Nürnberger Christkind

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Das Nürnberger Christkind symbolisiert einen weiblichen Engel, der die Weihnachtszeit ankündigt. Es trägt deshalb ein goldfarbenes Engelskostüm, eine blonde Lockenperücke und eine Krone. Das Christkind wird von einer jungen Frau aus der Nürnberger Bevölkerung dargestellt.

Das Nürnberger Christkind Johanna Heller eröffnet den Christkindlesmarkt 2009 © Wikimedia Commons
Das Christkind ist da! Foto: Uli Kowatsch
@ Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg

Aufgaben

Rauschgoldengel auf der Empore der Frauenkirche mit Blick auf den beleuchteten Schönen Brunnen
© Herbert Liedel

Hauptaufgabe des Nürnberger Christkinds ist es, den jährlichen Nürnberger Christkindlesmarkt zu eröffnen. Dabei spricht es am frühen Freitagabend der Eröffnung auf der Empore der Frauenkirche am Nürnberger Hauptmarkt - begleitet von zwei Rauschgoldengeln - einen traditionellen Prolog von Friedrich Bröger. Die Eröffnungszeremonie wird stets von Tausenden Zuschauern verfolgt und regelmäßig im Fernsehen übertragen.

Das Nürnberger Christkind tritt während der Adventszeit außer auf dem Christkindlesmarkt bei zahlreichen meist karitativen Terminen auf, bei größeren Repräsentationsanlässen auch außerhalb Nürnbergs. Es besucht Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime, hält Vorlesestunden im Sternenhaus der Nürnberger Kinderweihnacht, nimmt Wunschzettel entgegen und spendet vielen alten und jungen Anhängern Freude und Trost. Nach seiner zweijährigen Amtszeit fungiert das Christkind zwei weitere Jahre als Christkind für Auslandstermine und eröffnet beispielsweise den „Christkindlmarket“ in Chicago, USA. Mit mittlerweile rund 150 Terminen in der Adventszeit ist das Amt für die junge Darstellerin auch eine Belastungsprobe.

Der Prolog des Christkinds

Ihr Herrn und Frau'n, die Ihr einst Kinder wart,
Ihr Kleinen, am Beginn der Lebensfahrt,
Ein jeder, der sich heute freut und morgen wieder plagt:
Hört alle zu, was Euch das Christkind sagt!

In jedem Jahr, vier Wochen vor der Zeit,
Da man den Christbaum schmückt und sich aufs Feiern freut,
Ersteht auf diesem Platz, der Ahn hat´s schon gekannt,
Was Ihr hier seht, Christkindlesmarkt genannt.
Dies Städtlein in der Stadt, aus Holz und Tuch gemacht,
So flüchtig, wie es scheint, in seiner kurzen Pracht,
Ist doch von Ewigkeit. Mein Markt bleibt immer jung,
Solang es Nürnberg gibt und die Erinnerung.

Denn alt und jung zugleich ist Nürnbergs Angesicht,
Das viele Züge trägt. Ihr zählt sie alle nicht!
Da ist der edle Platz. Doch ihm sind zugesellt
Hochhäuser dieses Tags, Fabriken dieser Welt,
Die neue Stadt im Grün. Und doch bleibt´s alle Zeit,
Ihr Herrn und Frau´n: das Nürnberg, das Ihr seid.
Am Saum des Jahres steht nun bald der Tag,
An dem man selbst sich wünschen und andern schenken mag.

Doch leuchtet der Markt im Licht weit und breit,
Schmuck, Kugeln und selige Weihnachtszeit,
Dann vergeßt nicht, Ihr Herrn und Frau´n und bedenkt,
Wer alles schon hat, der braucht nichts geschenkt.
Die Kinder der Welt und die armen Leut',
Die wissen am besten, was Schenken bedeut´t.

Ihr Herrn und Frau´n, die Ihr einst Kinder wart,
Seid es heut´ wieder, freut Euch in ihrer Art.
Das Christkind lädt zu seinem Markte ein,
Und wer da kommt, der soll willkommen sein.

Text: Friedrich Bröger [1]

Wahl des Christkinds

Das betreffende Mädchen wird alle zwei Jahre von einer städtisch geleiteten Jury gewählt. Bei der Vorauswahl hat die Nürnberger Bevölkerung ein Mitspracherecht, denn sie kann über die örtlichen Tageszeitungen für Kandidatinnen mit abstimmen. Voraussetzungen für die Bewerbung sind ein Wohnsitz in Nürnberg sowie die langjährige Verbundenheit mit der Stadt, eine Mindestkörpergröße von 1,60 Metern, ein Alter zwischen 16 und 19 Jahren, Wetterfestigkeit und Schwindelfreiheit. Das neue Christkind 2009 ist Johanna Heller.

Geschichte

Das Christkind symbolisiert nicht etwa das Jesuskind, sondern ist historisch an die von Martin Luther beschriebene Figur des „Heiligen Christ“ angelehnt, der nach protestantischem Glauben in Form eines weiblichen Engels die Weihnachtsgaben in die Familien brachte.

Das erste Nürnberger Christkind nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 von Sofie Keeser dargestellt. Die Schauspielerin verkörperte es bis 1960. Es folgte mit Irene Brunner bis 1968 erneut eine Schauspielerin. Seit 1969 wird das Amt von einem Mädchen aus der Bevölkerung besetzt.

Nach Irene Brunner waren dies: Gabriele Bergmann, Gudrun Bauer, Inge Eichenseer, Michaela Kraus, Birgit Schirlitz, Ruth Klinger, Heike Steinbauer, Claudia Stühler, Tanja Zimmermann, Doris Kormann, Sandra Niederberger, Andrea Bieg, Barbara Zillgens, Sandra Schöttner, Katrin Urschel, Stephanie Jank, Marisa Sanchez, Christin Strauber, Eva Sattler, Rebekka Volland, Johanna Heller, Franziska Handke.

Das Nürnberger Christkind 2013/2014 ist Teresa Treuheit, eine 18jährige Schülerin der Freien Waldorfschule Erlangen.

Literatur

Bücher

Presse

  • Kathrin Walther: Weil es so schön ist: Wir warten aufs Christkind. In: Nürnberger Zeitung Nr. 280 vom 2. Dezember 2006, S. 9 - NZ
  • Gabi Seitz: Das Christkind - Liebling der Kinder. 1. Dezember 2007 - im Netz
  • Annamaria Böckel: Voller Terminkalender für himmlisches Wesen. Die Faszination des Christkinds ist ungebrochen. In: Nürnberg Heute, Zeitschrift für alle, die Nürnberg mögen, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 77, 2004, S. 38-43 - PDF-Datei
  • Schülerin Rebekka (17): So ist unser Christkind privat. In: Abendzeitung München vom 25. November 2008 - abendzeitung-muenchen.de
  • Isabel Lauer: Als NS-Propaganda erfunden, nach dem Krieg modernisiert, heute begehrt wie nie: In Nürnberg wurde das Christkind dreimal geboren. In: Nürnberger Zeitung Nr. 275 vom 25. November 2008, S. 11 - NZ
  • Isabel Lauer: Frauenkirche zeigt Ausstellung über 75 Jahre Christkind. Jeder Besucher darf den Markt von oben sehen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 275 vom 25. November 2008, S. 11 - NZ
  • cro: Buden öffnen schon um halb zehn. Längstes Warten auf das Christkind. In: Nürnberger Zeitung Nr. 276 vom 26. November 2008, S. 9 - NZ
  • Nürnberg wählt die 17-jährige Johanna Heller. Das Christkind ist da! In: Nürnberger Zeitung Nr. 258 vom 7. November 2009, S. 1 - NZ
  • Isabel Lauer: Nürnbergs neues Christkind: Ein charmanter Wirbelwind. In: Nürnberger Zeitung Nr. 258 vom 7. November 2009, S. 9 - NZ
  • Eig. Ber./roe: Neue Himmelsbotin. Johanna Heller ist das Christkind in Nürnberg. In: Nürnberger Nachrichten vom 7. November 2009, S. 1 - NN
  • Silke Roennefahrt: Christkind hüpft vor Freude in die Luft. Johanna Heller überzeugte die Jury mit ihrer spontanen Art - «Keine Casting-Show». In: Nürnberger Nachrichten vom 7. November 2009, S. 9 - NN
  • Isabel Lauer: Sozial, quirlig, bühnenerfahren: Johanna Heller. Das neue Christkind: Gerüstet fürs schönste Amt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 271 vom 23. November 2009, S. 9 - NZ
  • Eike Schamburek und Kerstin Wolters: Video: Zu Besuch beim Nürnberger Christkind. In: Nürnberger Nachrichten vom 25. November 2009 - NN
  • NZ: Seit 17.37 Uhr glühen Wein und Wangen. Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist eröffnet. In: Nürnberger Zeitung vom 25. November 2009 - NZ
  • Isabel Lauer: Viele Helfer bereiten den großen Auftritt des Christkinds vor. Der Einsatz heißt: «Johanna, jetzt!» In: Nürnberger Zeitung Nr. 275 vom 27. November 2009, S. 11 - NZ
  • Claudia Urbasek: 25.000 Menschen begrüßten Johanna Heller auf dem Hauptmarkt. Das Christkind nahm die ersten Wünsche an. In: Nürnberger Zeitung Nr. 276 vom 28. November 2009, S. 9 - NZ
  • Christiane Fritz: Viele fleißige Helfer bereiten die Auftritte von Christkind Johanna Heller vor. Lockenzauberer, Terminjongleur und Lichtdirigent. In: Nürnberger Zeitung Nr. 273 vom 25. November 2010, S. 10 - NZ
  • Diesen Blick hat sonst nur unser Christkind. Die Stadtführerin Hildegard Kretzschmar auf der Empore, die sonst nur das Christkind betreten darf. In: Abendzeitung München - abendzeitung-muenchen.de
  • Katja Auer: Auch das Christkind ist nur ein Mensch. In: Welt am Sonntag vom 27. November 2011 - welt.de
  • Silke Roennefahrt: Edith Kerndler-Hamburger ist dem Christkind ganz nah. Freundin und Managerin: Seit 25 Jahren betreut sie die jungen Frauen. In: Nürnberger Nachrichten vom 26. Dezember 2011 - NN
  • Julia Vogl: Christkindmama: „Meine Mädchen waren immer toll“. Edith Kerndler-Hamburger ist zum letzten Mal im Einsatz. In: Nordbayern.de vom 1. Dezember 2012 - nordbayern.de
  • Silke Roennefahrt: Nürnberger Christkind bekommt neue Seelentrösterin. Susanne Randel hat von Edith Kerndler-Hamburger die Christkind-Betreuung übernommen. In: Nordbayern.de vom 18. Dezember 2012 - nordbayern.de
  • Matthias Oberth: Tränenreicher Abschied von der „Christkind-Mutter“. Edith Kerndler-Hamburger betreute über Jahrzehnte die Nürnberger Christkinder. In: Nordbayern.de vom 24. Dezember 2012 - nordbayern.de
  • tom: Teresa Treuheit ist Nürnbergs neues Christkind. Stadt Nürnberg. Nachrichten aus dem Rathaus, Presse- und Informationsamt Nr. 1242 / 6. November 2013 - nuernberg.de

Querverweise

Netzverweise

  • Bildergalerie der ehemaligen Nürnberger Christkinder - im Netz
  • Nürnberger Christkindlesmarkt - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Friedrich Bröger ist der Sohn des Arbeiterdichters Karl Bröger.