Christine Roth

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Christine Roth, geb. Schanderl, (* 1962 in Regensburg) ist eine Nürnberger Rechtsanwältin, die unter ihrem Geburtsnamen als Schülerin wegen einer „Stoppt-Strauß-Plakette“ bundesweit bekannt wurde.

Christine Roth, 10. Mai 2011
Foto: © Peter Roggenthin

Leben

Schule

Christine Schanderl besuchte das Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg. Im Bundestagswahlkampf 1980 protestierte sie am Albertus-Magnus-Gymnasium mit einem „Stoppt Strauß“-Anstecker auch im Unterricht gegen den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Franz Josef Strauß, den Kanzlerkandidaten der CDU/CSU-Opposition. Die Schulleitung forderte sie auf, den Button abzulegen, doch Christine Schanderl weigerte sich. Innerhalb weniger Wochen flog sie von der Schule.

Christine Schanderl klagte dagegen. Am 21. Mai 1981 entschied der Bayerische Verfassungsgerichtshof [1], Schanderl habe das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung auch in der Schule ausüben dürfen, weil das Grundrecht der Meinungsfreiheit nicht durch eine Allgemeine Schulordnung, sondern nur durch ein Gesetz eingeschränkt werden dürfe. Das besondere Gewaltverhältnis in den Schulen könne Grundrechte nicht einschränken. Die Meinungsfreiheit zähle mehr als der Schulfrieden. Der Bayerische Landtag mußte infolgedessen nicht nur die Schulordnung, sondern auch das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) vom 10. September 1982 neu beschließen.

Studium

Christine Schanderl studierte Jura und wurde Rechtsanwältin.

Christine Roth
Foto: © Peter Roggenthin

Beruf

Damit begann ein lebenslanger Kampf mit dem Freistaat Bayern, der sich offensichtlich an der erfolgreichen Anwältin rächen wollte. Immer wieder versuchte man, ihr Knüppel zwischen die Beine zu werfen: Man versuchte, ihre Anwaltszulassung zu torpedieren, verweigerte ihr den Beamtenstatus. Doch immer wieder bekam sie am Ende recht. So zuletzt im Juni 1997, als sie erfolgreich die Klage gegen den bayerischen Sonderweg beim § 218 vertrat.

Ehrenamtliches Engagement

Humanistische Union Banner.png

Anläßlich der Gründung eines Regionalverbandes Nordbayern der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union am 24. April 1999 in Nürnberg berichtete Rechtsanwältin Christine Roth von ihren vielfältigen Erfahrungen mit der Bayerischen Justiz. Sie kam zu dem Schluß, daß die Humanistische Union notwendig sei, um die sogenannte Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit kritisch zu hinterfragen. Sie wurde als Mitglied aufgenommen. [2]

„Menschenwürde achten – Bürgerrechte durchsetzen – Demokratie stärken“

Vorbild

Die Gymnasiastin Christine Schanderl, die in Bayern erfolgreich gegen das Verbot des Tragens einer Stoppt-Strauß-Plakette klagte, ist indirekt ein Vorbild für die Gymnasiastin Josephine Ahrens. Diese klagte beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg erfolgreich gegen die Rechtschreibreform, die sie nicht anwenden wollte.

Veröffentlichungen

  • Jürgen Strohmaier: Manfred Roeder - ein Brandstifter. Nachwort von Christine Schanderl. Stuttgart, Klopstockstr. 1: J. Strohmaier, 1982, 60 S. (Dokumente und Hintergründe zum Stammheimer Neofaschisten-Prozeß)
  • Laudatio auf Gerti Kiermeier, 27. Oktober 1997 - im Netz

Literatur

  • Sabine Pustet: Franz Josef Strauß und die freie Meinungsäußerung oder Der Teufel und das Weihwasser. Artikel in Schülerzeitungen über Franz Josef Strauß: zensiert!; Christine Schanderl und ihr Stopp-Strauß-Wapperl: entlassen! Eine Dokumentation der Jungen Presse Bayern e.V. und der Deutschen Jugendpresse e.V.. [Hrsg.: Junge Presse Bayern e.V., Landesverband der Bayerischen Jugendpresse; Deutsche Jugendpresse e.V., Bundesarbeitsgemeinschaft Jugendeigener Zeitungen. Verantw. im Sinne des Pressegesetzes: Sabine Pustet] - München: Jungen Presse Bayern (JPB). München: Deutsche Jugendpresse, [1982?], 39 S.
  • Hanno Kühnert: Verfassungsschutz und Bürgerrecht: Kaltgestellt. Der Fall Christine Schanderl. In: DIE ZEIT: Ausgabe 11 / 1991 - http://www.zeit.de/1991/11/Kaltgestellt?page=all (Christine Roth, ehemals Christine Schanderl, ... So bat sie ihren Rechtsanwalt, ihren heutigen Ehemann, Einsicht in die Akten zu nehmen.)
  • Christine Schanderl, eine Frau im Kampf gegen den Freistaat Bayern. In: Ex! Was die Nation erregte - Schlagzeilen der letzten Jahrzehnte mit Dieter Moor**** SWR 2002 http://www.swr.de/ex/themen/schand.html
  • Magdalena Köster: GegenPower. Zivilcourage, Mut & Engagement. Fotos von Jan Roeder. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2001, 189 Seiten, ISBN 3-423-78173-4 (dtv; 78173 : dtv-pocket-Reader)
  • Julia Fiederer: Regensburgerin stoppte Strauß! In: Regensburger Wochenblatt, Die Zeitung für alle (Landshut) vom 2. Juni 2011 - Wochenblatt

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. BayVerfGH, NJW 1982, 1089ff.
  2. Sophie Rieger: Gründung des Regionalverbandes Nordbayern am 24. April 1999 und Eintritt der Rechtsanwältin Christine Roth (geb. Schanderl) in die Humanistische Union. In: Mitteilungen Nr. 166, Juni 1999, der HU-Nachrichten (Humanistische Union), Regionalverband Nordbayern, Online-Ausgabe, Seite 62 - http://www.humanistische-union.de/index.php?id=1386&type=123&tx_ttnews[backPid]=1526&tx_ttnews[tt_news]=1153&cHash=2553701c6e

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