erhalten blieben.” (Zitiert aus: Stadt Nürnberg Bürgerinformation, Der Alte Rathaussaal August 1991).
1904/5: Renovierung durch Hans Haggenmiller.[1]
2.1.1945: Totalzerstörung bis auf die Außenmauern.
Bis 1958: Außenrenovierung und ab 1980 Innenausbau bis zum jetzigen Zustand.
1989: Der Plan, den Rathaussaal nach einem Entwurf Michael Mathias Prechtls ausmalen zu lassen, scheiterte, nicht zuletzt am Widerstand der Nürnberger Bürgerschaft.

Das Rathaus, insbesondere der Wolffsche Bau von 1621, entstanden in Konkurrenz zum Augsburger Pendant, war der zentrale Ort reichsstädtischer Repräsentation. Hier fanden die Reichstage statt, darunter so wichtige wie der Erlaß der Goldenen Bulle 1356. Das Friedensmahl von 1649 wurde hier abgehalten als wichtige Etappe zur endgültigen Beendigung des 30jährigen Krieges, um nur zwei Ereignisse von Rang zu nennen. Demnach ist festzustellen: Der Saal ist von großer historischer und kunstgeschichtlicher Bedeutung, sowohl deutschland- wie europaweit!

Als Hauptargument gegen die Rekonstruktion wird immer wieder ins Feld geführt, daß die Ausmalung nicht von Dürer eigenhändig ausgeführt wurde. Richtig ist, daß zur Ausführung stets mehrere Maler betraut wurden, die die Visierung (Entwurfszeichnung) des Meisters unter dessen Aufsicht umsetzen sollten. Auch Prechtl hätte seinen Entwurf übrigens nicht selbst gemalt, sondern dieser wäre von einem anderen Maler ausgeführt worden. Insofern liegt, da der Entwurf Dürers, nicht nur bezüglich der Wandbemalung, sondern für die gesamte Raumgestaltung, verwirklicht wurde, ein Hauptwerk des Meisters vor, und zwar das größte je entstandene. Aufgrund seiner herausragenden Bedeutung ist die Forderung unseres Vereins wie der Altstadtfreunde Nürnberg e.V. richtig: Dürer zurück ins Rathaus!

Ausschnitt aus der „Verleumdung des Apelles“:
Richter mit Eselsohren

Wer würde einen Holzschnitt von Dürer nicht als Original einordnen, weil nur die Vorzeichnung vom Meister stammt, die Ausführung jedoch von einem beauftragten Holzschneider vorgenommen wurde? Aus der Tatsache, daß uns die ausführenden Maler nicht bekannt sind, weil sie urkundlich nicht erfaßt werden können, kann keineswegs geschlossen werden, daß die Fresken schlecht gewesen seien. Denn das würde bedeuten, daß unter den Augen Dürers minderwertige Kunst entstanden sei.

Bei der Wandbemalung - und zwar in der Darstellung der „Verleumdung des Apelles“ - ging es Dürer nicht nur darum, die Stätte des Gerichts moralisierend auszuschmücken, sondern gleichzeitig auch um ein Memorialbildnis seiner selbst: Seit Celtis um 1500 Dürer als „deutschen Apelles“ (= berühmtester Maler des Altertums und Hofmaler Alexanders des Großen) bezeichnet hatte, wußte zumindest jeder humanistisch Gebildete, wer mit dieser Symbolfigur gemeint war: Der Meister selbst. Als besondere Pointe ergibt sich daraus eine Parallele zwischen Alexander dem Großen und Kaiser Maximilian, womit er dem Kaiser Ehre erwies.

Der zweite Haupteinwand lautet: Wir wissen nicht (oder tun zumindest so), wie die Bemalung zur Dürerzeit ausgesehen hat. Schon aus diesem Grund sei eine Rekonstruktion unmöglich. Das ist barer Unsinn. Jeder seriöse Zeitgenosse weiß, daß der Rathaussaal in der Form, wie er 1521 aussah, nicht wiederhergestellt werden kann. Der Saal kann nur in der Weise, wie er auf uns überkommen ist, d.h. im Zustand vor der Zerstörung 1945, rekonstruiert werden. Dieser ist in den Farbdias von 1944 und der Fotodokumentation von 1905 in hervorragender Weise festgehalten. Zitiert sei hier Mende in dem Vorwort zur Ausstellung 1991 Werner Tübke - Zeichnungen zum Nürnberger Rathaussaal:

„Der Vorschlag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege München, den letzten, außerordentlich gut belegbaren Zustand der Wandmalereien wiederherzustellen, hat bestechend viel für sich.”

Offensichtlich jetzt nicht mehr. Warum? Mit welcher Begründung?

Die Expertenrunde vom 7. Mai 2013, die allein vom Kulturreferat der Stadt Nürnberg einberufen wurde, behauptet, die Bemalung habe sich durch die häufigen (!) Übermalungen und Restaurierungen so weit von Dürer entfernt, insbesondere auch qualitativ namentlich bei der letzten von Haggenmiller („eine denkmalpflegerische Katastrophe!“, so die Kulturreferentin), daß eine Rekonstruktion nicht sinnvoll sein könne. Die Dokumentation dafür sei ungenügend. [2] Dies alles sind Scheinargumente, die durch dauernde Wiederholung nicht richtiger werden. In dem Faltblatt des Fördervereins, einsehbar unter http://www.foerderverein-khm-nuernberg.de/projekt-rathaussaal/, kann man sich unschwer vom Gegenteil überzeugen.

Bei der multimedialen Zeitreise 2012 „Dürers Triumphzug“ hat sich das veranstaltende Kulturreferat nicht einmal der Mühe einer Rekonstruktion unterzogen, sondern nochmals die fotografische Dokumentation für unzureichend bezeichnet und Dürer für immer verloren erklärt, - unter entsprechender Manipulation des Bildmaterials. (Vgl. Nürnberger Altstadtbericht, Nr. 38/2013, Abb. 5, S. 6).

Doch es geht auch ganz anders: Die Bürger Augsburgs haben, im Einklang mit der Spitze der Stadt einschließlich des jeweiligen Oberbürgermeisters, das im 2. Weltkrieg völlig zerstörte Rathaus komplett restauriert. Der auf diese Weise unter Mithilfe des Denkmalschutzamtes wiederentstandene Goldene Saal beeindruckt mit seinem Glanz jährlich mehr als 110.000 zahlende Besucher als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Fuggerstadt. - Wie ärmlich ist dagegen das Erscheinungsbild des Rathauses bei zumindest ebenso guten Voraussetzungen zur Rekonstruktion: In Augsburg stauen sich die Massen vor dem Rathaussaal, in Nürnberg bleiben die Türen für die Touristen verschlossen.

Doch auch das Beispiel Augsburger Goldener Saal ist nicht unumstritten. Die „Ayatollas” der Denkmalpflege und Kunstgeschichte, für die jede Rekonstruktion ein Sündenfall ist - unter ihnen rekrutierte sich bis auf eine Ausnahme das Sachverständigengremium vom 7. Mai 2013 - wollten in Nürnberg keine weitere Niederlage erleiden. So erklärte Frau Prof. Schädler-Saub bei der Expertenanhörung, daß die Augsburger Rekonstruktion völlig mißglückt sei und sie Nürnberg vor einem vergleichbaren Fehler bewahren wolle. Bei Exkursionen mit ihren Studenten stelle sie jedes Mal neue Fehler fest! Der kürzlich in den Ruhestand gegangene oberste bayerische Denkmalschützer, Prof. Alois Greipl, richtig: Egon Johannes Greipl, beschränkte seine Argumentation weitgehend auf die griffige Formel: „Was weg ist, ist weg.“

Während auf der einen Seite die Rekonstruktion verdammt wird, erlebt auf der anderen Seite die Kopie eine Renaissance, siehe Dürerhaus [3] bzw. die Dauerausstellung „Kaiser - Reich - Stadt“ auf der Kaiserburg, in der Originale gegenüber Repliken eher in der Minderzahl sind. Wenn aber das historisch wie künstlerisch hochbedeutende Gesamtkunstwerk des Nürnberger Rathaussaals am Originalplatz, an dem die Verknüpfung von Kaiser, Reich und Reichsstadt sichtbar ist, rekonstruiert werden könnte, verweigert sich Nürnberg!

Die einmalige Chance, die „Dürerstadt” in altem Glanze wieder lebendig werden zu lassen, wird auf diese Weise vertan, es sei denn der Bürger entscheidet sich am 25. Mai 2014 dagegen. Jeder Nürnberger Bürger sollte sich daran beteiligen und seine Überzeugung zur Rekonstruktion der historischen Stätte mit seinem Votum zum Ausdruck bringen.

Dr. Werner Schultheiß

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet.

Literatur

  • Matthias Mende: Das alte Nürnberger Rathaus. Baugeschichte und Ausstattung des großen Saales und der Ratsstube. Band 1 [Ausstellung vom 16. Juni - 20. August 1978 im großen Saal des Nürnberger Rathauses]. Hrsg. von der Stadt Nürnberg, bearbeitet von Matthias Mende. Nürnberg: Stadtgeschichtliche Museen, 1979, 444 S., 192 Ill. (Ausstellungskataloge der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg; Nr. 15)
    • Rezension von Erich Mulzer: Das alte Nürnberger Rathaus. Baugeschichte und Ausstattung des großen Saales und der Ratsstube. Band 1, bearbeitet von Matthias Mende. Nürnberg: Stadtgeschichtliche Museen, 1979. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 67, 1980, S. 210 – 213 - MVGN
  • Matthias Mende: Werner Tübke, Zeichnungen zum Nürnberger Rathaussaal: Studioausstellung der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg und der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. Nürnberg anläßlich der Erwerbung der Zeichnung „Triumphwagen Kaiser Maximilians I., nach Dürer“ (1982) von Werner Tübke. Ausstellung vom 2. März bis 5. Mai 1991 im Albrecht-Dürer-Haus Nürnberg. Stadtgeschichtliche Museen, 1991, 21 S.
  • Stadt Nürnberg: Der Alte Rathaussaal, Bürgerinformation, August 1991
  • Peter Kampehl, Dr. Thomas Heyden, Dr. Claudia Maué:[4] Stellungnahme des Beirats Bildende Kunst der Stadt Nürnberg zur angeregten Rekonstruktion der verlorenen Ausmalung im Rathaussaal - nuernberg.de
Petersberg: Imhof, 2013
  • Thomas Schauerte (Hrsg.): Dürer und das Nürnberger Rathaus. Aspekte von Ikonographie, Verlust und Rekonstruktion; Publikation der Dürervorträge im „Schönen Saal“ des Nürnberger Rathauses, 5. August 2012. Museen der Stadt Nürnberg. Petersberg: Imhof, 2013, 112 S., ISBN 978-3-7319-0006-1 - Mit Beiträgen von Julian Jachmann: Reichsstädtische Kunstpolitik in Augsburg und Nürnberg. Komplementäre Strategien im Umgang mit symbolischem Kapital; Martin Schawe: Kopien und Kopieren; Carsten-Peter Warncke: Dürers größtes Werk. Zur Geschichte und Ikonologie der Ausmalung des großen Nürnberger Rathaussaales. Ein Stiefkind der Forschung; Thomas Renkl: Verkauft, verschenkt, vermisst. Zur Geschichte der Dürer-Bestände im Nürnberger Rathaus; Stefan Klingen: Die Farbdokumentation der Malereien des Nürnberger Rathaussaales. Geschichte, Probleme, Implikationen.
  • C. Sebastian Sommer, Walter Irlinger, Bernd Vollmar: „Wir müssen den Leuten vermitteln, was das Echte wert ist, das historische Erbe, das man anfassen kann“. Zum Abschied von Prof. Dr. Egon Johannes Greipl am 22. November 2013. In: Denkmalpflege Informationen. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege www.blfd.bayern.de Nr. 156, November 2013, ISSN 1863-7590, S. 6-9 - http://www.blfd.bayern.de/medien/denkmalpflege_informationen_152.pdf
  • Werner Schultheiß: Projekt Rathaussaal - Plädoyer für die vollständige Wiederherstellung des großen Rathaussaals in Nürnberg. In: Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg e.V., Bericht Nr. 5, Februar 2014, S. 12-16
  • Siegfried Zelnhefer: Bewahren, was ist, erzählen, was war. Konzept der Stadt Nürnberg für den. Umgang mit dem Historischen Rathaussaal. Hrsg.: Stadt Nürnberg, Presse- und Informationsamt, Mai 2014 - PDF nuernberg.de [5]
  • Christian Urban: Das Podium zum Historischen Rathaussaal zum Nachlesen. Ausmalung oder nicht? Der Ticker zur Diskussion. In: Nordbayern.de vom 12. Mai 2014 - nordbayern.de

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege - Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hans Haggenmiller (* 1864-), Restaurator, Konservator am Bayerischen Nationalmuseum, Maler. Lit.: Mende, Rathaus 1979. Ausst.: 1906/7, S. 78
  2. Die vom Kulturreferat ausgesuchten auswärtigen „Experten“ gutachteten wie üblich wunschgemäß im Sinne der Politik.
  3. Original kopiert! Der neue Dürer-Saal. Begleitpublikation zur neuen Dauerausstellung im Albrecht-Dürer-Haus; Museen der Stadt Nürnberg. Hrsg. von Matthias Henkel und Thomas Schauerte für die Albrecht-Dürer-Stiftung e.V. - Petersberg: Imhof, 2012, 47 S., ISBN 978-3-86568-856-9 - Inhaltstext
  4. 1. Peter Kampehl, freischaffender Künstler.
    2. Dr. Thomas Heyden, Konservator, Oberkurator Neues Museum Nürnberg (Leitung Sammlung).
    3. Dr. Claudia Maué, Nürnberger Stadtheimatpflegerin, erklärte Gegnerin von Rekonstruktionen.
  5. Parteinahme Siegfried Zelnhefers: „Stimmen Sie bitte beim Bürgerentscheid am 25. Mai 2014 mit „Nein“.
    Die Überschrift „Bewahren, was ist, erzählen, was war“, suggeriert, daß es in Nürnberg keinerlei Rekonstruktionen gab. Das ist aber nicht der Fall, wie die Beispiele Wiederaufbau Nürnbergs, Historische Meile Nürnberg und Pellerhaus zeigen. Der bayerische Staat zeigt, daß nicht nur in München Rekonstruktionen möglich sind, sondern daß auch in Nürnberg die Kaiserburg wiederaufgebaut wurde. Ulrich Maly meint, der Rathaussaal sei schön. Niemand vermisse etwas. Man solle den Leuten nichts vormachen.
    Die Nürnberger Erinnerungskultur kann sich aber nicht einseitig auf die Dokumentation der Zeit des Dritten Reiches beschränken. Peter Fleischmann erinnert an die zeitübergreifenden Werte und Tugenden, die im Rathaussaal in den Wandgemälden Albrecht Dürers dargestellt werden: „die Idee hinter der damaligen Bemalung. Das war ein moralisch-ethischer Appell an die Bürger, ein gerechtes Leben zu leben. Das sind Werte, die sind gesellschaftsübergreifend.“ Gerade eine Stadt der Reichsparteitage und eine Stadt des Friedens und der Menschenrechte sollte sich auf die Menschenrechte der Bürger besinnen. Manfred Riebe