Schweinau

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Schweinau,Volckamer 1710
Ludwig Eisen, 1932

Schweinau ist ein Stadtteil von Nürnberg. Bis 1899 war Schweinau eine selbständige Gemeinde; dann wurde sie nach Nürnberg eingemeindet.

Lage

Schweinau liegt südwestlich der Nürnberger Altstadt innerhalb des mittleren Ringes. Schweinau erstreckt sich im Norden von der S-Bahn-Linie nach Ansbach bis zum Main-Donau-Kanal im Süden und im Westen von den ehemaligen Kasernen (heutiger Tillypark) bis zur Bahnlinie im Osten.

Name

Der Name „Swinawe“ (= Schweinau) rührt von der dort betriebenen Schweinemast, die von den Metzgern betrieben wurde.

Geschichte

Im Jahr 1007 gab Kaiser Heinrich der Fromme (Heinrich II.) das Dorf Schweinau der Dompropstei Bamberg zum Lehen. So wird „Swinawe“ (= Schweinau) 1185 erstmalig in den Bamberger Dom-Anniversarien namentlich erwähnt. Die überwiegende Anzahl der Schweinauer Anwesen waren somit Erbzinslehen der Dompropstei Bamberg. Das Verwaltungsgebäude der Dompropstei, der „Pfaffenhof“, stand an der heutigen Holzwiesenstraße.

Wie der Name „Swinawe“ (= Schweinau) schon sagt, waren die Feuchtwiesen in Schweinau Grundlage für die Schweinemast, die von den Metzgern betrieben wurde. Diese Auen wurden vom Hirtengraben durchzogen, der im „Geißsee“ mündete. Die „Geisseestraße“ erinnert daran. [1]

Viele Afterlehen waren in Händen Nürnberger Bürger. Die Hochgerichtsbarkeit (Fraisch) wurde von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und ihrem Oberamt Schwabach beansprucht. Dies wurde von der Reichsstadt Nürnberg bestritten, was bis zur faktischen Übernahme durch das Königreich Preußen 1796 zu langwierigen Rechtsstreitigkeiten führte.

Das Dorf bestand weitgehend aus Anwesen von Bauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden, die seit dem 18. Jahrhundert vor allem die Dosenherstellung betrieben und sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der Bleistiftfabrikation widmeten. Durch Schweinau führte eine Fernstraße. Sie teilte sich südwestlich von Schweinau in die beiden Hauptstrecken über Schwabach und Weißenburg nach Augsburg und Italien bzw. über Stein und Ansbach nach Südwestdeutschland und Frankreich. Der Gewerbefleiß und die hohe Verkehrsdichte auf der Fernstraße führten dazu, daß in den 60 Anwesen 25 Gastwirtschaften betrieben wurden. [2] Über die Gastwirtschaften schmuggelten die Handwerker - unter Umgehung der reichsstädtischen Steuererhebung - ihre Waren nach Nürnberg.

Schweinau war früher auch Werbeplatz für Soldaten. Möglicherweise erinnert das Lied von „der Schweinauer Durl“ an eine der weiblichen „Hilfskräfte“ der Werbeoffiziere. [3]

1796 wurde Schweinau preußisch (Justiz- und Kammeramt Schwabach), 1806 bayerisch (Landgericht Nürnberg). Seit 1808 bildete Schweinau einen Steuerdistrikt, seit 1818 eine eigene Gemeinde; 1850-1854 besaß Schweinau vorübergehend eine magistratische Verfassung (Kommunalverfassung).

1899 erfolgte die Eingemeindung nach Nürnberg. Die Fläche des Gemeindebezirks betrug damals rund 228 ha, die Einwohnerzahl 2.640. Noch in das Ende des 19. Jahrhunderts fällt der Beginn der Industrialisierung Schweinaus. Der alte Ortskern ist seither in der großstädtischen Überbauung fast völlig aufgegangen.

Pfarreien: ev. Kreuzkirche, kath. St. Wolfgang.[4]

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

  • Ludwig Eisen: Aus der Geschichte der Nürnberger Vororte Sankt Leonhard, Sündersbühl und Schweinau. Zirndorf-Nürnberg: Buchdruckerei J. Bollmann, 1932, 32 S.
  • Jutta Tschoeke, Thomas Engelhardt: Industriekulturpfad. Teil 2: Eine stadtgeschichtliche Wanderung durch St. Leonhard und Schweinau. Nürnberg: Centrum Industriekultur, 1985, 64 S.
  • Hermann Rusam: Schweinau. Ein ehemaliges bambergisches Dorf im Sog der großstädtischen Entwicklung Nürnbergs. In: Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft e.V., , 36. Jahrgang, Heft 2, Dezember 1987, 44 S.
  • Klaus Winkler: Von Dörfern zu Stadtteilen. Zur Geschichte der Dörfer St. Leonhard, Sündersbühl und Schweinau und ihrer sozialdemokratischen Bewegung. Hrsg. von der SPD Leonhard-Schweinau anläßlich ihres 125jährigen Bestehens. In Zusammenarbeit mit Bernd Übelmann. Nürnberg: SPD Leonhard-Schweinau, 1998, 111 S.
  • Thomas Röbke, Alexander Schmidt: St. Leonhard und Schweinau. Mehr als Schlachthof und Gaswerk. Hrsg.: Geschichte für Alle e.V. - Nürnberg: Sandberg-Verlag, 2002, 59 S., ISBN 3-930699-30-3 (Nürnberger Stadtteilhefte; Nr. 5)

Presse

  • Reinhard Schmolzi: Wo Kunden „nix wie weg“ wollen. 52 Läden in St. Leonhard, Schweinau und Sündersbühl stehen leer . In: Nürnberger Stadtanzeiger / Nürnberger Nachrichten vom 1. August 2011 - NN
  • Reinhard Schmolzi: Neues Image. Initiative für Stadtteilverein Leonhard-Schweinau. In: Nürnberger Stadtanzeiger / Nürnberger Nachrichten vom 13. November 2011 - NN
  • Reinhard Schmolzi: Kreative Köpfe sollen Ladenhüter beleben. SPD-Stadträte sorgen sich um Leerstand von Geschäften in St. Leonhard und Schweinau — Auch Wirtschaftsreferent arbeitet an Konzept. In: Nürnberger Stadtanzeiger / Nürnberger Nachrichten vom 30. Mai 2012 - NN
  • Dieter Wegener: Schwan-Stabilo Cosmetics übernimmt Patenschaft für Stadtteile. Pate aus Heroldsberg - Projekte für St. Leonhard/Schweinau sollen umgesetzt, verbreitert und neu initiiert werden. In: Nürnberger Zeitung vom 16. Juni 2012 - NZ
  • Michael Taschner: Radtour zu historischen Gaststätten im Südwesten Nürnbergs. Nachtschwärmerei, Lottosucht und sinnliche Genüsse. In: Nürnberger Zeitung Nr. 138 vom 17. Juni 2016, S. 22

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Leonhard Schweinau: Damals in Schweinau - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Leonhard Schweinau: Damals in Schweinau - im Netz
  2. Schweinau. In: Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft: Ein historisches Handbuch. Nach Vorarbeit von Gustav Voit. Altnürnberger Landschaft e.V. - Lauf an der Pegnitz: Altnürnberger Landschaft, 2006, 559 S., ISBN 978-3-00-020677-1 - herrensitze.com
  3. Über die Schweinauer Durl (= Dorothea) gibt es das Lied: „Tanz mit der Durl, walz mit der Durl, bis nach Schweinau mit der Durl“. Es erzählt von der „Durl“, die Nürnberger Burschen in die Schweinauer Bordell-Wirtschaften lockte, um sie für das preußische und später bayerische Militär zu werben.
  4. Hermann Rusam: Schweinau. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

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