Eszett (Großbuchstabe)

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Der Artikel Eszett (Großbuchstabe) zeigt, aus welchen Gründen das Eszett als Großbuchstabe, auch Versal-Eszett genannt - seit dem 29. Juni 2017 in das Schulschreibregelwerk von 1996 ff. aufgenommen wurde.

Versal-Eszett
Das kleine Eszett

Zur Vorgeschichte

Das ß (Eszett) trat als einziger Buchstabe des deutschen Alphabets in der Regel nicht als Großbuchstabe auf. Um Mißverständnisse zu vermeiden, ließ die frühere Dudenrechtschreibung bis 1990 neben SS auch SZ zu. Diese Schreibweise sieht man in Architektenplänen: MASZSTAB 1 : 50). Sie ist unästhetisch. Im DUDEN hieß es:

„Die Verwendung zweier Buchstaben für einen Laut ist nur ein Notbehelf, der aufhören muß, sobald ein geeigneter Druckbuchstabe für das große ß geschaffen ist.“ (DUDEN, 1919)

Der DUDEN erschien bis 1941 in Frakturschrift. 1941 wurde der Duden auf Anweisung Hitlers von der deutschen Schrift auf die lateinische „Normalschrift“ (Antiqua) umgestellt.

Das große Eszett

Rat für deutsche Rechtschreibung

Auf Anfrage beim „Rat für deutsche Rechtschreibung“ antwortete Frau Dr. Kerstin Güthert:

„Der Großbuchstabe für <ß> ist im Jahre 2007 in ISO unter „1E9E“ aufgenommen worden und damit prinzipiell in den Schriftarten verfügbar. Word 2010 hält den Großbuchstaben in gängigen Schriftarten wie Times New Roman und Arial vor. Daneben darf ich Sie auf die Website von Herrn Ralf Herrmann verweisen. Herr Herrmann ist Typograph und hat sich eingehend auch mit der Darstellung des Großbuchstabens befasst. Unter http://www.typografie.info/3/Schriften/listen.html/empfehlenswerte-versaleszett-formen-in-groteskschriften-r61/ bietet er diverse Fonts zum Herunterladen des Buchstabens an.“

Die Antwort kam vom Institut für Deutsche Sprache Mannheim (IDS). Dieses vertritt den „Rat für deutsche Rechtschreibung“, der für sich in Anspruch nimmt, Herrscher über ein amtliches Regelwerk zu sein.

Kein Amtliches Regelwerk

Die Behauptung des „Rates für deutsche Rechtschreibung“, es handele sich um ein amtliches Regelwerk, stimmt nicht. Das klingt so, als hätten sich alle Schreibberufler inklusive der Journalisten einheitlich daran zu halten. Eine Einheitlichkeit gibt es nicht; denn gerade das kleine deutsch-schweizerische Alpenvolk hält sich nicht an das angebliche „amtliche Regelwerk“. Daß ausgerechnet ein Alpenvolk das Rucksack-ß nicht haben will, hängt damit zusammen, daß die Schreibmaschinentastaturen früher einmal durch die französischen Accents belegt waren: Accent aigu/grave/circonflexe.

  • Die Internationale Organisation für Normung (ISO) stellt eigene Schreibregeln auf.

Die zweite große Ausnahme ist die Deutsche Presse-Agentur. Sie hat eine eigene Presseorthographie:

  • Schweizer ss-Schreibung: Sie genießt in der Wikipedia einen Sonderstatus; denn Schweizer dürfen in der Wikipedia ihre eigene Schweizer SS-Rechtschreibung beibehalten.

Internationale Organisation für Normung

Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hatte - in den internationalen Zeichensätzen ISO-10646 und Unicode 5.1 - ein Zeichen für das große Eszett festgeschrieben: eine wichtige Neuerung, besonders für Buch- und Zeitungsverlage; denn in der Werbung wird häufig durchgehend in Großbuchstaben (Versalien) geschrieben, das heißt in der sogenannten Schrei-Schrift.

Typographen

Etwa seit Sommer 2008 war in den Medien und unter den Typographen von einem neu entworfenen, großen Eszett die Rede, eine Änderung, die bisher nicht Bestandteil der Schulschreibreform von 1996 ff. war. Neben Ralf Herrmann schrieb ein anderer Typograph dazu am 26. Juni 2008:

„Mich hat schon immer die Widersprüchlichkeit der Rechtschreibreform in Bezug auf ein SS z.B. in STRASSE, MASSE oder in LITFASSSÄULE gestört, insofern freue ich mich sehr über die Wiederbelebung des großen Eszett.“ [1]

Da Großbuchstaben meistens am Anfang eines Wortes erscheinen, dort aber nie ein Eszett auftritt, benötigte man normalerweise kein großes Eszett. Aber in der Werbung schreibt man häufig in der verpönten Schrei-Schrift, das heißt in Großbuchstaben. Die Regelung der Schulschreibreform von 1996 ff. sieht hierfür vor, dann sei ß durch SS wiederzugeben. Das führt zu den bekannten Deutungsschwierigkeiten bei Ausdrücken wie

  • „ROTWEIN IN MASSEN GENIESSEN“ (in Maßen oder in Massen?) Daran erinnert zum Beispiel Bastian Sick in seinem Buch »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod«.

Auch bei Eigennamen gibt es Verständnisschwierigkeiten wie

  • „AUFSESS“ (Aufseß oder Aufsess?), „CREUSSEN“ (Creußen oder Creussen?), „MATTHIAS DIESSL“ (Dießl oder Diessl?), „AUGUST GISS“ (Giß oder Giss?), „LENA GOESSLING“ (Goeßling oder Goessling?), „GÖSSWEINSTEIN“ (Gößweinstein oder Gössweinstein?), „LITFASS“ (Litfaß oder Litfass?), „LITFASSSÄULE“ (Litfaßsäule oder Litfasssäule?), „NUSSSCHALEN“ (Nußschalen oder Nussschalen?), „OSSNER“ (Oßner oder Ossner?), „SPIESS“ (Spieß oder Spiess?), „WEISS“ (Weiß oder Weiss?), „WEISSENBURG“ (Weißenburg oder Weissenburg?)

Schreibgebrauch (Usus)

Der langjährige Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung Hans Zehetmair wurde am 1. Januar 2017 abgelöst durch Dr. Josef Lange, Staatssekretär a.D., seinerzeit im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Unter seiner Führung wurde festgestellt, daß der Schreibgebrauch des Großbuchstabens für das <ß> bzw. Eszett in der Schreibwirklichkeit anders ist. Zum Beispiel hatten die Banken auch nach der Schulschreibreform von 1996 ff. in Eigennamen nie Doppel-s, sondern immer das kleine Eszett geschrieben.

Außerdem wird in den Personalausweisen in Versalien (Großbuchstaben) geschrieben. Da aber Eigennamen nicht verändert werden dürfen, ist ein großes Eszett erforderlich. Deswegen mußte das große Eszett neu aufgenommen werden. Für die Zulassung eines Großbuchstabens für <ß> gab somit der Schreibgebrauch - beziehungsweise der Usus - den Ausschlag.

Verwirrung durch Schweizer SS-Schreibung

Ein Journalist der Nürnberger Zeitung hätte gern die Schweizer SS-Schreibung für allgemeingültig erklärt:

„Die Schweizer kennen das Problem nicht: Die Tastaturen ihrer Computer und Schreibmaschinen enthalten kein „ß“. Fleissig schreibt das Alpenvolk ausserdem, Strasse und Füsse. Bei der Rechtschreibreform vor etlichen Jahren hätte man die Chance gehabt, die Schreibung nach der Art der Schweizer allgemeingültig werden zu lassen, aber die Schreibtraditionalisten jaulten laut auf und der Vorschlag wurde stillschweigend zu Grabe getragen." [2]

Kommentar: Besagter Journalist meint, das neue große Eszett sei eine „Erfindung für Bürokraten“. Es sei so verzichtbar wie ein Buckel. Doch allenfalls könnte man sagen, es sei eine Erfindung von „Bürokraten“ der Internationalen Organisation für Normung (ISO).
Schweizer Bürokraten zwangen den Schweizern und Liechtensteinern eine Doppel-S-Schreibung auf, nur weil die Tastatur der alten Schweizer französischen Schreibmaschinen früher einmal durch die französischen Accents belegt waren: Accent aigu/grave/circonflexe.
Die Rechtschreibreform wurde von Bundeskanzler Helmut Kohl über die Köpfe des deutschen Volkes hinweg diktatorisch durchgepeitscht. Der deutschen Bevölkerung wurden durch die Medienkonzerne Microsoft und Apple Schreibweisen aufgezwungen, die nicht dem allgemeinen Schreibgebrauch entsprechen. Der Widerstand gegen die Kohlsche Rechtschreibreform entstand in Nürnberg unter Friedrich Denk und Rolf Gröschner sowie an der Universität Erlangen vornehmlich durch die ehemaligen Rechtschreibreformer Peter Eisenberg und Horst Haider Munske und gipfelte im erfolgreichen Volksentscheid in Schleswig-Holstein. Wie schön und wichtig die ß-Schreibung mit dem Rucksack-ß ist, zeigen die Artikel Sexy-Eszett und Eszett als Lesehilfe. [Manfred Riebe]], 08.07.2017.

Problemfälle

  • Im Stadtlexikon Nürnberg ist das Autorenverzeichnis in Großbuchstaben gedruckt. Dadurch wird bei manchen Namen (mit Eszett oder mit Accent aigu) die richtige Schreibweise verfälscht.
  • Günter Grass oder GÜNTER GRASS? Der Nobelpreisträger hieß eigentlich Günter Graß.
  • Günter Stössel oder GÜNTER STÖSSEL? Er hieß eigentlich Günter Stößel. Der Standesbeamte hatte eine Schreibmaschine, auf der das Eszett fehlte.
  • Journalisten unterzeichnen ihre Kommentare in der Regel in Großbuchstaben.

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von LandratArmin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

Presse

  • Stephan Jansen / dpa: Duden hat neuen Buchstaben: Der neue Großbuchstabe Eszett wirft Fragen auf. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die offizielle Einführung eines großen Eszetts beschlossen. In: Web.de vom 29. Juni 2017 - web.de
  • fok/dpa: Neue Rechtschreibung Das ß wird groß. Was die deutsche Rechtschreibung betrifft, lernt niemand jemals aus. Denn immer wieder ändern sich die Regeln. Jetzt gibt es zum Beispiel einen neuen Buchstaben. In: Der Spiegel vom Donnerstag, 29. Juni 2017 - spiegel.de
  • dpa/KNA: Neue Rechtschreibregeln beschlossen. Das ß wird erwachsen. Als der Rat für deutsche Rechtschreibung 2004 antrat, den „Sprachfrieden“ herzustellen, herrschte ein wahrer Rechtschreibkrieg. Der ist inzwischen vorbei - nun hat der Rat einige neue Änderungen beschlossen. In: Der neue Tag vom 29. Juni 2017 - onetz.de
  • Rainer Schuldt: Eszett in Versalien ab sofort erlaubt – Rechtschreibung. Rechtschreibung: Hurra, wir bekommen einen neuen Buchstaben! Daran werden wir uns wohl noch gewöhnen müssen: Ab sofort gibt es einen neuen Großbuchstaben. Dazu gibt es weitere Änderungen in Sachen Rechtschreibung. In: Computer-BILD vom 29. Juni 2017 - computerbild.de
  • Stephan Jansen, dpa/kna: Neue Rechtschreibregeln. Das Eszett wird erwachsen. Das Eszett, auch „scharfes S“ genannt, war der einzige Buchstabe der deutschen Sprache, den es nur als Kleinbuchstaben gab. Doch jetzt wird alles anders. Der Rat für deutsche Rechtschreibunbg spendet uns ein großes Eszett. In: Nürnberger Zeitung Nr. 148 vom 30. Juni 2017, S. 1
    • FRIEDRICH G. STERN: Das große „ß“. Eine Erfindung für Bürokraten. In: Nürnberger Zeitung Nr. 148 vom 30. Juni 2017, S. 2 - Kopf des Tages

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * dt: Das große Eszett ist da. In: Design-Tagebuch vom 26. Juni 2008 - designtagebuch.de
  2. * FRIEDRICH G. STERN: Das große „ß“. Eine Erfindung für Bürokraten. In: Nürnberger Zeitung Nr. 148 vom 30. Juni 2017, S. 2 - Kopf des Tages

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