Reichskleinodien

Aus NürnbergWiki
Version vom 24. September 2010, 11:28 Uhr von Manfred Riebe (Diskussion | Beiträge) (Neu: Reichskleinodien)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Reichskleinodien wurden in der Reichsstadt Nürnberg als des Deutschen Reiches Schatzkästlein aufbewahrt.

Zum Begriff

Die Reichskleinodien, (1) auch die Reichsinsignien oder der Reichsschatz genannt, sind die Herrschaftszeichen der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches. Die wichtigsten Teile sind die Reichskrone, der Reichsapfel, das Zepter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz, die Heilige Lanze und das Krönungsornat. Die Originale werden in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt. Im Nürnberger Rathaus werden seit 1990 Kopien ausgestellt.

Zur Geschichte

Kaiser Sigismund (1368-1437) bestimmte die Reichsstadt Nürnberg ab 1423 zur alleinigen Aufbewahrungsstätte der Reichskleinodien zu ewiger Verwahrung. Sie wurden in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufbewahrt. Diesen Aufbewahrungsort verließen sie nur für die Heiltumsweisungen und zu Krönungen. Seit die Reichskleinodien 1424 in Nürnberg aufbewahrt wurden, kam es zu einem erheblichen Zustrom von Menschen in die Stadt.

Die Reichskleinodien blieben von 1424 bis 1796 in Nürnberg aufbewahrt. Das NS-Regime ließ die Reichsinsignien 1938 auf persönliche Weisung Adolf Hitlers abermals nach Nürnberg holen. Dort wurden sie in der Katharinenkirche ausgestellt. 1945 fanden US-Soldaten den Reichsschatz in einem Bunker, und er wurde 1946 nach Wien gebracht, wo er seitdem in der Hofburg ausgestellt ist.

Die Altstadtfreunde Nürnberg erreichten mit Unterstützung von Julius Lincke (1909–1991), des ehemaligen Leiters des Amtes für Denkmalpflege der Stadt Nürnberg, die Herstellung einer Kopie der drei wertvollsten Stücke der Reichskleinodien für Nürnberg. Die Nachbildungen wurden von der Stadtsparkasse und der Bayerischen Landesbank finanziert. Die Altstadtfreunde haben diese Nachbildungen der Stadt Nürnberg als unbefristete Leihgabe zur Verfügung gestellt. Sie sind im Rathaus ausgestellt. (2)

Literatur

  • Julius von Schlosser: Die deutschen Reichskleinodien. Wien: Schroll, 1920, 80 S.
  • Fritz Traugott Schulz: Die deutschen Reichskleinodien. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1934, 60 S. (Meyers bunte Bändchen; 5); 2. Auflage, 1938
  • Franz Bauer: Die Reichskleinodien der Deutschen. Nürnberg: W. Tümmels Buchdruckerei, 1939, 120 S. mit 1 Tafel und mehreren Textabbildungen [Die Tafel zeigt, wie der Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel dem „Führer“ Adolf Hitler eine Nachbildung des alten Reichsschwertes überreicht.]
  • Wilhelm Schwemmer: Die Reichskleinodien in Nürnberg 1938-1945. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 65, 1978, S. 397-413 - MVGN
  • Harald Lamprecht: Eine Kopie zum Trost. Die „Rückkehr“ der Reichskleinodien. In: Nürnberg Heute, Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 49, Dezember 1990, S. 38-41
  • Klemens Gsell: Die Rechtsstreitigkeiten um den Reichsschatz. Das Rechtsproblem aus rechtshistorischer und aktueller Sicht. Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation 2001, 1999, XXVI, 206 S.
  • Gustav Roeder: Vom Umgang mit des Reiches Herrlichkeit. Eine Kugel mit fester Harzmasse gefüllt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 149 vom 28. Juni 2008, S. 18 - Serie „Roeders Rätselnuß“ - NZ
  • Klaus Kastner: Die verschlungenen Wege der Reichskleinodien. Nürnbergs verlorener Schatz. In: Nürnberger Zeitung Nr. 202 vom 29. August 2008, S. 3 - NZ
  • Wolfgang Heilig-Achneck: Altstadtfreunde zeigten Reichskleinodien. Von der Kaiserkrone zum alten «Siechkobel». In: Nürnberger Nachrichten vom 10. August 2009 - NN

Artikel im Stadtlexikon Nürnberg

  • Georg Stolz: Heilig-Geist-Kirche; Michael Diefenbacher: Heilig-Geist-Spital; Alfred Wendehorst: Heiltumsweisung; Walter Bauernfeind: Kaisertreue und Reichsbewußtsein; Stolz: Katharinenkirche; Wendehorst: Katharinenkloster; Walter Bauernfeind: Krongesandtschaften und Kronhüter; Schramm: Kunstbunker; Neuhaus: Nürnberg und das Heilige Römische Reich; Wendehorst: Reichskleinodien. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

Querverweise

Netzverweise

  • Maria Grüttner: Die Krone des Reiches - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

(1) Das Kleinod, „kostbares Schmuckstück“, übertragen: „Kostbarkeit“. Der Plural „Kleinodien“ kam im 16. Jh. auf.

(2)

  • Gustav Roeder: Vom Umgang mit des Reiches Herrlichkeit. Eine Kugel mit fester Harzmasse gefüllt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 149 vom 28. Juni 2008, S. 18 - Serie „Roeders Rätselnuß“ - NZ
  • Kurt Müller: Ein besonderes Grabdenkmal. Die letzte Ruhestätte von Heinrich Schwabe (1846-1924) und Julius Lincke (1909 – 1991) auf dem St. Johannisfriedhof. In: Mitteilungen des Bürgervereins St. Johannis, Heft 51, 2002, S. 16-19 - im Netz