Ulvi Kulac (Gudrun Rödel)

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Im Artikel Ulvi Kulaç (Gudrun Rödel) gibt Gudrun Rödel einen Überblick über das Schicksal des als Mörder der neunjährigen Peggy Knobloch aus Lichtenberg, Oberfranken, zu lebenslanger Haft verurteilten Ulvi Kulaç.

Einführung

Gudrun Rödel (* 1948) stammt aus Zwickau. Sie war 21 Jahre als Anwaltssekretärin bzw. Büroleiterin tätig und bekam daher viele Einblicke in die Mechanismen der Justiz - auch 10 Jahre in der DDR.

Auf Grund der geistigen Behinderung ihrer Tochter, die 2010 im Alter von 41 Jahren verstarb, hatte Gudrun Rödel ein Leben lang enge Kontakte zu behinderten Menschen.

Seit 2005 engagiert sich Gudrun Rödel für den geistig behinderten Ulvi Kulaç. Sie ist Mitglied der Bürgerinitiative „Gerechtigkeit für Ulvi“ und Mitglied des Unterstützerkreises „Gustl Mollath“. Ehrlichkeit und Gerechtigkeit wurden ihr von ihren Eltern vorgelebt, so daß es ihr aus tiefstem Herzen kam, für Ulvi und seine Familie etwas zu tun, auch aus Empörung, wie sich die Justiz gerade gegenüber einem solch hilflosen, wehrlosen Menschen verhalten hatte.

Bei der Großkundgebung „EMPÖRT EUCH – Recht und Freiheit für Gustl Mollath“ am 27. Juli 2013 in Nürnberg verlas sie ihren Offenen Brief an den Bundespräsidenten Joachim Gauck, in dem sie sich für Ulvi Kulaç und für andere Justiz- und Psychiatrieopfer einsetzt.

Der Fall Ulvi

In einem mit Scheinindizien geführten Prozeß verurteilte das Landgericht Hof am 30. April 2004 unter Mißachtung der Menschenrechte den geistig behinderten Ulvi Kulaç als Mörder der damals 9jährigen Peggy Knobloch aus Oberfranken zu lebenslanger Haft.

Bis heute gibt es keinen Beweis, daß überhaupt ein Mord stattgefunden hat. Es gibt weder Spuren noch Beweise oder gar eine Leiche! Zum Zeitpunkt des Verschwindens des Mädchens am 7. Mai 2001 zeigten alle Spuren und Hinweise auf eine Entführung hin! Deshalb erging am 23.Januar 2002 die Presseerklärung der Soko I, daß Ulvi Kulac nichts mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun hat!

Mit diesem Ermittlungsergebnis unzufrieden setzte der damalige Innenminister Beckstein mit Wirkung vom 25. Februar 2002 eine neue Soko unter der Leitung von Wolfgang Geier ein mit dem Ziel, den Fall zu Ende zu führen. Da Hinweise über einen Verbleib des Mädchens in der Türkei zu keinem Erfolg führten, konzentrierte sich Geier voll und ganz auf Ulvi Kulac; aber auch er mußte feststellen, daß nichts gegen ihn vorliegt. Einziges Ziel von Wolfgang Geier war, ein Geständnis von Ulvi zu erhalten!

Dabei kam ihm der ehemalige V-Mann der Polizei Hofmann sehr gelegen; ihm (zu dieser Zeit ebenfalls in der Psychiatrie Bayreuth) wurde die Freiheit versprochen, wenn er Ulvi Kulac belaste. (Hofmann im Anhörungsprotokoll vom 27. Oktober 2010: „Man hat mir gesagt, daß ich aussagen soll, er hat sie umgebracht, gedrosselt, bis sie tot war. Am schlimmsten war der Chefermittler Geier.“)

Auf der Grundlage der Falschaussage dieses Hofmann ließ Geier eine sog. Tathergangshypothese erstellen, aus der das Konzept für die Vernehmungen sowie der Inhalt des zu erwartenden Geständnisses bereits ersichtlich waren. Ganze drei Vernehmungen reichten, um ein Geständnis von Ulvi – unter wahrheitswidrigem Vorhalt, man habe Blut an seiner Arbeitskleidung gefunden – zu erhalten: ein Geständnis, genauso wie in der Tathergangshypothese vorgegeben!

Den Sachverständigen wurde zur Erstellung ihrer Gutachten hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des Geständnisses von Ulvi ein manipulierter Ermittlungsbericht (gefälschte Zeugenaussagen und Sachverhalte) durch die Kripo – hauptverantwortlich Wolfgang Geier – vorgelegt, der schließlich auch Grundlage der Anklage sowie des Urteils wurde.

Zeugen, die ihre Aussagen unmittelbar nach dem Verschwinden des Mädchens spontan und wahrheitsgetreu bei der Polizei gemacht hatten, wurden nun – ein Jahr nach dem Verschwinden des Mädchens – erneut durch die Polizei in stundenlangen Vernehmungen verunsichert mit dem Ziel, die bereits gemachten Aussagen zu widerrufen, um dadurch Ulvi zu belasten.

Zwei wichtige Entlastungszeugen ließ der Richter bei der Urteilsfindung einfach weg.

Das Recht auf ein faires Verfahren, das die Strafprozeßordnung jedem Bürger garantiert, wurde Ulvi nicht zuteil. In 12 Vernehmungen (oft stundenlang) war er ohne Rechtsbeistand, was im besonderen auf Grund seiner geistigen Behinderung einen fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte darstellt.

Fotogalerie

Kontakt

Gudrun Rödel
Oderweg 4
95213 Münchberg
http://www.ulvi-kulac.de/

Literatur

Presse

  • dapd: Neue Hoffnung auf Freiheit für Ulvi K. - Elf Jahre nach dem Verschwinden einer Neunjährigen steht der Prozess vor der Wiederaufnahme. In: Die Welt vom 16. Juli 2012 - welt.de
  • Joachim Dankbar: Scharfe Kritik an Ermittlungen. Ulvi-Verteidiger wirft der Kripo vor, Entlastungszeugen unter Druck gesetzt zu haben. Er ist sicher, dass das Geständnis 2004 falsch gewesen ist. In: Frankenpost vom 5. April 2013 - frankenpost.de
  • Ursula Prem: Demonstration am 27. Juli 2013 in Nürnberg - Dankschreiben von Gustl Mollath. In: Autorenblog ein-buch-lesen.de, Mittwoch, 31. Juli 2013 - ein-buch-lesen.de
  • Elfriede Schneider: „Ich brauche keinen Krimi, ich lebe in einem.“ Gudrun Rödel aus Münchberg will mit ihrer Bürgerinitiative die Freilassung des Verurteilten erreichen. In: Frankenpost vom 7. September 2013 - frankenpost.de
  • Helmut Reister, NZ/dpa: Das Gewissen ließ keine Ruhe. Verhinderte ein Anwalt neue Ermittlungen im Fall Peggy? In: Nürnberger Zeitung Nr. 210 vom 10. September 2013, S. 16 - [ NZ]

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen