Industriegut Hammer

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Tümmels, 1986

Hammer ist ein historisches Industriegut, das am Rande des Nürnberger Stadtteils Laufamholz liegt. In „Hammer“ wurde eine Hammermühle als Messingwerk betrieben.

Einführung

In der Zeit der Frühindustrialisierung entstanden entlang der Pegnitz mit Wasserkraft betriebene Mühlen, Papiermühlen, Getreidemühlen und Hammermühlen. Sie dienten zuletzt auch der Stromerzeugung. Solche historischen Mühlen gibt es im Industriemuseum Lauf ebenso wie im Freilandmuseum Bad Windsheim zu sehen. Auch auf dem sogenannten „Mühlenweg“ kann man solche historischen noch funktionierenden Mühlen erleben. Bei Anmeldung werden sie eigens für Schulklassen oder Mitglieder von Heimatvereinen in Gang gesetzt.

Im Industriegut Hammer befand sich eine Hammermühle. Im Hammerwerk oder Messingwerk wurden mittels der Hämmer Draht und feinste Bleche hergestellt. Insbesondere die Hammermühlen machten gute Geschäfte, so auch das Messingwerk in „Hammer“.

Zur Geschichte

Die Energie für das Messingwerk lieferte eine Mühle an der Pegnitz, die direkt an dem Gelände vorbeifließt. Dieses wurde 1492 erstmals urkundlich erwähnt, um 1820 war das Messingwerk der größte Industriebetrieb der Region. Zu dieser Zeit lebten hier 120 Menschen, denn Hammer war zugleich auch ein kleines Dorf: Zum Messingwerk gehörte neben den Wohnhäusern auch eine eigene Schule und ein Wirtshaus. Die Sandstein- und Fachwerkhäuser werden teilweise heute noch bewohnt.

Vom Pegnitztal aus wurde einst Feingold und Messing bis in den Orient geliefert. Der Exportschlager waren extrem dünne Messingfolien von gerade einmal 0,02 Millimetern, die für die Dächer und Giebel von Tempeln verwendet wurden. Das Werk hatte deshalb Generalvertretungen in Kalkutta und Bombay. In der Mitte des Dorfplatzes steht heute noch ein Obelisk mit ägyptischen Hieroglyphen. Diese Nachbildung eines Obelisken aus Konstantinopel ist ein Andenken an die Geschäftsreisen des Werkseigners Johann Christoph Volkamer. Er ließ den Steinpfeiler zunächst im Volkamerschen Hesperidengarten in Gostenhof aufstellen. 1861 wurde der Obelisk nach Hammer versetzt. Die heute mit einer Friedenstaube versehene Kriegssäule gilt als Wahrzeichen von Hammer. Das gesamte Areal ist in Europa einzigartig.

Eine frühe Errungenschaft für die Arbeiter im Fabrikgut Hammer waren die weitreichenden Sozialleistungen. Bereits vor 200 Jahren, lange vor den Bismarckschen Sozialversicherungsgesetzen, gab es dort etwa eine Witwen- und Waisenrente. Dafür mußten die Arbeiter aber ein Gelübde ablegen, die Geheimnisse der Messingherstellung niemals an Auswärtige zu verraten. Sie selbst durften das Gelände nur mit Erlaubnis des Besitzers verlassen. Sogar eine niedere Gerichtsbarkeit wurde der Industrieanlage im Nürnberger Stadtteil Laufamholz zeitweise zuerkannt: Geringe Vergehen wie Raufereien durften innerhalb der Siedlungsmauern geregelt werden. Dieses Privileg hat Ludwig I. später abgeschafft.

1977 erwarb die Nürnberger Energiegesellschaft EWAG (Vorläufer der heutigen N-Ergie) das Gelände und restaurierte viele Gebäude. Die Wasserkraft der Pegnitz, mit der die Walzwerke einst betrieben wurden, wird heute von einem Flußkraftwerk zur Stromproduktion genutzt. Bereits ab 1894 beherbergte das Industriegut neben dem Messingwerk zugleich auch Nürnbergs älteste Stromversorgung. Schon 20 Jahre später war ein Stromnetz aufgebaut, das 76 Ortschaften bis hin zum Moritzberg mit Strom versorgte. Kein Wunder also, daß schließlich die EWAG und später die N-Ergie Eigentümer des Geländes im Wasserschutzgebiet Erlenstegen wurden.

Das gesamte Ensemble steht seit 1977 unter Denkmalschutz. 1992 wurde das sogenannte Uhrenhaus nach seiner Sanierung als Museum in Betrieb genommen. Der Sandsteinquaderbau mit einem Fachwerkobergeschoß diente einst als Wohnhaus mit acht Arbeiterwohnungen. Heute wird dort mit Urkunden und Schriften, Werkzeugen und Produkten auf 160 Quadratmetern Ausstellungsfläche die über 600jährige Geschichte des Fabrikdorfes Hammer dokumentiert.

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

  • Günther P. Fehring und Anton Ress (†): Die Stadt Nürnberg. 2. Auflage, bearbeitet von Wilhelm Schwemmer. München; Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1977, unveränderter Nachdruck 1982, 599 S., ISBN 3-422-00558-7 (Bayerische Kunstdenkmale; 10), hier: S. 354 f.
  • Thomas Funk: Hammer – Ein teures Kleinod. Die Sorgen der EWAG mit Nürnbergs ältester Industrieansiedlung. In: Nürnberg Heute, Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 32, Juli 1982, S. 47-53
  • Ansgar Wittek: Der Nürnberger Vorort Laufamholz. Herrensitz, Bauerndorf, Stadtteil mit dem mittelalterlichen Fabrikort Hammer. Hrsg.: Vorstadtverein Nürnberg-Laufamholz e.V. - Nürnberg-Laufamholz: Vorstadtverein, 1984, 240 S.
  • Hans Wolfram Lübbeke, Michael Petzet, Otto Braasch: Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler. In: Denkmäler in Bayern. Band 5. Hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1986, 588 S., ISBN 3-486-52396-1; hier: S. 106 f. - im Netz
  • Centrum Industriekultur Nürnberg (Hrsg.): Räder im Fluß. Die Geschichte der Nürnberger Mühlen. Mitverfasser: Jürgen Franzke ... Nürnberg: Tümmels, 1986, 317 S., ISBN 978-3-921590-04-1; ISBN 3-921590-04-3 Aufsatzsammlung.; hier: Seiten 49-52 - Inhaltsverzeichnis
  • Christian Koch [Redaktion]: Leben und Arbeiten im Fabrikgut Hammer, eine Ausstellung zur Geschichte und Technik der spätmittelalterlichen Industriesiedlung Hammer und zur Entwicklung von Laufamholz; [Ausstellung im Uhrenhaus Hammer] / EWAG Trinkwasser. Nürnberg: Tümmels, 1994, 71 S., ISBN 3-921590-19-1
  • Nikolaus Bencker: Hammer in Nürnberg-Laufamholz. Neue Erkenntnisse zum Baubestand einer frühindustriellen Fabrikanlage aus dem 16. Jahrhundert. Nürnberg: 2005

Presse

  • Erik Stecher: Mit dem Drahtesel zur Messingfabrik. Radtour zum historischen Fabrikgut Hammer. In: nordbayern.de vom 6. Juli 2006 - nordbayern.de
  • Alfred Bachmann: Winterwanderung entlang der Pegnitz nach Röthenbach. Auf geschichtsträchtigen Pfaden unterwegs. In: Nürnberger Zeitung Nr. 37 vom 14. Februar 2009, S. 32 - NZ
  • gs [= Gabi Eisenack]: N-Ergie informiert über Wasserkraft. Info-Tage im alten Industriegut Hammer. In: Nürnberger Zeitung Nr. 240 vom 17. Oktober 2009, S. 10 - NZ
  • Gabi Seitz: Eine Kindheit wie im Paradies. Zu Besuch im Fabrikgut Hammer. In: Nürnberger Zeitung Nr. 241 vom 19. Oktober 2009, S. 7 - NZ

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

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