Sebald (Heiliger)

Aus NürnbergWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Sebald († vor 1070 bei Nürnberg) war ein Eremit. Er wurde 1425 heiliggesprochen und ist der Patron der Sebalduskirche in Nürnberg und Stadtpatron der Stadt Nürnberg.

St. Sebaldus am Brautportal der Sebalduskirche
Foto: Reinhard Hahn
Sebald Beham: Sebaldus mit dem Modell seiner Kirche, um 1521
Rosenwald Collection in der National Gallery of Art in Washington
Sebaldusgrab in der Sebalduskirche Nürnberg, geschaffen von Peter Vischer von 1508 bis 1519 nach dem Entwurf von Adam Kraft

Geschichte

Sebald lebte als Einsiedler im Nürnberger Reichswald bei Poppenreuth. Außer der Tatsache seines Einsiedlerlebens ist über das Leben des Heiligen nichts bekannt. Vermutlich gehörte er der Frömmigkeitsbewegung des 10./11. Jahrhunderts an, die die Kirche aus allen weltlichen Abhängigkeiten herauslösen wollte. Sebaldus starb vermutlich um die Mitte des 11. Jahrhunderts und wurde wohl in der damaligen Peterskirche, einer Kapelle nahe der Kaiserburg in Nürnberg beigesetzt.

Ab 1070 wurde Sebald vom Volk als Heiliger verehrt, nachdem sich die Kunde von Krankenheilungen an seinem Grab ausbreitete, so daß Wallfahrten zu seinem Grab begannen. Die Peterskapelle wurde 1230 in St. Sebald umbenannt und bis 1273 durch eine neue Sebalduskirche ersetzt. [1] 1361 bis 1372 wurde die romanische Sebalduskirche errichtet.

Seit 1280 ist die Entwicklung einer Sebalduslegende nachweisbar. Die Legenden über Sebald erzählen fast ausschließlich von Wundern. 1397 wurden seine Gebeine in einem Silberschrein im Chor der Sebalduskirche aufgestellt.

Die Pilgerströme zum Sebaldus-Grab trugen zum Aufblühen Nürnbergs bei. Der Rat der Stadt Nürnberg förderte daher zielstrebig seine Verehrung als Stadtpatron und als Symbol des Selbstverständnisses der Stadt. Der Nürnberger Rat betrieb auch energisch die Heiligsprechung, die nach zähen Verhandlungen am 26. März 1425 durch Papst Martin V. (1417-31) erfolgte und in Nürnberg mit einer achttägigen Prozession gefeiert wurde.

Peter Vischer, ein berühmter Nürnberger Erzgießer der Spätgotik, fertigte 1508 bis 1519 das Bronzegehäuse für den Sarg des Sebaldus nach dem Entwurf von Adam Kraft. Es hieß, das Hindurchschlüpfen unter dem Sarg heile Gebrechen. Der Heilige wurde vornehmlich als Nothelfer schwangerer Frauen angerufen. So brachte man Sebaldus' Kopf zu erkrankten schwangeren Frauen.

Das zu seiner Verehrung bestimmte Kirchengebet lautet:
„Gott! Allmächtiger, Ewiger, der du das Leben des heiligen Sebaldus im Durchgange durch die Trübsale dieser Zeit lobenswürdig gemacht hast: wir bitten dich, daß du auf seine Fürbitte dein Volk schützest und verteidigest und nach dem Ablaufe dieses zeitlichen Lebens ins himmlische Reich einführest.“ [2]
Jahrhundertelang wurde dieses Gebet an seinem Grabe gesprochen. Dieser Brauch unterblieb seit der Reformation 1525, die die Heiligenverehrung beendete. Doch blieb Sebald in Nürnberg dennoch weiterhin populär. Sebald ist einer der wenigen Fälle, in denen die Reliquien eines katholischen Heiligen in einer evangelischen Kirche aufbewahrt werden.

Heute werden die unregelmäßig vorgenommenen Visitationen der Reliquien im Sebaldusgrab von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Stadt gemeinsam durchgeführt. [3]

Andenken an St. Sebald heute

„Auf der Suche nach St. Sebaldus. In Nürnberger Souvenirläden sucht man heuzutage vergeblich nach Andenken an den heiligen Sebaldus. Dabei ist er immerhin Nürnberger Stadtpatron und Mittelpunkt einer umfangreichen Legenden-Sammlung. (Nürnberg plus 1)“ [4]

Selbst in der Tourist-Information gibt es keine Abbildung des Stadtpatrons.

Ehrungen

Literatur

Bücher

  • Das Leben und die Wunder des heiligen Sebaldus, des Apostels und Schutzpatrons der Stadt Nürnberg. Nürnberg 1842
  • Sebaldus von Nürnberg. In: Stadlers Vollständiges Heiligen-Lexikon. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, fortgesetzt von J. N. Ginal, 5. Band. Augsburg: B. Schmid’sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), 1882, S. 225-228 - Stadlers HL
  • Georg Hammerbacher: St. Sebald, der Schutzpatron Nürnbergs. Zum fünfhundertjährigen Feste seiner Heiligsprechung 1425-1925. Nürnberg: Sebaldus, 1925, 39 S.
  • Arno Borst: Die Sebalduslegenden in der mittelalterlichen Geschichte Nürnbergs. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 26, 1966, S. 19-178
  • Svetozar Sprusansky: Der heilige Sebald, seine Kirche und seine Stadt. Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs Der Heilige Sebald, Seine Kirche und Seine Stadt im Stadtmuseum Nürnberg, 24. August - 28. Oktober 1979 / Evang.-Luth. Kirchengemeinde Nürnberg-St. Sebald. [Katalog: Svetozar Sprusansky]. Nürnberg: Evang.-Luth. Kirchengemeinde Nürnberg-St. Sebald, 1979, 103 S., 44 Ill. u. graph. Darst. (Ausstellungskataloge des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg; Nr. 8)
  • Svetozar Sprusansky: Das Haupt des Heiligen Sebaldus. Zur Geschichte des Nürnberger Stadtheiligen und seiner Verehrung. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 68, 1981, S. 109-121 - MVGN
  • Klaus-Stefan Krieger: SEBALD, H., Einsiedler, Stadtpatron Nürnbergs. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band IX (1995), Spalten 1267-1268 - BBKL
  • Christian Schmidt-Scheer: Sebaldus. Eine Besonderheit in St. Peter und Paul. In: „kostbar & sehenswert“ – PPP Dezember 2002 - PDF-Datei

Presse

Querverweise

Netzverweise

  • Sebaldus von Nürnberg - HL
  • Klaus-Stefan Krieger: SEBALD, H., Einsiedler, Stadtpatron Nürnbergs. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band IX (1995), Spalten 1267-1268 - BBKL

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Klaus-Stefan Krieger: SEBALD, H., Einsiedler, Stadtpatron Nürnbergs. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band IX (1995), Spalten 1267-1268 - BBKL
  2. Sebaldus von Nürnberg. In: Stadlers Vollständiges Heiligen-Lexikon. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, fortgesetzt von J. N. Ginal, 5. Band. Augsburg: B. Schmid’sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), 1882, S. 225-228 - Stadlers HL
  3. Horst-Dieter Beyerstedt: Sebaldus. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  4. Nürnberger Zeitung Nr. 67 vom 21. März 2009, S. 1