Herbert Maas (Mundartforscher)

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Herbert Maas (* 1. Mai 1928 in Nürnberg, † 24. November 2014 in Nürnberg) war ein promovierter Nürnberger Sprach- und Geschichtswissenschaftler, Mundartforscher, Heimat- und Sprachpfleger.

Herbert Maas und Lothar Kleinlein, Nürnberg, Kunst in der Scheune am 26. Juni 2008

Leben

Jugend, Ausbildung und Beruf

Herbert Maas wurde im Nürnberger Stadtteil St. Johannis geboren. Er wuchs „zweisprachig“ auf. Seine aus Griechenland stammende Mutter sprach hochdeutsch, sein Vater und seine Großmutter Johanna den Nürnberger Dialekt.

Von 1948 bis 1951 studierte Maas an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die Fächer Deutsch, Geschichte und Englisch für das Lehramt an höheren Schulen. Seine Liebe zur Sprache und zur Mundart führten ihn dazu, 1952 bei Professor Friedrich Stroh in Erlangen über „Das Nürnberger Scheltwort“ zu promovieren. Nach dem Studium war er als Lehrer zuerst am Realgymnasium Nürnberg (heute: Willstätter-Gymnasium), dann in Hersbruck, an der Knaben-Oberrealschule an der Kaiserstraße in Fürth (heute: Hardenberg-Gymnasium), am Hans-Sachs-Gymnasium in Nürnberg und schließlich bis 1988 als Studiendirektor am Martin-Behaim-Gymnasium in Nürnberg tätig.

Mundartforscher, Heimat- und Sprachpfleger

Auch während seiner Berufstätigkeit trieb Herbert Maas die Forscherlust zu immer neuen Sprachuntersuchungen. 1962 erschien unter dem Titel Wou di Hasn Hosn un di Hosn Husn haßn (Schreibweise später verändert) eine Sammlung Nürnberger Wörter, das erste Nürnberger Wörterbuch. Sein Werk wurde ein Nürnberger Bestseller. Es wuchs von 103 auf 309 Seiten in der 7. Auflage, 2001, weil Herbert Maas neue Forschungsergebnisse einfügte. Die Mundartschreibweise verfeinerte Herbert Maas nach und nach, wie man schon am Titel sieht. Ein weiteres Beispiel ist der „Beck“ (Bäcker) (2. Auflage, 1965), den Maas in der 6. Auflage 1992 „Begg“ schreibt.

Alle weiteren Bücher und Aufsätze haben fast immer die Stadt Nürnberg, ihre Geschichte, ihre Menschen und ihre Sprache zum Gegenstand. Herbert Maas schärfte so das Bewußtsein für die Nürnberger Mundart als Wesensmerkmal der eigenen Identität.

Zur Wirkungsgeschichte

So mancher schöpft Erkenntnisse aus den Büchern und Aufsätzen von Herbert Maas, z.B. aus den Veröffentlichungen in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg und im Stadtlexikon Nürnberg. Zu seinen bekannten Schülern gehört Günter Stössel, der seinem Lehrer Herbert Maas hin und wieder neue Mundartwörter lieferte und umgekehrt aus Maas' Mundartwörterbuch 500 Wörter für sein Fränggisch' Wördderbichla entnehmen durfte.

Herbert Maas bedankte sich in seinem Nürnberger Wörterbuch Wou di Hasn Hosn un di Hosn Husn haßn nicht nur bei Günter Stössel für umfangreiche Beiträge, sondern auch bei vielen anderen u.a. auch bei Dr. Hauke Stroszeck, dem Nürnberger Mundartdichter, der unter dem Pseudonym „Lothar Kleinlein“ bekannt wurde. [1]

Das Stadtlexikon Nürnberg tut sich etwas schwer mit der Erfassung der mundartlichen Ausdrücke, so wie Herbert Maas sie aufgezeichnet hat. So wird z.B. aus dem Bäiderlasbou ein „Peterlesbou“.

Auch das Franken-Wiki legt seine Forschungen zugrunde, vor allem sein Nürnberger Wörterbuch: „Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn“, um z.B. Mundartartikel dialektologisch und Brauchtums- und Ortskundeartikel wissenschaftlich zu belegen:

Ehrung

Zur Pflege des fränkischen Kulturgutes gehört auch die fränkische, mittelfränkische und Nürnberger Mundart. Die Stadt Nürnberg ehrte Dr. Herbert Maas, der sich wie kein zweiter der Erforschung der Mundart seiner Heimatstadt angenommen hat, mit der zweithöchsten Auszeichnung der Stadt, der Bürgermedaille 2006, mit der Begründung: „Dr. Herbert Maas ist mit seiner Arbeit als Sprach- und Geschichtswissenschaftler ein Heimatpfleger und Volksbildner im besten Sinne.“

Tod und Trauerfeier

Die Trauerfeier fand am Freitag, dem 28. November 2014, um 12 Uhr im Krematorium Westfriedhof, Halle I, statt. [2]

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly würdigte den Verstorbenen:

„Wir trauern um Dr. Herbert Maas, Träger der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg. Dr. Herbert Maas hat sich wie kein Zweiter der Erforschung der Mundart seiner Heimatstadt Nürnberg und auch deren Geschichte angenommen und schon 1962 das erste Nürnberger Wörterbuch unter dem Titel Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßnherausgebracht. Damit hat er sich bleibende Verdienste um die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt erworben. Die Stadt Nürnberg wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.“ [3]

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Werke (Auswahl)

Dissertation

  • Das Nürnberger Scheltwort. Erlangen, Phil. Fakultät, Dissertation vom 30. Juli 1951. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN). Band 43, Nürnberg, 1952, S. 361-483 - MVGN

Bücher

  • Wou di Hasn Hosn un di Hosn Husn haßn. Nürnberger Wörterbuch. Illustrationen: Toni Burghart. Nürnberg: Verlag Nürnberger Presse, 1962, 103 S.
    • Rezension Josef Pfanner: Herbert Maas: „Wou di Hasn Hosn un di Hosn Husn haßn. Ein Nürnberger Wörterbuch“. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 52, 1963/64, S. 581 f. - MVGN
  • Von Abel bis Zwicknagel. Lexikon deutscher Familiennamen. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1964, 189 S.; dtv Band 255
  • Wörter erzählen Geschichten. Eine exemplarische Etymologie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1965, 191 S., dtv Band 333
  • Hans Sachs und seine Zeit. Beiträge aus dem Hans-Sachs-Gymnasium in Nürnberg. Redaktion: Herbert Maas; Werner Kästner. Nürnberg: Hans-Sachs-Gymnasium, 1976, 58 S.
    • Rezension von Horst Brunner: Herbert Maas: Hans Sachs und seine Zeit. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 64, 1977, S. 360 f. - MVGN
  • Alte deutsche Weihnachtsbräuche. Vergessenes - Vergangenes - Lebendiges. Mit Ill. von Hermann Magg. Nürnberg: Deutscher Supplement-Verlag, 1978, 56 S.
  • Asuu und ned andersch. Deftiges und Deutliches über Nürnberger Wörter. Zeichnungen von Jules Stauber. Fotos von Erich Guttenberger. Nürnberg: Verlag Nürnberger Presse, 1991, 216, 10 S., ISBN 3-920701-82-8
    • Rezension von Robert Schuh: Herbert Maas: Asuu und ned andersch. Deftiges und Deutliches über Nürnberger Wörter. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN) Band 80, 1993, S. 259 f. - MVGN
  • Nürnberg - Geschichte und Geschichten für jung und alt. Mit Illustrationen von Fritz Henry Oerter. Nürnberg: Verlag Albert Hofmann, 1976, 224 S., 7. Auflage, Edelmann, Juli 2001, ISBN 3-87191-032-5
    • Rezension von Richard Kölbel: Herbert Maas: Nürnberg. Geschichte und Geschichten für jung und alt. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN) Band 64, 1977, S. 349-351 - MVGN
  • Benedict Wilhelm Zahn: Bäiderla af alli Subbm. Die Sprichwörtersammmlung des Benedict Wilhelm Zahn. Hrsg. von Michael Diefenbacher und Wiltrud Fischer-Pache. Bearbeitet von Herbert Maas. Im Selbstverlag des Stadtrats zu Nürnberg. Nürnberg: Edelmann, 1997, XXV, 237 S., ISBN 3-87191-240-9 (Edelmann) ISBN 3-925002-27-8 (Stadtarchiv Nürnberg) (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg; Band 27)
    • Rezension von Alfred Klepsch: Herbert Maas: Benedict Wilhelm Zahn: Bäiderla af alli Subbm. Die Sprichwörtersammmlung des Benedict Wilhelm Zahn. Nürnberg: Edelmann, 1997. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 89, 2002, S. 273-275 - MVGN

Artikel

  • Das Willsche Idiotikon, eine historische Untersuchung von Nürnberger Mundartwörtern. Ein Beitrag zur Arbeit am Ostfränkischen Wörterbuch. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN) Band 49, 1959, S. 361 - 438 - MVGN
  • Woher der Trempelmarkt seinen Namen hat. In: MVGN Band 64, 1977, S. 318 - 320 - MVGN
  • Grübel aus heutiger Sicht. In: Grübel's sämmtliche [sic] Werke. Neu herausgegeben von Georg Karl Frommann. Nürnberg: Ludwig Schmid's Verlag 1857. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1857. Neustadt an der Aisch: Verlag für Kunstreproduktionen Christoph Schmidt 1984, ISBN 3-923006-43-8, 17 unbezifferte Seiten
  • Die Etymologie des Wortes Sutte, eine harte Nuß für die Sprachforschung. In: MVGN Band 76, 1989, S. 149 - 160 - MVGN
  • Ist Nürnberg „die Burg des Noro“ oder die Burg auf dem Felsberg? In: MVGN Band 77, 1990, S. 1-16 - MVGN
  • Warum die Kartoffel im Raum von Nürnberg und Erlangen „Potacke“ heißt. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung. Jg. 39 (1991), S. 227-247
  • Der Name Nürnberg in Sprichwörtern, Redensarten und Bezeichnungen. In: MVGN Band 79, 1992, S. 1-59 - MVGN
  • Schembart und Fasnacht. Eine Rückkehr zu alten Deutungen. In: MVGN Band 80, 1993, S. 147 - 159 - MVGN
  • Neujahrswünsche und Neujahrsgespräche in Nürnberger Mundart 1760-1800. In: MVGN Band 89, 2002, S. 67

Artikel im Stadtlexikon Nürnberg

Wichtige Buchbesprechungen (Auswahl)

  • Wolf-Armin Freiherr Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Verlag C.H. Beck, München 1986, 456 S. mit einer Karte. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 74, 1987, S. 285 f. - MVGN
  • Johannes Müller: Schwert und Scheide. Der sexuelle und skatologische Wortschatz im Nürnberger Fastnachtspiel des 15. Jahrhunderts. Zugleich: Dissertation Universität Zürich 1987/88. (Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700, Band 2). Bern, Lang-Verlag 1988, 228 S., ISBN 3-261-03849-7. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 76, 1989, S. 361 - 363 - MVGN

Literatur

  • HERBERT MAAS, 38, Oberstudienrat an einem Fürther Gymnasium, veröffentlichte im Münchner „Deutschen Taschenbuch Verlag“ ein „Lexikon deutscher Familiennamen“. In: DER SPIEGEL 12/1966 vom 14. März 1966, S. 158 - spiegel.de

Video

  • „Dej Baa, dej Baa“ - Das Revival der Peterlesboum. Hochgeladen von Medienwerkstatt Franken PLUS am Donnerstag, 17. Januar 2013, von texxtorr am 06.07.2014 - vimeo.com Darin auch Herbert Maas.

Presse

  • Todesanzeige: Dr. Herbert Maas * 1.5.1928, † 24.11.2014. In stiller Trauer: Juliane Maas, Dr. Eva Maas-Doyle mit Familie, Bernd Maas mit Familie. In: Nürnberger Zeitung Nr. 274 vom 27. November 2014
  • Clemens Helldörfer: Herbert Maas starb im Alter von 86 Jahren. Tiefer Blick in die Nürnberger Seele. In: Nürnberger Zeitung Nr. 274 vom 27. November 2014, S. 9 - [NZ]
  • Wir trauern um Dr. Herbert Maas, Träger der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg. Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly. Oberbürgermeister. In: Nürnberger Zeitung Nr. 274 vom 27. November 2014

Querverweise

Netzverweise

  • Pressemitteilung der Stadt Nürnberg, Nachrichten aus dem Rathaus Nr. 428 vom 10. Mai 2006 - Bürgermedaille der Stadt Nürnberg 2006 - im Netz
  • Ulrich Maly: Laudatio auf Herbert Maas anläßlich der Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg 2006 am 16. Juli 2006 - PDF-Datei

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Herbert Maas: 'Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn. Ein Nürnberger Wörterbuch. 7., ergänzte Auflage. Nürnberg: Verlag Nürnberger Presse, 2001, 309 S., ISBN 3-931683-07-9, S. 294
  2. Todesanzeige: Dr. Herbert Maas * 1.5.1928, † 24.11.2014. In stiller Trauer: Juliane Maas, Dr. Eva Maas-Doyle mit Familie, Bernd Maas mit Familie. In: Nürnberger Zeitung Nr. 274 vom 27. November 2014
  3. Wir trauern um Dr. Herbert Maas, Träger der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg. Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly. Oberbürgermeister. In: Nürnberger Zeitung Nr. 274 vom 27. November 2014

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