Moritzbergkapelle

Aus NürnbergWiki
Version vom 20. Juni 2012, 13:57 Uhr von Manfred Riebe (Diskussion | Beiträge) (Neu: Moritzberg-Kapelle)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Moritzberg-Kapelle steht bei Haimendorf auf dem 603 m hohen Moritzberg. Die Kapelle ist dem heiligen Mauritius geweiht und heißt daher auch Kapelle St. Mauritius, Sankt-Mauritius-Kapelle oder Moritzkapelle.

Moritzberg-2.jpg
Moritzberg-Kapelle
Bekenntnis evangelisch-lutherisch
Kirchentyp Kapelle
Namenspatron Hlg. Mauritius
Erbauer Herdegen Valzner († 1423)
Einweihung 1419
Neubau Anfang 17. Jhdt. durch Christoph und Gottlieb Fürer von Haimendorf
Renovierungen 1952 und 1984
Baustil
Kirchenpatronat Familie Bolko von Oetinger-Fürer von Haimendorf
Besonderheiten
Pfarramt
E-Mail
Netzseite

Lage

Der Moritzberg liegt im Osten von Nürnberg und bildet das Tor zur Fränkischen Schweiz. Er wird als Nürnberger Hausberg bezeichnet, gilt aber auch als Hausberg der Stadt Röthenbach an der Pegnitz. Der Moritzberg war früher von Nürnberg aus nur für Wohlhabende erreichbar, die sich die weite, beschwerliche und gefährliche Reise leisten konnten. Erst als die Bevölkerung im 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung wohlhabender wurde, es eine Eisenbahnverbindung, Fahrräder und Motorfahrzeuge gab, wurde der Moritzberg auch für die Nürnberger erreichbar.

Altar der Moritzkapelle
Foto: Hans-Peter Bierlein
Kupferstich F. Annert um 1790
Quelle: Hans Recknagel, a.a.O.
Die Moritzkapelle etwa 1913 während des Baus des Bismarckturms
Quelle: Verschönerungsverein Moritzberg

Namenspatron

Die Moritzberg-Kapelle ist nach dem Heiligen Mauritius benannt, einem frühchristlichen Märtyrer. Da der lateinische Name „Mauritius“ „Maure“, „Mohr“ bedeutet, nimmt man an, daß der heilige Mauritius ein „Mohr“ gewesen sei. Dies erinnert an den Mohrenkopf im Wappen der Tucher.

Mauritius war Anführer der sogenannten Thebäischen Legion. Der Name der Truppe besagt, daß die Mitglieder dieser Einheit aus Oberägypten stammten, einer Landschaft, in der das Christentum sich schon frühzeitig ausgebreitet hatte.

Die von Mauritius befehligte Legion war aus Afrika herangezogen und über die Alpen geschickt worden, um unter dem Tetrarchen Maximian Herkuleus in Gallien eine Revolte zu unterdrücken. Wie das bei den Römern üblich war, wurde die Schlacht durch Abhaltung öffentlicher Opfer vorbereitet. Die christliche Legion weigerte sich, an den heidnischen Opfern teilzunehmen.
Eine andere Fassung sagt, die Soldaten hätten sich geweigert, unschuldige Menschen anzugreifen. Die christlichen Soldaten wollten dem Befehl nicht nachkommen. Um sie zum Gehorsam zu zwingen, ließ Maximian Herkuleus jeden zehnten niederhauen. Dadurch war der Widerstand noch nicht gebrochen. So ließ er die Dezimierung wiederholen. Unter den Hingerichteten war Mauritius mit seinen Gefährten.

Wenn das Martyrium dieser Soldaten in Agaunum in der Schweiz, in dem heutigen Saint Maurice im Rhonetal, östlich vom Genfer See, im Kanton Wallis, stattfand, so muß es sich vor dem Jahre 293 ereignet haben. Denn in diesem Jahre übernahm der Vater Konstantins die Herrschaft in diesem Gebiet. Von ihm aber wird berichtet, daß er niemanden wegen seines christlichen Glaubens habe hinrichten lassen.

Das Martyrium der drei Anführer Mauritius, Exuperius und Candidus sowie zahlreicher Gefährten unter dem Tetrarchen Maximian Herkuleus kann durchaus als historisch gelten. Für die Echtheit des Kerns der Überlieferung spricht die frühe Verehrung der Gruppe am Orte ihrer Hinrichtung. Sie reicht nämlich bis ins vierte Jahrhundert hinab. Es ist also anzunehmen, daß hier Soldaten wegen ihres christlichen Glaubens ihren Tod gefunden hatten. Ähnliches Vorgehen gegen Soldaten wird zu Beginn der Verfolgung unter Diokletian aus anderen Gebieten des römischen Reiches berichtet. [1]

Geschichte

Im Jahre 1419 ließ einer der reichsten Nürnberger Patrizier seiner Zeit, der Bankier Herdegen Valzner († 1423), auf dem „Leinbürg“ die Kapelle St. Mauritius errichten. [2] Daneben ließ er ein Bruderhaus errichten, in dem ein Eremit wohnte. Heute dient das Gebäude als Gaststätte.

Zu Ehren des Heiligen Mauritius setzte bald eine Wallfahrt zur Moritzkapelle ein, die noch lange nach Einführung der Reformation in Nürnberg weiterlebte. Man bat Mauritius, den Schutzpatron vor Viehkrankheiten, um seinen Segen für Pferde und Rinder. Trotz der protestantischen Bevölkerung behielt die Kapelle auch nach der Reformation ihren Namen. Im 17. Jahrhundert fand noch einmal jährlich eine Wallfahrt auf den Moritzberg statt. Aus dieser Wallfahrt entwickelte sich die heutige Kirchweih auf dem Moritzberg.

Sankt-Mauritius-Kapelle (Moritzberg)
Foto: Mikmaq, Wikimedia Commons

Durch die Wallfahrten zur Mauritiuskapelle entstand aus dem ehemals „Leinbürg“ genannten Berg über „Mauritiusberg“ der heutige Name „Moritzberg“.

Später wurde die Kapelle dann dem Verfall überlassen, bis sie von Christoph und Gottlieb Fürer von Haimendorf zu Beginn des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde. Die Kapelle befindet sich heute noch im Besitz der Familie Fürer von Haimendorf bzw. deren Nachkommen. Sie wurde von diesen in den Jahren 1952 und 1984 erneut renoviert. [3] Die Moritzberg-Kapelle ist in der Regel verschlossen. Sie wird nur für Gottesdienste und besondere Anlässe geöffnet.

Ausstattung

Gottesdienste

Der Moritzberg gehört aus kirchlicher Sicht zur Pfarrei Leinburg, die am Fuße des Moritzberges liegt. Doch die Moritzberg-Kapelle ist eine Privatkapelle. Deshalb finden im Jahr in der Regel nur drei Gottesdienste statt: zur Kirchweih im August, zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober und im Dezember am Heiligen Abend. Der Gottesdienst zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 2012 ist ein Ökumenischer Gottesdienst. Er findet im Rahmen der Kirche im Grünen statt. [4] Auch für Hochzeiten und Taufen steht die Mauritiuskapelle zur Verfügung. Alljährlich findet auch der Mauritiusritt auf den Moritzberg statt, mit anschließendem Gottesdienst mit Segnung.

Moritzberg-Kirchweih

Seit dem Jahre 1694 findet mit Unterbrechungen die Moritzberg-Kirchweih statt. Sie wird im August zum Bartholomäustag gefeiert. Höhepunkt der Kirchweih ist am Sonntagmorgen der Gottesdienst in der Mauritius-Kapelle, zu dem traditionsgemäß seit Jahrhunderten auch die Patronatsfamilie Fürer von Haimendorf und jetzt von Oetinger-Fürer von Haimendorf erscheint.

Im August 2010 spannte Pfarrerin Christiane Schlenk aus Leinburg in ihrer Predigt einen Bogen vom Moritzbergturm zu Gott. Auf die Perspektive komme es an, wie wir Gott begegnen. Der Posaunenchor Leinburg, verstärkt mit Bläsern aus Schönberg, und der Haimendorfer Männerchor gestalteten den Gottesdienst musikalisch. [5]

Serenaden

In der Mauritiuskapelle finden auch Konzerte wie z.B. Sommerserenaden statt:

  • Am 15. Juli 2012, 17.00 Uhr
  • Am 16. September 2012, 17.00 Uhr

Hierfür steht ein Shuttleservice mit Pendelbussen zur Verfügung.

Literatur

  • Hans Recknagel, Erika Recknagel, Dieter Theisinger: Mauritius Hoffmann: Botanische Exkursion von Altdorf zum Moritzberg 1694. Übersetzung und Bearbeitung des lateinischen Textes. In: Jubiläumsausgabe „Natur und Mensch“ zum 200jährigen Bestehen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. , 2001, S. 35-60
  • Hans Brinek: Moritzberg lockt die Massen. In: Pegnitz-Zeitung vom 23. August 2010 - PZ
  • Kirchweih auf dem Moritzberg. Kirche war zum Gottesdienst voll besetzt - „Special Four“ sorgen für Musik. In: Pegnitz-Zeitung vom 21. August 2011 - PZ
  • Clara Grau: Wehe, wenn der Raubritter zuschlägt. Auf dem Eppeleinsweg von Altdorf über den Moritzberg nach Lauf. In: Nürnberger Zeitung vom 31. Januar 2012 - NZ

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Der heilige Mauritius - Namenspatron unseres Reitclubs. In: Reitclub Mauritius e.V. Diepersdorf - rc-mauritius.de
    • Glaubenszeugen: Mauritius und Gefährten. In: Ökumenischer Namenkalender - glaubenszeugen.de
  2. Der ehemalige Hüttenwirt Chris Wolfinger: „Das Ganze ist rund 600 Jahre alt. Hier haben schon Glocken geläutet, da war Amerika noch gar nicht entdeckt“. ch/dpa: Fränkische Schweiz: Hüttenromantik auf 603 Metern. In: FOCUS Online vom 22.09.2006 - FOCUS Online
  3. Geschichte des Verschönerungsvereins Moritzberg - verschoenerungsverein-moritzberg.de
  4. Kirche im Grünen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern - kircheimgruenen.de
  5. Hans Brinek: Moritzberg lockt die Massen. In: Pegnitz-Zeitung vom 23. August 2010 - PZ