Julius Streicher

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Julius Streicher (* 12. Februar 1885 in Fleinhausen, Landkreis Augsburg; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war Volksschullehrer, Mitglied der NSDAP, nationalsozialistischer Politiker und Gauleiter von Franken. Er war Gründer, Eigentümer und Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“.

Julius Streicher als Gauleiter
Foto: Heinrich Hoffmann, 1935
Bundesarchiv
Varga Jew-Baiter.jpg

Leben und Wirken

Herkunft

Julius Streicher ist der uneheliche Sohn des Volksschullehrers Friedrich Streicher.

Studium, Beruf und Wehrdienst

Nach dem Besuch des Augsburger Lehrerseminars wurde Streicher 1904 als Aushilfslehrer angestellt. 1905 erfolgte die dauerhafte Anstellung als Lehrer. 1907/08 diente er als Einjährig-Freiwilliger. Anschließend wurde er Volksschullehrer und wurde 1909 nach Nürnberg versetzt.

Von 1914 bis 1918 nahm Streicher in bayerischen Einheiten am Ersten Weltkrieg teil und erhielt mehrere Auszeichnungen. 1918 wurde er Leutnant der Reserve.

Nach dem Krieg kehrte er nach Nürnberg zurück und war wieder als Volksschullehrer tätig. Wegen seiner Teilnahme am Hitler-Putsch am 9. November 1923 in München wurde Streicher vom Schuldienst suspendiert.

Politiker

Ortsgruppe der NSDAP

1919 schloß sich Streicher verschiedenen völkischen Gruppen an wie dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund und der Deutschen Werkgemeinschaft und war Mitgründer der Nürnberger Ortsgruppe der antisemitischen Deutsch-Sozialen Partei.

Nachdem Streicher den Führungsanspruch Adolf Hitlers anerkannt hatte, unterstellte er am 20. Oktober 1922 in Nürnberg die Ortsgruppe der Deutsch-Sozialen Partei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Adolf Hitlers und gründete damit die erste Nürnberger Ortsgruppe der NSDAP. Am 9. November 1923 nahm er in München am Hitler-Putsch teil.

Verleger des „Stürmer“

Ab 1923 gab Streicher die Wochenzeitung „Der Stürmer“ heraus. Durch plakative antisemitische Parolen und Skandalgeschichten, häufig mit sexuellem Hintergrund, entwickelte sich „Der Stürmer“ aus einem Lokalblatt zu einem reichsweit vertriebenen antisemitischen Hetzblatt mit einer halben Million Exemplare. Mit Zeitungsbeiträgen und durch Vortragsreisen verbreitet Streicher seine antisemitischen Ansichten.

Beim Hitler-Putsch 1923 war Streicher als Propagandist für Hitler tätig und erwarb sich dadurch dessen Freundschaft. Wegen seiner Teilnahme am Hitler-Putsch wurde Streicher vom Schuldienst suspendiert.

Stadtrat

Bei der Stadtratswahl in Nürnberg vom 7. Dezember 1924 zog die „Liste Streicher“ als Ersatz für die verbotene NSDAP mit sechs Sitzen in das Nürnberger Stadtparlament ein. Streicher wurde Fraktionsvorsitzender seiner „Liste Streicher“. (ab 1925 der NSDAP). Im Stadtrat überzog er u.a. Oberbürgermeister Hermann Luppe mit Hetz- und Schmutzkampagnen.

Gauleiter, Landtagsabgeordneter

Nach der Wiedergründung der NSDAP übertrug ihm Hitler am 2. April 1925 die Aufgabe, die NSDAP in Franken neu aufzubauen. Daraus leitete Streicher das Recht ab, sich „Frankenführer“ nennen zu dürfen.
1929 wurde Streicher zum Gauleiter des neu gegründeten Gaus Mittelfranken ernannt und wurde Landtagsabgeordneter der NSDAP im Bayerischen Landtag und schied endgültig aus dem Schuldienst aus.
Schon 1933 organisierte er in Nürnberg den Boykott aller jüdischen Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte. 1936 wurde er Gauleiter von „Franken“.

Arisierung und Entmachtung

Durch seine Herrschsucht, seine sexuellen Eskapaden und die unter seiner Regie in Nürnberg praktizierte „wilde Arisierung“ von jüdischem Eigentum, bei der Streicher und seine Gefolgschaft beträchtliche Vermögenswerte einsteckten, war er selbst in den eigenen Reihen untragbar geworden. Die Klagen über sein psychopathisches Verhalten rissen nicht ab. Auf Drängen Hermann Görings wurde eine Untersuchungskommission gebildet. Am 13. Februar 1940 kam es wegen der wachsenden Korruptionsvorwürfe zu einem Prozeß vor dem Obersten Parteigericht in München. Das Gremium befand Streicher der finanziellen Korruption für schuldig und „zur Menschenführung nicht geeignet“. Er behielt zwar seinen Rang als Gauleiter, wurde aber aller Geschäfte enthoben und aus dem öffentlichen Leben verbannt. Er zog sich auf sein Gut Pleikershof bei Cadolzburg zurück. Er blieb aber weiterhin Herausgeber des „Stürmer“.

Ehrungen

Während des Dritten Reiches wurde Julius Streicher verschiedentlich das Ehrenbürgerrecht verliehen, so z.B. am 11. Mai 1933 vom Gemeinderat Behringersdorf. Die Nürnberger Straße in Behringersdorf wurde in Julius-Streicher-Straße umbenannt.[1]

Nürnberger Prozeß

Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß von 1946 wurde Streicher vom Internationalen Militärgerichtshof im Anklagepunkt 4 wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ am 1. Oktober 1946 zum Tode durch den Strang verurteilt und am 16. Oktober 1946 hingerichtet. [2]

Literatur

Bücher

  • Ingeborg Stöpel: Nürnbergs Presse in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Übergang der freien Reichsstadt an Bayern zum Ausklang der Revolution 1848/49. Zugleich: Phil. Diss., München, Würzburg: Triltsch, 1940, 233 S. (Zeitung und Leben; Bd. 84), auch: Nürnberg: J. L. Schrag, S. 134-184
  • Rainer Hambrecht: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925-1933). Nürnberg: Stadtarchiv, 1976, XI, 612 SS. (Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 17)
  • Helmut Beer: Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Nürnberg 1933 - 1945. Zugleich: Dissertation Universität Erlangen-Nürnberg, Fachbereich Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften, 1976. Nürnberg: Stadtarchiv Nürnberg, 1976, X, 398 S., ISBN 3-87432-043-X (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 20)
  • Hermann Hanschel: Oberbürgermeister Hermann Luppe. Nürnberger Kommunalpolitik in der Weimarer Republik. Zugleich: Universität Erlangen-Nürnberg, Philos. Fak., Diss., 1975. Nürnberg: Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, 1977, XII, 429 S., ISBN 3-87191-028-7 (Nürnberger Forschungen; Band 21)
  • Hermann Luppe: Mein Leben. In Zusammenarbeit mit Mella Heinsen-Luppe aus dem Nachlaß hrsg. vom Stadtarchiv Nürnberg. Nürnberg: Selbstverlag des Stadtrates zu Nürnberg, Nürnberg: Buchhandlung Edelmann [in Komm.], 1977, XIV, 371 S. (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg; Band 10)
  • William P. Varga: The number one Nazi Jew-baiter. A political biography of Julius Streicher, Hitler's chief anti-Semitic propagandist. New York, N.Y.: Carlton Press, 1981, 370 S., ISBN 978-0806216232
    • Rezension von Peter Fleischmann: William P. Varga: The number one Nazi Jew-baiter. A political biography of Julius Streicher. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 69, 1982, S. 383 f. - MVGN
  • Rudolf Bing: Mein Leben in Deutschland nach dem 30. Januar 1933. Erinnerungen eines Nürnbergers an die Zeit von 1933 bis 1945. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 75, 1988, S. 189-210 - MVGN
  • Christina Dittrich: Pressegeschichtliche Aspekte zum Aufstieg der NSDAP in Franken, aufgezeigt am Beispiel Nürnberger Zeitungen, unter besonderer Berücksichtigung industrieller Einflußnahme. Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation, 1983, XV, 368 S., hier: S. 19-39
  • Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich. Anhänger, Mitläufer, Gegner aus Politik, Wirtschaft, Militär, Kunst und Wissenschaft. Aus dem Englischen übersetzt von Joachim Rehork. Bearbeiter: Robert Ṿisṭrits, Hermann Weiß. Überarb., erw. u. ill. deutsche Ausgabe von Hermann Weiß. München: Harnack, 1983, 319 S., ISBN 3-88966-004-5 (Einheitssachtitel: Who's who in Nazi Germany)
  • Eric G. Reiche: The development of the SA in Nürnberg, 1922-1934. Cambridge [Cambridgeshire]: Cambridge University Press, 1986, XVIII, 314 S., ISBN 0-521-30638-8
    • Rezension von Manfred Vasold: Eric G. Reiche: The development of the SA in Nürnberg. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 75, 1988, S. 270-272 - MVGN
  • Hermann Froschauer, Renate Geyer: Quellen des Hasses - aus dem Archiv des „Stürmer“ 1933 - 1945. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg, Oktober 1988 - Februar 1989. Nürnberg: Stadtarchiv, 1988, 117 S., ISBN 3-925002-72-3 (Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg; Nr. 2)
  • Siegfried Zelnhefer: Die Reichsparteitage der NSDAP. Geschichte, Struktur und Bedeutung der größten Propagandafeste im nationalsozialistischen Feierjahr. [[Stadtarchiv Nürnberg]. Zugleich: Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation, 1990. Nürnberg: Korn & Berg Universitätsbuchhandlung, Inh. Wolf Dietrich Berg, 1991, III, 300, 33 S., ISBN 3-87432-118-5 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 46)
  • Robert Fritzsch: Als Nürnberg Stadt der Reichsparteitage hieß. Ereignisse, Personen, Schauplätze. Nürnberg: Hofmann, 1991, 215 S., ISBN 3-87191-165-8 (Nürnberger Erinnerungen, Band 5)
    • Rezension von Udo Winkel: Robert Fritzsch: Nürnberger Erinnerungen 5. Als Nürnberg Stadt der Reichsparteitage hieß. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 79, 1992, S. 228-229 - MVGN
  • Herbert Maas: Die Nürnberger Reichsparteitage, die Nürnberger Gesetze und die Nürnberger Prozesse. In: Herbert Maas: Der Name Nürnberg in Sprichwörtern, Redensarten und Bezeichnungen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 79, 1992, S. 1-59 - MVGN
  • Centrum Industriekultur (Hrsg.): Unterm Hakenkreuz. Alltag in Nürnberg 1933-1945. München: Hugendubel, 1993, 208 S.
  • Matthias Murko: Motorrad-Legenden. Nürnberger Zweiradgeschichte. Matthias Murko und andere Autoren. Hrsg.: Museen der Stadt Nürnberg, Centrum Industriekultur. Nürnberg: W. Tümmels Buchdruckerei und Verlag GmbH, 1994, 168 S.
  • M. Endres: Die „Entjudung“ Nürnbergs 1933-1945, Zulassungsarbeit Universität Erlangen-Nürnberg, 1996
  • Gerhard Jochem: Mitten in Nürnberg. Jüdische Firmen, Freiberufler und Institutionen am Vorabend des Nationalsozialismus. Stadtarchiv Nürnberg. Hrsg. von Michael Diefenbacher und Wiltrud Fischer-Pache. Bearbeitet von Gerhard Jochem. Nürnberg: Buchhandlung Edelmann, 1998, IX, 110 S., ISBN 3-87191-246-8 (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg; Band 28)

Stadtlexikon Nürnberg

  • Siegfried Zelnhefer: Deportationen der Juden; Deutschsozialistische Partei (DSP); DNVP - Deutschnationale Volkspartei; Emigration der Juden; Holz, Karl; Liebel, Willy; Luppe, Hermann, Dr. jur.; Martin, Benno, Dr. jur.; Nationalsozialismus; NSDAP-Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nürnberger Gesetze; Pogromnacht vom 9./10.11.1938 (Reichskristallnacht); Der Stürmer; Streicher, Julius; Reichsparteitage; Reichsparteitagsgelände; Zeppelinfeld; Zweckverband Reichsparteitag Nürnberg. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

Querverweise

Netzverweise

  • Julius Streicher, NS-Politiker - dhm.de

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Quelle: Behringersdorf - Malmsbach - Schwaig - Bilder aus dem Leben einer Gemeinde im Nürnberger Land - einst und jetzt. Schwaig, 2005, Seite 20 f.
  2. * Siegfried Zelnhefer: Streicher, Julius. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
    * Julius Streicher, NS-Politiker - dhm.de