Jakob Wassermann

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Jakob Wassermann (* 10. März 1873 in Fürth; † 1. Januar 1934 in Altaussee in Österreich) war ein Schriftsteller jüdischer Herkunft.

Jakob Wassermann, 1899, Zeichnung von Emil Orlik Wikimedia Commons

Lebenslauf

Wassermann wurde in der Fürther Alexanderstraße als Sohn eines jüdischen Spielwarenfabrikanten geboren.

Nach der Schulzeit ging er bei seinem Onkel in Wien in die Lehre. Doch er brach die Lehre bald ab. Nach dem Militärdienst arbeitete er als Versicherungsangestellter in Nürnberg.

Ab 1894 arbeitete er in München und wurde dem Verleger Albert Langen als Autor empfohlen. Während seiner dreijährigen Tätigkeit als Lektor beim „Simplicissimus“ lernte er Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal kennen. Ab 1898 war er Theaterkorrespondent in Wien und dann in Alt-Aussee, wo er am 1. Januar 1934 starb und wo sich auch seine Grabstätte befindet. [1]

Verhältnis zur Heimatstadt Fürth

Bedingt durch die materielle Not und den frühen Tod seiner Mutter hatte Wassermann für den Ort seiner Kindheit und Jugend keine große Zuneigung übrig. Dazu trug auch seine ungeliebte Stiefmutter bei, die sogar seine Manuskripte verbrannte. Aus der harten Realität flüchtete Jakob Wassermann deshalb ins Reich der Phantasie. Den bedrückenden Zustand der Mutterlosigkeit hat er immer wieder in seinen Romanen verarbeitet. Werke, die sich auf die Region seiner Kindheit beziehen, sind etwa „Mein Weg als Deutscher und Jude“, „Schläfst du, Mutter?“, „Die Juden von Zirndorf“, „Das Gänsemännchen“ und „Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“.

Beziehungen zu Nürnberg

Jakob Wassermann durchforschte für seine Romane Caspar Hauser (1908) und Das Gänsemännchen (1915) im Stadtarchiv Nürnberg Archivalien und Literatur. Im Rahmen der Sammlung fränkischer Autoren erwarb die Stadtbibliothek Nürnberg 1966 die 2.800 Bände zählende Bibliothek Jakob Wassermanns und danach 183 Briefe und sonstige persönliche Dokumente. [2]

Zur Rezeption

Jakob Wassermann gilt als der bekannteste aus Fürth stammende Literat. Er zählte zu den berühmtesten Schriftstellern der Weimarer Republik, wurde seinerzeit in einem Atemzug mit Thomas Mann genannt und machte sich vor allem mit der Verarbeitung historischer Stoffe und mit von der Psychologie beeinflußten Zeitromanen einen Namen. Nach seinem Tod gerieten seine Werke schnell in Vergessenheit, wozu auch das Verbot seiner Bücher durch die Nationalsozialisten entscheidend beitrug. Erst in den 1990er Jahren wurden sie wieder neu aufgelegt.

Jakob-Wassermann-Literaturpreis

Zum Gedenken an Leben und Werk von Jakob Wassermann verleiht die Stadt Fürth seit 1996 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis. Folgende Personen wurden bislang ausgezeichnet:

  • 1996 Edgar Hilsenrath
  • 1999 Hilde Domin
  • 2002 Dagmar Nick
  • 2004 Sten Nadolny
  • 2006 Uwe Timm
  • 2007 Robert Schindel
  • 2008 Roberto Schopflocher
  • 2010 Feridun Zaimoglu

Werke

  • Schläfst du, Mutter?, (Novellen, 1896)
  • Melusine (Roman, 1896)
  • Die Juden von Zirndorf (Roman, 1897)
  • Die Geschichte der jungen Renate Fuchs (Roman, 1900)
  • Der Moloch (Roman, 1902)
  • Der niegeküßte Mund (Erzählungen, 1903)
  • Die Kunst der Erzählung (Abhandlung, 1904)
  • Alexander in Babylon (Roman, 1905)
  • Die Schwestern, 1906
  • Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens (Roman, 1908)
  • Die Masken Erwin Reiners (Roman, 1910)
  • Der Literat (Essay, 1910)
  • Der goldene Spiegel (Novellen, 1911)
  • Faustina (1912)
  • Der Mann von vierzig Jahren (Roman, 1913)
  • Deutsche Charaktere und Begebenheiten, Essay, 1915)
  • Das Gänsemännchen (Roman, 1915)
  • Christian Wahnschaffe (Roman, 1919)
  • Die Prinzessin Girnara. Weltspiel und Legende (Schauspiel, 1919)
  • Der Wendekreis (Novellen und Romane, 1920-22)
  • Mein Weg als Deutscher und Jude (Autobiographie, 1921)
  • Imaginäre Brücken (Studien und Aufsätze, 1921)
  • Laudin und die Seinen (Roman, 1925)
  • Der Aufruhr um den Junker Ernst (Novelle, 1926)
  • Lebensdienst (Studie, 1928)
  • Das Gold von Caxamalca (Erzählung, 1928)
  • Der Fall Maurizius (1928)
  • Christoph Columbus, Eine Biographie (1929)
  • Hofmannsthal der Freund (Essay, 1930)
  • Etzel Andergast (1930)
  • Bula Matari (Stanley-Biographie, 1932)
  • Selbstbetrachtungen, 1933
  • Joseph Kerkhovens dritte Existenz (1934)

Literatur

  • Siegmund Bing: Jakob Wassermann. Weg und Werk des Dichters. Nürnberg: E. Frommann & Sohn, 1929 [Ausg. 1928], VII, 259 S., mehrere Tafeln
  • Siegmund Bing: Jakob Wassermann. Weg und Werk des Dichters. Erweiterte Ausgabe. Berlin: S. Fischer Verlag, 1933, VII, 296 S.; mit 16 Bildern und handschriftlichen Proben
  • Leibl Rosenberg: Jakob Wassermann (1873-1934). Vergebliches Tun – sein Weg als Deutscher und als Jude. In: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe. Hrsg. von Manfred Treml und Wolf Weigand unter Mitarbeit von Evamaria Brockhoff. München: Haus der Bayerischen Geschichte 1988, ISBN 3-9801342-8-8 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur Nr. 18 /88), S. 285-291
  • Leibl Rosenberg: Inmitten fremden Lebens ein fremdes Volk. Beitrag über Jakob Wassermann. In: Bretterbericht. Fürther Theaterzeitung, 20. Jg., Nr. 6, März 1994. Fürth: Stadttheater 1994, S. 8-9
  • Beatrix Müller-Kampel: Jakob Wassermann 1873 bis 1934. Biographische Übersicht. Uni Graz - im Netz
  • Beatrix Müller-Kampel: Jakob Wassermann 1873 bis 1934. Bibliographie zu Leben und Werk. Uni Graz - im Netz

Presse

  • Reinhard Kalb: Jakob Wassermann ist vielen Menschen kein Begriff mehr. Bestseller-Autor gerät in Vergessenheit. In: Nürnberger Zeitung Nr. 47 vom 26. Februar 2009, Nürnberg plus, S. + 1 - NZ
  • alf [= Alexandra Foghammar]: Jakob Wassermann im 75. Todesjahr: Ausstellung der Stadtbibliothek. In: Stadt Nürnberg, Nachrichten aus dem Rathaus Nr. 1042 vom 15. Oktober 2009 - nuernberg.de
  • lby: Erinnerung an Jakob Wassermann. Ausstellung zeigt Dokumente aus Schriftsteller-Nachlass. In: Nürnberger Nachrichten vom 22. Oktober 2009 - NN

Querverweise

Netzverweise

  • Jakob Wassermann – der Schriftsteller aus Fürth. Stadt Fürth, Infoblatt vom 11. März 2007 - PDF-Datei
  • Richtlinien zur Verleihung des Jakob-Wassermann-Literaturpreises. Stadt Fürth, Infoblatt - PDF-Datei

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Jakob Wassermann. In: Projekt Gutenberg, Spiegel online - im Netz
  2. Gerhard Jochem: Jakob Wassermann und Nürnberg - PDF-Datei. Gerhard Jochem merkt an, daß eine planmäßige Auswertung des Nachlasses bisher nicht stattfand.

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