Nürnberger Gaststättengewerbe

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Das Nürnberger Gaststättengewerbe gehört zur Nürnberger Stadt- und Wirtschaftsgeschichte.

Das „Bratwurstglöcklein“ an der Moritzkapelle
Hugendubel, 1985

Zur Geschichte

Nürnberg war schon im Mittelalter ein Knotenpunkt bedeutender Handelswege und zu Beginn des Industriezeitalters die bedeutendste Wirtschaftsmetropole Bayerns. Deshalb gab und gibt es auch ein blühendes Gaststättengewerbe.

1801 verfaßte Christian Conrad Nopitsch (1759-1838) eine „Topographische Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg“. Dieser Reiseführer für Fremde enthält auch ein Verzeichnis der Nürnberger Gasthöfe, Wirtshäuser, Wein- und Bierschenken. Bereits um 1806 zählte man mehr als 270 Gastwirtschaften. Das wesentlich größere München konnte damals nur 173 Wirte vorweisen.

Das Stadtlexikon Nürnberg unterscheidet unter dem Stichwort „Gastgewerbe“: Arbeiterwirtschaften, Biergärten, Bierwirtschaften, Bratwurstküchen, Gastherbergen, Gesellenherbergen, Hotels, Kaffeehäuser, Vorstadtwirtshäuser, Weinschenken und Zwingerwirtschaften. Ein „Fisch-Biergarten“ fehlt allerdings.

Viele Weinschenken, Bierwirtschaften und Ausflugslokale, die ein umfassendes Bild von der „Alt-Nürnberger Gastlichkeit“ gaben, wurden im Zweiten Weltkrieg im Luftkrieg gegen Nürnberg zerstört. Dennoch sind auch heute Gaststätten wie z.B. die wiederaufgebaute Baumwolle, das Bratwurst-Glöcklein, das Bratwurst-Röslein oder das Schlenkerla als bevorzugte Studentenkneipen weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt. Den Bombenkrieg überstanden hatte u.a auch das Haus eines Verwandten von Hermann Halbmair (* 1929 in Nürnberg), Bismarckstraße 11, Nürnberg-Schoppershof, in dem er nach dem Krieg, als Nürnberg noch eine Trümmerwüste war, das Fisch-Fachgeschäft Fisch-Halbmair gründen und diesem einen Fisch-Biergarten angliedern konnte.

Fisch-Biergarten

Der Fisch-Biergarten von Fisch-Halbmair in der Bismarckstraße 11, Nürnberg-Schoppershof, bietet exklusive Fischgerichte. Unter den Gästen sind auch Lehrer und Schüler der Bismarckschule und des Berufsbildungszentrums Nürnberg. Fisch-Halbmair ist traditionsgemäß auch auf dem Hauptmarkt mit einem Fisch-Stand vertreten; denn Teilbereiche des Hauptmarktes waren bis 1809 nach den hier stattfindenden Sondermärkten benannt, so im Nordwesten der Fischmarkt am heutigen Rathausplatz zwischen Waaggasse und Schulgäßchen.

Betriebskantinen

In Nürnberg machen neben Imbißständen in den Fußgängerzonen auch Betriebskantinen der Großunternehmen den normalen Gaststätten ein wenig Konkurrenz, wenn sie nicht zu abgelegen und auch für die Allgemeinheit zugänglich sind. Aber im Gegensatz zu den Imbißständen und normalen Gaststätten sind sie am Samstag/Sonntag geschlossen. Ein Beispiel ist das

Das „Presserestaurant Nürnberg“ dient als Kantine für die Beschäftigten des Verlags Nürnberger Presse (Nürnberger Nachrichten), der Nordbayerischen Verlagsgesellschaft (Nürnberger Zeitung) und des Olympia-Verlags (Kicker-Sportmagazin, etc.). Es wird aber auch als öffentliches Lokal geführt, so daß auch Gäste von außerhalb willkommen sind. Die Angebote sind preisgünstig, wie ein Blick auf die Speisekarte zeigt.

Vereinslokale

Waschsalon-Café „Trommelwirbel“

Der „Trommelwirbel“ in Maxfeld ist ein Waschsalon, hochpreisig, aber ausgefallen. Die mit Originaldekoration der 70er Jahre eingerichtete Adresse dient auch als Tagescafé, Nachbarschaftstreff und Ideengeber fürs Marketing der lokalen Händler.

Das Waschsalon-Café „Trommelwirbel“ versucht, mit Unterstützungsaktionen die Schließung abzuwenden. Jeder, der zu Hause noch Utensilien aus den 1970er Jahren hortet, kann dazu beitragen: indem er die Gegenstände dem Laden an der Bayreuther Straße 21 spendet. Am 20. November veranstaltet der Wortakrobat Oliver Tissot dort eine Auktion. Deren Erlös soll den „Trommelwirbel“ retten helfen. [1]

Ausbildung des Personals

Das Gastronomie-Personal für das Hotel- und Gaststättengewerbe wird im Berufsbildungszentrum Nürnberg an der Beruflichen Schule 3 ausgebildet.

Literatur

  • Christian Conrad Nopitsch: Wegweiser für Fremde in Nürnberg, oder topographische Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg nach ihren Plätzen, Märkten, Gassen, Gäßchen, Höfen, geist- und weltlichen öffentlichen Gebäuden, in alphabetische Ordnung gebracht. Hrsg. von Christian Conrad Nopitsch. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Nürnberg, Raspe, 1801. Mit einem Nachwort von Peter Fleischmann. Neustadt an der Aisch: Verlag für Kunstreproduktionen Schmidt, 1992, IV, 250, 57 S., ISBN 3-923006-86-1 (In Fraktur)
    • Herbert Maas: Buchbesprechung Christian Conrad Nopitsch (Hrsg.): Wegweiser für Fremde in Nürnberg, ... Neustadt an der Aisch: 1992. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 80, 1993, S. 272 f. - MVGN
  • Walter Grönert: Die Entwicklung des Gaststättenrechts in der Freien Reichsstadt Nürnberg seit dem 14. Jahrhundert. Universität Erlangen-Nürnberg, Juristische Fakultät, Dissertation vom 27. Februar 1968, 1968, 168 S.
    • Walter Lehnert: Buchbesprechung: Walter Grönert: Die Entwicklung des Gaststättenrechts in der Freien Reichsstadt Nürnberg seit dem 14. Jahrhundert, 1968. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 55, 1967/68, S. 399 f. - MVGN
  • Brigitte Meyer: Alt-Nürnberger Gastlichkeit. Erinnerungen an Hotels, Gaststätten, Ausflugslokale, Cafés u. Varietés. München: Hugendubel, 1985, 174 S. ISBN 3-88034-282-2 (Inhalt: Das Gastgewerbe in Nürnbergs Geschichte, die Entwicklung des Nürnberger Gaststättenrechts seit dem 14. Jahrhundert, das Brauwesen in Nürnberg)
  • Nürnberg zwischen Sekt und Selters. Mit Fürth und Erlangen. Cadolzburg: Ars vivendi, 2000, 173 S., ISBN 389716115X (Ein Ars-vivendi-Kneipenführer.
  • Walter Gebhardt: A Tavola! Eine historische Tour d'Horizon durch Nürnbergs ausländische Gastronomielandschaft. In: Dageblieben! Zuwanderung nach Nürnberg gestern und heute. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg. Hrsg. von Michael Diefenbacher und Steven M. Zahlaus. Neustadt an der Aisch: Schmidt, 2011, 347 S., ISBN 978-3-925002-90-8 (Ausstellungskatalog des Stadtarchivs Nürnberg; Nr. 20); hier S. 209-246

Presse

  • DATEV eG: Gesundes Essen für motivierte Mitarbeiter. DATEV erhält Auszeichnung für Kantinenverpflegung, 5. Mai 2004 - datev.de
  • Gudrun Heucke (Text) und Harald Sippel (Fotos): Fantasiereicher Schilderschmuck. Ausleger (Wirtshausschilder) in der Sebalder Altstadt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 238 vom 15. Oktober 2009, Nürnberg plus, S. + 4 - NZ
  • Gudrun Heucke (Text) und Hagen Gerullis (Fotos): Ausleger in der Lorenzer Altstadt. In der Sonne leuchtet das Metall. In: Nürnberger Zeitung Nr. 239 vom 16. Oktober 2009, Nürnberg plus, S. + 3 - NZ
  • Ralf Müller: Bayerns Gastronomie wird wieder ganz rauchfrei. Ohrfeige und Erleichterung. In: Nürnberger Zeitung Nr. 280 vom 3. Dezember 2009, S. 2 - NZ
  • Hermann Rusam: Die Gastwirtschaften von Alt-Mögeldorf. Die letzten zehn Maß schluckte der Wirt selber. In: Nürnberger Zeitung Nr. 38 vom 16. Februar 2010, Nürnberg plus, S. + 3 - NZ
  • Armin Leberzammer: Ein Zufall rettete den »Gulden Stern«. Bratwurstküche sollte abgerissen werden. In: Nürnberger Zeitung Nr. 146 vom 29. Juni 2010, Nürnberg plus, S. + 2 - NZ
  • Horst Peter Wickel: Kantinen: Zwischen Currywurst, Schäufele und Bio-Nudeln. In den Nürnberger Betriebskantinen bemühen sich viele Unternehmen, ihre Mitarbeiter gesund zu ernähren. Mittagessen in der Kantine – das war jahrelang billige Massenabfertigung. Aber immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern inzwischen auch Gesünderes und Leckeres. In: Nürnberger Nachrichten vom 3. August 2010 - NN
  • Stephan Sohr: Beispiel „Essigbrätlein“ in Nürnberg: Warum die deutsche Top-Gastronomie im Aufwind ist. Essigbrätlein: Regional und bio auf höchstem Niveau. In: Nürnberger Zeitung Nr. 260 vom 10. November 2010, S. 14 - NZ
  • dpa/So: Das „Essigbrätlein“ behält seine gastronomische Auszeichnung. Zwei Gourmet-Sterne über Nürnberg. In: Nürnberger Zeitung Nr. 259 vom 8. November 2012, S. 8 - [NZ]
  • isa: Waschcafé sucht Retter: „Trommelwirbel“ vor dem Aus. Weil die Straßenbahnlinie eingestellt wurde, blieben die Kunden weg. In: Nürnberger Zeitung vom 12. Oktober 2014 - NZ
  • jule: Hoffnung für den „Trommelwirbel“ in Nürnberg. Droht dem Waschsalon-Café nun doch nicht die Schließung?. In: Nürnberger Zeitung Nr. 239 vom 16. Oktober 2014, S. 9 - NZ

Querverweise

Nürnberg

Sachartikel

Lokale

Speisen und Getränke

Personenartikel

Umgebung

Netzverweise

  • K.U.: Das Bratwurstglöckle in Nürnberg - Wikisource
  • Albrecht-Dürer-Stube (beim „Höllerzeder“) - im Netz
  • Bratwurstglöcklein - im Netz
  • Bratwurst-Röslein - im Netz
  • Zur Baumwolle - im Netz

In einer kultivierten Atmosphäre mit einem virtuosen Musiker kann man die Speisen noch intensiver genießen. Ein Musiker, der einen Querschnitt der Pop-Musik der letzten 50 Jahre und noch viel mehr präsentieren kann, ist der Multiinstrumentalist und Sänger Ernst Scherzer.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * isa: Waschcafé sucht Retter: „Trommelwirbel“ vor dem Aus. Weil die Straßenbahnlinie eingestellt wurde, blieben die Kunden weg. In: Nürnberger Zeitung Nr. 259 vom 12. Oktober 2014 - NZ
    • jule: Hoffnung für den „Trommelwirbel“ in Nürnberg. Droht dem Waschsalon-Café nun doch nicht die Schließung?. In: Nürnberger Zeitung Nr. 239 vom 16. Oktober 2014, S. 9 - NZ

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