Johann Andreas Graff

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Johann Andreas Graff (* 1. Mai 1636 in Nürnberg, † 6. Dezember 1701 ebenda) war ein Maler, Zeichner, Kupferstecher und Verleger.


Lichtenhof, „Petzenschloß“, aquarellierte Federzeichnung von J. A. Graff, 1688
© Wikimedia Commons

Leben und Wirken

Namen und Porträt

Manche Künstler ließen sich nicht porträtieren, sondern zeichneten Selbstporträts. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, inbesondere zu seiner Ehefrau Maria Sibylla Merian‎‎, ist für Johann Andreas Graff bisher kein Porträt bekannt. Ein Grund hierfür könnte die verschiedene Schreibweise seines Namens sein. Die Deutsche Nationalbibliothek hat folgende registriert:

  • Graff, Joh. Andreas
  • Graf, Johannes Andreas
  • Grav, Johann Andreas
  • Graff, Johann A.
  • Graff, Johannes Andreas
  • Graf, Johann Andreas

Vermutlich gibt es weitere Schreibweisen seines Namens. Schon allein die Schreibweisen „Graf“ und „Grav“ stellt Archivare vor Einordnungs- und Suchprobleme.

Immerhin fand Margot Lölhöffel ein Kupferstich-Gedenkporträt für den Vater Johann Graff (latinisiert: Gravius) (1595-1644).[1] Da Johann Andreas Graff von 1660 bis 1664 in Venedig und Rom arbeitete, wäre es möglich, daß sich ein Porträt in italienischen Archiven befindet.
Außerdem hätte seine Eheliebste, die eine hervorragende Zeichnerin war, und eine der Töchter ein Porträt anfertigen können.

Herkunft und Familie

Johann Andreas Graff war Sohn des Rektors des Egidiengymnasiums in Nürnberg, Johann Graff (1595-1644). Über seine Mutter ist nichts bekannt. Graff wurde evangelisch getauft. Als sein Vater 1644 starb, war sein Sohn Halbwaise, vielleicht sogar Vollwaise.

In erster Ehe heiratete er in Frankfurt am Main am 16. Mai 1665 Maria Sibylla Merian. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor.

1682 kehrte Maria Sibylla Merian nach Frankfurt zurück, Graff pendelte daher zeitweilig, blieb aber ab 1685 in Nürnberg. Nach dem Tod seines Lehrers Jacob Marell zog die Familie wieder nach Frankfurt, wo es zu einer Entfremdung des Paares kam. Sie verließ ihren Mann 1685 und schloß sich den Labadisten an. Die beiden Töchter aus dieser Ehe, Johanna Helena (1668 – 1728) und Dorothea Maria (1678 – 1743), waren ebenfalls begabte Künstlerinnen, aber sie arbeiteten fast ausschließlich für ihre Mutter, und deshalb sind kaum eigene Arbeiten von ihnen bekannt.

Graffs Versuch, seine Frau, wiederzugewinnen, schlug fehl Deshalb kehrte er nach Nürnberg zurück und betrieb die Scheidung.

Nach der Scheidung heiratete er am 25. Juni 1694 J[ungfer] Anna Maria Hofmann. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor.

Ausbildung

In Nürnberg erhielt Johann Andreas Graff bei dem Maler Leonhard Heberlein (1584 - 1656) ersten Zeichenunterricht.

Eine zweite Lehre absolvierte Graff von 1653 bis 1658 bei dem Frankfurter Stilleben- und Blumenmaler und Bilderhändler Jacob Marrel.

Nach der Rückkehr aus Frankfurt nach Nürnberg ging er von 1660 bis 1664 nach Venedig und Rom. Zurück in Frankfurt heiratete er die siebzehnjährige Stieftochter seines Lehrers Jacob Marell, Maria Sibylla Merian. Bis 1670 wohnte das Ehepaar in Frankfurt, bezog dann am Nürnberger Milchmarkt das Haus „Zur goldenen Sonne“, Bergstraße 10.

Verleger

Von 1670 bis 1681 gab Graff in Nürnberg im Eigenverlag die Werke seiner Frau heraus, 1679 den ersten Band ihres Raupenbuchs „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ und 1675-80 in zwei Auflagen ihr „Blumenbuch“.

Nürnberger Prospekte

In seinen letzten fünfzehn Lebensjahren zeichnete Graff Nürnberger Straßen und Plätze sowie Innenansichten von Kirchen, die der Augsburger Kupferstecher Johann Ulrich Kraus in großformatige Kupferstiche übertrug. Kleinformatige Ansichten des Nürnberger Umlands Herrensitze und Veduten in der Umgebung, von denen die meisten ebenfalls Johann Ulrich Kraus radierte, wurden als Serie erfolgreich im Augsburger Verlag von Jeremias Wolff verkauft.

Innenansicht der Nürnberger Frauenkirche, datiert rechts unten 1696

Diese Nürnberger Prospekte sind von außerordentlichem dokumentarischen Wert und besonderem künstlerischen Rang. [2]

Bedeutung

Mit seine Zeichnungen wurde Johann Andreas Graff zum Bildchronisten einer bisher wenig beachteten Epoche Nürnberger Geschichte. Alle Arbeiten zeichnen sich durch höchste topographische Genauigkeit aus. Mit seinen Stadtansichten wirkte er stilbildend und leitete eine Reihe bedeutender Nürnberger Vedutisten ein, die ein lebendiges und umfassendes Bild der Reichsstadt und ihrer Umgebung im späten 17. und im 18. Jahrhundert geben.

Ausstellung

Im Anschluß an die Ausstellung der Stadtbibliothek Nürnberg über Maria Sibylla Merian zeigt der Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg e.V. in Kooperation mit den Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg und der Stadtbibliothek Nürnberg in einer Ausstellung „Johann Andreas Graff (1636-1701). Pionier Nürnberger Stadtansichten“ das Werk ihres Ehemannes, des Zeichners, Malers, Kupferstechers und Verlegers Johann Andreas Graff.

Er war nicht nur für zwanzig Jahre ihr Ehemann und Förderer, sondern auch ein eigenständiger Künstler. Seine Zeichnungen sind topographisch genau und überdies sorgfältig beschriftet.

  • Datum: 2. Juni bis 26. August 2017
  • Öffnung: Montag bis Freitag 11-19 Uhr / Samstag 11-16 Uhr
  • Ort: Stadtbibliothek Nürnberg Zentrum

Ebene L2 / Ausstellungskabinett, Gewerbemuseumsplatz 4, 90403 Nürnberg, Eintritt frei

Begleitmaterial: Ein reich bebilderter Katalog

Verkauf bei:

Kostenlose Führungen durch die Kuratoren der Ausstellung: Jeweils an einem Montag, 19. Juni / 3. und 17. Juli / 7. und 21. August um 15.30 Uhr Treffpunkt: Stadtbibliothek Zentrum / Ebene L2 vor dem Ausstellungskabinett

http://www.foerderverein-khm-nuernberg.de/ausstellungen/

Der Egydienplatz in Nürnberg im 16. Jahrhundert. Die linke Häuserflucht umfaßte die Buchdruckereigebäude von Anton Koberger.
Wikimedia Commons

Ehrung

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Kontakt

Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg
Pirckheimerstraße 38
90408 Nürnberg
Telefon: 0911 - 35 23 98
Netzpost: info@foerderverein-khm-nuernberg.de

Werke

  • Dodecas oder 12 Abgezeignete schöne Landtschäfftlein um Nürnberg, in Augspurg bey Jeremias Wolff Kunsthandlung zu finden (Anzusehen im Virtuellen Kupferstichkabinett)
  • Nürnberger Prospekte (= Nürnberger Straßen und Plätze): Der Neue Bau (Maxplatz), Die Peunt, St. Egidienkirche und Platz, Ruine der St. Egidienkirche, Museumsbrücke mit dem ehemaligen Viatishaus, Museumsbrücke gegen das Heilig-Geist-Spital, Deutschordenshaus mit Weißem Turm und St. Jakob, heutige Königstraße mit St. Klara, Mauthalle und St. Lorenz, im Verlag von Jeremias Wolf, Augsburg, gestochen von Johann Ulrich Kraus.
  • Innenansichten Nürnberger Kirchen: Barfüßerkirche (Blick vom Chor in den begonnenen Neubau des Langhauses, vollendetes Inneres mit Blick in den Chor), Frauenkirche, St. Lorenz und St. Sebald, im Verlag von Jeremias Wolf, Augsburg, gestochen von Johann Ulrich Kraus.
  • Joannes (!) Andreas Graff: Geistlicher Bien-Stock. Das ist: Ein angenehme und heylsame Zusammentragung aller Sonntag-Predigten deß ganzen Jahr ..... Beneficiat in dem Landesfürstlichen Marckt Wildann. Augspurg: Georg Schlüter und Martin Happach, 1709, Vellum, 1027 S. - https://windowsbooks.com/tag/joannes-andreas-graff/

Verlag Joh. Andrea Graffen

  • Maria Sibylla Merian: Neues Blumenbuch. Allen kunstverständigen Liebhabern zu Lust, Nutz u. Dienst, mit fleiss verfertiget / M. S. Gräffin M. Merians des Eltern seel. Tochter. Nürnberg: Joh. Andrea Graffen, Format 4
    • Teil 1: Neues Blumenbuch. Nürnberg: Joh. Andrea Graffen (1680), [6] S., 11 Bl. : Ill. (kol. Kupf.)
    • Teil 2: Florum Fasciculus Alter: zweyte Blumen-Theil. So Maria Sibylla Gräffin Matth. Merians seel. des Eltern Tochter nach dem Leben gemahlet und selbst auffs Kupffer gebracht. Nürnberg: Joh. Andrea Graffen, 1680, 12 Blatt: Ill. (kol. Kupf.)
    • Teil 3: Florum Fasciculus Tertius: dritter Blumen-Theil. So Maria Sibylla Gräffin nach dem Leben gemahlet, und ins Kupffer gebracht. Nürnberg: Joh. Andrea Graffen, 1680, 12 Blatt, Ill. (kol. Kupf.)

Literatur

„Der Mahler Ordnung und Gebräuch in Nürmberg“, Deutscher Kunstverlag, 2001
  • Thieme-Becker: Künstlerlexikon, Band XIV, S. 484 f.
  • Alfred Wendehorst, Gerhard Pfeiffer (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Erster Band. Neustadt/Aisch: Degener, 1980, 333 S., ISBN 3-7686-9057-1; Seite 221-254
  • Kurt Wettengl (Hrsg.): Maria Sibylla Merian 1647-1717. Künstlerin und Naturforscherin. Übersetzung aus dem Niederländischen: Marinus Pütz. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004, 275 S., ISBN 3-7757-1226-7
  • Andreas Tacke (Hrsg.): „Der Mahler Ordnung und Gebräuch in Nürmberg“. Die Nürnberger Maler(zunft)bücher ergänzt durch weitere Quellen, Genealogien und Viten des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Bearbeitet von Heidrun Ludwig, Andreas Tacke, Ursula Timann in Zusammenarbeit mit Klaus Frhr. von Andrian-Werburg, Friedrich von Hagen und Wiltrud Fischer-Pache. Genealogien und Viten Friedrich von Hagen. München; Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001, 761 S., ISBN 978-3-422-06343-3, ISBN 3-422-06343-9
  • Marc Fehlmann: Veduten. In: Historisches Lexikon der Schweiz, Bern, 15. Januar 2014 - hls-dhs-dss.ch
  • Margot Lölhöffel: Johann Andreas Graff. Maler, Zeichner, Kupferstecher, Verleger, geb. 1. Mai 1636 Nürnberg; gest. 6. Dezember 1701 Nürnberg. In: Virtuelles Museum Nürnberger Kunst des Fördervereins Kulturhistorisches Museum Nürnberg, im Mai 2017 - museum-nuernberger-kunst.de
  • Margot Lölhöffel: Johann Andreas Graff - Annäherung an einen Vergessenen. In: Johann Andreas Graff 1636 - 1701. Katalog zur Ausstellung „Johann Andreas. Pionier Nürnberger Stadtansichten“ im Kunstkabinett der Stadtbibliothek Nürnberg vom 2. Juni bis 26. August 2017, 112 Seiten; hier: S. 42-53

Presse

  • Vernissage: Johann Andreas Graff (1636 – 1701). Pionier Nürnberger Stadtansichten

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * Margot Lölhöffel: Erster Teil: Maria Sibylla Merianin und Johann Andreas Graff. Gemeinsames und Trennendes. In: Nürnberger Altstadtberichte Nr. 40/2015, S. 37-76; hier: S. 39
  2. * Doris Gerstl: Graff, Johann Andreas. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, 2. Auflage 2000, S. 375, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

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