Karl Leipziger

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Karl Leipziger (* 20. August 1925 in Karlshuld bei Neuburg an der Donau, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen/Obb., † 1. Januar 2009 in Kempten im Allgäu) war evangelischer Pfarrer, promovierter Theologe, Landespfarrer und Geschäftsführer der Diakonie Bayern und Mitglied des Bayerischen Senats (MdS).


Karl Leipziger
Leipziger Helfen in Gottes Namen.jpg

Leben und Wirken

Herkunft und Familie

Karl Leipziger ist der Sohn eines Lehrers, der in Füssen aufgewachsen war. Karl Leipziger kam in Karlshuld (Donaumoos) zur Welt. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er aber in Augsburg, wo sein Vater Lehrer war. [1]

Karl Leipziger war in erster Ehe mit Marianne, geb. Kesel, aus Kempten verheiratet. Nach ihr ist das Marianne-Leipziger-Haus in Nürnberg benannt, eine Übergangseinrichtung der Stadtmission Nürnberg für Menschen mit einer seelischen Erkrankung. Das Ehepaar hat zwei Söhne: Klaus und Wolfgang.

Schule und Kriegsdienst

Karl Leipziger besuchte das Humanistische Gymnasium St. Anna in Augsburg. 1943 wurde der 18jährige Gymnasiast einzogen und leistete bis 1945 Kriegsdienst. Nach einer schweren Verwundung im März 1945 entschloß er sich zum Theologiestudium.

Studium und Promotion

Von 1945 bis 1949 studierte er an der Universität Erlangen Theologie. 1949 legte er die 1. und 1952 die 2. theologische Prüfung ab.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit absolvierte er an der Universität Erlangen ein Promotionsstudium. Sein Doktorvater war der Professor für Systematik und neutestamentliche Theologie, Dr. theol. Paul Althaus (1888-1966). 1958 wurde Leipziger an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen mit einer Doktorarbeit über „Die Lehre vom Heiligen Abendmahl im 19. Jahrhundert innerhalb der evangelischen Theologie“ zum Dr. theol. promoviert. Zweiter Referent war der Professor für Systematische Theologie Dr. theol. Walter Künneth (1901–1997).

Berufliche Laufbahn

Vikariat

Am 5. Oktober 1949 wurde Leipziger ordiniert und war von 1949 bis 1953 Stadtvikar in Nürnberg.

Marianne Leipziger

Marianne Leipziger

1950 heiratete Karl Leipziger Marianne Kesel (* 27. Juli 1926 in Kempten/Allgäu, † 8. Mai 1987). Als Pfarrfrau arbeitete sie ehrenamtlich in Kirche, Stadtmission und Diakonie.

Pfarramt

Nach seiner 2. theologischen Prüfung 1952 war Leipziger von 1953 bis 1961 Pfarrer in Kaltenbrunn im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im Dekanat Thalmässing.

Leiter der Stadtmission Nürnberg

1961 wechselte er nach acht Jahren im Gemeindepfarramt als 2. Pfarrer zur Stadtmission Nürnberg, die er von 1962 bis 1971 leitete. Dort baute er die erste Telefonseelsorge in Bayern auf. Anschließend war er ehrenamtlich von 1972 bis 1978 1. Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission.

Marianne-Leipziger-Haus

Die Erlebnisse Marianne Leipzigers im Krankenhausbesuchsdienst führten sie zu einem herausragenden Engagement für Menschen mit einer seelischen Erkrankung.

1972 gründete sie zusammen mit der Sozialarbeiterin Friedl Häfner und Luise Amthor den Patientenclub „Stehaufmännle“, eine Anlaufstelle für entlassene Psychiatriepatienten. Diese Gruppe war ihre diakonische Antwort auf die Frage, wo seelisch erkrankte Menschen nach einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik bleiben und Hilfe finden konnten. Sie war der Anfang aller sozialpsychiatrischen Arbeit der Stadtmission in den kommenden Jahrzehnten und entwickelte Einfluß auf die Stadt Nürnberg und die bayerische Diakonie.

Marianne Leipziger wußte, wo die Menschen der Schuh drückt. Mit ihrem großen Einsatz, ihrer liebevollen Zuwendung und tatkräftigen Hilfestellung wirkt sie bis heute beispielhaft.

1982 erbte die Stadtmission das Gebäude Bucher Straße 56 zur „sozialen Nutzung“. Bis 1986 wurde es mit Mitteln des Freistaats Bayern, des Bezirks Mittelfranken und der Stadtmission umgebaut. Einziehen sollte die seit 1978 bestehende Übergangseinrichtung „V 9“ für Menschen mit einer seelischen Erkrankung. 1986 bezog die Übergangseinrichtung das Gebäude. Es erhielt den Namen „Marianne-Leipziger-Haus“.

1986 endete Marianne Leipzigers segensreiche Arbeit durch ihre Übersiedlung in die Heimatstadt Kempten. Marianne Leipziger starb mit 61 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit am 8. Mai 1987. Ihr Grab befindet sich auf dem protestantischen Friedhof unter der Burghalde in Kempten. [2]

Leiter der Diakonie Bayern

Vom 1. Juni 1971 bis zum Eintritt in den Ruhestand am 1. Juni 1986 leitete Karl Leipziger als Landespfarrer und Geschäftsführer das Diakonische Werk Bayern (Landesverband der Inneren Mission e.V.), Nürnberg, (heute Präsident des Diakonischen Werkes), den zweitgrößten bayerischen Wohlfahrtsverband.

Bayerischer Senat

Vom 1. Januar 1978 bis 31. Juli 1995 war Leipziger als Vertreter der freien Wohlfahrtspflege Mitglied des Bayerischen Senats und vertrat im Bayerischen Senat die Belange der Diakonie.

Zunächst war er von 1978 bis 1995 Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und des Ausschusses für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik, darin 1. stv. Vorsitzender von 1988 bis 1995.

Von 1990/1990 war er Mitglied des Finanz- und Haushaltsausschusses und anschließend vom 27. Juni 1991 bis 1995 Mitglied des Hauptausschusses. Von 1994 bis 31. Juli 1995 war er Schriftführer Präsidiums.

1995 wurde der Senat abgeschafft.

Ehrenämter, Mitgliedschaften

  • Mitglied des Martin-Luther-Vereins in Bayern und Herausgeber der Sendbriefe des MLV
  • 28.1.1988-22.2.1990 Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung (stellv. Mitglied)
  • 22.2.1990-31.7.1995 Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung (ordentliches Mitglied)

Ruhestand

Seit seinem Eintritt in den Ruhestand 1986 lebte Leipziger mit seiner Frau Marianne, geb. Kesel, die aus Kempten stammte, in der Stadt Kempten im Allgäu. Sie wohnten Freudental 13. Marianne Leipziger starb nach kurzer schwerer Krankheit bereits im Mai 1987.

Der Witwer heiratete 1988 Irmgard Ellinger.

In den ersten zehn Jahren seines Ruhestandes war Leipziger in der St.-Mang-Kirche, aber auch in der Diaspora ein geschätzter Prediger. Zusammen mit seiner zweiten Frau Irmgard half er bei der Gestaltung der ökumenische Bibelwoche.

Bei der Feier zum 75. Geburtstag am 20. August 2000 würdigte ihn der evangelisch-lutherische Dekan von Kempten Hans Gerhard Maser,[3] Dr. Karl Leipziger sei bei seiner Tätigkeit stets Mensch und Pfarrer geblieben. Er habe sich um die Belange der Diakonie gekümmert und um Menschen, die Hilfe brauchten. Auch über den Ruhestand hinaus sei er mit seiner Erfahrung im bayerischen Senat für die Belange der Benachteiligten in unserer Gesellschaft eingetreten.

Anläßlich seines 80. Geburtstags am 20. August 2005 würdigte ihn auch der Oberbürgermeister der Stadt Kempten, Dr. Ulrich Netzer. Er nannte Leipziger einen verdienten Bürger Kemptens. Er bedanke sich für das viele Gute, das Leipziger bewirkt habe. Gerade im sozial- und kulturpolitischen Bereich habe sich der Leipziger besonders engagiert und stets den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens gestellt. Die Erfahrung des früheren Landespfarrers war bis zuletzt auch bei der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde gefragt – beispielsweise als es um die Umgestaltung der St.-Mang-Kirche ging.

Tod und Trauerfeier

Karl Leipziger starb am 1. Januar 2009 im Alter von 83 Jahren. Die Trauerfeier fand am Freitag, 9. Januar, um 12 Uhr in der St.-Mang-Kirche in Kempten statt. Anschließend war die Beerdigung auf dem Friedhof Unter der Burghalde.[4]

Auszeichnungen

  • 1980 Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste
  • 1985 Ehrendoktorwürde, Dr.h.c., der Theologischen Akademie Budapest
  • 1985 Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
  • 1991 Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
  • Bayerischer Verdienstorden

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Veröffentlichungen

Dissertation

  • Die Lehre vom Heiligen Abendmahl im 19. Jahrhundert innerhalb der evangelischen Theologie. Universität Erlangen, Theol. Fakultät, Dissertation vom 11. Juli 1958, 236 gez. Bl. [Maschinenschrift]

Bücher

  • Hrsg.: Martin LUTHER-Verein in Bayern, Diaspora in 2 Erdteilen. Neuendettelsau: Freimund, 1960
  • Christliches ABC heute und morgen. Praktischer Ratgeber für Lebensfragen und Lebenshilfe. Mitarbeit: Karl Leipziger, Bad Homburg: DIE-Verlag H. Schäfer, 1978, ISBN 3-8138-0000-8 (Loseblatt-Sammlung)
  • Hrsg.: Handbuch Diakonie in Bayern. Das Adressen- und Nachschlagewerk für die bayerische Diakonie. Hrsg. vom Diakonischen Werk der Evang.-Luth. Kirche in Bayern. [Für den Inhalt verantwortlich: Karl Leipziger] Stand: 1. November 1984. Nürnberg: Diakon. Werk der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, 1984, 588 S.
  • Hrsg.: Helfen in Gottes Namen. Lebensbilder aus der Geschichte der bayerischen Diakonie. Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. München: Claudius-Verlag, 1986, 420 S., ISBN 3-532-62043-X (Verlagstext: Über 150 Jahre hat die Innere Mission Bayerns, das spätere Diakonische Werk, das soziale und kirchliche Leben dieses Landes mitgestaltet. Die hier unter thematischen Gesichtspunkten zusammengestellten Lebensbilder geben einen ersten Überblick über dieses bedeutsame Kapitel bayerischer Geschichte.
    Inhalt: Horst Weigelt: Karl von Raumer 1783-1865. Karitatives und soziales Engagement; Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Julius Schunck 1822-1857. Leben und Werk für die Erziehungsdiakonie; Theodor Schober: Wilhelm Löhe 1808-1872. Gestalter der Inneren Mission im Sinne der Lutherischen Kirche; Hans-Joachim Katt: Friedrich Boeckh 1845-1914. Der Leiter eines Mutterhauses; Erika Ruckdäschel: Therese Stählin 1839-1928. Oberin in Neuendettelsau; Hugo Maser: Karl Buchrucker 1824-1899. Der Gründer des Landesvereins für Innere Mission; Hugo Maser: König Maximilian II. 1811-1864. Förderer privater Liebestätigkeit als Gründer des St.-Johannis-Vereins; Walter Rupprecht: Hermann von Bezzel 1861-1917. Sein Beitrag zum Verständnis der Diakonie und ihrer Gestaltung; Gerhard Wehr: Karl Nicol 1886-1954. Im Dienst der männlichen Diakonie; Gudrun Diestel: Antonie Nopitsch 1901-1975. Die Fürsprecherin der Frauen und Mütter; Ernst Öffner: Helmut Kern 1892-1941. Der Volksmissionar; Horst D. Stanislaus: Hans Lauerer 1884-1953. Rektor zwischen zwei Weltkriegen; Hans Wiedemann: Den Unbekannten einen Namen geben.)

Aufsätze

  • Heilsame Begegnungen, Predigt über Joh. 5, 1-16. In: Zeichen der Hoffnung und Liebe, 1984, S. 57-61
  • Totenehrung 19.7.1969; Totengedenken 1986. In: Nachrichtenblatt der Societas Annensis, Augsburg, Jg. 17 (1969) S. 61 ff; Jg. 34 (1988) S. 49-52
  • Soziale Sicherung und christliche Verantwortung. In: Uttenreuther Blätter, Jg. 63, Heft 2, Erlangen 1994, S. 8-17

Literatur

  • Heinz Miederer: Seelsorger auf Chefsessel. Zum Abschied von Landespfarrer Karl Leipziger. In: Sonntagsblatt Nr. 22 vom 1. Juni 1985
  • Hans Flierl: Ein Jahrhundert Diakonie in Bayern. Werk der Kirche und Wohlfahrtsverband. München: Claudius-Verlag, 1988, 229 S., ISBN 3-532-62073-1
  • Gerlinde Wimmer: Über den Theologen und Senator Dr. Dr.h.c. Karl Leipziger. In: Das schöne Allgäu 9/1988, S. 13 f.
  • is: In der Zweiten Kammer über 17 Jahre >zu Hause<. Dr. Karl Leipziger blickt zurück: Ich war gern Senator. In: Allgäuer Zeitung Nr. 180 vom 7. August 1995
  • is: Ein Leben im Dienst der Diakonie. Dr. Karl Leipziger 70. In: Allgäuer Zeitung Nr. 190 vom 19./20. August 1995
  • Hans Gerhard Maser: Rede zum 75. Geburtstag, Kempten, 2000
  • sz: Kempten. Dr. Karl Leipziger ist gestorben. In: Schwäbische Zeitung vom 5. Januar 2009 - schwaebische.de
  • Ehemaliger Diakonie-Chef Karl Leipziger gestorben. Trauerfeier in Kempten. In: Diakonie Bayern vom 7. Januar 2009 - diakonie-bayern.de
  • Marlies und Ulrich Gampert: Pfarrer mit Leib und Seele. Nachruf Dr. Leipziger. In: Gemeindebrief der St.-Mang-Kirche, Ostern 2009, S. 14
  • Katrin Kasparek:[5] Stadtmission Nürnberg - 125 Jahre Hilfe im Leben. Hrsg.: Stadtmission Nürnberg e.V. und Geschichte für Alle e.V. - Institut für Regionalgeschichte. Nürnberg: Sandberg-Verlag, 2010, 167 S., ISBN 978-3-930699-65-0 - Inhalt

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Gymnasium bei St. Anna (Augsburg) - Wikipedia
  • Liste der Mitglieder des Bayerischen Senats - Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. is: Ein Leben im Dienst der Diakonie. Dr. Karl Leipziger 70. In: Allgäuer Zeitung Nr. 190 vom 19./20. August 1995
  2. Die Namenspatronin Marianne Leipziger (1926 – 1987). In: Herzlich willkommen im Marianne-Leipziger-Haus - stadtmission-nuernberg.de
  3. Dekan Hans Peter Maser. Dekanate in Bayern. In: Sonntagsblatt, evangelische Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 46/2013 vom 10. November 2013 - sonntagsblatt-bayern.de
  4. sz: Kempten. Dr. Karl Leipziger ist gestorben. In: Schwäbische Zeitung vom 5. Januar 2009 - schwaebische.de
  5. Katrin Kasparek, Bielefeldt (Ehename) (* 1975 in Neuendettelsau), Sozialpädagogin, Wiss. Mitarbeiterin, Geschichte Für Alle e.V.

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