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Das '''Unschlitthaus''' ist ein mittelalterliches reichsstädtisches Gebäude in [[Nürnberg]]. Es gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern und historischen Sehenswürdigkeiten der [[Altstadt (Nürnberg)|Nürnberger Altstadt]] und ist daher eine Station der [[Historische Meile Nürnberg |Historischen Meile Nürnberg]].
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Das '''Unschlitthaus''' ist ein mittelalterliches reichsstädtisches Gebäude in [[Nürnberg]]. Es gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern und historischen Sehenswürdigkeiten der [[Altstadt]] und ist daher eine Station der [[Historische Meile Nürnberg |Historischen Meile Nürnberg]].
[[Bild:Unschlitthaus.jpg|thumb|300px|Das Unschlitthaus, ein ehemaliger Kornspeicher. Erbaut von Hans Behaim dem Älteren 1490.<br>© Karlheinz Daut/NN]]
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[[Bild:Nürnberg_Unschlitthaus_und_Brunnen.jpg|thumb|250px|right|Unschlitthaus mit [[Dudelsackpfeifer-Brunnen]], Photo: Andreas Praefcke<br>[http://commons.wikimedia.org/wiki/File:N%C3%BCrnberg_Unschlitthaus_und_Brunnen.jpg Wikimedia Commons] ]]
  
 
==Zur Bedeutung des „Unschlitt“==
 
==Zur Bedeutung des „Unschlitt“==
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Althochdeutsch: das ''unsli(h)t'', ein 'Talg, Fett', eigentlich 'das nicht zum Essen Verwendbare vom Geschlachteten' (9. Jh.); ''ingislahti'', die 'Innereien, Eingeweide, Kleingehacktes' (11. Jh.); ''gislahti'', das 'Hackfleisch, das Geschlachtete' (Handschrift 13. Jh.).
 
Althochdeutsch: das ''unsli(h)t'', ein 'Talg, Fett', eigentlich 'das nicht zum Essen Verwendbare vom Geschlachteten' (9. Jh.); ''ingislahti'', die 'Innereien, Eingeweide, Kleingehacktes' (11. Jh.); ''gislahti'', das 'Hackfleisch, das Geschlachtete' (Handschrift 13. Jh.).
  
Mittelhochdeutsch: ''ingeslehte'', das 'Eingeweide'; ''unslit'', 'Unschlitt, Talg'; ''geslehte'', 'das Schlachten, das Geschlachtete, die Eingeweide von geschlachtetem Geflügel'. (1)
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Mittelhochdeutsch: ''ingeslehte'', das 'Eingeweide'; ''unslit'', 'Unschlitt, Talg'; ''geslehte'', 'das Schlachten, das Geschlachtete, die Eingeweide von geschlachtetem Geflügel'. <ref>Wolfgang Pfeifer: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen''. Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft Berlin unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. 3. Taschenbuchauflage. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1997, 1.665 S., ISBN 3-423-03358-4, S. 1488</ref>
  
 
Durch die Betonung der Vorsilbe wird das Grundwort ''„schlachten“'' bis zur Unkenntlichkeit reduziert.
 
Durch die Betonung der Vorsilbe wird das Grundwort ''„schlachten“'' bis zur Unkenntlichkeit reduziert.
  
==Geographische Lage==
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==Lage==
  
Das Unschlitthaus liegt an dem nach ihm benannten [[Unschlittplatz]] in der Lorenzer Altstadt südlich der [[Pegnitz]] zwischen der Maxbrücke und dem Henkersteg im Norden und der Karl-Grillenberger-Straße im Süden.(2) Der Unschlittplatz gehört mit seinen mittelalterlichen Bauten zu den wenigen erhaltenen historischen Ensembles der Stadt Nürnberg.
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Das Unschlitthaus liegt südlich der [[Pegnitz]] in der [[Lorenzer Altstadt]] an dem nach ihm benannten [[Unschlittplatz]] zwischen der Maxbrücke und dem Henkersteg im Norden und der Karl-Grillenberger-Straße im Süden. <ref>Stadtplan Nürnberg: Unschlittplatz, südlich der Pegnitz unweit der Maxbrücke - [http://web2.cylex.de/stadtplan/n%FCrnberg-90/n%FCrnberg-strasse-unschlittplatz.html im Netz]</ref> Der Unschlittplatz gehört mit seinen mittelalterlichen Bauten zu den wenigen erhaltenen historischen Ensembles der Stadt Nürnberg.
  
 
==Zur Geschichte des Unschlitthauses==
 
==Zur Geschichte des Unschlitthauses==
  
Das „Unschlitthaus“ wurde 1490/91 erbaut. Es war einer der sieben „Kornkästen“‚ die die Stadt im 15. Jahrhundert errichten ließ. Seinen Namen trägt der ehemalige Getreidespeicher von dem Unschlittamt, (3) das 1562 im Erdgeschoß untergebracht wurde und das als städtische Monopolbehörde für Unschlitt bzw. Talg diente.  
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Das „Unschlitthaus“ wurde 1490/91 erbaut. Es war einer der sieben „Kornkästen“‚ die die Stadt im 15. Jahrhundert errichten ließ. Seinen Namen trägt der ehemalige Getreidespeicher von dem Unschlittamt, <ref>[[Peter Fleischmann]]: ''Ochsen- und Unschlittamt''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage, 2000, S. 775</ref> das 1562 im Erdgeschoß untergebracht wurde und das als städtische Monopolbehörde für Unschlitt bzw. Talg diente.  
  
Seit der reichsstädtischen Zeit bis 1891 benutzten die Nürnberger die [[Pegnitz]] als Abwasserkanal und für das Entledigen von Abfällen. Auch die Herstellung und Verarbeitung von Unschlitt, z.B. für die Kerzenherstellung, fand deshalb am Unschlittplatz in unmittelbarer Nähe der Pegnitz statt. Der anderen Abfälle der Metzgerhandwerke entledigte man sich im städtischen [[Fleischhaus]] ebenfalls mit Hilfe der Pegnitz, (4) so wie es u.a. auch die Weißgerber in der [[Weißgerbergasse]] taten. Heute bezeichnet man dies mit dem Unwort „entsorgen“. (5)
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Seit der reichsstädtischen Zeit bis 1891 benutzten die Nürnberger die [[Pegnitz]] als Abwasserkanal und für das Entledigen von Abfällen. Auch die Herstellung und Verarbeitung von Unschlitt, z.B. für die Kerzenherstellung, fand deshalb am Unschlittplatz in unmittelbarer Nähe der Pegnitz statt. Der anderen Abfälle der Metzgerhandwerke entledigte man sich im städtischen [[Fleischhaus]] ebenfalls mit Hilfe der Pegnitz, <ref>''Pegnitz als Abwasserrinne und Müllhalde''. [[Bildungszentrum Nürnberg |Bildungszentrum der Stadt Nürnberg]], 1998 - [http://www.kubiss.de/kultur/projekte/pegnitz/cfbwmu01.htm im Netz]</ref> so wie es u.a. auch die Weißgerber in der [[Weißgerbergasse]] taten. Heute bezeichnet man dies mit dem Unwort „entsorgen“. <ref>* Walter Bauernfeind: ''Entsorgung''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage, 2000<br>
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* Martina Bauernfeind: ''Bürgermeister Georg Ritter von Schuh. Stadtentwicklung in Erlangen und Nürnberg im Zeichen der Hochindustrialisierung 1878–1913''. Zugleich: Universität Bayreuth, Diss., 1999. Nürnberg: Korn und Berg, 2000, XII, 563 S., ISBN 3-87432-137-1 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 60), S. 40-54, 142-165</ref>
  
Bei derartigen unhygienischen Verhältnissen konnten Pestepidemien nicht ausbleiben. Für die Nürnberger Patrizier war der wirksamste Schutz die Flucht in ihre [[Burgen und Herrensitze im Nürnberger Land | Schlösser und Herrensitze]] im Nürnberger Umland. (6)
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Bei derartigen unhygienischen Verhältnissen konnten Pestepidemien nicht ausbleiben. Für die Nürnberger Patrizier war der wirksamste Schutz die Flucht in ihre [[Burgen und Herrensitze im Nürnberger Land | Schlösser und Herrensitze]] im Nürnberger Umland. <ref>[[Charlotte Bühl-Gramer |Charlotte Bühl]]: ''Pestepidemien''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage, 2000</ref>
  
 
Heute dient das Unschlitthaus als städtisches Amtsgebäude und Leihhaus.
 
Heute dient das Unschlitthaus als städtisches Amtsgebäude und Leihhaus.
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==Literatur==
 
==Literatur==
  
* Carl L. Sachs: ''Metzgergewerbe und Fleischversorgung der Reichsstadt Nürnberg bis zum Ende des 30jährigen Krieges''. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Nr. 24, 1922, S. 1-260 - [http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/mvgn/Blatt_bsb00001027,00004.html?prozent=1 MVGN]
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* Carl L. Sachs: ''Metzgergewerbe und Fleischversorgung der Reichsstadt Nürnberg bis zum Ende des 30jährigen Krieges''. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Nr. 24, 1922, S. 1-260 - [http://periodika.digitale-sammlungen.de/mvgn/Blatt_bsb00001027,00004.html?prozent=1 MVGN]
  
 
* Hans Behringer: ''Die Straßen unserer Vaterstadt erzählen ihre Geschichte''. Nürnberg: Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH, 1961, 251 S.; 2. Auflage, 1966, 259 S.
 
* Hans Behringer: ''Die Straßen unserer Vaterstadt erzählen ihre Geschichte''. Nürnberg: Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH, 1961, 251 S.; 2. Auflage, 1966, 259 S.
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* [[Erich Mulzer]]: ''Henkersteg und Unschlittplatz''. In: Erich Mulzer: ''Baedeker Nürnberg - Stadtführer'', 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - [http://norica.by.ru/baedeker/besicht3.html im Netz]
 
* [[Erich Mulzer]]: ''Henkersteg und Unschlittplatz''. In: Erich Mulzer: ''Baedeker Nürnberg - Stadtführer'', 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - [http://norica.by.ru/baedeker/besicht3.html im Netz]
  
* Peter Fleischmann: ''Ochsen- und Unschlittamt''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): [[Stadtlexikon Nürnberg]]. 2. Auflage, 2000, S. 775 - [http://online-service.nuernberg.de/stadtlexikon/start.fau?prj=Lex im Netz]
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* [[Peter Fleischmann]]: ''Ochsen- und Unschlittamt''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): [[Stadtlexikon Nürnberg]]. 2. Auflage, 2000, S. 775 - [http://online-service.nuernberg.de/stadtarchiv/dok_start.fau?prj=biblio&dm=Stadtlexikon im Netz]
  
* Wiltrud Fischer-Pache: ''Unschlitthaus''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8 - auch [http://online-service.nuernberg.de/stadtlexikon/start.fau?prj=Lex im Netz]
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* Wiltrud Fischer-Pache: ''Unschlitthaus''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 2000, ISBN 3-921590-69-8 - [http://online-service.nuernberg.de/stadtarchiv/dok_start.fau?prj=biblio&dm=Stadtlexikon im Netz]
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* ''Unschlitthaus''. In: [[Pablo de la Riestra]]: ''[[Nürnberg]]. Die historische Altstadt''. Petersberg: Imhof, 2005, 207 S., ISBN 3-86568-008-9, S. 148-150
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==Presse==
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* Dieter Knapp: ''Wer Vorräte hatte, besaß Macht und Reichtum. Entdeckertour zu den Kornhäusern der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg''. In: [[Nürnberger Zeitung]] Nr. 290 vom 15. Dezember 2018, S. 8
  
 
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* [[Dudelsackpfeifer-Brunnen]] am Unschlittplatz
 
* [[Dudelsackpfeifer-Brunnen]] am Unschlittplatz
 
* [[Stadtlexikon Nürnberg]]
 
* [[Stadtlexikon Nürnberg]]
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* [[Nürnberg]]
 
* [[Nürnberger Altstadtberichte]]
 
* [[Nürnberger Altstadtberichte]]
 
* [[Nürnberger Altstadtberichte (Verzeichnis)]]
 
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==Netzverweise==
 
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==Einzelnachweise und Anmerkungen==
 
==Einzelnachweise und Anmerkungen==
 
<references />
 
<references />
(1) Wolfgang Pfeifer: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen''. Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft Berlin unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. 3. Taschenbuchauflage. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1997, 1.665 S., ISBN 3-423-03358-4, S. 1488
 
 
(2) Stadtplan Nürnberg: Unschlittplatz, südlich der Pegnitz unweit der Maxbrücke - [http://web2.cylex.de/stadtplan/n%FCrnberg-90/n%FCrnberg-strasse-unschlittplatz.html im Netz]
 
 
(3) Peter Fleischmann: ''Ochsen- und Unschlittamt''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage, 2000, S. 775
 
 
(4) ''Pegnitz als Abwasserrinne und Müllhalde''. [[Bildungszentrum Nürnberg |Bildungszentrum der Stadt Nürnberg]], 1998 - [http://www.kubiss.de/kultur/projekte/pegnitz/cfbwmu01.htm im Netz]
 
 
(5)
 
* Walter Bauernfeind: ''Entsorgung''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage, 2000
 
* Martina Bauernfeind: ''Bürgermeister Georg Ritter von Schuh. Stadtentwicklung in Erlangen und Nürnberg im Zeichen der Hochindustrialisierung 1878–1913''. Zugleich: Universität Bayreuth, Diss., 1999. Nürnberg: Korn und Berg, 2000, XII, 563 S., ISBN 3-87432-137-1 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 60), S. 40-54, 142-165
 
  
(6) Charlotte Bühl: ''Pestepidemien''. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): ''[[Stadtlexikon Nürnberg]]''. 2. Auflage, 2000 
 
  
 
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[[Kategorie:Nürnberg]]
 
[[Kategorie:Gebäude]]
 
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[[Kategorie:Nürnberger Geschichte]]
 
[[Kategorie:Nürnberger Geschichte]]
 
[[Kategorie:Stadtlexikon Nürnberg]]
 
[[Kategorie:Stadtlexikon Nürnberg]]
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[[Kategorie:WikipediaPlag]]

Aktuelle Version vom 18. Dezember 2018, 02:38 Uhr

Das Unschlitthaus ist ein mittelalterliches reichsstädtisches Gebäude in Nürnberg. Es gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern und historischen Sehenswürdigkeiten der Altstadt und ist daher eine Station der Historischen Meile Nürnberg.

Unschlitthaus mit Dudelsackpfeifer-Brunnen, Photo: Andreas Praefcke
Wikimedia Commons

Zur Bedeutung des „Unschlitt“

Das Unschlitt ist ein tierisches Fett bzw. ein tierischer Talg. Das Unschlitt war bis ins 19. Jahrhundert hinein als Rohstoff für die Herstellung von Talgkerzen, Wagenschmiere und Schuhwichse von großer Bedeutung. Im Mittelalter mußten daher alle Metzger dies Abfallfett beim Unschlittamt als städtischer Monopolbehörde verkaufen.

Zur Herkunft des Wortes „Unschlitt“

Wolfgang Pfeifers Etymologisches Wörterbuch klärt über die Herkunft des Wortes „Unschlitt“ auf.

Althochdeutsch: das unsli(h)t, ein 'Talg, Fett', eigentlich 'das nicht zum Essen Verwendbare vom Geschlachteten' (9. Jh.); ingislahti, die 'Innereien, Eingeweide, Kleingehacktes' (11. Jh.); gislahti, das 'Hackfleisch, das Geschlachtete' (Handschrift 13. Jh.).

Mittelhochdeutsch: ingeslehte, das 'Eingeweide'; unslit, 'Unschlitt, Talg'; geslehte, 'das Schlachten, das Geschlachtete, die Eingeweide von geschlachtetem Geflügel'. [1]

Durch die Betonung der Vorsilbe wird das Grundwort „schlachten“ bis zur Unkenntlichkeit reduziert.

Lage

Das Unschlitthaus liegt südlich der Pegnitz in der Lorenzer Altstadt an dem nach ihm benannten Unschlittplatz zwischen der Maxbrücke und dem Henkersteg im Norden und der Karl-Grillenberger-Straße im Süden. [2] Der Unschlittplatz gehört mit seinen mittelalterlichen Bauten zu den wenigen erhaltenen historischen Ensembles der Stadt Nürnberg.

Zur Geschichte des Unschlitthauses

Das „Unschlitthaus“ wurde 1490/91 erbaut. Es war einer der sieben „Kornkästen“‚ die die Stadt im 15. Jahrhundert errichten ließ. Seinen Namen trägt der ehemalige Getreidespeicher von dem Unschlittamt, [3] das 1562 im Erdgeschoß untergebracht wurde und das als städtische Monopolbehörde für Unschlitt bzw. Talg diente.

Seit der reichsstädtischen Zeit bis 1891 benutzten die Nürnberger die Pegnitz als Abwasserkanal und für das Entledigen von Abfällen. Auch die Herstellung und Verarbeitung von Unschlitt, z.B. für die Kerzenherstellung, fand deshalb am Unschlittplatz in unmittelbarer Nähe der Pegnitz statt. Der anderen Abfälle der Metzgerhandwerke entledigte man sich im städtischen Fleischhaus ebenfalls mit Hilfe der Pegnitz, [4] so wie es u.a. auch die Weißgerber in der Weißgerbergasse taten. Heute bezeichnet man dies mit dem Unwort „entsorgen“. [5]

Bei derartigen unhygienischen Verhältnissen konnten Pestepidemien nicht ausbleiben. Für die Nürnberger Patrizier war der wirksamste Schutz die Flucht in ihre Schlösser und Herrensitze im Nürnberger Umland. [6]

Heute dient das Unschlitthaus als städtisches Amtsgebäude und Leihhaus.

Literatur

  • Carl L. Sachs: Metzgergewerbe und Fleischversorgung der Reichsstadt Nürnberg bis zum Ende des 30jährigen Krieges. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Nr. 24, 1922, S. 1-260 - MVGN
  • Hans Behringer: Die Straßen unserer Vaterstadt erzählen ihre Geschichte. Nürnberg: Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH, 1961, 251 S.; 2. Auflage, 1966, 259 S.
  • Erich Mulzer: Henkersteg und Unschlittplatz. In: Erich Mulzer: Baedeker Nürnberg - Stadtführer, 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - im Netz

Presse

  • Dieter Knapp: Wer Vorräte hatte, besaß Macht und Reichtum. Entdeckertour zu den Kornhäusern der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg. In: Nürnberger Zeitung Nr. 290 vom 15. Dezember 2018, S. 8

Querverweise

Netzverweise

  • Unschlitthaus. In: Baukunst Nürnberg - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft Berlin unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. 3. Taschenbuchauflage. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1997, 1.665 S., ISBN 3-423-03358-4, S. 1488
  2. Stadtplan Nürnberg: Unschlittplatz, südlich der Pegnitz unweit der Maxbrücke - im Netz
  3. Peter Fleischmann: Ochsen- und Unschlittamt. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage, 2000, S. 775
  4. Pegnitz als Abwasserrinne und Müllhalde. Bildungszentrum der Stadt Nürnberg, 1998 - im Netz
  5. * Walter Bauernfeind: Entsorgung. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage, 2000
    • Martina Bauernfeind: Bürgermeister Georg Ritter von Schuh. Stadtentwicklung in Erlangen und Nürnberg im Zeichen der Hochindustrialisierung 1878–1913. Zugleich: Universität Bayreuth, Diss., 1999. Nürnberg: Korn und Berg, 2000, XII, 563 S., ISBN 3-87432-137-1 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 60), S. 40-54, 142-165
  6. Charlotte Bühl: Pestepidemien. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage, 2000