Gostenhof

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Gostenhof ist ein Nürnberger Stadtteil südwestlich der Altstadt.

Gostenhof 700 Jahre.png

Lage

Der gründerzeitlich-wilhelminische Stadtteil Gostenhof liegt im Südwesten von Nürnberg und erstreckt sich vom Plärrer in Richtung Fürth und reicht beiderseits der Fürther Straße bis zur heutigen Maximilianstraße nahe dem 1915 fertiggestellten Justizpalast.

Überblick

Gostenhof wurde 1825 eingemeindet. Es ist ein „multikultureller“ Stadtteil, der deshalb im Nürnberger Volksmund manchmal auch liebevoll als „Klein-Kreuzberg“ oder „Gostambul“ [1] bezeichnet wird. Dies kommt beispielhaft in einem Song des Nürnberger Liedermachers Günter Stössel zum Ausdruck: Seine Adaption des Klassikers „House of the rising sun“ lautet „Dou schdäihd a Haus in Gost'nhuf“.

Nach umfangreichen Sanierungen in den letzten Jahren hat Gostenhof sein ehemaliges negatives Image als Glasscherbenviertel („Gloosschärmvierdl“) verloren. Es genießt einen Ruf als kreatives Milieu, was sich neben den Bewohnern vor allem auch an den zahlreichen Kneipen, Gaststätten und kleinen Läden zeigt.

Zur Geschichte

Gostenhof war ursprünglich ein kleines Straßendorf. Die unmittelbar vor dem Spittlertor gelegene Vorstadt Gostenhof wurde erstmals 1311 erwähnt.

Das seinerzeit burggrafenländliche Dorf ging 1342 auf die Waldstromer als Lehen über. Dann gelangte Gostenhof in den Besitz der Stadt Nürnberg. 1477 erhielt Gostenhof ein reichsstädtisches Pflegeamt (Pflegamt Gostenhof). Das der Reichsstadt Nürnberg zustehende Hochgericht (Fraisch) wurde vom Ansbacher Oberamt Cadolzburg bestritten. Pfarrechtlich gehörte Gostenhof zu St. Lorenz.

In beiden Markgrafenkriegen wurde Gostenhof von den Nürnbergern niedergebrannt. Im Dreißigjährigen Krieg blieb dagegen die 1622 mit Wall und Graben befestigte Vorstadt unzerstört.

Der 1518 angelegte Rochusfriedhof ist heute einer der wenigen historischen Reste aus alter Zeit.

1796 wurde die gewerbereiche Vorstadt preußisch (Justiz- und Kammeramt Wöhrd und Gostenhof), 1806 bayerisch (provisorisch Justiz- und Kammeramt Gostenhof). Die 1810/18 gebildete Gemeinde wurde 1825 als Teil des Burgfriedens nach Nürnberg eingemeindet.

Im 17./18. Jahrhundert war die Vorstadt Gostenhof von Hesperidengärten umgeben. Sie behielt bis in das 19. Jahrhundert ihren ländlichen Charakter. 1824 wohnten 1.506 Einwohner in 116 Hauptgebäuden.

Drei große Ereignisse der deutschen Verkehrsgeschichte sind mit Gostenhof verbunden: Die Einweihung der Ludwigseisenbahn 1835 mit dem ersten Bahnhof Deutschlands in Gostenhof, die Inbetriebnahme des Ludwig-Donau-Main-Kanals 1843 und die Fertigstellung der bayerischen Süd-Nord-Bahn 1844. 1847 entstand das erste Nürnberger Gaswerk in Gostenhof, auf dessen Gelände 1913 das städtische Volksbad eröffnet wurde.

Gostenhof entwickelte sich zu einer ausgeprägten Handels- und Geschäftsvorstadt. Dies war zu einem erheblichen Teil jüdischen Hopfenhändlern zu verdanken. Im Jahre 1910 lebte etwa ein Drittel aller Nürnberger Juden in Gostenhof.

Von 1861 bis 1900 stieg die Einwohnerzahl von 2.147 auf 44.703. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg waren relativ gering. Am Plärrer entstand 1954 das Hochhaus der Städtische Werke Nürnberg GmbH (Plärrer-Hochhaus), 1961 daneben das Planetarium.

Heute umfaßt Gostenhof die Statistischen Bezirke 04 (Gostenhof), 05 (Himpfelshof) und 22 (Bärenschanze) mit insgesamt 24.146 Einwohnern (31.12.1997) aus über 40 Nationen.[2]

Literatur

  • Ludwig Eisen: Vor den Toren Alt-Nürnbergs. Nr. 1: Geschichte der Vorstadt Gostenhof und des Siechkobels St. Leonhard. Nürnberg: Lorenz Spindler, 1923, 48 S. (Fränkische Heimatschriften; Nr. 1)
  • Erich Mulzer: Die Außenviertel. Der gründerzeitlich-wilhelminische Stadtteil Gostenhof. In: Erich Mulzer: Baedeker Nürnberg - Stadtführer, 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - im Netz
  • Katrin Bielefeldt u.a.: Gostenhof, Muggenhof, Eberhardshof & Kleinweidenmühle. Geschichte eines Stadtteils; anläßlich des 125jährigen Jubiläums des Bürgervereins Gostenhof - Kleinweidenmühle - Muggenhof und Doos e.V.: Geschichte für Alle e.V. - Institut für Regionalgeschichte. Nürnberg: Sandberg-Verlag, 2005, 192 S., ISBN 3-930699-42-7, ISBN 3-930699-41-9 (Nürnberger Stadtteilbücher; Band 9)

Presse

  • Jo Seuß: „Himmel und Hölle“ soll in den Jamnitzerpark. Standort in Gostenhof gilt als sehr geeignet. In: Nürnberger Stadtanzeiger vom 3. August 2012 – Anzeiger
  • Jo Seuß: Dörflicher Charme mitten in der Großstadt. Zwischen Scherben, Kunst und Multikulti: Gostenhof ist ein besonderer Stadtteil — Angst vor Wandel. In: Nürnberger Nachrichten vom 6. August 2012 - NN
  • Stefan Gnad: Abschied vom Tassilo Theater in Gostenhof. Gerd Fischer schließt seine seit über 30 Jahren bestehende Kleinkunstbühne. Am Sonntag fällt der letzte Vorhang. Dann schließt das Tassilo Theater seine Pforten. Die Kellerbühne in der Sielstraße macht dicht. Damit tritt eines der ältesten Privattheater der Stadt ab. In: Nordbayern.de vom 22.März 2013 - nordbayern.de
  • Esther Krauss: Die schiefe Kreuzung hat sich gemausert. Gastronomie und Kunst beleben den Petra-Kelly-Platz in Gostenhof – Autos stören während der Rushhour. In: Nürnberger Zeitung Nr. 198 vom 28. August 2015, S. 29 – Plätze von A bis Z - Mehr Nürnberg
  • anz: Stadtspaziergang zum Selbermachen. Altstadtfreunde laden am Samstag zu einer Rallye durch Gostenhof. In: Nürnberger Zeitung Nr. 179 vom 4. Augist 2016, S. 30 - [ NZ]

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Gostenhof - mon amour e.V. - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Jo Seuß: Wie Gostenhof zu Gostanbul wurde. Herbert Liedel fotografiert das Viertel, in dem er aufwuchs. In: Nürnberger Stadtanzeiger Nr. 301 vom 30. Dezember 2009, S. 3 - Anzeiger
  2. * Hermann Rusam: Gostenhof. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8, S. 372 f. - im Netz

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