Stoppt das Chaos!

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Stoppt das Chaos! war eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2002 mit der „Resolution zur Wiederherstellung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“.

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Zum Begriff „Chaos“

Gemeint ist das „Rechtschreibchaos“. Unter diesem „Rechtschreibchaos“ versteht man die Beliebigkeitsschreibung, die durch die sogenannte Schul-Rechtschreibreform von 1996 und die nachfolgenden Reformen der Schulschreibreform entstanden ist. Zum Beispiel schreibt man in traditioneller Qualitätsorthographie Schloßstraße oder in der neuen Schulschreibung Schlossstraße. Doch liest man häufig auch die Beliebigkeitsschreibung Schlossstrasse oder Schloßstrasse.

Dieses durch die Reform verursachte Durcheinander und Nebeneinander verschiedener Schreibweisen wird als Beliebigkeitsschreibung und manchmal auch als babylonische Sprachverwirrung bezeichnet. Es entspricht nicht dem Artikel III der Wiener Absichtserklärung: „Die Kommission wirkt auf die Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum hin.“

Zur Geschichte

Die Anzeige „Stoppt das Chaos!“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2002 geriet schnell in Vergessenheit.

Deshalb verabschiedeten zum Jahrestag der „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“ vom Oktober 1996 im Oktober 2003 der Verein „Lebendige deutsche Sprache e.V.“, der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) und die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ offiziell die „Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung“, die bis dahin bereits von vielen Vereinen, Unternehmen und Autoren unterzeichnet worden war.

Text der Resolution

Stoppt das Chaos!
Resolution zur Wiederherstellung der Einheitlichkeit
der deutschen Rechtschreibung

Die Unterzeichner fordern die Kultusminister der Länder und die Zwischenstaatliche Kommission nachdrücklich auf, die Rechtschreibreform sofort zurückzunehmen und die bisherige einheitliche Rechtschreibung wiederherzustellen. Immer weitere Nachbesserungen verursachen immer weitere Kosten. Dieses Geld sollte besser in die Bildung unserer Schüler fließen.

Die Rechtschreibreform ist gescheitert. Die Neuregelungen sind sprachwissenschaftlich mißlungen [1] und haben nicht zum Rückgang von Schreibfehlern geführt. Sie sind weder eindeutiger noch einheitlicher oder einfacher als die bisherigen Regeln und zeigen Korrekturbedürftigkeit. Weitere Nachbesserungen aber führen zu wachsendem Chaos! Die neue deutsche Rechtschreibung hat unsere einheitliche Schriftsprache zerstört. Die Bevölkerung hat die neue Orthographie gar nicht oder nur in Teilen angenommen bzw. praktiziert sie nur gezwungenermaßen. Zeitungsverlage haben wegen der großen Mängel eigene Hausorthographien erstellt und sind zum Teil sogar wieder zur bisherigen Rechtschreibung zurückgekehrt.

Mittlerweile herrscht überall das Chaos. Schüler lernen in der Schule eine Rechtschreibung, die immer wieder nachgebessert wird und auf die sie sich nicht mehr verlassen können. Die Verlage werden durch immer neue Reformen der Reform mit unzumutbaren Kosten belastet. Sie produzieren Bücher, die bei ihrem Erscheinen schon veraltet sind und wegen der begrenzten Schuletats keine Abnahme mehr finden.

Es gibt in dieser Situation nur eine Lösung: zurück zur bewährten einheitlichen Rechtschreibung. Schüler können nur richtig schreiben lernen, wenn die Schreibweisen einzelner Wörter immer dieselben sind. Nicht die bewährte einheitliche deutsche Rechtschreibung muß verändert werden, sondern deren Regeln müssen einfacher beschrieben werden.

http://www.deutschesprachwelt.de/archiv/resolution.shtml

Es folgte die Unterzeichnerliste und ein Unterstützerkoupon, adressiert an Astrid L. Mannes, Darmstädter Str. 32 e, D-64404 Bickenbach, Telefax 06257 90 51 15, resolution@deutsche-sprachwelt.de.

Träger der Resolution DEUTSCHE SPRACHWELT (V.i.S.d.P.): Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V., Lebendige deutsche Sprache e.V. und Astrid L. Mannes. Diese Resolution soll mit Anzeigen verbreitet werden. Danach soll der Aufruf den Kultusministern und der Rechtschreibkommission übergeben werden. Spendenkonto: Verein für Sprachpflege ...

Literatur

  • Friedrich Denk, Thomas Jaworek, Thomas Rücker, Thomas Schröer: Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform! 10 Argumente gegen die Rechtschreibreform. Frankfurt am Main, 1. Oktober 1996 [Flugblatt anläßlich der Frankfurter Buchmesse]. In: Hermann Zabel (Hrsg.): Keine Wüteriche am Werk. Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Hrsg. in Verbindung mit der Gesellschaft für deutsche Sprache. Hagen: Reiner Padligur Verlag, 1996, 448 S., ISBN 3-922957-46-3; hier: S. 389 ff.
  • Friedrich Denk: „Eine der größten Desinformationskampagnen“. In: Hans Werner Eroms, Horst Haider Munske (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 41-46 – ISBN 3 503 03786 1 - books.google.de(Enthält das Flugblatt anläßlich der Frankfurter Buchmesse: „Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform! 10 Argumente gegen die Rechtschreibreform“, Frankfurt am Main, 1. Oktober 1996, und einen Kommentar Friedrich Denks anhand seines Flugblattes und der „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“ über die Bemerkung des Präsidenten der Kultusministerkonferenz Rolf Wernstedt, bei den Aktivitäten der Rechtschreibreform-Kritiker handele es sich um eine der größten „Desinformationskampagnen“ in der Geschichte der Bundesrepublik.)
  • Friedrich Denk, Thomas Jaworek, Thomas Rücker, Thomas Schröer: Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform! 10 Argumente gegen die Rechtschreibreform. Frankfurt am Main, 1. Oktober 1996 [Flugblatt anläßlich der Frankfurter Buchmesse]. In: Manfred Riebe, Norbert Schäbler, Tobias Loew (Hrsg.): Der „stille“ Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit. St. Goar: Leibniz-Verlag, Oktober 1997, S. 298 S., ISBN 3-931155-10-2 (Dokumentation von 21 Initiativen gegen die Rechtschreibreform); hier: S. 219 f.
  • Horst Haider Munske: Neue Rechtschreibwörterbücher im Irrgarten der Rechtschreibreform. Wie soll man selber schreiben und publizieren in diesem Rechtschreibchaos? „Alles Rotgedruckte ist falsch! Man vermeide die roten Giftpilze im Duden!“ In: Schule in Frankfurt (SchiFF), Nr. 44, Juni 2001 - SchiFF
  • Erneute Schlappe für die Rechtschreibreform – der Widerstand formiert sich. In: Deutsche Sprachwelt, Pressemitteilung vom 19. April 2002 - DSW
  • Astrid L. Mannes: Der Verwirrung ein Ende. Kaum einer will die Rechtschreibreform – mit einer Resolution das Chaos beenden. In: Deutsche Sprachwelt, Ausgabe 8 vom 20. Mai 2002, S. 1 - DSW
  • Stoppt das Chaos! Resolution zur Wiederherstellung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung. Anzeige. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. Juni 2002, S. 49 - PDF-Datei
  • Elke Philburn: New rules chaos - die deutsche Rechtschreibreform in Großbritannien. In: Schule in Frankfurt. Notizen des HPhV-Bezirksverbandes Frankfurt am Main, Ausgabe 47, November 2003 - im Netz
  • M.P.: Widerstand von Anfang an. In: Die Welt vom 7. August 2004 - WELT

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Stoppt das Chaos! Resolution zur Wiederherstellung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung. Anzeige. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. Juni 2002, S. 49 - PDF-Datei
  • Resolution zur Wiederherstellung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung - DSW
  • Deutsche Sprachwelt: Diese Institutionen wollen das Rechtschreibchaos stoppen und unterstützen die Resolution zur Wiederherstellung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung (Auswahl). Flugblatt zur Leipziger Buchmesse, 20. bis 23. März 2003 - DSW PDF
  • Verwirrung und Beliebigkeitsschreibung im Wiktionary-Wörterbuch - Wiktionary

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Gemeinsame Erklärung zur Rechtschreibreform von Professorinnen und Professoren der Sprach- und Literaturwissenschaft vom April 1998 - PDF-Datei und im Netz