Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“

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Die Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“ ist eine Sehenswürdigkeit in Arzlohe, einem Ortsteil von Pommelsbrunn .

Lage

Die Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“ liegt auf der Hochfläche der Hersbrucker Alb am Rand des Ortes Arzlohe, der 1972 nach Pommelsbrunn eingemeindet wurde. Die Ruine steht auf freiem Feld und wird von einer Baumgruppe umschlossen.

Baubeschreibung

Die Kirchenruine ist ein einschiffiger, spätgotischer Bau, von dem nur noch die bis zu fünf Meter hohen Umfassungsmauern sowie das Eingangsportal und ein spitzbogiges Fenster übrig geblieben sind.

Namen

Die Bezeichnung „Heiliger Baum“ läßt vermuten, daß sich hier vielleicht eine vorchristliche Kultstätte befand und daß dann später an diesem Ort ein kleines Kirchlein erbaut wurde. Als 1526 die Pfarrei Pommelsbrunn gegründet wurde, heißt es in einer Aufzählung, „bei Arzlohe ist eine Capelle, zum Heiligen Brunnen genannt, dahie vor diesem ein groß Wallfahrt gewesen“.
Daß es zu einer Kapelle „zum Heiligen Brunnen“, womöglich mit wundertätigem Heilwasser, Wallfahrten gab, wäre denkbar. Aber wo war der Brunnen?

Gottesdienste

Bekannte Heimatforscher wie Wilhelm Schwemmer, Fritz Schnelbögl und Dr. Otto Braun, praktischer Arzt in Pommelsbrunn, haben die Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“ immer im Zusammenhang mit den Bewohnern gesehen; denn die Arzloher hielten seit Generationen Gottesdienste in der Kapellenruine. Die Kapelle „Zum Paum“ war eine Filialkirche der Mutterkirche Happurg und wurde im Jahre 1480 noch als Gotteshaus benutzt. Vor der Zerstörung der Kapelle wurde an sechs verschiedenen Tagen im Jahr Gottesdienst gehalten, so schreibt Pfarrer Otnet, der von 1637 bis 1659 in Pommelsbrunn wirkte: „nämlich am Mittwoch in der Kreuzwoche, am letzten Feiertag zu Ostern, am anderen Pfingsttag, an Jacobi (Juli) mit großer Prozession, an St. Leonhard (November) und am Thomastag (Dezember). Wohl nach der Zerstörung nur noch an Jacobi.“

Im Buch „Nürnberger Umland“ von August Sieghardt heißt es, daß das Kirchlein den Heiligen St. Rochus und St. Sebastian geweiht gewesen sei. St. Rochus und St. Sebastian galten als Schutzheilige gegen Pest und Seuchen. [1]

Geschichte

Am Sonntag, dem 20. Juli 2008, fand zusammen mit der Arzloher Kirchweih die 500-Jahr-Feier der Kapellenruine statt.

Die Kapellenruine wurde erstmals urkundlich im Jahr 1508 wegen eines 1496 dort verübten Mordes erwähnt, dem der Böhme Joseph Slobek zum Opfer fiel. Es hieß, die Mörder hätten die Leiche Slobeks in die Ruine geworfen. [2]

Die im Staatsarchiv Nürnberg frühest bekannten Nachrichten reichen nicht über das 16. Jahrhundert zurück. Dennoch gilt als einer der ältesten Nachweise über die Existenz der Kapellenruine eine Notiz anläßlich einer Kirchenvisitation durch das Bistum Eichstätt aus dem Jahre 1480. Der Eichstätter Kanonikus Johannes Voigt hält in seinem Visitationsbericht über die Pfarrei Happurg fest, „daß Martin Fabri, Vikar in Happurg, sagt, daß er eine Pfarrkirche (Happurg) und fünf Filialen habe. Doch von keiner einen Schlüssel zu den Geldern, außer der Filialkirche im Paum“. Festzuhalten wäre nunmehr, daß die Kapelle „Zum Paum“ eine Filialkirche der Mutterkirche Happurg war und im Jahre 1480 noch als Gotteshaus benutzt werden konnte. Zuweilen waren solch kleine Kirchen Fliehburgen und weit ab der Mutterkirche (Happurg) und von dort aus für Außenstehende nicht leicht erreichbar.

Im Jahre 1526 erfolgte die Gründung der Pfarrei Pommelsbrunn. Bei der Aufzählung der zur neuen Pfarrei gepfarrten und zugehörenden Orte heißt es: „Arzlohe, zwei Weiler (Althaus und Reckenberg); bei Arzlohe ist eine Capelle, zum Heiligen Brunnen genannt, dahie vor diesem ein groß Wallfahrt gewesen“.
Seit dieser Zeit gebührt der Kirchengemeinde Pommelsbrunn die Nutzung der Kapelle für kirchliche Zwecke sowie die daraus resultierenden Einnahmen. Für die Pfarrei war ab 1526 Pfarrer Siegmund Haug zuständig.

Paul Pfinzing, der bekannte Kartograph, hat in seinem Kartenwerk von 1594 zwar das Kirchlein noch als intakt eingezeichnet. Doch Ingrid Leutgeb bezweifelt dies; denn während des 30jährigen Krieges wurde Arzlohe verwüstet, als das Heer Wallensteins durch Hohenstadt über Pommelsbrunn zog. [3]

Glockenweihe

Am Pfingstmontag, den 9. Juni 2014, gab es in der Kapellenruine einen ökumenischen Gottesdienst mit einer Glockenweihe. Familie Kaiser aus Happurg hatte in Südtirol eine Glocke erworben. Für die Glocke war neben der Kapellenruine ein hölzerner Glockenturm errichtet worden.

Fotogalerie

Kontakte

Ingrid Leutgeb
Reckenberg 1
91224 Pommelsbrunn - Reckenberg
Tel. 09154 - 91 54 19

Helga Manderscheid
> Die Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“ bei Arzlohe
Fichtenstr. 14
91224 Pommelsbrunn
Tel. 09154 - 91 58 48

Pfarrer Steffen Weeske
Kirchplatz 7
91224 Pommelsbrunn
Tel. 09154 - 12 83

Literatur

  • Christian Brandt: Aus vergangenen Tagen. Erzählungen aus dem Hersbrucker Land. Hersbruck: Karl Pfeiffer, 1932, 220 S.
  • August Sieghardt: Nürnberger Umland. Landschaft und Volkstum, Kunst, Kultur, Geschichte in 3 Teilen. Teil 2: Hersbrucker Alb. 2., verb. Auflage. Nürnberg: Glock und Lutz, 1961

Presse

  • Preise für Mauer und Kolerschloss. Bezirks-Denkmalprämierung. In: Pegnitz-Zeitung Nr. 25 vom 30. Januar 2013, S. 1 - [ PZ] (Kapellenruine Arzlohe, Instandsetung der Ruinenmauern)
  • Helga Manderscheid: Neue Glocke für Kapellenruine Arzlohe. Eine „Italienerin“ ruft zum Gebet. In: Hersbrucker Zeitung vom 6. Juni 2014, S. 14 - HZ

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. August Sieghardt: Nürnberger Umland. Landschaft und Volkstum, Kunst, Kultur, Geschichte in 3 Teilen. Teil 2: Hersbrucker Alb. 2., verb. Auflage. Nürnberg: Glock und Lutz, 1961
  2. „Der Böhme Joseph Slobek war ein Neffe der in Stallbaum sich niedergelassenen Hussiten, die wegen ihrer christlichen Überzeugung in Böhmen teilweise verfolgt wurden. Ein Stück Wahrheit und ein bißchen Sage greifen hier ineinander. Es gibt sogar ein Buch darüber, das heißt -Aus vergangenen Tagen – Erzählungen aus dem Hersbrucker Land-. Darin wird auch berichtet, daß der Bader Hans von Arzlohe und der Wagner Jörg aus Hartmannshof in die liebreizende Hirtentochter Dorle aus Arzlohe verliebt waren. Sie aber hatte den Böhmen Slobek gern. Die Eifersucht kam über die beiden Einheimischen und so fielen sie über den Nebenbuhler her und erschlugen ihn“. Jetzt kommt das Entscheidende! Das Kirchlein muß damals schon Ruine gewesen sein, denn die beiden, so hieß es, „hätten die Leiche des Slobek in die Ruine geworfen. Das soll im Jahre 1496 so geschehen sein. Der Mord konnte nicht gleich aufgeklärt werden, weil der stumme Zeuge Friedel zwar gestikuliert hatte, aber sich nicht artikulieren konnte und auch nicht ganz für voll genommen wurde. Als aber Gras über die Sache gewachsen war, mußte sich Dorle auf Wunsch ihres Vaters mit dem Wagner Jörg verehelichen, weil er eine gute Sach hatte und sozusagen eine gute Partie war. Am Ende fand der Mord doch noch seine Aufklärung, denn Jörg stellte sich freiwillig dem Pfleger von Hersbruck und ging ins Gefängnis, um seine gerechte Strafe abzusitzen. Dorle verzieh ihrem Gatten diesen Mord schon alleine um ihrer beiden Söhne willen, die aus der Ehe hervorgegangen waren“.
    • Christian Brandt: Aus vergangenen Tagen. Erzählungen aus dem Hersbrucker Land. Hersbruck: Karl Pfeiffer, 1932, 220 S.
    • Ingrid Leutgeb: Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“. Arzlohe 500 Jahre 1508-2008. Auszüge aus der Festschrift, die Kapellenruine betreffend und den Ort Arzlohe selbst. - http://www.mein-pommelsbrunn.de/tmpl/ortsteile/arzlohe2.pdf
  3. Ingrid Leutgeb: Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“. Arzlohe 500 Jahre 1508-2008. Auszüge aus der Festschrift, die Kapellenruine betreffend und den Ort Arzlohe selbst - http://www.mein-pommelsbrunn.de/tmpl/ortsteile/arzlohe2.pdf