Pellerhaus

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Das Pellerhaus in Nürnberg galt mit seinen reichen Hofgalerien bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als eines der prachtvollsten Beispiele eines Bürgerhauses der deutschen Renaissance-Architektur. Das Erdgeschoß und Teile der Hofgalerien blieben erhalten. Deshalb gehört das Pellerhaus als eines der Kunst- und Baudenkmäler der Stadt Nürnberg zur Historischen Meile Nürnbergs.

Pellerhaus etwa 1860/1890,
rechts das Melanchthon-Denkmal
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Der Pellerhof, Ansichtskarte 1904
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Lage

Das Pellerhaus am Egidienplatz 23 liegt in der Sebalder Altstadt nördlich des Theresienplatzes, südöstlich der Kaiserburg, südlich des Maxtorgrabens zwischen der Tetzelgasse im Westen und der Mummenhoffstraße im Osten.

Chronologie des Pellerhauses

  • 1602-1605 Im Auftrag der Kaufmanns Martin Peller wird das Vorderhaus als prächtigstes Nürnberger Bürgerhaus vom Baumeister Jakob Wolff dem Älteren errichtet. Martin Peller hatte das an dieser Stelle stehende Vorgängergebäude im Jahr 1600 von der Familie Groland erworben und es für den Neubau abreißen lassen.
  • 1605-1607 Dem Vorderhaus wird ein Hof mit zweistöckigen Galerien hinzugefügt. Außerdem wird an der Nordseite des Hofes eine Hinterhausfassade als Kulisse vor ein älteres Rückgebäude vorgeblendet. Auf beiden Hofseiten werden Vorderhaus und Rückgebäude durch Arkaden verbunden, dabei dient die östliche Galerie wohl lediglich als harmonische Begrenzung des Hofraumes.
  • 1616 In die Fassade des Vorderhauses wird ein Chörlein eingefügt. Das Pellerhaus behält seitdem bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sein äußeres Erscheinungsbild.
  • 1625-1629 In dieser Zeit bewohnt Martin Peller das Haus. Bis zum Jahr 1828 bleibt es im Besitz der Familie Peller. Im 19. Jahrhundert wechselt es mehrmals den Besitzer.
  • 1929 Unter Oberbürgermeister Dr. Hermann Luppe wird das Pellerhaus von der Stadt Nürnberg erworben. Durch den Kauf wird der denkmalgerechte Unterhalt des Hauses gesichert und ein neues Domizil für das Stadtarchiv geschaffen.
  • 1931-1934 Die Stadt Nürnberg läßt das Pellerhaus, den Hof und die Hinterhausfassade aufwendig restaurieren. Dabei werden detailgenaue Pläne der Hinterhausfassade gezeichnet, die im Stadtarchiv erhalten sind. Alleine von der Hinterhausfassade sind Dutzende Details im Maßstab 1:1 sowie der ganze Giebel im Maßstab 1:20 dokumentiert.
  • 1944-1945 Während des Zweiten Weltkriegs wird der Hof des Pellerhauses am 3. Oktober 1944 von Bomben schwer beschädigt. Am 2. Januar 1945 brennt das Pellerhaus selbst aus und stürzt am nächsten Tag ein. Erhalten bleiben der eindrucksvolle Gewölbekeller, die Hälfte der Erdgeschoßfassade, die Rückfassade des Vorderhauses bis zum Giebelansatz, der vollständige Treppenturm (Nürnbergs schönste Treppe!), Teile des Gewölbes in der Eingangshalle, etwa ein Drittel des Hofes, zahlreiche Ornamentsteine, die unter den Trümmern verschüttet werden, und die ausgelagerte Ausstattung des „Schönen Zimmers“ (heute im Fembohaus).
  • 1955-1957 Auf dem rekonstruierten Erdgeschoß des Vorderhauses entsteht ein Neubau der Architekten Fritz und Walter Mayer, ein reiner Zweckbau, der vom Stadtarchiv und von Teilen der Stadtbibliothek und der Universitätsbibliothek der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät genutzt wurde. Bei diesem Wiederaufbau wird vieles Zerstörte in alter Form rekonstruiert (Halle, Erdgeschoßfassade, Maßwerke am Hof). Aber vieles Erhaltene wurde abgebrochen (Hoffassade, Zwischenwände, Brandmauern).
  • 1957-1959 Entgegen den Plänen von 1955 wird der Hof nicht als konservierte Ruine belassen, sondern bis einschließlich des ersten Obergeschosses wiederaufgebaut. Der Hof im Jahre 2006 stammt zu einem guten Drittel von diesem Wiederaufbau.
  • 1972-1973 Der Neubau des Johannes-Scharrer-Gymnasiums wird direkt an die Wandscheibe der bis dahin freistehenden Hinterhauskulisse herangerückt.
  • Oktober 2005 Anläßlich der Besichtigung des Pellerhauses zu dessen 400jährigem Jubiläum bekommt die Stadt Nürnberg von Steinmetz Harald Pollmann vier bearbeitete Sandsteinquader zum Einbau in die Hoffassade geschenkt.
  • Mai 2006 Der Nürnberger Stadtrat beschließt einstimmig, daß er sich „eine Teilrekonstruktion oder Rekonstruktion des Pellerhofes“ vorstellen könne.
  • Juli 2006 Es konstituiert sich der „Förderkreis Pellerhof“ und beginnt mit der Spendensammlung zum Wiederaufbau der Hoffassaden. [1]

Erich Mulzer über das Pellerhaus

Pellerhaus, Südfassade, 2003 (Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Universitätsbibliothek der WiSo-Fakultät), davor Reiterstandbild Wilhelm I.
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Erich Mulzer, der Chef der Altstadtfreunde Nürnberg, stellte fest: „Das Gebiet östlich des Hauptmarktes, bis 1945 der unberührteste Teil Alt-Nürnbergs, wurde durch Bombenkrieg und Schutträumung in eine riesige planierte Fläche verwandelt. Auch die Neubebauung zeigte sich hier meist weniger anpassungswillig als in anderen Teilen der Altstadt, und wiederhergestellte historische Zeugnisse sind nur ganz vereinzelt eingestreut.

Die bedeutendsten dieser Bebauungsreste finden sich am Egidienplatz. Sein früher vornehmes und würdevolles, fast nur von Patrizierhäusern bestimmtes Bild ist heute durch den Flachdachbau der Stadtbibliothek (1957) entstellt. Bis 1945 erhob sich dort platzbeherrschend das Pellerhaus (Jakob Wolff d.J. 1605) [richtig: d.Ä.], der stolzeste Bürgerbau Nürnbergs und eines der berühmtesten Renaissancehäuser europäischer Architektur. Trotz erheblicher erhaltener Teile erfolgte keine Wiederherstellung, sondern nur die Einfügung verbliebener Substanzen in den Bibliotheksneubau. Im einzelnen handelt es sich dabei um das rustizierte Quadermauerwerk des Erdgeschosses, die in nachgotischen Formen gehaltene Eingangshalle (während der Dienstzeit zugänglich) und den von hier aus durch eine Glaswand sichtbaren, in halber Höhe konservierten Arkadenhof. Diese spärlichen Reste vermögen die überwältigend reiche Architektur des früheren Kaufmannshauses allenfalls ahnen lassen.

Im Hof steht seit 1957 der Apollobrunnen (wohl nach Entwürfen Peter Flötners 1532; ursprünglich für das Herrenschießhaus bestimmt). Die nackte, kraftvoll den Bogen spannende Figur des Schützen kommt dem Menschenbild der klassischen Renaissance nahe, während Getier und Putten am Sockel eher an die wimmelnde Formenwelt des Sebaldusgrabs erinnern. Von den Innenräumen hat sich lediglich die Decke des 'Schönen Zimmers' erhalten (jetzt im Stadtmuseum).“ [1]

Wiederaufbau des Pellerhofes durch die Altstadtfreunde

Die Altstadtfreunde Nürnberg starteten im Oktober 2005 anläßlich des 400. Geburtstages des Pellerhauses eine Aktion zum Wiederaufbau des Pellerhofes. Sie begann mit einem Offenen Brief des Steinmetzs Harald Pollmann an den Oberbürgermeister, da das Pellerhaus der Stadt Nürnberg gehört.

Nach anfänglich ablehnender Haltung gab im Mai 2006 der Nürnberger Stadtrat seine Zustimmung zu einer Rekonstruktion des Pellerhofes. Obwohl die Stadt Nürnberg die Eigentümerin des Pellerhauses ist, muß die Finanzierung über Spenden erfolgen, die vom Verein der Altstadtfreunde Nürnberg zusammengetragen werden. Dazu wurde im Juni 2006 der „Förderkreis Pellerhof“ gegründet. Die Nürnberger Zeitung begleitet die Spendenaktion mit einer Artikelserie, in der die Steinspender für den Pellerhof vorgestellt werden.

Fotogalerie

Literatur

Bücher

  • Reinhold Schaffer: Das Pellerhaus in Nürnberg. Nürnberg; Berlin: Ulrich, 1934, 77 S. (Reinhold Schaffer war von 1930 bis 1939 Leiter des Stadtarchivs Nürnberg.)
  • Erich Mulzer: Nürnberger Bürgerhäuser. Nürnberg: Spindler, 1954, 68 S.; 2. Auflage, 1964
  • Ruth Bach: Das ehemalige Pellerhaus in Nürnberg, Magister-Arbeit, Erlangen, 1984
  • Erich Mulzer: Das Egidienviertel und die östliche Altstadt. In: Erich Mulzer: Baedeker Nürnberg - Stadtführer, 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - auch im Netz

Stadtlexikon Nürnberg

Presseartikel

  • Ute Wolf: Altstadtfreunde zum Pellerhof: „Speerspitze für den Wiederaufbau“. In: Nürnberger Zeitung Nr. 23, vom 28./29. Januar 2006, S. 9
  • Ute Wolf: Wiederaufbau des Pellerhofes: Eindeutiger Bürgerwille. NZ-Kommentar. In: Nürnberger Zeitung Nr. 23 vom 28./29. Januar 2006, S. 9
  • BauLust: Die Zukunft des Pellerhauses. Wie gehen wir mit einem Abbild der Nürnberger Stadtgeschichte um? Architektur im Gespräch. Podiumsdiskussion zur Bedeutung des Pellerhauses, seinen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten. 4. Februar 2006 - im Netz
  • hv: Steinspende erbeten. Altstadtfreunde sammeln für Pellerhof-Fassade. In: Nürnberger Nachrichten vom 16. September 2006 - NN
  • André Fischer: 500 000 Euro Spende von Karl Diehl für Pellerhof. Wiederaufbau rückt näher. In: Nürnberger Zeitung Nr. 99 vom 30. April 2007, S. 9
  • Ursula Tannert: Im November vor 55 Jahren war der Wiederaufbau des Pellerhauses schon einmal Thema. Aus Renaissancebau sollte Kulturzentrum werden. In: Nürnberger Zeitung Nr. 276 vom 29. November 2007, Nürnberg plus, S. + 4 - NZ
  • Ute Wolf: Rechtlicher Rahmen für Rekonstruktion des Pellerhofes steht. Bau kann 2008 beginnen. [Wiederaufbau des Pellerhofes rückt näher]. In: Nürnberger Zeitung Nr. 278 vom 1. Dezember 2007, S. 13 - NZ
  • fis [= André Fischer]: Baubeginn am Freitag. Pellerhof wird rekonstruiert. In: Nürnberger Zeitung Nr. 245 vom 20. Oktober 2008, S. 9 - NZ
  • fis [= André Fischer]: Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Pellerhofes. Ein Stück Heimat und Identität. In: Nürnberger Zeitung Nr. 250 vom 25. Oktober 2008, S. 9 - NZ
  • Fritz Aschka: Ein Haus braucht Leben. Was gegen die Rekonstruktion des Pellerhofs spricht. In: Nürnberger Nachrichten vom 6. November 2008 - NN
  • André Fischer: Architekten der 50er Jahre fassten den Pellerhof zurückhaltend an. Ein Denkmal war nie geplant. In: Nürnberger Zeitung Nr. 11 vom 15. Januar 2009, S. 9 - NZ
  • Andreas Franke: Radtour zwischen Pellerhaus und Pellerschloss. 135 Teilnehmer ließen sich von Altstadtfreunden verführen. In: Nürnberger Nachrichten vom 28. September 2009 - NN
  • Gabi Seitz: Peller an Start und Ziel. Radtour mit den Altstadtfreunden. In: Nürnberger Zeitung Nr. 224 vom 28. September 2009, Nürnberg plus, S. + 4 - NZ
  • Ute Wolf (Text) und Hagen Gerullis (Fotos): Mit dem Wiederaufbau und den Spenden der Bürger geht es voran. Es wölbt sich was im Pellerhof. In: Nürnberger Zeitung Nr. 81 vom 9. April 2010, S. 14 - NZ
  • uwo [= Ute Wolf]: Ein Stuttgarter Steinspender für den Pellerhof. In: Nürnberger Zeitung Nr. 119 vom 27. Mai 2010, S. 13 - NZ [Steinspender: Ulrich Staiger, der ursprünglich aus Stuttgart stammt, lebt schon seit 1968 in Nürnberg.]
  • Die Baustelle Pellerhof lockte zahlreiche Nürnberger an. Fotos: Eduard Weigert. In: Nürnberger Nachrichten vom 4. April 2011 - NN
  • Ute Wolf: Erster Bauabschnitt für Wiederaufbau des Pellerhofes abgeschlossen. Einstige Pracht lässt sich bereits erahnen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 80 vom 6. April 2011, S. 9 - NZ
  • Dieter Knapp: Steine für den Pellerhof. Rund um den Glasersberg. In: Nürnberger Zeitung vom 25. Mai 2012 - NZ
  • Hartmut Voigt: Stein für Stein wächst der Pellerhof empor. In den Wintermonaten fertigten fünf Handwerks-Betriebe 217 Quader für die gesamt Ostfassade an. In: Nürnberger Nachrichten vom 14. März 2013, S. 11 - [ NN]
  • Manuel Fritsch: Renaissance im Herzen Nürnbergs. Ostteil des Pellerhofs zeigt sich in vollem Glanz - Altstadtfreunde bieten Führungen an. In: Nürnberger Nachrichten vom 12. April 2014, S. 13 - [ NN]
  • Dieter Wegener: „Stadtbild Deutschland e.V.“ würde Rekonstruktion der Pellerhaus-Fassade begrüßen. Ja zur Rückkehr in das Stadtbild Nürnbergs. In: Nürnberger Zeitung Nr. 73 vom 30. März 2016, S. 11
  • Peter Zahn: Gesucht wird eine würdige Nutzung. Leserbrief zu: Pellerhaus – Fassade zum Egidienplatz. In: Nürnberger Zeitung Nr. 130 vom 8. Juni 2016, S. 10 (Es scheint nämlich bisher das Problem der unterschiedlichen Geschosshöhen im ehemaligen Bau von 1606 und dem neuen von 1953/58 zu wenig bedacht worden zu sein. Für den Laien ist es schlechterdings unmöglich, die vier Geschosse von 1606 mit den fünf des Neubaus und seinem angrenzenden Gebäude in Übereinstimmung zu bringen. ... Der Schreiber dieser Zeilen, 1936 in Nürnberg geboren, war 1970 bis 1973 städtischer Bibliotheksassessor und -rat sowie stellvertretender Direktor an der Stadtbibliothek Nürnberg und u.a. zuständig für die Handschriften- und Inkunabelsammlung. Univ.-Prof. a.D. Dr. Peter Zahn, Rio nell’ Elba, Italien)
  • Hartmut Voigt: Unverstellter Blick im Pellerhof. Sandstein wird sichtbar: Gerüste sind nach sieben Jahren Bauzeit verschwunden. In: Pegnitz-Zeitung Nr. 231 vom 5. Oktober 2016, S. 11

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Das Nürnberger Pellerhaus, Media-Arte Matthias Böckel - im Netz
  • Pellerhaus - Franken-Wiki
  • Pellerhaus - Wikipedia
  • Pellerhof-Seite im Themenarchiv der Nürnberger Zeitung - NZ
  • Altstadtfreunde Nürnberg e.V.: Der Förderkreis Pellerhof zum Wiederaufbau des Pellerhofes im Netz
  • BauLust: Die Zukunft des Pellerhauses. Podiumsdiskussion zur Bedeutung des Pellerhauses. 14. Februar 2006 - im Netz
  • BauLust: Informationen zum Pellerhaus - PDF
  • Architectura pro homine: Forum zum Wiederaufbau - im Netz
  • noricum: Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses, 16. Januar 2015. In: Architectura Pro Homine, Forum von Stadtbild Deutschland e.V. - stadtbild-deutschland.org
  • Pellerhaus (Baukunst Nürnberg) - im Netz
  • 900 Jahre Stadtplanung Nürnberg. Stadtbild Deutschland e.V. 2008 - im Netz (mit Foto Pellerhaus, Innenhof u.a. Fotos)

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Der Pellerhof - altstadtfreunde-nuernberg.de

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