Botond

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Botond (* 3. März 1949 in Fünfkirchen (Pècs), Südungarn, † 27. Oktober 2010 in Nürnberg) war ein ungarischer Bildhauer, der sich als freischaffender Künstler der Objekt- und Zeichenkunst zuwandte. Er lebte und arbeitete seit 1979 in Nürnberg.

Botond, 1995
Foto: Helmut Guggenberger

Leben und Wirken

Name

Botonds bürgerlicher Name war Botond László Kardos. 1980 machte er seinen Vornamen „Botond“ zu seinem Künstlernamen.
Botond Kardos wird in zwei Künstlerdatenbanken auch als „Ferenczi Botond“ geführt. [1]

Studium

  • 1967-1975 Studium an der Kunstakademie in Budapest

Freischaffender Künstler

  • 1975 - 1979 freischaffender Künstler in Ungarn
  • 1079 - Aussiedlung in die BRD
  • 1979 - 2010 freischaffender Künstler in Nürnberg und Budapest unter dem Künstlernamen "Botond"
  • 1980 - 1984 Leitung der Galerie in der Sterngasse
  • 1988 Beginn des Projektes „Bibliothek“ / Studienreise nach Ägypten
  • 1995 Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste, Budapest

Wirken

Botond lebte und arbeitete in Nürnberg und Budapest. Sein Werk, das er themenbezogen über längere Zeiträume bearbeitete, umfaßt Kleinplastiken, Assemblagen, Raumskulpturen, Rauminstallationen und Zeichnungen. Für seine plastischen Arbeiten benutzte er vorrangig Stahlbleche, Stahldraht, Bronze und Beton. Später kamen LKW-Planen und Kunststoffe dazu. Sein zeichnerisches Werk ist umfangreich. Verschiedene Mappenwerke haben ganz eigenständigen Charakter, andere begleiten sein plastisches Werk. Eher randständig sind seine Objektmöbel und Raumkonzepte.

Mit groß angelegten Projekten, insbesondere mit seinem Projekt BUCH & BIBLIOTHEK hat Botond über Deutschland hinaus Anerkennung gefunden.

Er hatte eine Vorliebe für geschichtsträchtige Räume und Ereignisse, die ihn zur künstlerischen Stellungnahme herausforderten. So wurde sein Werk nicht nur in Museen, Galerien und auf öffentlichen Plätzen gezeigt, sondern darüber hinaus in Bunkern, in Räumen des ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgeländes, in Rathaussälen, Steinbrüchen, Klöstern, verlassenen Künstlerdomizilen und auf Bibliotheksgeländen. [2]

Werke und Werkgruppen (Auswahl)

Buch & Bibliothek

Von 1987 bis 1998 arbeitete Botond an seinem umfangreichen Rauminstallations-Projekt BUCH & BIBLIOTHEK, das sich auf das Schicksal der Alexandrienischen Bibliothek bezog und mit dem er ein Bekenntnis zu Toleranz und Offenheit gegenüber fremdem Gedankengut ablegte. Botonds "eingeschweißte Bibliothek" sollte am Ende 2000 Bände umfassen. Dazu wurden einzelne Bücher in Eisenblech eingeschweißt, mit Beton oder Bronzeguß umhüllt. Jedes Buch ist im Inneren der Kleinplastik frei beweglich. So entstanden "Konserven" von unverwechselbarer Gestalt. In ihnen ist das Gedächtnis der Menschheit ästhetisch umhüllt und ein symbolischer Akt gegen die Zerstörung vollzogen. Oft fügte der Künstler einzelne Kleinplastiken – thematisch gruppiert – zu komplexen skulpturalen Formen zusammen. Besondere Beachtung fanden die Aktion "232°C" Goldenen Saal des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes (1989) und die Ausstellung "Bunker" im Bauhofbunker Nürnberg (1993).

Die Kunstobjekte zum Nürnberger Friedensmahl 1999

Für das Nürnberger Friedensmahl 1999 im Historischen Rathaussaal fertigte Botond nicht nur die Tafelaustattung, sondern auch große Raumskulpturen. Er greift christliche und profane Bildmotive mit künstlerischen Mitteln auf und verleiht ihnen aktuelle Bedeutung: Geometrische Körper versinnbildlichen Festigkeit und Stabilität, Sanduhren dagegen die allen Dingen innewohnende Vergänglichkeit. Die Kugel gilt nicht nur als Symbol für Gleichheit, sondern auch für Macht. Gebündelte Pfeile stehen für die Bannung des Krieges, das Füllhorn für Wohlstand und Überfluss.

U-Bahnhof Schoppershof

1993 übernahm Botond die architektonische und künstlerische Gestaltung des Nürnberger U-Bahnhofes Schoppershof Schoppershofstraße. Die Innen-Außen-Beziehung von Oberfläche und Bahnsteigebene wird durch ein Geflecht aus Stahlseilen dargestellt, die sich an der Bahnsteigwand wie die Wurzeln eines Baumes verzweigen.

Weitere Werke im öffentlichen Raum Nürnberg

WEGWEISER: Bodeninstallation im Pausenhof Grundschule Bauernfeindstraße (2001)

Variable Theaterkulisse: Außenbereich des Spielzeugmuseums (2005)

ZEIT-MASS-STAB: Südtiroler Platz (2008)

Ausstellungen (Auswahl)

EA=Einzelausstellung, GA=Gruppenausstellung

  • 1986 Eine Form finden. Kunsthalle Nürnberg (GA)
  • 1987 Echo. Galerie Koppelmann, Köln (EA)
  • 1987 Side by side. Print Studio, Glasgow/GB (GA)
  • 1987 Splitter - Fragmente - Bruchstücke. Künstlerwerkstatt Lothringer Straße, München (GA)
  • 1988 Das Prinzip der Linie. Galerie Koppelmann, Köln (GA)
  • 1989 Das Buch - Künstlerobjekte. Kunsthalle Bremen (GA)
  • 1989 232° C. Goldener Saal des ehem. Reichsparteitagsgelände Nürnberg (EA)
  • 1990 Hommage. Kunsthalle Budapest/H (EA)
  • 1991 Civitas. Dominikanerkloster Frankfurt am Main (EA)
  • 1991 Sechs deutsche Künstler in Japan. Nagoya/Japan (GA)
  • 1992 UNI-KEIN-GARTEN. Universitätsbibliothek Klagenfurt/A (GA)
  • 1993 Bunker. Bauhof-Bunker, Nürnberg (EA)
  • 1995 Bibliothek. Capel Art Center, Köln-Hamburg (EA)
  • 1995 Bibliothek. Universitätsbibliothek Göttingen (EA)
  • 1996 Bibliothek. Goethe-Institut Budapest/H (EA)
  • 1998 Collection Dobermann. Kunsthalle Santa Cruz, Teneriffa/E (GA)
  • 2000 Homo bellicosus. Kiscelli Múzeum, Budapest/H (EA)
  • 2003 Arche. Pellerhaus, Nürnberg (EA)
  • 2005 Sommeil. Schlaf. Musée Arthur Rimbaud und Musée de l'Ardenne, Charleville/F (EA)
  • 2007 Schlaf. Stadtmuseum Siegburg (EA)
  • 2008 Wer bin ich? Kunstmuseum Erlangen (GA) [1]
  • 2009 M.A.C.I der Bär. Kunsthaus Reitbahn, Ansbach (EA)
  • 2011 Schlaf_Alvás. Kunstwerk Nippes, Köln (EA) kulturportal.de
  • 2012 A Vascora - das Abendmahl. MODEM Centre for Modern and Contemporary Arts, Debrecen/H (EA)

Krankheit und Tod

Seit 2009 wurde Botond durch eine Krebserkrankung und die damit verbundenen Therapien stark geschwächt. Botond starb am 27. Oktober 2010. [3]

Nachlaßverwalterin ist seine langjährige Lebensgefährtin und Mitstreiterin Lioba Pilgram, eine Musikpädagogin, die als Museumspädagogin im Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ) arbeitet. [4]

Am 3. März 2011 wurde in Budapest eine Botond-Gedenkausstellung eröffnet.[5]

Auszeichnungen

  • Kistner-Preis
  • 1979 Preis der 1. Ungarischen Goldschmied- und Kleinplastik-Quadriennale
  • 1993 NN-Kunstpreis (3. Preis)
  • 2007 NN-Kunstpreis (1. Preis)

Veröffentlichungen

Kataloge

  • Eine Form finden. 10 Bildhauer in Franken, Kunsthalle Nürnberg, 5. Juli - 17. August 1986; [Hrsg. Kunsthalle Nürnberg. Katalog-Nr. 69/1986. Redaktion Stefan Graupner, Wolfgang Horn. Kataloggestaltung Wolfgang A. Weber]. Nürnberg, 1986, 45 S., Auflage 700
  • HOMMAGE, ein Rauminstallations-Projekt, 1987/1990, Kunsthalle Budapest, 1990, 36 S.
  • Bibliothek. Ein Rauminstallations-Projekt 1987-1993 von Botond. Nürnberg, Galerie Schreiter, 1993, 76 S., zahlr. meist farb. Abb.
  • Die Kunstobjekte zum Nürnberger Friedensmahl 1999 von Botond, Historischer Rathaussaal Nürnberg. Texte Ingrid Koppelmann, Lioba Pilgram. Nürnberg, Selbstverlag des Künstlers, 2000, 56 S., Auflage 650
  • KAPU 2000 (TOR 2000), Budapest, 2000, 16 S.
  • Homo bellicosus, Botond. Fővárosi Képtár/Kiscelli Múzeum Budapest, Vorwort János Kurdy Fehér, 2000, 36 S., ISBN 9639340006 (Band 109 von Fővárosi Képtár katalógusai)
  • Botond - Schlaf, sommeil 2000 - 2005. Musée Arthur Rimbaud et Musée de l'Ardenne, Charleville-Mézières, 2005; Stadtmuseum Siegburg, 2007. Selbstverlag des Künstlers, 2005, 119 S., ISBN 3-00-016770-6 (Text dt. und franz.) - Inhaltsverzeichnis
  • Abendmahl. Ein Raum -Bild, Hrsg. Kunstwerk Nippes, Köln, 2009, 16 Seiten, 12 Abb., Auflage 250

Literatur

  • Martin Blättner: Geburt, Verrat, Tod. Zehn Bildhauer aus Franken in der Kunsthalle. In: Nürnberger Zeitung vom 5. Juni 1986
  • Claudia Bidner-Wunder: Brutalität hinter den Fassaden der Lustigkeit. Die Galerie in der Foerstermühle präsentiert neue Objekte des international renommierten Künstlers Botond. In: Fürther Nachrichten vom 3. Februar 2007 - FN
  • Birgit Ruf: Glücksschweine und Kampfhennen. So umfangreich wie noch nie: Sonderausstellung zum NN-Kunstpreis in Nürnberg. In: Nürnberger Nachrichten vom 11. Juli 2007 - NN
  • «Ein Panorama der Gemütszustände». Textauszüge aus den Laudationes auf die ausgezeichneten Maler und Bildhauer. In: Nürnberger Nachrichten vom 11. Juli 2007 - NN
  • Klaus Schrage: Kunstfreunde genießen das Beste aus Ateliers der Region. Großer Andrang bei Eröffnung der Ausstellung zum Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten - Freude über Erfolge des Nachwuchses. In: Nürnberger Nachrichten vom 14. Juli 2007 - NN
  • Birgit Ruf: Die Kunst war sein Leben. Trauer um Botond: Der NN-Kunstpreisträger ist mit 61 Jahren gestorben. In: Nürnberger Nachrichten vom 28. Oktober 2010 - NN

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ferenczi Botond. In: Institut für Auslandsbeziehungen ifa Künstlerdatenbank - kuenstlerdatenbank.ifa.de
    Ferenczi Botond - artfacts.net
  2. Botond, Biographie - http://botond1.de/pages/biografie.html
  3. Birgit Ruf: Die Kunst war sein Leben. Trauer um Botond: Der NN-Kunstpreisträger ist mit 61 Jahren gestorben. In: Nürnberger Nachrichten vom 28. Oktober 2010 - NN
  4. * Lioba Pilgram: Museumspädagogik als Praxisfeld Interdisziplinärer Ästhetischer Erziehung. In: Orff-Schulwerk, Heft Nr. 59, Winter 1997, S. 10-13
    • Lioba Pilgram: Beispiele aus der museumspädagogischen Praxis des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. In: Orff-Schulwerk, Heft Nr. 59, Winter 1997, S. 33-37 - orff-schulwerk
  5. Botond-Gedenkausstellung 3. März 2011 - kunstwerk-nippes.de

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