Nürnberg - des Deutschen Reiches Schatzkästlein

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Nürnberg - des Deutschen Reiches Schatzkästlein wurde auch „des Heiligen Römischen Reiches Schatzkästlein“ genannt.

Das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche des Heilig-Geist-Spitals war Aufbewahrungsstätte der Reichskleinodien von 1424 bis 1796.
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Zum Begriff

Die Reichskleinodien wurden in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals in Nürnberg aufbewahrt; daher der Name »Nürnberg - des Deutschen Reiches Schatzkästlein«.

Der bislang früheste bekannte Beleg des Beinamens „Schatzkästlein“ stammt von 1893: Helene v. Forster schloß ihr Gedicht über die Sehenswürdigkeiten der Stadt, das sie anläßlich der 65. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte für das Programmheft des Damen-Ausschusses verfaßt hatte, mit dem Bild von Nürnberg als Schatzkästlein des Deutschen Reiches.

In der Folgezeit wurde der Name „Schatzkästlein“ von der Fremdenverkehrswerbung genutzt.

Laut Matthias Mende, Direktor der Museen der Stadt Nürnberg, soll der Publizist Hermann Glaser den Beinamen »des Deutschen Reiches Schatzkästlein« als „Schöpfung eines deutschtümelnden, ideologisch Geschichtsklitterung betreibenden Unbekannten“ bezeichnet haben. [1] Dem unbekannten Urheber des Beinamens folgten viele Verwender dieses Begriffes. Unter ihnen ragt heraus Archivrat Dr. Ernst Mummenhoff, dessen Name viele Jahre auf den Heften des Fremdenverkehrsvereins Nürnberg „Nürnberg des Deutschen Reiches Schatzkästlein“ stand. Ernst Mummenhoff (1848-1931) war in Personalunion Leiter des Stadtarchivs Nürnberg und Direktor der Stadtbibliothek Nürnberg. Daher könnte eine verideologisierende Betrachtung den Blick auf historische Fakten verstellen, daß der Begriff schon lange vor dem Dritten Reich geprägt und verwendet wurde.

Literatur

  • Nürnberg, des Deutschen Reiches Schatzkästlein. 2. Auflage. Mit Fotos und gefalt. Stadtplan, Nürnberg: Hofdruckerei, ca. 1900, 84 S.
  • Nürnberg. Führer durch des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Hrsg. vom Fremdenverkehrsverein Nürnberg. Mit zahlreichen Abbildungen und einem mehrfach gefalteten farbigen Stadtplan. Nürnberg: Bieling-Dietz (1906). 80 Seiten (Die Datierung ergibt sich unter anderem aus der Angabe des Sommerspielplans des "Intimen Theater" auf Seite 71)
  • Ernst Mummenhoff: Nürnberg, des Deutschen Reiches Schatzkästlein. 3. Auflage. Durchgesehen und ergänzt von Archivrat Dr. Ernst Mummenhoff. Nürnberg: Fremdenverkehrsverein, [1911]. 111, (3) Seiten. Einbandillustrationen vorne und hinten von Hermann Gradl. Zahlreiche Textabbildungen. Großer gefalteter Stadtplan mit Straßenverzeichnis in Einstecklasche an hinterem Innendeckel. Die Datierung der Auflage ergibt sich indirekt aus dem Buch, die aufgeführten Statistiken datieren aus dem Jahr 1910 (S. 1910), die Illustration auf dem Hinteren Deckel ist mit "H. G. 1911" signiert.
  • Fremdenverkehrsverein Nürnberg und Umgebung (Hrsg.): Führer durch die Feststadt Nürnberg - des deutschen Reiches Schatzkästlein. hrsg. Zum 8. Deutschen Sängerbundes-Fest v. 27.-31. Juli 1912; Nürnberg: Druck der k.b. Hofbuchdruckerei G. P. J. Bieling-Dietz; 1912, 113 S.
  • Dr. Ernst Mummenhoff: Nürnberg des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Durchgesehen und ergänzt von Archivrat Dr. Mummenhoff. Herausgegeben vom Fremdenverkehrsverein Nürnberg, 5. Auflage, Eigenverlag, (um 1921), 102 S., mit Illustration von H. Gradl, mit vielen fotografischen Abbildungen und einem farbigen Faltstadtplan (Inhalt: I. Geschichtliches - II. Rundgang durch die Stadt - III. Allgemeine Angaben (z.B.) Eisenbahnen - Straßenbahnen - Post - Telegraph - Telephon - Unterkunft und Verpflegung - Theater - Vergnügungsorte - IV. Geographisches - V. Nürnbergs landschaftliche Umgebung)
  • Margarete Lenk: Nürnberg, des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Eine Erzählung für die Jugend. Zwickau (Sachsen): Johannes Herrmann, 1913, 82 S.; 2. Auflage, 1922
  • Nürnberg, des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Nürnberg, im Dürerjahr 1928; Offiz. Führer / hrsg. vom Fremdenverkehrsverein Nürnberg. [Geschichtliche Einführung: Ernst Mummenhoff]. 8. Auflage. Nürnberg: Fremdenverkehrsverein, 1928, 80 S., 26 S.
  • Nürnberger Verkehrsbüro (Hrsg.): Nürnberg. Des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Offizieller Führer. 12. Auflage: 30.000 Stück Ohne Ort und Verlag, ohne Jahr (ca. 1935)
  • Grete Freytag: Nürnberg, des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Offizieller Führer. 7. Auflage, Koch Verlag, [1935], 102 Seiten
  • Eberhard Lutze: Nürnberg - Des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Bremen, Berlin: Angelsachsen-Verlag, o.J. (ca. 1935). 12 S. (Die deutsche Stadt. Reihe Deutsche Kunst – Sonderhefte)
  • Carl Schmidt-Helmbrechts: Besuchet Nürnberg des Deutschen Reiches Schatzkästlein, Schreib- und Druck GmbH Nürnberg. Fremdenverkehrs-Verein, Größe/Zustand: 5x7 (Reklame- oder auch Ereignismarke, welche seinerzeit für die Werbung benutzt wurde. Die meisten dieser Marken sind von 1900 bis 1918 erschienen und auch damals schon fleißig gesammelt worden.)
  • Paul Johannes Rée: Nürnberg des deutschen Reiches Schatzkästlein. Bielefeld und Leipzig: Velhagen & Klasing. o.J. (ca. 1925-1940), 34 S.(Deutschland-Bildheft Nr. 187)
  • Nürnberg, des deutschen Reiches Schatzkästlein. 2. Auflage. Herausgegeben vom Bund Deutscher Verkehrsverbände. Bildband. Mit einem dreisprachigen Einleitungstext (deutsch / englisch / französisch) und vielen Abbildungen auf 44 Kunstdrucktafeln. Berlin-Tempelhof: Universum, um 1950, 48 Seiten. (Deutschland-Bildheft Nr. 187)
  • Werner Schultheiß und Ernst Eichhorn: Nürnberg - Die alte deutsche Stadt. Schatzkästlein der Deutschen. Nürnberg: Glock & Lutz Verlag, 1961, 120 Seiten; 2., erw. Auflage 1961, 128 S.
  • Ludwig Grote: Die romantische Entdeckung Nürnbergs. München: Prestel, 1967, 96 S. (Bilder aus deutscher Vergangenheit; 28)
  • Matthias Mende: „Des deutschen Reiches Schatzkästlein“. Von der Last eines Namens. In: Nürnberg Heute, Sonderheft „Erinnerung ist nicht teilbar, Nürnberg 1933-1945-1995“, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Presse- und Informationsamt, Dezember 1994, S. 4-7

Presse

  • Bernd Zachow: Sehnsucht nach «des Reiches Schatzkästlein». Kunst-Schau dokumentiert die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit. In: Nürnberger Nachrichten vom 30. Januar 2009 - NN
  • husa [= Michael Husarek]: Die Stadt war „des Reiches Schatzkästlein“. 1423 steht in der Nürnberger Stadtgeschichte für einen Wendepunkt: In diesem Jahr hat Kaiser Sigismund entschieden, dass die Reichskleinodien an die Pegnitz gebracht werden. Wegen der Hussitenkriege hatte der Herrscher Angst um den Kronschatz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. In: Nürnberger Nachrichten vom 20. März 2012 - NN
  • Schwäbischer Heimatbund Kirchheim: Nürnberg – des Reiches Schatzkästlein. Nürnberg, eine Stadt mit großer Vergangenheit, eine Stadt der Künste und der Kultur, des Handels und Gewerbes, im 15. und 16. Jahrhundert ein europäisches Zentrum, war das Ziel einer Viertagesfahrt des Schwäbischen Heimatbunds Kirchheim. In: Der Teckbote. Kirchheimer Zeitung vom 10. August 2012 - teckbote.de

Querverweise

Netzverweise

  • Dagmar Giersberg: Nürnberg – Eine Stadt mit schwierigem Erbe - Goethe-Institut
  • Nürnberg – „des deutschen Reiches Schatzkästlein“ - im Netz
  • Nürnberg Reiseführer: Geschichte - Yahoo

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Matthias Mende: „Des deutschen Reiches Schatzkästlein“. Von der Last eines Namens. In: Nürnberg Heute, Sonderheft „Erinnerung ist nicht teilbar, Nürnberg 1933-1945-1995“, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Presse- und Informationsamt, Dezember 1994, S. 4-7; hier S. 7 - Es wäre interessant zu erforschen, ob es nicht nur die Kritik eines Nachgeborenen, sondern auch zeitgenössische Kritiker des Beinamens „des Deutschen Reiches Schatzkästlein“ gab.