Johann Philipp Palm

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Johann Philipp Palm (* 18. Dezember 1766 in Schorndorf; † 26. August 1806 in Braunau am Inn hingerichtet) war Buchhändler und Verleger in Nürnberg.

Melchior-Verlag, 2006

Leben und Wirken

Johann Philipp Palm absolvierte bei seinem Onkel Johann Jacob Palm (1750-1826) in Erlangen eine Lehre als Buchhändler. Danach war er Angestellter in der Buchhandlung Stein in Nürnberg. 1796 heiratete er Anna Catharina Barbara Stein, die Tochter des Buchhändlers Johann Adam Stein, und übernahm die Steinsche Buchhandlung. Geschäftsführer der Steinschen Buchhandlung war von 1805 bis 1810 Johann Leonhard Schrag. [1]

Die deutschen Staaten waren 1805 von Napoleon besiegt, und die neuen französischen Landesherren schalteten und walteten als Besatzungsmacht, wie es ihnen gefiel. Das Volk litt unter der napoleonischen Zwangsherrschaft.

Palms Abführung zur Richtstätte in Braunau. Holzstich um 1880, Zeitschrift „Gartenlaube“

Diese Zustände empfand Johann Philipp Palm als unerträglich und verlegte und vertrieb im Frühjahr 1806 in seiner Buchhandlung eine anonym verfaßte Protestschrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“. Sie wandte sich gegen die Besatzungspolitik durch Kaiser Napoleon, die anbiedernde Haltung der deutschen Fürsten und rief zur Einigkeit der Deutschen auf. Sie war mit großer Wahrscheinlichkeit von Kammerassessor Julius Konrad von Yelin aus Ansbach (Geschäftsführer der 1803 in Passau eröffneten Filiale der Palmschen Buchhandlung) verfaßt.

Die Franzosen befürchteten Aufruhr und nahmen den Herausgeber Palm fest, obwohl dieser bayerischer Staatsbürger war und unter die bayerische Gesetzgebung fiel. Palm wurde in die österreichische Festung Braunau am Inn verschleppt, wo man das alleinige Sagen hatte. Mitten im Frieden wurde Johann Philipp Palm als Bürger einer deutschen Freien Reichsstadt vor ein außerordentliches französisches Militärgericht gestellt, ohne daß ihm ein Verteidiger gegeben wurde. Palm nannte den Verfasser nicht. Palm wurde am 26. August 1806 auf Befehl Napoleons wegen des Drucks antifranzösischer Flugschriften zum Tode verurteilt und binnen drei Stunden am 26. August 1806 erschossen.

Hinrichtung Johann Philipp Palms in Braunau am 26. August 1806 durch französische Truppen. Entgegen dieser Darstellung von etwa 1810 wurden dem Verurteilten trotz seiner gegenteiligen Bitte die Augen verbunden.
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Schreiben Napoleons an Marschall Berthier vom 5. August 1806:
„Ich denke, Sie haben die Augsburger und Nürnberger Buchhändler verhaften lassen. Mein Wille ist, daß sie vor eine Militärkommission gestellt, und innerhalb 24 Stunden erschossen werden." [2]

Das Gerichtsurteil gegen Palm wurde in Tausenden von Exemplaren verbreitet. Es löste als Willkürakt und Justizmord in weiten Kreisen Entsetzen und Erbitterung aus. [3] Ein Sturm der Empörung ging durch Deutschland.

Würdigung

Durch die rechtswidrige Verurteilung und Hinrichtung Johann Philipp Palms wurde er zum Sinnbild deutscher Standhaftigkeit, zur Symbolfigur der Befreiungskriege und zu einer der bekanntesten Märtyrerfiguren im Kampf gegen den französischen Usurpator. Er wurde nicht nur als Nationalheld verehrt, sondern gilt auch als Vorkämpfer für die Pressefreiheit.

Ehrungen

  • 1925 Palm-Gedenkstein in Braunau am Inn, Enthüllung am 24. Mai 1925
  • 1941 Palmfigur zum 175. Geburtstag an Palms Wohnhaus Winklerstraße 29 in Nürnberg
  • Palmstraße in Erlangen
  • Gedenktafel am Haus Halbmondstr. 6 in Erlangen
  • 2009 Johann-Philipp-Palm-Schule in Schorndorf (ehem. Kaufmännische Schule Schorndorf)

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Veröffentlichungen

Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung

Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung.jpg
  • (Konrad von Yelin): Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Zweibrücken: Fr. Lehmann's Buchhandlung, 1899, 144 S.
  • Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Zum hundertsten Todestage Palms. 2. Neuabdruck. Eingeleitet von Richard Graf Du Moulin Eckart. Stuttgart: Fritz Lehmann, 1906, XLVI (VII), 144 S.
  • Paul Schaumburg (Vorwort): Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Halle an der Saale: Verlag von Otto Hendel, 1908, IV, 84 S.
  • Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft 1926. Pressendruck unter der Leitung von F. H. Ernst Schneidler, VI, 101 (1) S. (Palms anonym verlegte Kampfschrift von 1806 wurde 1926 nach der ursprünglichen Fassung neu gesetzt und gedruckt.)
  • Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Die von Johann Philipp Palm, Buchhändler zu Nürnberg, verlegte anonyme Kampfschrift. Nach der ursprünglichen Fassung neu gesetzt und gedruckt. Stuttgart: Union, 1926, 110 S. (Juniperssuspresse. Der neuen Reihe sechster Druck)
  • Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Neudruck der Schrift des Jahres 1806. Zum Gedenken an Johann Philipp Palm, dessen Hinrichtung am 26. August 1806 zu Braunau durch diese Schrift veranlaßt war, herausgegeben im Jahre der Erhebung der deutschen Nation 1933. München: Heerschild Verlag, 1933, 174 S.
  • Hans B. Schwabe: Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Das Deutsche Reich - eine europäische Wirklichkeit. Lindau: Verlag Palm Schriften, 1961, 64 S.
  • Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Anonyme Flugschrift aus dem Jahre 1806. Geleitwort von Elvira Siegert: Johann Philipp Palm, Verleger Buchhändler, Patriot; Reprint von 1806. Berlin: Verlag der Nation, 1983, 167 S. (Enthält drei Fotos: Porträt Palm, Palm-Haus in Nürnberg sowie Palms Grabstätte in Braunau)
  • Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Anonyme Flugschrift, für deren Verbreitung der Buchhändler Palm 1806 von französischen Truppen standrechtlich erschossen wurde. Kiel: Arndt Verlag, 1987, 176 S., ISBN 3-88741-133-5

Briefe

  • Ein ungedruckter Brief von Johann Philipp Palm. Dem „Palm“ Verein jüngerer Buchhändler München zur Feier des 40. Stiftungsfestes. München am 20. Mai 1914. München: Palm-Verein jüngerer Buchhändler, 1914, 4 S. (Nicht im Handel erschienen)
  • Abschiedsbrief Johann Philipp Palms. In: Friedrich Reck-Malleczewen: Der letzte Brief, Böhmisch-Leipa, 1941; Frankfurt a.M.: Lutzeyer, 1949, 151 S. - epoche-napoleon.net

Literatur

  • Julius Graf von Soden: Johann Philipp Palm, Buchhändler zu Nürnberg. Auf Napoleons Befehl hingerichtet zu Braunau, den 26sten August 1806. Ein Beitrag zur Geschichte des leztern Jahrzehnds. Der theilnehmenden Menschheit, und insbesondere den edlen Wohlthätern gewidmet, von der Palmischen Familie. Nürnberg: Steinsche Buchhandlung, 1814, VI, 170, 14 S. (Auf dem fliegenden Vorsatz eine eigenhändige Widmung von Palms Sohn: „Bester Doctor Steinlein, Nimm dieses traurige Andenken an meinen biedern Vater Von Deinem treuen Freund Johan(n) Palm. Buchhändler. München, den 18. Decbr 1829.“) - archive.org
  • Friedrich Julius Heinrich von Soden: Biographie Johann Philipp Palm's Buchhändler zu Nürnberg. Auf Napoleons Befehl erschossen zu Braunau am 26. August 1806. Nebst einem Abdruck der Schrift: „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“, als die Veranlassung zu Palm's Hinrichtung. Bei Gelegenheit der auf Befehl Seiner Majestät des Königs Ludwig von Bayern an dessen ehemaligem Hause zu Nürnberg vollzogenen Errichtung einer Denk-Tafel auf's Neue herausgegeben durch dessen Sohn. (2. wohlfeile Ausgabe). München: Johann Palm's Hof-Buchhandlung, 1842, 170 S.
  • Friedrich Schultheis: Johann Philipp Palm Buchhändler in Nürnberg erschossen auf Napoleons Befehl zu Braunau am 26. August 1806. Nürnberg: (Verlag des Nürnberger Kurier), 1860, 46 S.
  • J. Braun: Palm, Johann Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 102–104, Digitale Volltext-Ausgabe Wikisource (Version vom 19. Oktober 2011, 21:20 Uhr UTC)
  • Prof. Dr. J[osef] Rackl: Der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm, ein Opfer napoleonischer Willkür. Zu dessen 100. Todesjahre quellenmässig bearbeitet. Mit 14 Illustr. und Abb. Erste Ausgabe. Nürnberg: Carl Koch's Verlagsbuchhandlung, (1906), 176 S. (Detaillierte quellengestützte Beschreibung von Verhaftung und Hinrichtung des Nürnberger Buchhändlers Palm wegen Verbreitung der Streitschrift „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung“, mit einer Erörterung über die schwierige Verfasserfrage.)
  • J[osef] Rackl: Der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm, ein Opfer napoleonischer Willkür, zu dessen 100. Todesjahre quellenmäßig bearbeitet von J. Rackl. Nachdruck der Original-Ausgabe Nürnberg, Koch, 1906. Wolfenbüttel: Melchior-Verlag, [2006], 176, 103 S., ISBN 978-3-939102-98-4 und ISBN 3-939102-98-9, In Fraktur (Historische Bibliothek)
Gundert Verlag 1945, Illustrationen von Margret Wolfinger
  • Geo Hunold: Palm. Roman eines deutschen Buchhändlers. Wismar i. Mecklenburg: Hans Bartholdi, 1910, 347 S.
  • Martin Riegel: Der Buchhändler Johann Philipp Palm. Ein Lebensbild. Mit einem vollständigen Abdruck der Schrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“. Hamburg: Broschek & Co, 1938, 214 S.
  • Franz Bauer: Der Rebell von Nürnberg. Die Tat des Buchhändlers Johann Philipp Palm. Mit mehrfarbigen Abb. im Text von Margret Wolfinger. Stuttgart: D. Gundert, 1938, 198 S.
  • [Otto Palm]: Johann Philipp Palm. Biographie. Neukochen, Württemberg: Familie Palm, [1940], 12 S.
Das unverdiente Ende des Buchhändlers Johann Philipp Palm vor einem Peloton ABC-Schützen (Michael Mathias Prechtl: Nürnberger Bilderbuch, S. 57)
  • Heinz Mahncke: Der einsame Ruf. Vom Leben und Sterben des Johann Philipp Palm. Roman. Hamburg: Holsten-Verlag, 1960, 276 S.; 1. Neuauflage, Rosenberg-Hohenberg: Hohenberg-Verlag, 2006, 325 S., ISBN 3-00-019330-8
  • Erhard Fischer: Johann Philipp Palm (1766-1806), Dokumentation. Unveröffentlichtes Manuskript. Schorndorf 1981
  • Dr. Adolf Palm: Johann Philipp Palm. Ein deutscher Patriot aus Schorndorf 1766-1806. Privatdruck. Schorndorf: Rösler Druck GmbH. & Co., 1983, 80 S. (Den Freunden unseres Hauses. 3. Privatdruck der Rösler Druck GmbH. & Co.)
  • Adolf Palm: Palm. In: Schorndorfer Persönlichkeiten, Band 3, Schorndorf 1983
  • Christine Glas: Johann Jacob Palm (1750-1826). Ein Erlanger Verleger und Buchhändler. Zugleich Magisterarbeit, Universität Erlangen-Nürnberg 1987. Erlangen: Palm und Enke, 1988, 266 S., ISBN 3-7896-0178-0 (Erlanger Studien; Band 78)
  • Lexikon des gesamten Buchwesens 5 (1999), S. 512
  • Ludwig Morenz: Die Buchhändlerfamilie Palm in Erlangen, Nürnberg und München. In: Auxilia historica, München, 2001, S. 285-297
  • Reinhard Welz: Johann Philipp Palm. Ein deutscher Patriot. Idar-Oberstein: Welz, Reinhard, Vermittlerverlag Mannheim, 2011, 360 S., ISBN 978-3-86656-749-8 (Die vaterländischen Schriften; Band 14)

Querverweise

Sachartikel

Auch ein fiktives kleines gallisches Dorf leistete Widerstand gegen den Imperator Julius Cäsar.

Personenartikel

Netzverweise

  • Palm, Johann Philipp. In: Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 739-745 - zeno.org
  • Uwe Meier: Palm, Johann Philipp. In: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 20-21 - Onlinefassung: deutsche-biographie.de
  • 15. Braunauer Zeitgeschichte-Tage „Unfreiwilliger Held“ Johann Philipp Palm: Biographie und Rezeption 1806-2006, Gugg Kulturhaus Braunau am Inn, 22.- 24. September 2006 - im Netz
  • Johann Philipp Palm (Buchhändler) im StadtWiki Schorndorf - SCHOPEDIA.DE
  • Johann Philipp Palm (Apotheker) im StadtWiki Schorndorf - SCHOPEDIA.DE
  • Johann-Philipp-Palm-Straße im StadtWiki Schorndorf - SCHOPEDIA.DE

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ulrike Ehmann: Die Belletristikproduktion des Verlages Johann Leonhard Schrag in Nürnberg 1810 - 1857. Zugleich: Universität München, Diss., 1996. Erlangen; Jena: Palm und Enke, 2005, 328 S., ISBN 3-7896-0832-7 (Erlanger Studien; Band 132) - palmundenke.de - Rezension von Rainer Fürst bsz-bw.de/ifb („Johann Leonhard Schrag (1783 - 1858) konnte sich in Nürnberg 1810 mit einer Verlagsbuchhandlung selbständig machen, nachdem er eine vermögende Nichte des 1806 von den französischen Besetzern exekutierten Buchhändlers Johann Philipp Palm geheiratet hatte. Über den letzteren informiert in diesem Buch ein als solcher nicht hervorgehobener konziser Exkurs von 15 Seiten (S. 31 - 46).)“
  2. Jürgen Schmidt, Fritz Gruber, Hartmut Raabe: Die Nürnberger Straßennamen. Eine Fundgrube mit Geschichte(n). Nürnberg: Verlag Gruber und Raabe, 1981, 352 S.; hier: S. 225. Darin das Bild von Michael Mathias Prechtl „Das unverdiente Ende des Buchhändlers Johann Philipp Palm vor einem Peloton ABC-Schützen“ aus seinem Nürnberger Bilderbuch
  3. Johann Philipp Palm (1766-1806). In: Johann-Philipp-Palm-Preis. Die Geschichte des Namensgebers - palm-stiftung.de

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