Schwabacher Judenlettern

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Mit dem Ausdruck „Schwabacher Judenlettern“ bezeichnete Adolf Hitler 1941 die Schwabacher Frakturschrift.

Hitlers Verbot der Fraktur von 1941
gez. M. Bormann
Wikimedia Commons

Geschichte

Adolf Hitler sprach am 3. Januar 1941 mit Max Amann, dem Verleger und Herausgeber des Völkischen Beobachters, Präsident der Reichsschrifttumskammer und Reichsleiter für die Presse der NSDAP, und mit dem Druckereibesitzer Adolf Müller, der den Völkischen Beobachter druckte, über die Frakturschrift. Man entschied, die Antiqua als „Normal-Schrift” im Deutschen Reich durchzusetzen.

Hitler ließ demzufolge am 3. Januar 1941 die Fraktur bzw. die gotische Schrift und die Sütterlin-Schrift mit der Behauptung verbieten, es handele sich um „Schwabacher Judenlettern“. Vor allem sollten die für eine Auslandsverbreitung vorgesehenen Zeitungen umstellen, weil man im Ausland die Frakturschrift nicht gewöhnt war und daher Probleme beim Lesen hatte. Daher erschienen alle Druckschriften ab 1941, so als erster der Völkische Beobachter und auch der Duden 1942, erstmals in Antiqua, der sogenannten „Normal-Schrift”. Der Duden von 1941 und frühere Ausgaben wurden bis dahin in Fraktur gedruckt.

Die Schüler lernten seitdem die lateinische Schreibschrift.

Nach 1945 wurden die Fraktur und Sütterlinschrift ebenfalls von den Besatzungsmächten verboten, weil sie diese nicht lesen konnten. Da diese Schriften in den Schulen nicht mehr gelehrt wurden, können viele Leser Fraktur und Sütterlin nicht lesen.

Etliche Schriftenmaler und Drucker beherrschen diese Schriftart nicht mehr. Daher sieht man z.B. auf historisch getrimmten Straßenschildern, Wirtshausnamen und Speisekarten solche Fehler. Ein herausragendes Beispiel war das Historische Stadtlexikon Schwabach: Bei der Gestaltung des Titelblattes und des Buchumschlages zeigte sich dies beim Wort „Historisch“. Die Ligaturen „st“ und „sch“ mit Lang-s „ſ“ wurden nicht beachtet. Das Stadtarchiv Schwabach behob in der zweiten Auflage den typographischen Fehler.[1]

Einige kulturbewußte Vereine pflegen die Frakturschrift und die deutsche Schreibschrift, so der Bund für deutsche Schrift und Sprache.

Literatur

  • Fritz Helmuth Ehmcke: Eine neue Hausschrift der Offizin W. Drugulin. [Die drei Ausdrucksformen der deutschen Schrift Textur, Schwabacher, Fraktur] Den Mitgliedern des Deutschen Werkbundes gelegentlich der Tagung in Wien im Juni 1912 überreicht von der Offizin W. Drugulin in Leipzig. Leipzig: W. Drugulin, 1912, [12] Bl.
  • Josef Ambros: Die Schwabacher Schrift. (Moderne Fraktur); Übungsheft für den Schul- und Selbstunterricht. 7. Auflage. Wien: Pichler, 1916, 20 S. (In Fraktur)
  • Nürnberger Schwabacher. [Die Haas'sche Gießerei in Münchenstein bei Basel besorgte den Neuguß der in dieser Publikation angewandten Nürnberger Schwabacher des Meisters Wilhelm Haas von Nürnberg, des Gründers obiger Firma]. Vorwort: Eduard Hoffmann-Krayer. Münchenstein: Haas'sche Schriftgießerei, 1927, 16 S.
  • Dr. Heinrich ten Wolde: Die Schwabacher Schrift. In: Die deutsche Schrift Nr. 4, März 1952, S. 10 f. - bfds.de
  • Helmut Delbanco: Das Verbot - (k)ein Blitz aus heiterem Himmel. In: Die deutsche Schrift, Heft 64, Frühjahr 1981
  • Hans-Otto Keunecke: Zur Geschichte der Schwabacher. In: Die deutsche Schrift, Heft 1, 1988, S. 1-14
  • Heinrich Schlüpfinger: Die Schwabacher Schrift und das Bayerland-Heft Schwabach 2/1974. In: Schwabacher Heimat Nr. 1, 1996
  • Wolfgang Dippert; Sandra Hoffmann: Antiqua oder Fraktur. Die „Schwabacher Judenlettern“. In: Sabine Weigand-Karg, Sandra Hoffmann, Jürgen Sandweg (Hrsg.): Vergessen und verdrängt? Zur Stadtgeschichte Schwabachs von 1918 - 1945. Schwabach: Stadtmuseum Schwabach, 1997, S. 172-174
  • Silvia Hartmann: „Fraktur oder Antiqua“. Der Schriftstreit von 1881 bis 1941. Zugleich: Universität Siegen, Diss., 1998. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 1998, 438 S., ISBN 3-631-33050-2 (Theorie und Vermittlung der Sprache, Band 28); 2., überarb. Auflage, 1999, ISBN 3-631-35090-2
    • Rezension von Reinhard Olt: Buchstäblich wie bei den Nazis. Als Hitler Fraktur redete, hatte die lateinische Schrift gewonnen. In: FAZ vom 21. Oktober 1998, S. 42
  • Bernhard Schnelle: Schrift als Politikum. Drei Beispiele
    • Die historischen Wurzeln des Schriftenstreits in Deutschland
    • Der Antiqua-Fraktur-Streit im Reichstag
    • Das Verbot der gebrochenen Schriften von 1941 und seine Folgen bis in die Gegenwart - http://vau-ef-be.beepworld.de/frakturverbot.htm
  • Gerald Gneist: Die Schwabacher „Judenlettern". In: DAVID - Jüdische Kulturzeitschrift - david.juden.at
  • Philipp Luidl: Die Schwabacher. Den Schwabacher Judenlettern auf der Spur. Jahresgabe 2001/02. München: Walter Biering GmbH, 2001, 67 S.
  • Philipp Luidl: Die Schwabacher. Die ungewöhnlichen Wege der Schwabacher Judenletter. Augsburg: MaroVerlag, 2003, 83 S., ISBN 3-87512-415-4

Querverweise

Netzverweise

  • Bund für deutsche Schrift und Sprache - BfdS
  • Bund für deutsche Schrift und Sprache (BfdS) - Wikipedia
  • Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur) - VRS-Forum

Einzelnachweise

  1. Vgl. Wolfgang Dippert; Sandra Hoffmann: Antiqua oder Fraktur. Die „Schwabacher Judenlettern“. In: Sabine Weigand-Karg, Sandra Hoffmann, Jürgen Sandweg (Hrsg.): Vergessen und verdrängt? Zur Stadtgeschichte Schwabachs von 1918 - 1945. Schwabach: Stadtmuseum Schwabach, 1997, S. 172-174

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