Oscar Schneider

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Oscar Schneider (* 3. Juni 1927 in Altenheideck, Landkreis Roth in Mittelfranken) ist ein deutscher Politiker. Er war von 1982 bis 1989 Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Er ist Mitglied der CSU.

Leben und Wirken

Herkunft

Oscar Schneider wurde als Sohn eines Landwirts in einer kinderreichen katholischen Familie (zehn Kinder) geboren. Sein Vater besaß hundert Tagwerk mit der „Fichtenmühle“ und dazu ein Fuhrunternehmen und Betonsteinwerk.

Schule, Arbeits- und Wehrdienst

Oscar Schneider besuchte das Gymnasium in Eichstätt. Dort wurden alle Schüler verpflichtet, Mitglied der Hitlerjugend zu sein. Schneider wählte die Form der Flieger-Hitlerjugend. So erwarb er auf diesem Wege alle Segelflug-Scheine. 1944 kam er noch zum Arbeitsdienst und zur Luftwaffe. Er wurde zur Lufthochschule I nach Dresden eingezogen und erlebte dort die Zerstörung Dresdens durch Luftangriffe.

Seine Einheit wurde dann nach Schloß Hubertusburg verlegt. Diese wurde dann von Bernau vor Berlin bei der Endschlacht der Russen um Berlin eingesetzt. Oscar Schneider wurde leicht verwundet. Deshalb erhielt er die Möglichkeit, am 29. April 1945 bei Berlin-Werder durch den Belagerungsring der Russen herauszukommen. Er geriet dann am 3. Mai 1945 in Magdeburg in amerikanische Gefangenschaft. Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft konnte er heimkehren. Er besuchte wieder die Schule und holte 1948 sein Abitur nach.

Studium

Von 1948 bis 1952 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Erlangen und Würzburg. 1952 bestand er das Erste und 1955 das Zweite juristische Staatsexamen. Während des Studiums war er bei der katholischen Verbindung „Gothia“ in Erlangen aktiv. 1959 wurde er mit einer Arbeit „Die Ministerverantwortlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland“ zum Dr. jur. promoviert.

Beruflicher Werdegang

Nach Abschluß seines Studiums war Schneider zunächst als Anwaltsassessor, dann als Regierungs- und Finanzassessor und schließlich als Regierungsdirektor in der Bayerischen Finanzverwaltung tätig.

Politisches Engagement

Junge Union

Daneben arbeitete er aktiv in der Jungen Union und in der CSU mit. 1955 wurde er Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Nürnberg-Fürth.

Stadtrat und Bezirkstag

Oscar Schneider war ab 1956 Mitglied des Nürnberger Stadtrates. Von 1960 bis 1969 war er Vorsitzender der CSU-Fraktion.

Von 1966 bis 1970 war er ferner Mitglied im Bezirkstag von Mittelfranken und in zahlreichen Gremien des Bayerischen Städteverbandes und des Deutschen Städtetages tätig. 1977 wurde er Vorsitzender des CSU-Bezirksverbandes Nürnberg-Fürth.

Bundestagsabgeordneter

Von 1969 bis 1994 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. [1] Hier war er von 1972 bis 1982 Vorsitzender des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Von 1991 bis 1994 war er kulturpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Oberbürgermeister-Kandidatur

Oberbürgermeister Peter Schönlein ließ 1990 seine Amtszeit verkürzen, um die Wahltermine für Oberbürgermeister und Stadtrat wieder zusammenlegen zu können. Die CSU stellte als Gegenkandidaten Oscar Schneider auf, der jedoch gegen Schönlein unterlag.

Bundesminister

Am 4. Oktober 1982 war er unter Bundeskanzler Helmut Kohl Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Am 21. April 1989 schied er nach einer Kabinettsumbildung aus der Bundesregierung aus.

Gesellschaftliches Engagement

Oscar Schneider ist Mitglied im Wissenschaftlichen Fachbeirat für die Gedenkstätte Flossenbürg, Mitglied im Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Rhöndorf.

Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte e.V.

1978 rief Oscar Scheider die „Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte“ ins Leben. Er war ihr Gründungsvorsitzender. Die „Fränkische Gesellschaft“ ist ein Forum für Vorträge bedeutender Fachleute über politische und kulturelle Fragen. Die „Fränkische Gesellschaft“ entwickelte sich unter seiner Verantwortung zu einer bedeutenden fränkischen Kulturinstitution.

Eine Vortragsreihe der Fränkischen Gesellschaft befaßte sich im Hinblick auf das Jubiläum der Stadt Nürnberg im Jahre 2000 mit reichsstädtischer Renaissance und europäischem Humanismus. [2] Oscar Schneider argumentiert, von Nürnberg gehe nur insoweit Anziehungskraft aus, soweit sie Kulturstadt sei. Nürnbergs Geschichte sei ein Teil Kulturgeschichte.

Ferner organisierte die „Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte“ Kunst- und Kulturreisen zu den wichtigsten kulturellen Ausstellungen in Bayern und Deutschland.

Sprachpolitisches Engagement

Lange Jahre war Oscar Schneider neben vielen anderen Aktivitäten im kulturellen Bereich auch stellvertretender Vorsitzender des Hauses der Sprache und Literatur in Bonn.

Oscar Schneider gehört mit Ludwig Scholz, Peter Schönlein, Helen Jungkunz, Renate Schmidt und Godehard Schramm zu jenen prominenten Nürnbergern, die die Aktion „Keine Sprachschlamperei. Nein zu Denglisch“ der Senioren-Initiative Nürnberg (SIN) unterstützen, [3] die zusammen mit dem Verein Deutsche Sprache – Region Franken auch das „Sprachbündnis Franken“ initiierte. [4] Das „Sprachbündnis Franken“ kritisiert, daß die deutsche Sprache vor allem in Wirtschaft, Medien und Wissenschaft, sogar im Inland, zunehmend durch Englisch ersetzt werde.

Auszeichnung mit dem höchsten Orden der Bundesrepublik

Bundespräsident Johannes Rau zeichnete Oscar Schneider im November 2002 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus.

In der Verleihungsbegründung verwies Johannes Rau auf Schneiders erfolgreiches Wirken als Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau in den drei ersten Kabinetten von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl. Schneider habe mit hoher Fachkompetenz und außerordentlichem Engagement insbesondere kulturpolitische Akzente gesetzt. Er gehöre zu den Initiatoren des Antrags „Vollendung der deutschen Einheit“, der Berlin wieder zur deutschen Hauptstadt werden ließ.

Berlin verdanke Schneiders Hartnäckigkeit sein unverkennbares Wahrzeichen – die gläserne Reichstagskuppel. Schneider sei vehement – gegen den Widerstand des Architekten Sir Norman Foster und gegen weite Teile des Bundestages – für eine modifizierte Wiedererstellung der Kuppel eingetreten. Seiner Hartnäckigkeit sei es zuzuschreiben, daß das Reichstagsgebäude, der Sitz der deutschen Volksvertretung, zum Hauptanziehungspunkt der deutschen Hauptstadt geworden sei.

Schneider habe sich große Verdienste erworben als Gründungsvorsitzender des Kuratoriums „Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“, das 1995, ein Jahr nach seiner Eröffnung, den Museumspreis des Europarates für gelungene Konzeption und Gestaltung erhalten habe. „Mit großer historischer Sachkenntnis und sensiblem Gespür“ habe sich Oscar Schneider auch im Entscheidungs- und Gestaltungsprozeß um das Mahnmahl für die ermordeten Juden Europas in Berlin engagiert und um das Dokumentationszentrum auf dem früheren Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. [5]

Ehrungen

  • 1997 Ehrenbürger der Stadt Nürnberg [6]
  • 1999 Verdienstorden des Landes Berlin
  • 2002 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Veröffentlichungen

  • Die Ministerverantwortlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland. Universität Würzburg, Rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät, Dissertation vom 12. August 1959. Würzburg, 1959, VII, 128 gez. Bl. [Maschinenschriftlich vervielfältigt]
  • Nürnberg, unsere Stadt. 2. Auflage. Nürnberg: Glock u. Lutz, 1966, 32 S.
  • Die soziale Erneuerung der Wohnungspolitik, hrsg. von Oscar Schneider. München: Olzog, 1982, 120 S., ISBN 3-7892-9887-5 (Berichte und Studien der Hanns-Seidel-Stiftung, München; Bd. 34)
  • Wohnungsbaupolitik heute. Probleme und Perspektiven. München: Hanns-Seidel-Stiftung, 1982, 69 S., ISBN 3-88795-029-1
  • Mehr Grün - eine ökologische Herausforderung an Raumordnung und Stadtentwicklung. Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Bonn: Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, 1983, 9 S.
  • Fundamente. Plädoyer für eine menschenwürdige Architektur und Baupolitik. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1986, 179 S., ISBN 3-421-02879-6
  • Oscar Schneider, Elisabeth Wurm: Erinnerungen an Heideck in Wort und Bild. Hrsg.: Arbeitskreis Heimatkundliche Sammlung e.V.. Heideck: Arbeitskreis Heimatkundliche Sammlung, 1994, 63 S. (Heimatkundliche Sammlung Heideck; Heft 4)
  • Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus. Hrsg. von Oscar Schneider. Cadolzburg: Ars Vivendi, 2000, 285 S., ISBN 3-89716-119-2 (Anthologie)
  • Kampf um die Kuppel. Baukunst in der Demokratie. Bonn: Bouvier, 2006, 275 S., ISBN 3-416-03076-1
  • Oscar Schneider unter Mitarbeit von Rudolf Endres: Vertrauen und Verantwortung. 60 Jahre CSU-Bezirksverband Nürnberg-Fürth-Schwabach (1945 - 2005). Hrsg.: Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte e.V. - Nürnberg: Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte, 2006, 515 S., ISBN 3-00-018339-6 (hergestellt on demand)

Literatur

  • Heinz-Werner Stuiber: Die CSU in Nürnberg-Fürth. Zur Geschichte des Bezirksverbandes 1945 - 1983. Hrsg. von der Fränkischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte. Nürnberg: Fränkische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte, 1983, 164 S., ISBN 3-921453-21-6
  • Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte e.V. (Hrsg.): Fränkische Gesellschaft 1978 - 1988. Nürnberg: Fränkische Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte, Genf: Cosmopress, ca. 1989, nicht paginiert, ca. 152 S. (mit zahlreichen Porträts fränkischer Künstler)
  • Eberhard Straub (Hrsg.): Cultura civilis vitae. Oscar Schneider zum 65. Geburtstag. Bonn; Berlin: Bouvier, 1992, 174 S., ISBN 3-416-02403-6
  • Oscar Schneider. In: Munzinger, Internationales Biographisches Archiv 16/1997 vom 7. April 1997 (br), ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 32/2006 - im Netz
  • Dr. Oscar Schneider, Bundesbauminister a.D., im Gespräch mit Dr. Thomas Rex. In: Alpha-Forum. Bayerischer Rundfunk, BR-ONLINE, Sendung vom 17. März 1998, 10 Seiten - PDF-Datei

Presse

  • Michael Sabadi: Vertrauen und Verantwortung. 60-jähriges Gründungsjubiläum der CSU in Mittelfranken. In: Der Nürnberger & CSU aktuell, Ausgabe April 2006 - im Netz
  • dpa/NZ: «Nürnberg hat ihm viel zu verdanken». Maly zum 80. Geburtstag von Oscar Schneider. In: Nürnberger Zeitung vom 2. Juni 2007 - NZ
  • Dr. Oscar Schneider, Bundesbauminister a.D., im Gespräch mit Dr. Thomas Rex. In: Alpha-Forum. Bayerischer Rundfunk, BR-ONLINE, Sendung vom 4. Juni 2007, 20.15 Uhr, 10 Seiten - PDF-Datei
  • Ulrich Künzel: Oscar Schneider: Alte Tugenden weisen den Weg aus der Finanzkrise. In: Nürnberger Zeitung Nr. 88 vom 17. April 2009, S. 5 - NZ
  • Sharon Chaffin: Oscar Schneider kontert Heiner Geißler. Der Konservative blickt zurück und nach vorn. In: Nürnberger Zeitung Nr. 121 vom 29. Mai 2010, S. 4 - NZ
  • Michael Husarek: „Nürnberg war und ist eine europäische Metropole“. Weltkulturerbe: Für Oscar Schneider sind Saal 600, Exekutionstag von 1649/50 und Obere Schmiedgasse 10 Trümpfe bei Bewerbung. In: Nürnberger Nachrichten vom 29. Juli 2015, S. 13
  • Michael Husarek: „Nürnberg vor Abriss-Vandalismus bewahrt“. Oscar Schneider zog vor 60 Jahren in den Stadtrat und blickt hier auf die Situation im Jahr 1956 zurück. In: Nürnberger Nachrichten vom 22. März 2016, S. 10

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise

  1. Michael Diefenbacher, Udo Winkel, Daniela Stadler: Liste der Nürnberger Bundestagsabgeordneten 1949-1998. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8. S. 752 f. - im Netz
  2. Oscar Schneider (Hrsg.): Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus. Hrsg. von Oscar Schneider. Cadolzburg: Ars Vivendi, 2000, 285 S., ISBN 3-89716-119-2 (Anthologie)
  3. Keine Sprachschlamperei. Nein zu Denglisch. In: sechs+sechzig, Magazin für selbstbewußte ältere Menschen. Ausgabe Nr. 1, 2003
  4. Sprachbündnis Franken: Nein zu Denglisch, Eine Aktion der Senioren-Initiative Nürnberg (SIN) - im Netz
  5. Ehrung für Dr. Oscar Schneider. Bundesbauminister a.D. erhielt Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband. In: Der Nürnberger & CSU aktuell, November 2002 - im Netz
  6. Charlotte Bühl: Liste der Nürnberger Ehrenbürger. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8. S. 752 f. - im Netz

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