Rothenberg

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Die Festung Rothenberg liegt östlich des Marktes Schnaittach auf dem 588 m hohen Rothenberg, rund 20 Kilometer nordöstlich vor den Toren der Stadt Nürnberg..

Festung Rothenberg
Stadt Schnaittach
Entstehungszeit 13. Jahrhundert
Erhaltungszustand Ruine
Typ Festung
Höhe 588 m ü. N. N.
Die Ruinen der Karlskaserne auf der Festung Rothenberg
Blick von der Bastion Schnaittach zur Bastion Amalie der Festung Rothenberg

Überblick

Die Festungsanlage Rothenberg gehört zu den großen barocken Festungsanlagen Frankens. Als Adelsburg wohl im frühen 13. Jahrhundert entstanden, wurde sie 1478 von einem Konsortium aus 44 fränkischen Rittern erworben. Diese bauten sie mit vereinten Kräften zu einer Festungsanlage aus, wie sie sich sonst nur Fürsten mit großen Territorien leisten konnten, um sie bei Fehden mit der Reichsstadt Nürnberg einsetzen zu können. Nach dem Dreißigjährigen Krieg veräußerten die Ganerben die Festung an Kurbayern. Nach Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg wurde der Rothenberg zu einer modernen Barockfestung ausgebaut. 1838 wurde die Festung aufgelassen und dem Verfall preisgegeben. Heute kann die beeindruckende Festungsruine im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Geschichte

Von 1254 bis 1360 ist die Burg Rothenberg im Besitz der Herren v. Wildenstein nachweisbar. Seit dem 14. Jahrhundert findet sich die Veste unter der Lehensherrschaft der Burggrafen von Nürnberg. 1360 verkauften die Wildensteiner den Rothenberg an Kaiser Karl IV., und auch die Burggrafen Albrecht der Schöne und Friedrich IV. veräußerten ihr Lehenrecht an der Burg dem Luxemburger. Damit war der Rothenberg zum böhmischen Pflegamt geworden und Teil des seit dem 19. Jahrhundert sogenannten „Neuböhmischen Reiches“ Karls IV. Durch die Ansiedlung von Handwerkern und Bauern suchte der Kaiser den Verteidigungswert des neuerworbenen Ansitzes vor den Toren der Reichsstadt Nürnberg zu vermehren. Damals entstand die sogenannte Altstadt, die der in Spornlage erbauten Burg feldseitig vorgelagert war und von der heute noch Gräben und verschiedene Standorte von Gebäuden erkennbar sind. 1374 ist erstmals von einem eigenen Geistlichen auf dem Rothenberg die Rede.

Im Streit zwischen Karls IV. Sohn, dem im Jahr 1400 abgesetzten römischen König Wenzel, und dem neugewählten König Ruprecht von der Pfalz, wurde der Rothenberg durch Nürnberger Truppen fünf Wochen lang belagert und schließlich erobert. Der Wittelsbacher Ruprecht verleibte die Veste der zu seinen Stammlanden zählenden oberen Pfalz ein. 1478 verkaufte Pfalzgraf Otto II. von Mosbach den Rothenberg an 44 fränkische Ritter. Damit war die „Ganerbschaft Rothenberg“ ins Leben getreten. Wohl besonders das gespannte Verhältnis des fränkischen Adels zur Stadt Nürnberg mochte zur Gründung dieser Rittervereinigung geführt haben.

Durch die Einführung der Feuerwaffen und die dadurch bewirkte Veränderung der militärischen Taktik, war der Adel, der im mittelalterlichen Ritterheer die schwer gepanzerte Reiterei stellte, seiner traditionsreichen militärischen Aufgabe enthoben. Besonders die reichen Handelsstädte hatten sich bereits im 15. Jahrhundert umfangreiche Söldnerscharen zugelegt, welche vor allem den Geleitschutz für die Handelszüge übernehmen sollten. Ursprünglich jedoch lagen der Schutz der Reisenden, die Stellung von Vorspannvieh und ähnliche Dienstleistungen in den Händen der Landadeligen und bildeten für dieselben eine wichtige Einnahmequelle, deren sie sich jetzt beraubt sahen. Gemäß dem damaligen Fehdewesen, versuchte man nun zur Durchsetzung seiner vermeintlichen Ansprüche, dem Gegner auf jede mögliche Weise Schaden zuzufügen. Allerdings mußte man dem Kontrahenten vorher auf förmliche Weise „absagen“, also den Krieg erklären. Da einzelne Adelige gegen eine so mächtige Stadt wie Nürnberg nichts auszurichten vermochten, verwundert es nicht, daß die erwähnten 44 fränkischen Ritter die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, als sich ihnen in Form des Rothenberges eine Möglichkeit bot, vor den Toren von Nürnberg auf gemeinsame Kosten ein mächtiges Bollwerk zu errichten. Zahlreiche Fehden wurden vom Rothenberg aus geführt, die längsten und aufwendigsten jedoch gegen die benachbarte Reichsstadt Nürnberg.

Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 war der von den Ganerben gewählte Rothenberger Burggraf stets auf einen Angriff der Nürnberger gefaßt. Der Friede vom Jahr 1505 brachte in der Nachbarschaft einschneidende Veränderungen: Lauf, Hersbruck und alle Orte, welche Nürnberg erobert hatte, blieben im Besitz der Reichsstadt. Der Rothenberg war so vom oberpfälzischen Gebiet getrennt worden und nunmehr vom Nürnberger und an einer kleinen Stelle im Nordosten (Osternohe) von markgräflich-brandenburgischem Territorium eingeschlossen. 1552 wollte Markgraf Albrecht Alcibiades zu Brandenburg-Kulmbach in die Ganerbschaft Rothenberg aufgenommen werden: Da es nach dem Burgfrieden jedoch streng untersagt war, Angehörige höheren Standes in die Gemeinschaft aufzunehmen, blieb der Rothenberg von den Wirrnissen des Bundesständischen Krieges verschont.

1629 gewährten die Ganerben vertriebenen oberpfälzischen Adeligen, die den „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz unterstützt hatten, Zuflucht. Um die Macht der Gesellschaft zu brechen und die Gegenreformation zu befördern, erteilte Kurfürst Maximilian am 27. August 1629 dem Auerbacher Landrichter den Befehl, die Öffnung des Schlosses Rothenberg zu erzwingen. Der Burggraf lehnte zunächst das Ansuchen des Landrichters um Öffnung des Schlosses ab. Daraufhin wurde der Rothenberg von bayerischen Truppen eingeschlossen. Nach längeren Verhandlungen wurde die Burg schließlich am 29. September 1629 geöffnet. Dem geschlossenen Vertrag gemäß sollte der Burggraf in allen Rechten und im Besitz der Schlüssel verbleiben; die Wächter und Beamten der Gesellschaft sollten ungehindert ihren Dienst versehen und das Schloß einstweilen von kurbayerischen Soldaten nicht besetzt werden. Dessen ungeachtet wurde am Ende des Jahres eine starke bayerische Besatzung in das Schloß gelegt. Die Ganerben aber versuchte man mit allen erdenklichen Mitteln zu vertreiben.

Dank der Unterstützung durch den Nürnberger Rat, des Markgrafen Christian von Bayreuth und der Schweden mußte sich Kurfürst Maximilian I. von Bayern am 26. Juni 1650 endlich dazu bereiterklären, den Rothenberg baldmöglichst zu räumen und die Ganerben wieder in ihre weltlichen und kirchlichen Rechte einzusetzen. Zwölf Jahre später fiel die Veste schließlich dennoch an Bayern; 1662 verkauften die Ganerben den Rothenberg um 200.000 Gulden an den Kurfürsten Ferdinand Maria. Die Ganerbschaft Rothenberg hatte sich aufgelöst.

1703 - im Spanischen Erbfolgekrieg - wurde der Rothenberg rund ein halbes Jahr von Truppen des Fränkischen Kreises belagert. Am 19. September 1703 kapitulierte der Festungskommandant Graf Franz v. San Bonifacio. Nach der Übergabe wurde die alte Veste im Auftrag des Fränkischen Kreises gesprengt und vollständig demoliert.

Um 1730 begann Kurfürst Karl Albrecht mit dem Wiederaufbau des Rothenbergs in Form einer modernen Festungsanlage. Planer und leitender Ingenieur der Festung Rothenberg war der französische Ingenieur-Offizier Pierre de Coquille. 1740 waren die alte Kaserne, die Kommandantur und der Ostflügel des Zeughauses soweit fertiggestellt, daß die Garnison von Schnaittach auf den Rothenberg verlegt werden konnte. Die Festung Rothenberg war noch nicht ganz fertiggestellt, als 1743/44 die Stürme des österreichischen Erbfolgekrieges über die Oberpfalz hereinbrachen. Am 15. Juni 1744 traf beim Rat zu Nürnberg die Nachricht ein, daß gegen Mittag in Hartenstein 200 und im Kloster Michelfeld 250 Österreicher eingerückt seien, welche „den Umständen nach noch heute in der Nacht oder morgen auf die Vestung Rothenberg losgehen und nebst anderen solche bloquieren sollen...“ Am 21. Juni eroberten die Österreicher die dem Rothenberg vorgelagerte und mit Wall und Graben umgebene „Altstadt“. Bis zum 20./21. September dauerte die Belagerung des Rothenbergs durch die Kaiserlichen, die täglich von größeren und kleineren Schußwechseln und Scharmützeln begleitet war. Dann brachen die Österreicher die Belagerung ab, um sich in Richtung Süden zurückzuziehen.

Noch einmal, im Jahr 1796, brandeten die Wogen des Krieges an den Rothenberg. Es war im Verlauf des sogenannten 1. Koalitionskrieges, zwischen den französischen Revolutionstruppen und den Armeen Österreichs, an dem sich auf Grund des Baseler Friedens von 1795 weder Bayern noch Preußen beteiligten. Am 11. August 1796 wurde der Rothenberg auf höchsten Befehl den Franzosen übergeben. In der Nacht vom 24. zum 25. August 1796 verließen diese jedoch die Festung fluchtartig und überließen sie kampflos den österreichischen Truppen. Diese räumten die Festung am 9. September 1796 und gaben sie in die Obhut des kurfürstlichen Landgerichts und des Magistrats zu Schnaittach.

Mit den Umwälzungen, welche Franken im Zeitalter Napoleons erfahren hatte, war die Aufgabe des Rothenbergs als Grenzfestung gegen den Fränkischen Kreis hinfällig geworden. Aus diesem Grunde verfügte König Ludwig I. 1838 die Auflassung der Festung Rothenberg, die somit dem Verfall bzw. dem gezielten Abbruch preisgegeben wurde, bis sie 1894 unter die Obhut des Verschönerungsvereins bzw. des jetzigen Heimatvereins Schnaittach genommen wurde, der sich seitdem bemüht, dem steten Verfall des imposanten Bauwerks entgegenzuwirken.

Fotogalerie

Literatur

  • Martin Schütz: Die Ganerbschaft vom Rothenberg, Nürnberg 1924
  • Martin Schütz: Rundgang durch die heutige Festungsruine Rothenberg, Schnaittach 1982
  • Martin Schütz / Franz Willax: Die Belagerung der Festung Rothenberg 1744, Schnaittach 1975
  • Franz Willax: Franz Graf von San Bonifacio, Kommandant und Verteidiger des Veste Rothenberg 1703, Schnaittach 1976
  • Franz Willax: Der Kampf um die Veste Rothenberg 1703, Teil 1-3, Schnaittach 1992-94
  • Kriegstage 1796, Schnaittach 1980
  • Gustav Voit: Rothenberg bei Schnaittach. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999; ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  • Rothenberg. In: Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft: Ein historisches Handbuch. Nach Vorarbeit von Gustav Voit. Altnürnberger Landschaft e.V. - Lauf an der Pegnitz: Altnürnberger Landschaft, 2006, 559 S., ISBN 978-3-00-020677-1, S. 367-374 - im Netz
  • Sven Thole: Die Festung Rothenberg. Der Festungsbau im 18. Jahrhundert, Maßnahmen der Erhaltung und Möglichkeiten der Konservierung. Universität Bamberg, Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften, Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege, Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege, Dissertation, 19. Juli 2006, Bamberg, 2007, 312 S. - im Netz

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

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